Das Interesse dieser Arbeit richtet sich vor allem auf die Behandlung und Diversität der Todesthematik in Heinrichs von Morungen Liedern. Anders als in heutzutage weitaus bekannteren literarischen Werken, wie beispielsweise Shakespeares „Romeo und Julia“ oder auch im Musikdrama Richard Wagners „Tristan und Isolde“, zeichnet den Liebestod im Minnesang Heinrichs von Morungen keineswegs eine Konstellation romantischer Liebe aus, in der ein durch äußere Hindernisse getrenntes Paar die Vereinigung im Tod sucht. Dies würde sich strikt gegen die im Mittelalter allgemein gültige christliche Vorstellung richten, in der der Freitod den Gipfel der Selbstherrlichkeit darstellt.
Zudem ist es im Hohen Minnesang ein nur einseitiges Gedenken an den Tod, so ist es der männliche Part, der in einem unglücklichen Liebesverhältnis über das Ende seines Lebens phantasiert. Dies entspricht dem Konzept der Hohen Minne, eine Variation der Minne, die durch ein neues Verhältnis der Geschlechter gekennzeichnet ist. Das männliche Ich spricht von seinen Bemühungen, eine überhöht dargestellte Dame zu umwerben. Hierbei bleibt seine Liebe jedoch einseitig und unerwidert, was auf das paradoxe amoureux zurückzuführen ist, von dem der Hohe Minnesang beherrscht wird. So ist der Werber vom ewigen Begehren vereinnahmt, während die Dame ihn obligatorisch abweist. Genau dieser Umstand, der die Todesphantasie des minnenden Ichs weckt, ist in den ausgewählten Liedern erkennbar, wodurch in beiden Liedern das Konzept der Hohen Minne erfüllt wird.
Im Verlauf dieser Arbeit werde ich, ausgehend von den Einzelanalysen beider Lieder, einen Vergleich im Hinblick auf meine Fragestellung ziehen. Insgesamt setze ich mir nicht eine auf Vollständigkeit beruhende Untersuchung zum Ziel, sondern die begründete exemplarische Analyse ausgewählter Aspekte.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Überlieferungssituation der ausgewählten Lieder
- III. Inhaltliche Interpretation
- III.1 Het ich tugende niht sô vil
- III.2 Ich waene, nieman lebe
- IV. Vergleich beider Lieder unter dem Aspekt des Liebestodes.
- V. Zusammenfassung..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert zwei Lieder von Heinrich von Morungen, "Het ich tugende niht sô vil" und "Ich waene, nieman lebe", im Kontext der Todesphantasie im Hohen Minnesang. Sie untersucht, wie die Thematik des Liebestodes in diesen Liedern dargestellt wird und welche Bezüge zur Minnekonzeption erkennbar sind.
- Die Darstellung des Liebestodes im Hohen Minnesang
- Die Rolle der Frau im Liebesverhältnis
- Die Bedeutung der Todesmetaphorik
- Der Einfluss der gesellschaftlichen Konventionen
- Die Verbindung von innerer Nähe und äußerer Distanz
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den Kontext der Arbeit dar. Sie erläutert die Bedeutung der Todesphantasie im Hohen Minnesang und die Auswahl der beiden Lieder von Heinrich von Morungen.
II. Überlieferungssituation der ausgewählten Lieder
Dieses Kapitel befasst sich mit der Überlieferungssituation der beiden Lieder in verschiedenen Handschriften. Es werden Informationen zu den Quellen und ihrer Bedeutung für die Textanalyse gegeben.
III. Inhaltliche Interpretation
Dieser Abschnitt bietet eine detaillierte Interpretation der beiden Lieder "Het ich tugende niht sô vil" und "Ich waene, nieman lebe". Die Analyse konzentriert sich auf die Darstellung der Liebesbeziehung, die Todesphantasie und die Verbindung zur Minnekonzeption.
IV. Vergleich beider Lieder unter dem Aspekt des Liebestodes.
Dieses Kapitel vergleicht die beiden Lieder im Hinblick auf die Darstellung des Liebestodes. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Behandlung des Themas herausgestellt.
Schlüsselwörter
Hohe Minne, Liebestod, Heinrich von Morungen, Todesmetaphorik, Frauenpreis, gesellschaftliche Konventionen, innerer Konflikt, paradoxe amoureux, Überlieferungssituation, Handschriften, Textanalyse.
- Citar trabajo
- Anonym (Autor), 2015, Der Liebestod in Heinrichs von Morungen Liedern "Het ich tugende niht sô vil" und "Ich waene, nieman lebe", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354412