Gegenstand dieser Arbeit ist es, die nationalsozialistische Mischlingspolitik in Deutschland und den von Deutschland besetzten Niederlanden darzustellen und dabei zu untersuchen, ob, und wenn inwieweit sich die Behandlung „jüdischer Mischlinge“ in Deutschland und den besetzten Niederlanden unterschied. Dabei ist von besonderem Interesse, herauszufinden, ob die von den Nationalsozialisten angekündigte rigorose Vorgehensweise gegenüber den „jüdischen Mischlingen“ in den besetzten Niederlanden dazu führte, diese ebenso wie die meisten „Volljuden“ in den Vernichtungsprozess mit einzubeziehen.
Die Behandlung dieser Thematik erscheint umso notwendiger, da zum einen der „Mischlingspolitik“ im nationalsozialistischen Deutschland und den besetzten Niederlanden von der Forschung bisher nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt wurde und zum anderen ein Vergleich der „Mischlingspolitik“ in den beschriebenen Gebieten bis heute noch nicht gezogen wurde. Neben Historikern, die sich lediglich am Rande mit der „Mischlingspolitik“ beschäftigen, sind es insbesondere J. F. Tent mit dem Buch „Im Schatten des Holocaust. Schicksale deutsch-jüdischer „Mischlinge“ im Dritten Reich“ aus dem Jahr 2007, John Grenville mit dem im Jahr 1986 erschienenen Aufsatz „Die ‚Endlösung‘ und die ‚Judenmischlinge‘ im Dritten Reich“ und Jeremy Noakes mit dem Beitrag „The Development of Nazi policy towards the German-Jewish “Mischlinge” 1933-1945“ im Leo Baeck Institute Year Book 1989, die sich mit dieser Thematik beschäftigen. Vor allem aber ist es Beate Meyer, die mit ihrer 2007 in dritter Auflage erschienenen umfangreichen Arbeit „Jüdische Mischlinge. Rassenpolitik und Verfolgungserfahrung 1933-1945“ grundlegende Untersuchungen zur „Mischlingspolitik“ der Nationalsozialisten vorlegte.
In der vorliegenden Arbeit wird zunächst auf die sich mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten schlagartig ändernde Situation der Juden im Deutschen Reich und in den Niederlanden eingegangen. Ausgangspunkte der Betrachtung ist hierbei in Deutschland das Jahr 1933, da ab diesem Zeitpunkt erste Maßnahmen gegen Juden eingeleitet wurden, die dann sukzessive eine Verschärfung erfuhren. Für die Niederlande ist veränderte Situation der jüdischen Bevölkerung durch die deutschen Nationalsozialisten erst ab dem Zeitpunkt der Besetzung im Jahr 1940 in dieser Arbeit zu betrachten. Im Unterschied zu Deutschland trafen die Unterdrückungsmaßnahmen die Juden plötzlich und nicht allmählich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Juden im Deutschen Reich und in den Niederlanden
- ,,Jüdische Mischlinge“ im Dritten Reich
- Wachsender Verfolgungsdruck
- ,,Rassische Zweifelsfälle\" und das Reichssippenamt
- ,,Jüdische Mischlinge“ in den von Deutschland besetzten Niederlanden
- Verschärfte Verfolgungsmaßnahmen
- ,,Rassische Zweifelsfälle\" und das Judenreferat
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der nationalsozialistischen „Mischlingspolitik“ im Deutschen Reich und den von Deutschland besetzten Niederlanden. Sie untersucht, ob und inwieweit sich die Behandlung „jüdischer Mischlinge“ in beiden Gebieten unterschied. Besonderes Interesse gilt der Frage, ob die angekündigte rigorose Vorgehensweise gegenüber den „jüdischen Mischlingen“ in den besetzten Niederlanden zu ihrer Einbeziehung in den Vernichtungsprozess führte.
- Die „Mischlingspolitik“ der Nationalsozialisten im Deutschen Reich und in den besetzten Niederlanden.
- Unterschiede in der Behandlung „jüdischer Mischlinge“ in Deutschland und den besetzten Niederlanden.
- Die Rolle von „rassischen Zweifelsfällen“ in der Verfolgungspolitik.
- Die Auswirkungen der nationalsozialistischen „Mischlingspolitik“ auf die „jüdischen Mischlinge“ in den besetzten Niederlanden.
- Die Frage der Einbeziehung „jüdischer Mischlinge“ in den Vernichtungsprozess.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert den historischen Kontext der nationalsozialistischen „Mischlingspolitik“ und stellt die Forschungsfrage nach den Unterschieden in der Behandlung „jüdischer Mischlinge“ in Deutschland und den besetzten Niederlanden.
Kapitel 2 beleuchtet die Situation der Juden im Deutschen Reich und in den Niederlanden vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Machtergreifung.
Kapitel 3 und 3.1 befassen sich mit der „Mischlingspolitik“ im Deutschen Reich. Sie zeigen die Entwicklung des Verfolgungsdrucks, der von anfänglichen Diskriminierungen bis hin zu Zwangsarbeit und Deportation reichte.
Kapitel 4 und 4.1 untersuchen die Umsetzung der „Mischlingspolitik“ in den besetzten Niederlanden.
Kapitel 3.2 und 4.2 gehen auf die Besonderheit „jüdischer Mischlingspolitik“ im Hinblick auf „rassische Zweifelsfälle“ ein. Anhand von konkreten Beispielen wird aufgezeigt, welche Möglichkeiten Personen mit ungeklärter jüdischer Abstammung hatten, einer Verfolgung zu entgehen.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Mischlingspolitik, Juden, Verfolgung, „jüdische Mischlinge“, Rassismus, Rassenpolitik, Deutschland, Niederlande, Besatzung, Reichskommissariat, Judenreferat, Reichssippenamt, „rassische Zweifelsfälle“, Deportation, Vernichtungsprozess.
- Citation du texte
- Anonym (Auteur), 2015, Die nationalsozialistische "Mischlingspolitik" in Deutschland und den besetzten Niederlanden. Ein Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353770