In der Fachliteratur wird oft über Ressentiments geschrieben, die die Niederländer vermeintlich oder tatsächlich gegenüber den Deutschen haben. Weniger gut untersucht sind jedoch die Vorurteile der Deutschen gegenüber der Niederlande und den Niederländern. Doch auch sie bestehen – mehr oder weniger ausgeprägt – mindestens seit dem 18. Jahrhundert. Damals wie heute sind die Vorurteile natürlich nicht bei jeder Person gleichermaßen ausgeprägt. Jedoch kann man festhalten, dass die Stereotypen allgemein bekannt sind und zumindest unterbewusst einen gewissen Effekt erzeugen. Dies ist vor allem bei Deutschen zu beobachten, die keinen oder kaum Bezug zu den Niederlanden oder den Niederländern haben.
Aus der deutschen Perspektive ist die Niederlande eines von vielen Nachbarländern, welches weder als bedrohlich, noch als besonders exotisch wahrgenommen wird. Die Deutschen kennen die Niederlande vom Urlaub an der Nordsee oder der Hauptstadt Amsterdam, welche oft mit dem weniger bekannten Rest des Landes gleichgesetzt wird und aus der Werbung der niederländischen Milchwirtschaft, die den holländischen Käse mit Frau Antje nach Deutschland bringt. Weiter schätzen die Deutschen die talentierten niederländischen Fußballer und die traditionsreichen Duelle der beiden Nationalmannschaften. Lange galten die Niederlande in Deutschland gesellschaftlich und politisch als tolerant und links. Diese Wahrnehmung ist vor allem durch die Drogen-, Abtreibungs- und Sterbehilfepolitik zu erklären und wird je nach dem persönlichen politischen Standpunkt als positiv oder negativ erachtet. Dieses liberale Bild von der Niederlande verändert sich aktuell allerdings, da Berichte über die Rechtspopulisten Pim Fortuyn und Geert Wilders sowie die Ermordung des Regisseurs Theo van Gogh durch einen Islamisten für Irritationen über die vermeintlich multikulturelle Niederlande sorgen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das historische Niederlandebild der Deutschen
- Die Clingendael-Studie 1993
- Beispiele aus den Medien
- "Frau Antje in den Wechseljahren"
- "Kiffen, Kicken, Käse - Unser drolliger Nachbar"
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bilder, die Deutsche von Niederländern und der Niederlande haben. Sie analysiert die Gründe und Hintergründe für diese spezifischen Bildformungen und konzentriert sich dabei auf die Zeit nach 1990. Die Arbeit beleuchtet, wie die deutsche Wiedervereinigung das Deutschlandbild in den Niederlanden und das Niederlandebild in Deutschland beeinflusst hat.
- Das historische Niederlandebild deutscher Intellektueller
- Die Clingendael-Studie 1993 als Schlüsselereignis der deutsch-niederländischen Beziehungen
- Die Rolle der Medien in der Konstruktion des Niederlandebildes
- Die Bedeutung von Stereotypen und Vorurteilen in der Wahrnehmung des jeweils anderen Landes
- Der Einfluss von Politik und Gesellschaft auf das Niederlandebild in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet einen historischen Abriss von deutschen Niederlandebildern bedeutender Intellektueller. Es zeigt auf, dass bereits im 18. Jahrhundert Unterschiede zwischen den beiden Ländern und Völkern wahrgenommen wurden. Das zweite Kapitel fokussiert sich auf die Clingendael-Studie von 1993, die das niederländische Deutschlandbild untersuchte. Dieses Kapitel beleuchtet die Auswirkungen dieser Studie auf das deutsche Selbstbild und die deutsch-niederländischen Beziehungen. Das dritte Kapitel analysiert zwei Medienbeispiele: einen Artikel aus dem „Spiegel“ von 1994 und einen aus dem „Stern“ von 2008. Diese Beispiele zeigen, wie die Medien das Niederlandebild in Deutschland prägen.
Schlüsselwörter
Niederlandebild, Deutschlandbild, Stereotypen, Vorurteile, Clingendael-Studie, Medien, deutsch-niederländische Beziehungen, historische Wahrnehmung, politische Beziehungen, gesellschaftliche Beziehungen.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2014, Das Bild der Niederlande in den deutschen Medien. Klompen und Königshaus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/353773