„Max Weber gilt heute nicht nur als einer der bedeutendsten deutschen Sozialwissenschaftler, er zählt darüber hinaus zu den wirkungsvollsten Denkern des zwanzigsten Jahrhunderts.“
(Käsler 1995: 7)
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist das Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ von Max Weber (1864-1920), das sich mit den „wechselseitigen Beziehungen von Gesellschaft, Recht, Religion, Wirtschaft und Herrschaft beschäftigt (Käsler, 1995: 219). Zentral soll es dabei um die von Weber erarbeitete Begrifflichkeit der sogenannten hierokratischen Herrschaft gehen. Dieser Herrschaftstypus, der eine mögliche Organisationsstruktur von Herrschaft darstellt, soll die Grundlage bieten für eine nähere Betrachtung des Wirkens von Bartolomé de Las Casas, der sich als Verteidiger der indianischen Urbevölkerung zur Zeit der spanischen Eroberungen in Lateinamerika einen Namen gemacht hat.
Im ersten Kapitel soll zunächst ein Überblick über das politische Geschehen gegeben werden, das ausschlaggebend war für die Entdeckungsfahrt des Christoph Columbus. Außerdem werden kurz die Auswirkungen dieses bedeutenden Ereignisses geschildert. Das zweite Kapitel soll einen groben Einblick in das Leben Las Casas’ geben.
Die Darstellung der Merkmale hierokratischer Herrschaft nach Max Weber sowie eine knappe Erläuterung seiner Methodik im dritten Kapitel dient dazu, im Anschluss zu untersuchen, inwiefern Las Casas’ Einsatz für die Indios als eine derartige Form der Herrschaft gedeutet werden kann oder nicht. Bei dieser Betrachtung fallen immer auch die politischen Rahmenbedingungen des ausgehenden 15. und des beginnenden 16. Jahrhunderts ins Gewicht, da kirchliche und weltliche Mächte miteinander verwoben waren. In welcher Gestalt sich diese Verbindung ausdrückte, soll ebenfalls anhand der Kennzeichen des Weberschen Hierokratiebegriffs beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Eroberung Lateinamerikas
- Das politische Geschehen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts in Spanien
- Die Entdeckungsfahrt des Christoph Columbus im Jahre 1492
- Die Auswirkungen
- Bartolomé de Las Casas
- Die hierokratische Herrschaft nach Max Weber
- Las Casas ein hierokratischer Herrscher?
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Wirken von Bartolomé de Las Casas im Kontext der hierokratischen Herrschaft nach Max Weber. Ziel ist es, Las Casas' Engagement für die indigene Bevölkerung Lateinamerikas im Lichte von Webers Herrschaftstheorie zu analysieren und zu bewerten. Dabei wird die Verflechtung von weltlicher und kirchlicher Macht während der spanischen Eroberung berücksichtigt.
- Die spanische Eroberung Lateinamerikas und ihre politischen und religiösen Hintergründe
- Das Leben und Wirken von Bartolomé de Las Casas
- Der Begriff der hierokratischen Herrschaft nach Max Weber
- Die Bewertung von Las Casas' Handeln anhand des Weberschen Herrschaftstyps
- Die Rolle der Kirche und des Papsttums während der Conquista
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und benennt Max Weber als zentralen Bezugspunkt der Arbeit. Sie skizziert die Forschungsfrage, nämlich die Einordnung von Las Casas' Wirken in das Konzept der hierokratischen Herrschaft nach Weber. Der Fokus liegt auf der Analyse der Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft, Recht, Religion, Wirtschaft und Herrschaft im Kontext der spanischen Kolonialisierung Lateinamerikas.
Die Eroberung Lateinamerikas: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über das politische Geschehen in Spanien im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert, insbesondere die Reconquista und die Rolle der Katholischen Könige. Es beschreibt die Entdeckungsfahrt von Christoph Columbus und deren Kontext, betont die Verknüpfung von religiösen Zielen (Missionierung) und materiellen Interessen (Suche nach Reichtümern). Die Auswirkungen der Conquista werden anhand der Encomienda und des Requerimiento erläutert und die verheerenden Folgen für die indigene Bevölkerung in Bezug auf Zwangsarbeit, Krankheiten und kulturelle Zerstörung herausgestellt. Die Verflechtung von weltlicher und geistlicher Macht in der Rechtfertigung und Durchführung der Eroberung wird betont.
Bartolomé de Las Casas: Das Kapitel beschreibt das Leben und Wirken von Bartolomé de Las Casas. Es schildert seinen anfänglichen Beitrag zur Eroberung und seinen späteren Gewissenskonflikt, der zu seiner vehementen Verteidigung der indigenen Bevölkerung führte. Der Wandel in Las Casas' Haltung, ausgelöst durch religiöse Überzeugungen, wird detailliert dargestellt. Seine Rolle als Kritiker des spanischen Kolonialismus und sein Engagement für die Rechte der Indios bilden den Schwerpunkt dieses Kapitels.
Die hierokratische Herrschaft nach Max Weber: Dieses Kapitel erläutert Max Webers Theorie der hierokratischen Herrschaft und seine Methodik. Es legt die Merkmale dieses Herrschaftstyps dar und bereitet damit die Grundlage für die Analyse von Las Casas' Handeln im folgenden Kapitel. Die Verbindung von kirchlicher und weltlicher Macht wird im Detail anhand von Webers Konzepten analysiert, um die politischen Rahmenbedingungen der Conquista zu verstehen.
Schlüsselwörter
Bartolomé de Las Casas, Max Weber, Hierokratische Herrschaft, Conquista, Lateinamerika, Spanische Kolonisierung, Indigene Bevölkerung, Reconquista, Encomienda, Requerimiento, Katholische Könige, Religion, Politik, Wirtschaft, cäsaropapistisch, Kolonialismus, Menschenrechte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Bartolomé de Las Casas und die hierokratische Herrschaft
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Wirken von Bartolomé de Las Casas im Kontext der spanischen Eroberung Lateinamerikas unter dem Blickwinkel der hierokratischen Herrschaftstheorie nach Max Weber. Es wird untersucht, inwieweit Las Casas' Engagement für die indigene Bevölkerung mit Webers Konzept übereinstimmt.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die spanische Eroberung Lateinamerikas, das Leben und Wirken von Bartolomé de Las Casas, die Theorie der hierokratischen Herrschaft nach Max Weber, und eine Bewertung von Las Casas' Handeln anhand dieser Theorie. Weitere Aspekte sind die Rolle der Kirche, die politischen und religiösen Hintergründe der Conquista, und die Auswirkungen der Eroberung auf die indigene Bevölkerung.
Wer ist Bartolomé de Las Casas und welche Rolle spielt er?
Bartolomé de Las Casas ist die zentrale Figur dieser Arbeit. Zunächst beteiligt an der Eroberung, entwickelt er später einen Gewissenskonflikt und wird zu einem vehementen Verteidiger der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas. Sein Wandel und sein Einsatz für die Rechte der Indios stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Was ist hierokratische Herrschaft nach Max Weber?
Die Arbeit erläutert Max Webers Theorie der hierokratischen Herrschaft. Diese Herrschaft ist durch die enge Verknüpfung von weltlicher und kirchlicher Macht gekennzeichnet. Webers Konzept dient als analytisches Werkzeug, um Las Casas' Handeln und die politischen Rahmenbedingungen der Conquista zu verstehen.
Welche Aspekte der spanischen Eroberung werden beleuchtet?
Die Arbeit beleuchtet das politische Geschehen in Spanien vor der Eroberung, die Entdeckungsfahrt von Kolumbus, die Motive (religiöse und materielle Interessen), die Methoden (Encomienda, Requerimiento) und die verheerenden Folgen der Conquista für die indigene Bevölkerung (Zwangsarbeit, Krankheiten, kulturelle Zerstörung). Die Verflechtung von weltlicher und geistlicher Macht bei der Rechtfertigung und Durchführung der Eroberung wird hervorgehoben.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Eroberung Lateinamerikas, ein Kapitel über Bartolomé de Las Casas, ein Kapitel zur hierokratischen Herrschaft nach Max Weber, ein Kapitel, das Las Casas' Handeln anhand Webers Theorie bewertet und ein Resümee.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Bartolomé de Las Casas, Max Weber, Hierokratische Herrschaft, Conquista, Lateinamerika, Spanische Kolonisierung, Indigene Bevölkerung, Reconquista, Encomienda, Requerimiento, Katholische Könige, Religion, Politik, Wirtschaft, cäsaropapistisch, Kolonialismus, Menschenrechte.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Lässt sich das Wirken von Bartolomé de Las Casas im Rahmen des Konzepts der hierokratischen Herrschaft nach Max Weber einordnen?
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit richtet sich an Leser, die sich akademisch mit der spanischen Kolonialgeschichte Lateinamerikas, der Rolle der Kirche, der Theorie Max Webers und den Menschenrechten auseinandersetzen wollen.
- Citar trabajo
- Tamara Oberhauser (Autor), 2001, Bartolome de las Casas - ein hierokratischer Herrscher? Eine Untersuchung nach Max Weber, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35289