Demokratie lernen durch Rituale und Regeln


Dossier / Travail de Séminaire, 2003

16 Pages, Note: Noten wurden nicht erteilt


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die pädagogische Bedeutung von Ritualen und Regeln

3. Rituale und Regeln in der Grundschule

4. Bestimmungsmerkmale von Ritualen und Regeln

5. Die Kugellagermethode als Beispiel für ein positives, ritualisiertes Zusammenleben in der Schule
5.1 Gesprächsimpulse für eine Kugellagerdiskussion am Beispiel des Themas “ Einführung von Ritualen in den Schulalltag“ für ein LehrerInnenkollegium.

6. Einige beispielhafte Rituale
6.1 Ritual: Gruppenzählen
6.2 Ritual: Hand-Ruhezeichen
6.3 Ritual: Ruhezeichen durch Instrument/ beliebiges Hilfsmittel
6.4 Ritual: Die versteinerte Klasse
6.5 Ritual: Die volle Wasserschale
6.6 Ritual: Das Klatschsignal
6.7 Ritual: Der Erzählstein
6.8 Ritual: Das Stimmungsbarometer
6.9 Ritual: Fundstück der Woche
6.10 Ritual: Die Freundschaftskerze

7. Das Erstellen von Regeln und Ritualen in der Grundschule

8. Das Spannungsfeld zwischen der Institution Schule und Demokratie.

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Bei den Wörtern „Ritual“ und „Regel“ kommen bei den meisten Menschen negative Gefühle auf. Man verbindet mit Ritualen und Regeln Vorschriften, die die persönliche Freiheit einschränken, disziplinieren und unterdrücken. Rituale haben den Ruf von automatisierten Verhaltensabläufen, die einem von außen aufoktroyiert werden - Handlungen, die Ordnung, Disziplin und Verhaltensnormen trainieren und einüben wollen. Gerade ältere Menschen denken bei Ritualen in Bezug auf die eigene Schulzeit hauptsächlich an negative Disziplinierungsmaßnahmen, wie das Aufstehen, wenn der Lehrer die Klasse betritt.

Die Bedeutung von Ritualen Regeln in der Pädagogik hat sich aber jedoch grundlegend geändert. Rituale und Regeln werden als gemeinschafts- und demokratiefördernde Maßnahmen gesehen und haben Einzug in den Schulalltag von vielen Schulen gefunden.

2. Die pädagogische Bedeutung von Ritualen und Regeln

Obwohl sich in der letzten Zeit in der Pädagogik die Wertung für diese Begriffe verändert hat, da man das Einüben von Regeln und Ritualen als Methode begreift, Demokratie in der Schule zu internalisieren und zu praktizieren, gibt es immer noch Pädagogen, die Rituale und Regeln mit einer negativen Bedeutung belegen. So schreibt zum Beispiel Hilbert Meyer in seinem Band " Unterrichtsmethoden":

"Sie [ die Rituale ] schaffen kalkulierbare Verhaltenserwartungen für Lehrer und Schüler, sie dienen der Demonstration der Macht der Institution, aber auch der Kanalisierung der Triebpotentiale des Lehrers und der Formierung und Unterdrückung der Interessen, Phantasien und motorischen Bedürfnisse der Schüler" (Hilbert Meyer, Unterrichtsmethoden. II: Praxisband, 1990 3, S.191).

Schule wird hier als eine Institution angesehen, die repressive, Angst machende und bloßstellende Rituale produziert. Diesem negativen Verständnis von Ritualen soll ein positives Verständnis gegenübergestellt werden. Es soll gefragt werden, ob Rituale nicht auch einen Beitrag zur Entwicklung einer humanen Schule leisten können:

"Regelmäßig wiederkehrende, in Form und Ablauf allen bekannten stark auf Affekte zielende ...Handlungen und Vorgänge fördern Konzentration, verbinden Teilnehmer. Keine Kultur, keine Gesellschaftsform, kein Lebensalter kommt ohne solche Funktionen von Ritualen aus. Für den Schüler sind die gemeinschaftsstiftenden und entlastenden Funktionen vertrauter Rituale äußerst wichtig; sie sind für ihn konkrete Zeichen der Zugehörigkeit, des "in-Seins" im wahrsten Sinne des Wortes" (Klaus Breslauer).

Es scheint jedoch ein menschliches Grundbedürfnis zu sein, Regeln und Rituale für das eigene Leben zu haben. Regeln und Rituale beinhalten auch Sicherheit, Zuverlässigkeit und Strukturierung für das (Alltags)Leben. Durch Regeln und Rituale werden auch positive Gefühle erzeugt. Man fühlt sich zu etwas dazugehörig, man hat Sicherheit und Verlässlichkeit. Zusammengehörigkeitsgefühle in Gruppen werden erzeugt und Rituale spenden oft Trost (z. B. im religiösen Kontext).

Rituale sind "erfundene Wirklichkeiten. Sie schöpfen - wenn sie nicht reglementieren oder schematisieren- aus dem Nichts Verlässlichkeit, Zuversicht, Zusammengehörigkeitsgefühl und sogar Trost. Sie sind wie ein Geländer, das der (kindlichen) Seele Halt geben kann." (Pädagogik 1/94, S.10).

3. Rituale und Regeln in der Grundschule

Mit Ritualen in der Grundschule sind feste, sich wiederholende Handlungsmuster in der Klasse (eventuell auch im Jahrgang, der Schule) gemeint, die für die Klasse einen unverzichtbaren Stellenwert bekommen. Rituale leben davon, dass sich die Klasse daran beteiligen kann. Rituale sind sinnlich erfahrbar und geben der Klasse Sicherheit und Ausgeglichenheit.

Der Hessische Rahmenplan Grundschule (1995) definiert Rituale so:

"Rituale sind Aktionen, die Regeln als feste Gewohnheiten etablieren. Sie entlasten den Unterricht und rhythmisieren den Tages- und Wochenablauf. Sie reichen von kleinen Signalen zur Herstellung von Ruhe (Handzeichen) über die tägliche Begrüßung und Verabschiedung (Morgenkreis, Lied, Gebet) bis hin zu wiederkehrenden Übungen bzw. Formalia (Stilleübung, Geburtstagsrituale, Klassensprecherwahl)."

Worin besteht nun der Unterschied zwischen Regeln und Ritualen? Rituale gehen tiefer als Regeln. Regeln sind meist nur "Verkehrsformen". Sie regeln Arbeitsprozesse und Alltagssituationen (z. B. Verkehrsregeln, Grundgesetz usw.). Regeln basieren meistens auf einer rationalen Erklärung, einem praktischen Begründungshintergrund. Rituale hingegen haben immer eine bestimmte Symbolkraft - einen sinnlichen Charakter. In der Schule ist z.B. der Morgenkreis nicht nur eine Gesprächsrunde in der Sachinformationen und Organisationsfragen geklärt werden, sondern eine symbolische Handlung, die das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Klasse stärken und darstellen soll. Alle sitzen zusammen im Kreis (auch der Lehrer) und tauschen sich aus. (Im Gegensatz zur Unterrichtsituation, wo der Lehrer vor der Klasse an der Tafel steht, oder allein an seinem eigenen Tisch sitzt und die SchülerInnen an einzelnen Tischgruppen verteilt, oder sogar an Einzeltischen)

4. Bestimmungsmerkmale von Ritualen und Regeln

Im Unterrichtsgeschehen ist es wichtig, dass Phrasen und Methoden sich ablösen. Anstrengende Lernphasen mit hohem Arbeitsaufwand und geistigen Anforderungen, müssen von Ruhe und Entspannungsphasen zur Regeneration von SchülerInnen (und auch LehrerInnen) abgelöst werden. Rituale und Regeln helfen dabei, die Rhythmisierung des Schulalltags harmonisch zu gestalten. Rituale und Regeln sind jedoch nur ein Teil Schullebens und immer mit anderen Elementen eingebunden. In einem positiven Verständnis von Ritualen und Regeln kann man folgende Bestimmungsmerkmale aufstellen:

[...]

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Demokratie lernen durch Rituale und Regeln
Université
University of Frankfurt (Main)  (Professur für Didaktik der Sozialwissenschaften und des Politischen Unterrichts)
Cours
Politische Bildung in der Primarstufe - emokratie innerhalb und außerhalb des Klassenzimmers
Note
Noten wurden nicht erteilt
Auteur
Année
2003
Pages
16
N° de catalogue
V35386
ISBN (ebook)
9783638353106
ISBN (Livre)
9783638761796
Taille d'un fichier
437 KB
Langue
allemand
Mots clés
Demokratie, Rituale, Regeln, Politische, Bildung, Primarstufe, Klassenzimmers
Citation du texte
Marjan Rosetz (Auteur), 2003, Demokratie lernen durch Rituale und Regeln, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35386

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