Die Nachhaltigkeit des Sozialreformers Johannes Cornies


Dossier / Travail, 2010

25 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis:

1 Einleitung

2 Historie

3.1 Auswanderung der Mennoniten von Preußen nach Südrussland
3.2 Familie Cornies und Johann Cornies

4.1 Gemeindeleben
4.2 Landwirtschaftliche Entwicklung
4.3 Bildungsauftrag

5 Nachhaltigkeit

6 Literaturverzeichnis

7 Erklärung
7.1 Sprache und Verständigung
7.2 Das Vater unser auf Plattdietsch
7.3 Die russischen Zaren in der Zeit der Einwanderung von Preußischen Mennoniten

1 Einleitung:

Der aus Preußen stammende Johann Cornies hat in Südrussland durch sein Wirken eine beachtliche Nachhaltigkeit für seine betriebliche Tätigkeit, die Mennoniten Gemeinden sowie für die gesamte Region erwirkt. Die Auswirkungen seines Schaffens wurden besonders in der Gesellschaft nicht nur beachtet sondern auch als Maßstab für das Miteinander und die Entwicklung einer ganzen Region und darüber hinaus für Russland anerkannt.

Seinem Credo entsprechend hat er Christsein nicht nur gelebt sondern auch weitestgehend durch sein Handeln auch den Menschen der ganzen Region als Lebensform dar gebracht. Seine Führungsqualitäten waren besonders im Bereich der Lehre und Schulung hervorzuheben. Sein Wissen hat er als besondere Bringschuld weitergegeben und in Wort und Schrift dargelegt.

In einem Brief im Jahre 1823 an einen seiner Freunde schreibt er folgende Zeilen: „Ich fühle mich gedrungen, so viel in meinen Kräften steht, zu wirken, weil es noch Tag ist, es kommt gewiss die Nacht, da Niemand wirken kann; ich verlasse mich auf keinen Menschen und kehre mich auch nicht an die Schmähungen Andersdenkender, sondern auf Gott meinen Heiland setze ich mein Vertrauen; jetzt kann jeder unter uns viel thun, die Zeit ist da, nur nicht kalt, nur nicht lau, sondern in Gottes Namen frisch ans Werk!“

Es war die Art von Johann Cornies in den verschiedensten Lebenslangen immer ruhig, sicher, klar und gefasst dazustehen. (Petzholdt 1864:190).

2 Historie

Schon 1525 hatten sich die sogenannten „Wiedertäufer“ im Weichselgebiet nieder gelassen. Es waren anfangs Holländer und stand Westpreußen unter den polnischen Königen und deren liederlichen Regierung. Es waren allesamt Katholiken die gegen diese Ketzer waren, aber wenn es einen Nutzen brachte, dann lies man sie gewähren. (Wedel 1901:62)

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts verändern sich die rechtlichen Verhältnisse der Mennoniten Gemeinden in Preußen dramatisch. Einer stetig wachsenden Mennonitischen Bevölkerung, die um 1780 auf ca. 13.000 bis 15.000 Menschen geschätzt wird, steht immer weniger fruchtbares Land zur Verfügung. In dieser Situation treffen der Erlass des preußischen Königs, wonach der Erwerb von Land für die „christlichen Pazifisten“ weiter erschwert werden soll, die Gemeinschaft äußerst schwer. Zudem stehen die Gemeinden einen wachsenden Steuer- und Abgabendruck ausgesetzt, denn die Beträge, die sich als Ersatz für den nicht zu leistenden Waffendienst zahlen sollen, werden unerträglich. Mehr und mehr geriet die Mennonitische Wehrfreiheit mit der sich verschärfend allgemeinen Wehrpflicht in Widerspruch, bis es endlich zur Aufhebung ihrer Freibriefe kam sodass nun alle Mennoniten in Preußen Soldaten werden müssen; nur insofern wurde den Mennonitischen Gewissensbedenken Rechnung getragen, dass die Mennoniten anstatt mit der Waffe als Lazarettgehilfen etc. dienen können. (van der Smissen 1895:119).

In dieser schwierigen Zeit locken russische Kolonistenwerber Siedler aus Preußen für neu erworbene russländische Kolonialgebiete an der Wolga und am Schwarzen Meer ins Zarenreich.

Aber eine anfangs verständliche Abneigung gegen alles was aus Russland kam wird augenscheinlich, wenn man sich vor Augen hält, dass Danzig und deren Umgebung innerhalb von drei Jahrzehnten drei mal von Russischen Truppen besetzt wurden. Im Nordischen Krieg besetzte Peter der Große 1721 Teile Preußens und Danzig. Im Polnischen Erbfolgekrieg wurde 1734 zum Jahr des Schreckens für Danzig und Umgebung, als General Münnichs russische Truppen die Stadt stürmten. Danzig wurde furchtbar verwüstet und besonders die Mennonitischen Vororte von Danzig hatten schwere Schäden erlitten. Dann kam der siebenjährige Krieg als Danzig sowie andere Städte 1761-1762 wieder von den Russen besetzt wurden. Viele Leute erlebten alle drei russischen Besetzungen.

Während des siebenjährigen Krieges hatten russische Offiziere, die unter Feldmarschall Rumjancev dienten, die Gelegenheit gehabt zu sehen, wie fortgeschritten der Ackerbau in Europa war. Die meisten Offiziere waren Gutsbesitzer und deshalb auch sehr interessiert mit der fortschrittlichen Arbeitsweise westpreußischer Landwirte bekannt zu werden, waren sie ja fast zwei Jahre im Weichselgebiet. Als 1763 endlich wieder Friede einzog, hatten die Weichselbauern unter diesen Offizieren Bewunderer und Fürsprecher in St. Petersburg. (Epp 1997, Band I:48)

Diese Erfahrungen wurden an den Zarenhof geleitet und Zarin Katharina II begann alsbald die Siedler anzuwerben um die neu im Russisch-Türkischen Krieg (1768-1774) in Südrussland erworbenen Gebiete zu Urbanisieren. Der Schwerpunkt der russischen Siedlungspolitik verlagerte sich von der Wolga an das Schwarze Meer.

Die Schwarzmeergebiete, die Krim und Bessarabien lagen im Regierungsbereich des Fürsten Grigorij A. Potjomkin. Er regierte die von den Türken neu eroberten Gebiete im Süden des Russischen Reiches und verfügte über riesige, fast menschenleere Ländereien, die auf tüchtige Siedler warteten. Als der Abgesandte des Fürsten Grigorij A. Potjomkin, Georg Trappe die Einladung der Kaiserin zur Ansiedlung in Russland überbrachte, wurde diese bereits am 7. August 1786 in beiden Danziger Mennonitenkirchen bekannt gemacht. Daraufhin verbot der Bürgermeister von Danzig den mennonitischen Ältesten jeden Verkehr mit den Russen. Der Älteste Peter Epp unterstützte die Auswanderungsgedanken unter den Mennoniten, weil er sich davon überzeugt hatte, dass die preußische Regierung in Bezug auf die Kantonpflicht des Grundbesitzes den Mennoniten keine Zugeständnisse machen würde. Von dem Gedanken der Auswanderung überzeugt war Peter Hildebrand, ein Lutheraner, der bei dem Mennoniten Jacob Höppner diente. Er schilderte die Hoffnung, die die Menschen auf diese Möglichkeiten setzten und hielt später fest: „Dies war ein Lichtstrahl in meiner Seele, hierin sah ich einen Gotteswink...“ Die Einladung der Zarin Katharina II nach Russland zu gehen kam gerade zum richtigen Zeitpunkt. Diese Einladung wurde sogar als Fingerzeig Gottes gesehen.

Als Peter Hildebrand seinem Wirt Jacob Höppner von dieser Einladung nach Russland erzählte, sagte der: „Wenn zehn Familien ziehen, dann bin ich mit meiner Familie der elfte.“ Das war eine starke Ermutigung und ein Ausweg aus der doch beschwerlichen Situation die sich zusehends verschlechterte. So beschlossen die Mennoniten Gemeinden drei Deputierte zu wählen, die das Land besichtigen sollten und wenn möglich auch Verhandlungen mit der Russischen Regierung anknüpfen sollten. Jacob Höppner und Johann Bartsch traten am 19. Oktober 1786 die Reise, zusammen mit der ersten Gruppe lutherischer Siedler, an. Sie trafen Oberstleutnant von Stahl, jenen Offizier, der während des siebenjährigen Krieges in Westpreußen stationiert war. Von Stahl nahm sich der Deputierten wärmstens an und sorgte für ihre Weiterreise nach Kremenčug, wo sie Potjomkin treffen sollten. Es wurden etliche Ländereien besichtigt und fiel die Wahl auf die Niederungen am Unterlauf des Dnjeprs, gegenüber von Berislav, wo der Nebenfluss Konskije Vody in den Dnjepr mündet. Diese Gegend erinnerte sie sehr an das Weichseldelta. Die Nähe des Meeres und die günstige Lage an der Kreuzung wichtiger Handelswege waren dabei nicht übersehen worden. Das Land an der Moločnaja wurde für zukünftige Mennonitische Siedler in Erwägung gezogen.

Nachdem die Kaiserin Katharina II. Anfang Mai 1787 in Kremenčug eintraf wurden die Deputierten durch Potjomkin der Kaiserin vorgestellt. Sie reisten auch mit der Kaiserin in folge zur Besichtigung an die Krim. (Epp 1997, Band I:58)

Nachdem sie die Entscheidung für die Besiedelung bei Berislav getroffen hatten, legten sie Potjomkin ihre Bedingungen schriftlich vor. Diese „Bitt-Punkten der Mennoniten“ beinhalteten alle möglichen für einen guten Reiseweg in die neuen Ländereien sowie einen guten Neustart in denselben.

Bei ihrer Rückreise erreichten sie auch eine Audienz beim Kronprinzen Paul und seiner Gemahlin. Die Bedingungen die Potjemkin den Mennoniten einräumte, wurden von der Kaiserin bestätigt. Es waren weit über die in Preußen vorhandenen Privilegien eingeräumt worden. So war der solide Grundstein für die Auswanderung gelegt.

Einige Auszüge aus den Freiheiten, die die Kaiserin den Mennoniten gewährte:

1) Freiheit des Glaubens. 2) Jede Familie erhält als Start 65 Desjatinen1 Land. 3) Geldvorschluss. 4) Holz zum Aufbau der Häuser. 5) Getreide zur Aussaat. 6) Eine 10jährige Befreiung von Abgaben. 7) Freie Gewerbeausübung zur Anlegung von Fabriken. 8) Freiheit des Brandweinbrennens und Verkauf desselben in den Kolonien. 9) Das Leisten der Eide nach ihren Gebräuchen. 10) Eine immer währende Befreiung vom Militärdienst. 11) Schutz vor allen Beleidigungen. (Petzholdt 1864:149).

Für die ersten Auswanderer war durch mangelnde Vorbereitung der Behörden von Potjemkin eine äußerst schwere Zeit angebrochen. Potjomkins früher Tod im Oktober 1791 war auch mit ein Grund warum die Regierung ihre Verpflichtungen den mennonitischen Einwanderern gegenüber derart langsam erfüllte. (Reger 2001:36)

Erst die neuen Einwanderer, die von 1804 bis 1806 die Molotschna-Kolonie gründeten, fanden sofort weit günstigere Verhältnisse und brachten als Gruppe bedeutendes Kapital mit, auch wenn dasselbe in den Händen einer Minderheit lag. (Epp 1997, Band I:205) Besonders die Verwaltung wurde neu geregelt und wurde die Kolonie aus einem Oberschulzen2 mit zwei Beisitzern und einem Schreiber sowie jedes Dorf mit einem Schulze3 und zwei Beisitzern eingerichtet. Dieser Erlass vom 16. Mai 1801 war aus der Sicht der russischen Behörden klar vermeint, doch hatten sich die Kirchen oft einen Machtanspruch zu erheben versucht, was von der Regierung durchaus nicht beabsichtigt war.

3.1 Auswanderung der Mennoniten von Preußen nach Südrussland

Die Einwanderer aus Preußen sind sehr begeht, erhofft man sich von ihnen eine enorme Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion in Russland. Der erste Treck auf dem Weg nach Russland, aus einem mennonitischen Dorf bei Danzig machte sich zu Ostern 1788 auf den Weg. Doch aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Russland und dem Osmanischen Reich sind diese ersten Siedler gezwungen das ursprüngliche Zielgebiet bei Berislaw an der Dnjepr zu umgehen und landeten schließlich gegenüber der Dnjepr-Insel Chortitza in der Nähe der heutigen Stadt Saporoschje.4

3.2 Familie Cornies und Johann Cornies

So zog auch die Familie Cornies 1804 in Russland ein und ließ sich erst in Chortitza und dann 1806 in Ohrloff in der Kolonie Molotschna nieder.

Vater Cornies war ein Mann von praktischem Sinn und starker Willenskraft. In den Anfangsjahren war er Matrose des Danziger Hafens und war auch weit in der Welt herum gekommen.

Johann Cornies wurde am 20. Juni 1789 in Burwalde bei Danzig geboren. Er hatte noch drei Brüder. Als Johann Cornies 16 Jahre alt war, wanderte die Familie nach Südrussland aus und übernahm die Wirtschaft Nr. 7 in Ohrloff, gegenüber der Schule. Der Anfang war schwer, aber Vater Cornies fand einen Ausweg. Die ganze Siedlung hatte keinen Arzt und so hatte der Vater seine in Preußen erworbenen Kenntnisse von Krankheiten und Heilkräutern eingebracht. Seine Kräuterkuren waren bekannt und hatte er nicht nur unter den Mennoniten Patienten, sondern auch unter den Russen und den Nogaiern. (Urry 1989:129). Mit einigen Doktorbüchern ausgestattet begann er die Leute zu heilen. Damit verdiente er genug Geld um die Wirtschaft aufzubauen und seine Familie durch zubringen.

Johann Cornies erlernte anfangs Müllerknecht auf der Mühle in Ohrloff. Mit den Ersparnissen kaufte er sich ein Fuhrwerk, belud dieses mit Lebensmittel und belieferte die Großstädte (Stawropol5 und andere) um sie dort zu verkaufen. Diesen Handel betrieb er drei Jahre lang. Gleichzeitig arbeitete er an seiner eigenen Fortbildung. Johann Cornies hatte nie eine Schule besucht. Aber er hatte immer seine Bücher bei sich.

Mit 22 Jahren heiratete er Agnes Klassen (geb. 1791) aus Ohrloff, die ihm zwei Kinder, Sohn Johann und Tochter Agnete, gebar. (Epp 2004:165). Er übernahm eine Wirtschaftsstelle und wurde Landwirt. Sein besonderes Augenmerk waren der Getreidebau, die Viehwirtschaft und die Schafzucht. Seine Herden wuchsen schnell und alsbald pachtete er am Fluss Juschanlee ein großes Stück Kronsland. Dieses Gut, welches in Folge als Mustergut „Juschanlee“ besondere Bedeutung erlangen sollte, wuchs auf 3.200 Desjatin Land. Dieses Gut wurde Johann Cornies im Jahre 1836 von Zar Nikolaj I. geschenkt. Dieses Gut „Juschanlee“ war es auch, wo Johann Cornies seine Pläne und Ideen in die Realität umsetzen konnte. Man sagte, was Cornies anging, gelang ihm auch.

[...]


1 65 Desjatinen sind ca. 71 Hektar Land.

2 Oberschulze wird der Leiter einer Kolonie genannt.

3 Schulze ist die Bezeichnung eines Dorfleiters.

4 Saporoschje ist seit 1983 Partnerstadt von Linz/Donau.

5 Stawropol wurde 1777 gegründet und wird das Tor zum Kaukasus genannt. Michail Gorbatschow kommt aus Privolnoje, ganz in der Nähe von Stavropol. http://de.wikipedia.org/wiki/Stawropol

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Résumé des informations

Titre
Die Nachhaltigkeit des Sozialreformers Johannes Cornies
Cours
Gesellschaftsrelevanter Gemeindebau
Note
2
Auteur
Année
2010
Pages
25
N° de catalogue
V353583
ISBN (ebook)
9783668396906
ISBN (Livre)
9783668396913
Taille d'un fichier
559 KB
Langue
allemand
Mots clés
nachhaltigkeit, sozialreformers, johannes, cornies, Russlandmennoniten
Citation du texte
Franz Seiser (Auteur), 2010, Die Nachhaltigkeit des Sozialreformers Johannes Cornies, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353583

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