Im Jahr 1798 veröffentlichte der Theologe Thomas Robert Malthus in London zunächst anonym das “Essay on the Principle of Population as it Affects the Future Improvement of Society, with Remarks on the Speculations of Mr. Godwin, M. Condorcet, and Other Writers“. Es war eine viel beachtete Veröffentlichung des Bevölkerungswachstums und erlebte innerhalb kurzer Zeit sechs Neuauflagen. Zahlreiche Gegenschriften regten die „Malthus-Debatte“ weiter an, die noch heute in „Malthusianismus“, „Antimalthusianismus“ und „Neomalthusianismus“ fortlebt.1 Im Zentrum von Malthus` Essay steht das „Bevölkerungsgesetz“, worauf ich in Punkt drei eingehe. Malthus war aber weder Sozial- noch Wirtschaftswissenschaftler, sondern in erster Linie anglikanischer Geistlicher. Ich stelle in Punkt vier kurz dar, wie er versucht seine Theorie mit Gott in Einklang zu bringen und wie man daraus schlussfolgern kann, dass es nicht reicht, ihn als „Zeugen für das Übel des Bevölkerungswachstums in Anspruch [zu nehmen]“ (STEINMANN 1989, S. 163).Als letztes (Punkt fünf) gehe ich auf den Einfluss seiner Theorie in den folgenden Jahrzehnten bis zum jetzigen Zeitpunkt ein. Bevor ich anfange, muss ich erwähnen, dass das „Essay“ nicht die Bedingungen einer wissenschaftlichen Arbeit erfüllt: „Das `Bevölkerungsgesetz´ enthält weder eine klare, nichttriviale Hypothese, noch wird gezeigt, unter welchen Bedingungen die behaupteten Thesen an Hand von Daten überprüft [...] werden können [...]“ (BIRG 1996, S.30), „Malthus beabsichtigte auch weniger eine originäre und systematische Bevölkerungstheorie vorzulegen [...]“ (STIEFERLE 1990: S.81) und „die Kluft zwischen den beiden Größen [Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelproduktion (d. Verf.)] [...] war nicht mehr als eine bloße Spekulation und weder theoretisch, noch empirisch ausreichend begründet“ (STEINMANN 1989, S.160). Auch waren die Argumente im wesentlichen bekannt. Es war mehr die griffige und einfach nachvollziehbare Darstellung der vermeintlichen Bevölkerungsentwicklung, was weniger zu wissenschaftlichen, sondern vielmehr zu politischsozialen Kontroversen führte und führt. Das war aber durchaus im Sinn von Malthus, denn den Hintergrund seiner Arbeit bildet die Absicht eine (antireformerische) Streitschrift zu verfassen, was im folgenden erläutert wird. 1 Innerhalb der ersten fünf Jahre nach seinem Erscheinen provozierte es mehr als zwanzig Gegenschriften (MALTHUS 1977: Nachwort von Barth, S. 173)
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung - Malthus und seine Zeit
- 2. Malthus Bevölkerungstheorie als antirevolutionärer Entwurf
- 3. Malthus „Bevölkerungsgesetz“
- 3.1 Nahrung, Fortpflanzung und Wachstum
- 3.2 Hemmnisse des Wachstums
- 4. Malthus als Ökonom Gottes
- 4.1 Gewählte Armut und Furcht als Motor der Zivilisation
- 4.2 Doch ein Optimist?
- 5. Malthusianismus – Die Anfänge
- 5.1 Neomalthusianismus
- 5.1.2 Neomalthusianismus und Rassenhygiene
- 5.2 (Neo-)Malthusianismus – Entwicklung bis heute
- 5.1 Neomalthusianismus
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Bevölkerungstheorie des englischen Theologen Thomas Robert Malthus und deren Einfluss bis in die heutige Zeit. Das Ziel ist es, die grundlegenden Argumente von Malthus' "Essay on the Principle of Population" zu beleuchten und zu analysieren, wie diese in der Folgezeit aufgegriffen und weiterentwickelt wurden. Dabei werden die wissenschaftlichen Hintergründe und die politische Bedeutung der Malthusianischen Theorie im Kontext der Französischen Revolution betrachtet.
- Malthus' "Bevölkerungsgesetz" und seine zentrale Aussage über das Verhältnis von Bevölkerungswachstum und Nahrungsmittelproduktion
- Die kritische Auseinandersetzung mit den Ideen von William Godwin und Marquis de Condorcet im Kontext der Französischen Revolution
- Der Einfluss von Malthus auf die Entwicklung der Ökonomie und die Entstehung des Neomalthusianismus
- Die Rolle der Malthusianischen Theorie in der Rassenhygiene-Debatte im 20. Jahrhundert
- Aktuelle Relevanz des Malthusianischen Gedankenguts in Bezug auf Ressourcenknappheit, Umweltzerstörung und globale Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext von Malthus' "Essay on the Principle of Population" dar und führt in die zentralen Thesen der Arbeit ein. Im zweiten Kapitel wird Malthus' Bevölkerungstheorie als Reaktion auf die Französische Revolution und die Reformbewegungen seiner Zeit betrachtet. Kapitel drei widmet sich Malthus' "Bevölkerungsgesetz" und analysiert die beiden Grundpostulate sowie die zentrale These über das exponentielle Wachstum der Bevölkerung im Vergleich zur arithmetischen Zunahme der Nahrungsmittelproduktion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Bevölkerungswachstum, Ressourcenknappheit, Malthusianismus, Neomalthusianismus, Rassenhygiene, Französische Revolution, Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte, Ökonomie, Politik, und Nachhaltigkeit.
- Arbeit zitieren
- Henning Zühlke (Autor:in), 2004, Malthus und sein Einfluss bis in die heutige Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35324