Kindersoldaten in Entwicklungsländern. Das subsaharische Afrika


Thèse de Bachelor, 2010

65 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Übersichtsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Forschungsstand

3. Geographischer Hintergrund

4. Demographischer Hintergrund

5. Definition Kindheit
5.1 Wandel des Verständnisses von Kindheit
5.2 Völkerrechtliche Definition

6. Kinderarbeit
6.1 Definition Kinderarbeit
6.2 Ursachen

7. Kindersoldaten
7.1 Definition Kindersoldaten
7.2 Einsatzorte Kindersoldaten
7.3 Ursachen
7.3.1 Kriege und bewaffnete Konflikte
7.3.2 Problematik der Kleinwaffen
7.4 Rekrutierung
7.5 Tätigkeiten der Kindersoldaten
7.6 Rolle der Mädchen
7.6.1 Sexuelle Ausbeutung
7.7 Folgeerscheinungen des Daseins als Kindersoldat
7.8 Demobilisierung und Reintegration

8. Schlussfolgerungen und Handlungsbedarf

9. Literaturverzeichnis

10. Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb.1 Landkarte subsahara Afrika

Abb.2 Total Fertility Rate weltweit (1950-2050)

Abb.3 Bevölkerungspyramide Deutschland (2010)

Abb.4 Bevölkerungspyramide Sierra Leone (2010)

Abb.5 Bevölkerungspyramide Uganda (2010)

Abb.6 Kinderarbeit weltweit (Schätzung in % aller Kinder zwischen fünf und 14 Jahren)

Abb.7 Staaten, in denen Kindersoldaten in bewaffneten Konflikten eingesetzt wurden (2004 bis 2007)

Abb.8 Kindersoldaten weltweit (2004-2007)

Abb.9: Kriege und bewaffnete Konflikte

Abb.10: Kriegstypen

Abb.11: Kriegerische Konflikte in Afrika (2009)

Abb.12: AK-47 Kalaschnikow

Abb.13: G 3-Gewehr

Abb.14: Kindersoldat in Sierra Leone

Abb.15: Zeichnung eines ehemaligen Kindersoldaten

Übersichtsverzeichnis

Tab. 1 Total Fertility Rate und Lebenserwartung (2010) Subsahara

Tab. 2 Altersstruktur Sierra Leone (2010)

Tab. 3 Altersstruktur Uganda (2010)

Tab. 4 Alterstruktur Deutschland (2010)

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Kinder auf der ganzen Welt leiden unter den schrecklichen Folgen von Kriegen und bewaffneten Auseinandersetzungen. Flucht, Hunger, Unterernährung, Krankheit, fehlender Ausbildung, Verlust von Familienmitgliedern, eigene Verletzungen (physisch, psychisch) und sexueller Missbrauch, das sind Dinge, mit denen überlebende Kinder zu Recht kommen müssen. Nach Angaben von Olara Otunnu1 gab es außerdem allein zwischen den Jahren 1990 und 2000 ca. zwei Millionen Kinder, die an den Folgen von Kriegen und anderen bewaffneten Konflikten verstorben sind. (vgl. Zito 2009, S.6).

Besonders schockierend ist in diesem Zusammenhang die Situation von Kindersoldaten,also Kindern, die in bewaffneten Konflikten nicht nur zu Opfern, sondern auch zu Täterngemacht werden. Sie nehmen direkt am Kriegsgeschehen teil und sind den obig genanntenGefahren des Krieges daher im besonderen Maße ausgesetzt. Zudem gehen die physischenund psychischen Folgen des Daseins als Kindersoldat noch über die obig genanntenAuswirkungen eines Krieges hinaus. Trotz zahlreicher Bemühungen mittels desVölkerrechts Instrumentarien zu schaffen, die den Einsatz von Kindern in kriegerischenKonflikten verhindern, werden aktuell weltweit schätzungsweise bis zu 300.000 Kinder alsSoldaten eingesetzt.

Vor diesem Hintergrund soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden, wie dasPhänomen der Kindersoldaten wirksam bekämpft werden kann und worin momentan dieSchwierigkeit besteht, die Zahl neuer Rekrutierungen von Kindersoldaten zu vermindern.

Die vorliegende Arbeit ist hierzu in zwei große Themenschwerpunkte gegliedert worden. Kapitel drei bis sechs ordnen die Problematik in den Kontext von Forschung (Kapitel 2), Geographie (Kapitel 3), Demographie (Kapitel 4), Kindheitsdefinition (Kapitel 5) und Kinderarbeit (Kapitel 6) ein.

Das Phänomen der Kindersoldaten tritt zwar weltweit auf. Die vorliegende Untersuchungbegrenzt sich jedoch auf den Raum des subsaharischen Afrika. Als Beispiele werden SierraLeone und Uganda herangezogen, da aus den beiden Ländern eine Vielzahl vonErlebnisberichten vorliegen. Folglich beschäftigt sich Kapitel 3 mit der Geographie Afrikas, insbesondere des subsaharischen Afrikas. In Kapitel 4 wird anschließend die Altersstruktur der Beispielländer anhand statistischer Daten betrachtet. Ausgehend von der Hypothese, dass es nur dort zu einer Verwendung von einer hohen Anzahl von Kindersoldaten kommt, wo ihre Verfügbarkeit im Vergleich zu den erwachsenen Personen höher ist, wird untersucht, ob der Anteil der jüngeren Bevölkerung im Vergleich zur Älteren in den ausgewählten Ländern tatsächlich überdurchschnittlich hoch ist. Zur besseren Einordnung der Daten erfolgt ein Vergleich mit Deutschland. Die Altersstruktur wird z.B. anhand von Bevölkerungspyramiden dargestellt.

Viele Studien zu den Thematiken der Kinderarbeit und Kindersoldaten basieren heute aufeiner unreflektierten Übernahme von dem was in Industriestaaten unter demKindheitsbegriff verstanden wird. Der Autor nimmt an, dass es jedoch unterschiedlicheVorstellungen von Kindheit gibt und dass diese ein erhebliches Hindernis für dieEindämmung des Problems Kindersoldaten darstellen. Mit der Untersuchung dieser Thesebefasst sich Kapitel 5 der Arbeit. In einem ersten Unterkapitel werden verschiedeneTheorien zur Entwicklung des Verständnisses von Kindheit erläutert. Im Anschluss wirddie daran angeknüpfte Entwicklung einer völkerrechtlichen Definition von Kindheitanhand der Untersuchung einiger völkerrechtlicher Dokumente nachgezeichnet.Unterschiede in der Vorstellung von Kindheit in den Entwicklungsländern und denIndustriestaaten werden gegebenenfalls aufgezeigt.

Im Anschluss daran wird der Begriff Kinderarbeit definiertt und die Ursachen für dasAuftreten von Kinderarbeit erläutert. Dieser Exkurs wird vorgenommen, da das Phänomender Kindersoldaten in der wissenschaftlichen Forschung auch als eine Form vonKinderarbeit gilt.

Im zweiten Teil der Arbeit (Kapitel 7) wird das Phänomen Kindersoldaten selbst untersucht.

Zunächst wird nach einer geeigneten Definition von Kindersoldat gesucht (Kapitel 7.1).Hier wird vor allem auf das völkerrechtliche Verständnis von Kindersoldat eingegangen.In dem darauf folgenden Kapitel wird mittels zweier Abbildungen und derAuseinandersetzung mit ihnen veranschaulicht, an welchen Einsatzorten Kindersoldatentätig waren und sind. Dabei wird nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden innerhalb derEinsatzorte gesucht, die ursächlich für das Auftreten des Phänomens sein können. InKapitel 7.3 wird die Suche nach den Ursachen für den Einsatz von Kindersoldaten vertieft.Es wird besonders auf die Rolle der veränderten Kriegsführung und auf die Verbreitung von Kleinwaffen eingegangen. Kapitel 7.4 behandelt die Fragen, auf welche Weise und aus welchen Gründen die Rekrutierung von Kindersoldaten erfolgt. In dem nächsten Kapitelwird untersucht, zu welchem Zweck die Kinder von den Regierungsstreitkräften und denbewaffneten Formationen rekrutiert werden (Kapitel 7.5). Insbesondere unter Rückgriff aufErfahrungsberichte von ehemaligen Kindersoldaten wird der Facettenreichtum ihrerAufgaben dargestellt. Eine Sonderstellung nehmen dabei die Mädchen ein. Ihre Rolle wirdin Kapitel 7.6 thematisiert. Anschließend wird auf die psychischen und physischen Folgendes Daseins als Kindersoldat eingegangen. Ein Schwerpunkt wird auf die Bedeutung vonTraumata gelegt, da diese Folgen heute nur in den seltensten Fällen therapiert werden undauch in der Literatur zum Thema Kindersoldaten lange zeit vernachlässigt worden sind.Traumata stellen eine besondere Herausforderung für die Demobilisierung undReintegration der Kinder in die Gesellschaft dar. In Kapitel 7.8 werden die bestehendenAnsätze zur Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten in die Gesellschaftvorgestellt. Es wird untersucht, wer von den existierenden Programmen zurDemobilisierung und Reintegration profitiert und welche Probleme hierbei auftreten. InKapitel 8 werden die Ergebnisse der Arbeit diskutiert und die eingangs gestellten Fragenbeantwortet. Abschließend wird aufgezeigt, in wie fern weiterer Handlungsbedarf bestehtund erste Überlegungen für eine neue Strategie im Kampf gegen den Einsatz vonKindersoldaten angestellt.

2. Forschungsstand

Aufgrund der relativ langsam wachsenden Aufmerksamkeit zum Thema Kindersoldaten gibt es heute einen sehr überschaubaren Bestand an Fachlektüre. Ein gelungenes Werk, welches einen umfassenden Einblick in das Thema bietet, ist das Buch „Kindersoldaten, neue Kriege und Gewaltmärkte“ von Michael Pittwald.2 Da es nur wenig geeignete Bücher zur Bearbeitung einer wissenschaftlichen Arbeit gibt, musste der Autor vermehrt auf eine andere Ressource zurückgreifen. Wie im Verlauf dieser Arbeit ersichtlich wird, gibt es im Internet eine Vielzahl von Studien (z.B. Global Report 20083, Zwischen Angst und Hoffnung. Kindersoldaten als Flüchtlinge in Deutschland4 ), sowie Berichterstattungen ehemaliger Kindersoldaten (Rückkehr ins Leben. Ich war Kindersoldat5 ) und Artikel, welche innerhalb dieser Arbeit Verwendung finden werden.

Allen voran Hilfsorganisationen wie terre des hommes (tdh) und United NationsInternational Children's Emergency Fund (UNICEF) tragen zu der Erforschung desPhänomens bei. UNICEF beispielsweise, leistet in mehr ca. 30 LändernWiederaufbauhilfe. Bei diesem Engagement werden zudem unterschiedlichsteDokumentationen vorangetrieben, welche für ein breiteres Verständnis der Lage derKinder in von Krieg betroffenen Gebieten beitragen sollen. Die Berichte werden auf denInternetseiten der Hilfsorganisationen veröffentlicht und bieten somit eine Möglichkeitsich umfassend mit den unterschiedlichen Facetten dieser Thematik vertraut zu machen.

3. Geographischer Hintergrund

Die Geographie Afrikas spielt bei der Untersuchung der Forschungsfragen nur eine untergeordnete Rolle. Da sich die meisten Staaten, in denen Kindersoldaten zum Einsatz kommen, auf dem afrikanischen Kontinent befinden, bietet es sich jedoch an, ein kurzen Blick auf die Geographie Afrikas zu werfen.

Der Kontinent Afrika erstreckt sich über eine Fläche von 30,3 Millionen km². Diesentspricht ca. 22% der gesamten Landfläche der Erde. Die Entfernung vom nördlichstenLand (Tunesien) bis hin zum südlichsten Staat (Südafrika) des Kontinentes beträgt etwa 8.000 km. Vom östlichsten bis zum westlichsten Punkt Afrikas sind es ca. 7.440 km (vgl. arte.tv 2010).

Ein genaueres Bild ermöglicht die Abbildung 1. Darauf sind sämtliche Staaten subsahara Afrikas verzeichnet. Es handelt sich dabei um 50 Länder6 mit einer Gesamteinwohnerzahl von rund 849 Millionen Personen (vgl. census.gov 2010). Hierzu zählen auch die ausgewählten Beispielländer Sierra Leone7 und Uganda8.

Abb.1: Landkarte subsahara Afrika

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: idrc.ca

4. Demographischer Hintergrund

Ausgehend von der Vermutung, dass es einen Zusammenhang zwischen der Altersstrukturund dem Einsatz von Kindersoldaten gibt, soll innerhalb dieses Kapitels die DemographieAfrikas betrachtet werden. Es wird angenommen, dass eine hohe Anzahl junger Personenzu einer erhöhten Verfügbarkeit und damit zur vermehrten Rekrutierung vonKindersoldaten führt. Aus diesem Grund wird in diesem Kapitel mit Hilfe statistischerDaten die tatsächliche vorhandene Altersstruktur ermittelt. Dabei soll im Speziellen auf dassubsaharische Afrika und anschließend vertiefend auf die Beispielländer Sierra Leone undUganda eingegangen werden.

Afrika gilt als der Kontinent mit einer der höchsten Fertilitätsraten und der niedrigsten Lebenserwartung weltweit.

Zunächst soll die Fertilität betrachtet werden. Diese wird mit der Total Fertility Rate (TFR) oder der zusammengefassten Geburtenziffer berechnet und beschreibt die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau zwischen dem Alter von 15 bis 49.9

Abbildung 2 zeigt die Fertilitätsraten der Kontinente über einen Zeitraum von 1950 bis2050. Es ist offensichtlich, dass Afrika und insbesondere das Subsaharische Afrika diehöchsten Fertilitätsraten aufweisen. Allerdings ist auch erkennbar, dass seit dem Jahr 1990ein Rückgang der TFR zu verzeichnen ist. Allgemein kann gesagt werden, dass dieGeburtsraten der Subsaharischen Zone kontinental am höchsten sind. In Tabelle 1 (sieheAnhang) können die einzelnen prognostizierten Fertilitätsraten für das Jahr 2010 abgelesenwerden. Die TFR schwankt beachtlich unter den 50 Ländern und liegt für subsahara Afrikabei 5,02 Kindern pro Frau.10 Innerhalb der einzelnen Länder sind die höchsten TFR imNiger (7,68 Kinder pro Frau), Uganda (6,73) und Mali (6,54) zu erkennen. Die niedrigstenRaten können bei den Inselgruppen Saint Helena (1,56), Mauritius (1,80) und denSeychellen (1,92) abgelesen werden. Sierra Leone hat eine TFR von (4,97) und liegt damitim Mittelfeld.

Abb.2: Total Fertility Rate weltweit (1950-2050)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: swiaczny.de 2010, S.6

Die Alterszusammensetzung eines Staates lässt sich graphisch mit Hilfe einer Bevölkerungspyramide veranschaulichen. In Afrika ähnelt die Bevölkerungsstruktur tatsächlich einer Pyramidenform im eigentlichen Sinne. Dies kann bei den verwendeten Beispielen Sierra Leone und Uganda deutlich abgelesen werden. Im Vergleich dazu hat die Bevölkerungspyramide von Deutschland eine Urnenform (siehe Abb.3).

Abb.3: Bevölkerungspyramide Deutschland (2010)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: census.gov 2010a

Bei einer erwarteten Bevölkerung von 5.245.695 Personen (Stand: Juli 2010) liegt das

Durchschnittsalter in Sierra Leone bei 19 Jahren. Dies lässt sich anhand der Alterstruktur(Tab.2 im Anhang) erkennen. In der Bevölkerungspyramide von Sierra Leone (Abb.4) fälltauf, dass der Anteil der 0 bis 14 Jährigen mit rund 42% außergewöhnlich hoch ist. ImGegensatz dazu beträgt der Anteil der 65+ Jährigen lediglich 3,6% (vgl. cia.gov 2010).

Abb.4: Bevölkerungspyramide Sierra Leone (2010)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: census.gov 2010b

In Uganda zeigt sich ein ähnliches Bild, wobei der Anteil der 0-14 Jährigen bei 50% liegt(siehe Tab.3 Anhang). Diese junge Alterstruktur lässt sich auch anhand des geringenDurchschnittsalters (15 Jahre) sowie an dem Anteil der 65+ Jährigen (2,1%) ablesenwerden. Die Bevölkerungspyramide Ugandas verdeutlicht dies ebenfalls (vgl.cia.gov2010a).

Abb.5: Bevölkerungspyramide Uganda (2010)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: census.gov 2010c

Um zu veranschaulichen wie jung die Alterstruktur von Sierra Leone und Ugandatatsächlich ist, wird Deutschland (siehe Tab.4 Anhang) als Vergleichsland herangezogen.Der prozentuale Anteil der 0-14 Jährigen beträgt hier 13,5% und der, der 65+ Jährigenbefindet sich bei 20,4%. Da der Anteil der 65+ Jährigen höher ist als der der 0-14 Jährigen,kann davon ausgegangen werden, dass Deutschland eine alternde Bevölkerung aufweist.Zudem beträgt das Durchschnittsalter 44,3 Jahre. Folglich besitzt die deutsche Populationeine hohe Lebenserwartung.

Wie bereits anhand der statistischen Daten bestätigt, ist die Lebenserwartung in SierraLeone und Uganda deutlich geringer. Dieser Tatsache liegen mehrere Ursachen zu Grunde.Vor allem in Entwicklungsländern ist eine hohe Säuglings-, Kinder11 - undMüttersterblichkeit vorhanden. Die Gründe dafür sind ein fehlender Zugang zuNahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, ein geringes Bildungsniveau sowie die schlechteQualität der medizinischen Versorgung und mangelnde Hygiene (vgl. armut.de 2010).

Es konnte anhand statistischer Daten nachgewiesen werden, dass in Sierra Leone undUganda eine besonders hohe Anzahl junger Personen vorzufinden ist. Der Fakt, dass in denbewaffneten Konflikten dieser Länder auf den Einsatz von Kindersoldaten zurückgegriffenwird, bzw. worden ist (vgl. Kapitel 7.2), unterstützt die Eingangs aufgestellte These.

Die häufigsten Todesursachen von Kindern in Afrika sind:

„Infektionskrankheiten wie

Atemwegserkrankungen, Durchfallerkrankungen, Tuberkulose, Malaria, Masern, Schlafkrankheit[…] Aids“(ebd).

5. Definition Kindheit

Sowohl für das Phänomen Kinderarbeit als auch für die Thematik der Kindersoldaten spieltdie Definition von Kindheit eine entscheidende Rolle, da beide Begriffe (Kinderarbeit,Kindersoldat) sich aus je zwei Wörtern zusammensetzen, von denen eines das Wort Kindist. Aus diesem Grund soll sich das folgende Kapitel mit dem Begriff Kindheitauseinandersetzen.

Allgemein wird mit dem Terminus Kind, diejenige Person bezeichnet, welche gerade ihre Kindheit durchlebt. Eine universell anerkannte Definition für den Begriff zu finden, gestaltet sich jedoch äußerst schwierig. Zwar gilt das Entwicklungsstadium Kindheit in der Regel ab einem bestimmten Zeitpunkt als abgeschlossen. Die Bestimmung dieser Altergrenze erfolgt jedoch je nach Zeitgeist und Kultur unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien (bspw. geistige, rechtliche, körperliche, politische, gesellschaftliche, soziale, religiöse). Aus diesem Grund kann es keine eindeutige, einheitliche Formulierung geben (vgl. Pittwald 2008, S.43).

Die Annäherung an den Begriff kann auf verschiedenen Wegen erfolgen. Für die Untersuchung des Phänomens Kindersoldaten sind der historische Wandel des Verständnisses von Kindheit sowie die heutige völkerrechtliche Definition derselben von besonderer Bedeutung.

5.1 Wandel des Verständnisses von Kindheit

Kindheit ist „ein recht neuer und keineswegs ein historisch konstanter Begriff“ (Pittwald2008, S. 43). Unabhängig von seiner historischen Entwicklung und Tradition kann derheutige Kindheitsbegriff nicht verstanden werden. An dieser Stelle soll daher eine ersteAnnäherung mittels der Betrachtung der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte desWortes erfolgen.

Einer der wichtigsten Autoren zu diesem Thema ist der französische Historiker Philipp Ariés12. In seinem Werk Geschichte der Kindheit stellt er die These auf, dass dieEntdeckung und Schaffung des Kindheitsbegriffes mit einem Verfall der sozialen Stellungvon Kindern einhergegangen sei. Er unterscheidet hierzu drei Phasen: Erstens, dasMittelalter, in dem die Kinder sehr früh in die Gesellschaft integriert worden und an allengesellschaftlichen Aktivitäten beteiligt gewesen seien. Zweitens die Renaissance, in dersich die Vorstellung durchgesetzt habe, dass die Kinder durch Erziehungsmaßnahmen erstan das gesellschaftliche Leben der Erwachsenen herangeführt werden müssten. Unddrittens die heutige Gesellschaft, in der die Erziehung das Fundament darstelle und dieFreiheiten der Kinder stark eingeschränkt worden seien. Ariés nimmt die Geschichte derKindheit bis zur Neuzeit daher als einen Prozess des Verfalls, in Form eines sozialenStatusverlusts der Kinder, wahr (uni-koblenz.de 2010).

Der Psychoanalytiker de Mause13 versteht die Kindheitsgeschichte dagegen als einenFortschrittsprozess. Er unterscheidet sechs Phasen der Kindheitsentwicklung.Die erste Phase der Entwicklung beginnt nach de Mause bereits in der Antike und endet im 4. Jahrhundert. In dieser Zeit sei den Kindern innerhalb der Gesellschaft nur ein geringerStellenwert zugekommen. Kindesmord sei weit verbreitet gewesen. Die Eltern hätten sichder Kinder aus Angst vor der mit Ihnen verbundenen Verantwortung bzw. der eigenenFürsorgepflicht entledigt, bevor sie eine feste Bindung zu dem Kind aufbauen konnten.Charakteristisch für die zweite Entwicklungsphase (4. bis 13. Jahrhundert) sei, dass dieKinder nun in der Regel nicht mehr getötet wurden. Die Eltern seien allerdings Gefahrgelaufen, ihre eigenen Ängste und andere Negativgefühle auf die Kinder zu übertragen.Um dies zu vermeiden, seien Kinder vermehrt in Klöster oder an Ammen abgegebenworden.

Die dritte Phase (14. bis 17. Jahrhundert) wird nach de Mause Ambivalenz genannt. Hiersei die Erziehung der Kinder durch die Eltern selbst in den Mittelpunkt gerückt. Sie seitgeprägt durch innerliche Konflikte Eltern, welche sich in einer Zwiegespaltenheit zwischenSchutzgefühl und einer strengen Erziehung gegenüber den Kindern geäußert habe.Die vierte Phase (Intrusion) fand im 18. Jahrhundert statt. In dieser Zeit sei laut de MauseKindheit erstmals als eine eigene Lebensphase anerkannt worden. Kinder galten hierbei erstmals nicht mehr als Bedrohung für die Eltern. Ein wichtiger Aspekt während dieser Phase sei, dass die Eltern, ihre Kinder mit allen Mitteln zum Gehorsam bringen wollten.

In Phase fünf (19. bis zu Mitte des 20. Jahrhunderts) habe die Erziehung zunehmend nichtmehr der Beherrschung der Kinder durch die Eltern gedient. Vielmehr hätten die Elternbesonderen Wert auf die Ausbildung und Eingliederung ihrer Kinder in die Gesellschaftgelegt.

Die letzte Phase, die de Mause nennt, herrsche bis zum heutigen Tag vor und habe ihren Beginn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Prägnant für diese sechste Entwicklungsstufe sei, dass sich das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern vollkommen verändert habe. Im Idealfall stünden sich nun beide gleichberechtigt gegenüber (vgl. Von den Steinen 2004, Abschnitt 3.2).

De Mause’s Analyse zeichnet ein positives Bild von der Entwicklung desKindheitsbegriffes. Der Wandel der Kindheit habe vor dem Hintergrund der wachsendenEltern-Kind-Beziehung dazu geführt, dass mehr und mehr Rücksicht auf die besonderenBedürfnisse von Kindern gelegt wurde. Auf diese Weise sei den Kindern ein eigenerSchonraum geschaffen worden, in dem sie nicht in ihrer persönlichen Entwicklunggefährdet seien.

Pittwald 14 geht ebenfalls auf die Entstehung dieses Schonraums ein. Er sieht die größteZäsur in der Entwicklungsgeschichte des Kindheitsbegriffs, zumindest in Europa,allerdings bereits im 15. und 16. Jahrhundert. Im Unterschied zu de Mause führt er nichtpsychogene15, sondern gesellschaftspolitische sowie kulturelle Gründe für den Wandel desKindheitsbildes an. Nach Pittwald habe vor dem Hintergrund der Entwicklung derKleinfamilie sowie im Zuge der humanistischen Aufklärung eine Veränderung derWahrnehmung von Kindern begonnen. Kindheit sei anschließend zunehmend alseigenständige, im besonderen Maß schützenswerte Lebensphase anerkannt worden (vgl.Pittwald 2008, S.43).

Die Betrachtung des historischen Wandels von Kindheit auf der Grundlage von Ariés, deMause und Pittwald hat gezeigt, wodurch sich das heutige Bild von Kindheit auszeichnet.Nie zuvor nahm der Schutz der Kinder eine solche Schlüsselstellung ein. Kinder werden zuihrem eigenen Schutz von vielen gesellschaftlichen Aktivitäten ausgegrenzt. DasSoldatentum und die erwerbstätige Arbeit stellen solche Formen der Aktivitäten dar. Unter dem Einfluss dieses Kindheitsverständnisses wurden Kinderarbeit und Kindersoldaten völkerrechtlich verboten. Zu Recht weist Pittwald jedoch daraufhin, dass der obig beschriebene Wandel im Verständnis von und dem Umgang mit Kindern auch in Europa lange Zeit nicht verhindern konnte, dass Kinder an Kriegen beteiligt wurden. Im Gegenteil. Die militärische Erziehung galt bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts noch als fester Bestandteil des Lebensweges eines Jungen. Kindersoldaten gab es unter anderem innerhalb des 30-jährigen Krieges (1618-1648), im Zuge des amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) sowie unter der Herrschaft des Nationalsozialismus bzw. im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) (vgl. Pittwald 2008, S.44ff.).

Problematisch ist weiterhin, dass die genannten Autoren sich ausschließlich auf diehistorische Entwicklung in den westlichen Industriestaaten beziehen. Sie blenden damitaus, dass der von Ihnen dargestellte Prozess weltweit nicht im gleichen Maße stattgefundenhat.

In vielen Entwicklungsländern weicht das Verständnis von Kindheit deutlich von dem westlicher Industriestaaten ab. Ihm liegen andere Traditionen zu Grunde. Teilweise existiert keine getrennte Wahrnehmung von Kindheit und dem Erwachsensein oder aber die Kindheitsphase endet im Verständnis der Bevölkerung bereits sehr früh. Im nächsten Kapitel wird dies weiter ausgeführt.

5.2 Völkerrechtliche Definition

Trotz der Parallelexistenz höchst unterschiedlicher Kindheitsvorstellungen wurde sich1989 innerhalb der UN auf eine völkerrechtliche Definition des Begriffes geeinigt. DieseDefinition haben bis zum jetzigen Zeitpunkt 193 Staaten juristisch anerkannt. Auch inSierra Leone (18. Juni 1990) und Uganda (17. August 1990) wurde sie mittelsRatifizierung der UN Kinderrechtskonvention zumindest rechtlich akzeptiert(vgl.treaties.un.org 2010).

Nach Artikel 1, der durch eine Resolution der Generalversammlung angenommenen Kinderrechtskonvention, „...ist ein Kind jeder Mensch, der das 18.Lebensjahr noch nicht vollendet hat, soweit die Volljährigkeit nach dem auf das Kind anzuwendende Recht nicht früher eintritt“ (tdh.de 2010, S.2).

Die „Volljährigkeit“ ist dabei in den meisten Fällen durch ein staatliches Gesetz definiert.16 Es ist jedoch wichtig zu bemerken, dass man nicht in allen Staaten erst mit 18. Jahren seine juristische Volljährigkeit erlangt, laut der Gesetze in Usbekistan gilt beispielsweise ein 16-jähriger bereits als volljährig (vgl. interpol.int 2006, S.1). In nicht wenigen islamischen Staaten beginnt die Volljährigkeit der Männer sogar schon mit einem Alter zwischen 12 und 15 Jahren (vgl. Elßner 2007, S.8).

Darüber hinaus bereitet die ordnungsgemäße Feststellung der Volljährigkeit in einigenStaaten bspw. aufgrund fehlender Geburtenregister Probleme. Dies stellt insbesondere inden von Krieg betroffenen Entwicklungsländern eine große Schwierigkeit dar.Generell bleibt festzuhalten, dass juristische Definitionen nicht immer gesellschaftlicheAkzeptanz finden. Häufig dominieren kulturelle, gesellschaftliche, soziale und religiöseAnsichten. In Ländern wie Sierra Leone und Uganda, gelten beispielsweise 14- bis 15jährige Jungen, welche bestimmte Riten durchlaufen haben, als Männer. Bereits ab diesemZeitpunkt ist es gesellschaftlich anerkannt, wenn sie eine Waffe tragen, mit ihr auf die Jagdgehen und das eigene Dorf verteidigen (vgl. Pittwald 2008, S.32f.). ÄhnlicheFeststellungen lassen sich auch in Bezug auf die Arbeit von Kindern treffen.Nicht zuletzt aus diesem Grund bleibt die völkerrechtliche Definition von Kindheitumstritten und ihre tatsächlichen Auswirkungen bezüglich der Wahrnehmung von und demUmgang mit Kindern beschränkt.

Trotz dieser Problematik dient die UN-Definition dem Autor in der vorliegenden Untersuchung als Orientierung. Bei der Arbeit mit abweichenden Definitionen, werden diese explizit genannt.

6. Kinderarbeit

Schätzungen der International Labour Organization (ILO17 ) zur Folge gibt es weltweit 327Millionen erwerbstätige Kinder. Davon sind 126 Millionen jünger als 15 Jahre undarbeiten unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen. Alarmierende Zahlenkonnten auch aus Afrika gemeldet werden, wo nahezu jedes dritte Kind im Alter zwischenfünf und 14 Jahren einer Beschäftigung nachgeht. In der Subsahara ist der Anteilarbeitender Kinder weltweit am höchsten. Hier befinden sich die meisten Staaten mit mehrals 30% Kinderarbeitern zwischen fünf und 14 Jahren. Dies kann in Abbildung 6nachvollzogen werden. Es ist zu erkennen, dass rund 69 Millionen Kinder in der Subsaharaerwerbstätig sind (vgl. uifus.de 2007).

Abb.6: Kinderarbeit weltweit (Schätzung in Prozent aller Kinder zwischen 5 und 14Jahren)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: uifus.de 2007

6.1 Definition Kinderarbeit

Die Kinderrechtskonvention der UN definiert Kinderarbeit im Artikel 32 wie folgt: „DieVertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes an, vor wirtschaftlicher Ausbeutunggeschützt und nicht zu einer Arbeit herangezogen zu werden, die Gefahren mit sichbringen, die Erziehung des Kindes behindern oder die Gesundheit des Kindes oder seinekörperliche, geistige, seelische, sittliche oder soziale Entwicklung schädigen könnte“(tdh.de 2010, S.7).

Die Definition der ILO von Arbeit bezieht alle wirtschaftlichen Tätigkeiten mit ein, welchezum Brutto-Inlands-Produkt beitragen. Durch diese Einschränkung werden jedoch nichtalle Formen von Kinderarbeit erfasst. Bei der genauen Einordnung von Tätigkeiten könnenProbleme auftreten. Unterschiedliche moralische Haltungen zu der Thematik arbeitenderKinder führen zu Schwierigkeiten bei der genauen Einordnung der Tätigkeiten. Bettelnbeispielsweise wird laut UNICEF nicht als Beschäftigung anerkannt, obwohl es in einigenPublikationen als „illegale Arbeit“ betrachtet wird (vgl. Liebel 2001, S.62).

Ein weiteres Problem bei der Definition von Kinderarbeit besteht in der unterschiedlichen statistischen Erfassung. Damit ist gemeint, dass beispielsweise Kinder, die neben ihrer Erwerbstätigkeit in die Schule gehen, in den Statistiken zur Kinderarbeit keine Berücksichtigung erfahren.

Insbesondere kulturelle Konzepte vieler Entwicklungsländer werden oftmals völligvernachlässigt. Für ein besseres Verständnis von Kinderarbeit ist es daher notwendig eineengere Sichtweise, als die der Ausbeutung, durch eine breitere zu ersetzen. Dies ermöglichteine vielfältigere Betrachtung der Auswirkung auf das „Erwachsenwerden“ und dieEntwicklung der Kinder. Dabei kann die Arbeit ihnen eine Möglichkeit bieten, früherunabhängig zu sein und somit ein eigenständiges Leben zu führen. Beispielsweise bestehtin vielen Familien eine absolute Notwendigkeit für Kinderarbeit. Die Übernahmelebenswichtiger Aufgaben ist für sie eine Selbstverständlichkeit. In den Industrieländernschließen sich die Begriffe Kindheit und Arbeit jedoch aus. Wenn sich diesesKindheitsmuster in den Entwicklungsländern ausbreitet, kann es für die Kinder zu einerVerweigerung der Ausübung ihrer bezahlten Tätigkeiten kommen. Zwar wird dies unterdem Vorsatz getan, den betroffenen Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen und ihrWohlergehen zu steigern. Jedoch sollten bei derartigen Aktionen die Bedürfnisse undEmpfindungen der Kinder selbst im Vordergrund stehen. Es ist zwingend notwendig, dass ihnen in einem solchen Fall sowohl die Einkommensquelle ersetzt wird als auch die Möglichkeit geboten, ihre persönliche Weiterentwicklung positiv zu gestalten (vgl. Liebel 2001, S.66).

Nachdem nun aufgezeigt wurde, welche Probleme mit der Definition des BegriffsKinderarbeit einhergehen, hat sich herausgestellt, dass nicht jede Form der Kinderarbeiteinen nachteiligen Effekt auf die Entwicklung der Kinder hat. Dies kann in der Tatsachebegründet werden, dass nicht jedes Kind das arbeitet auch gleichzeitig ausgebeutet wird.Ganz im Gegenteil. In vielen Teilen der Erde übernimmt die Arbeit von Kindernbeispielsweise eine elementare Funktion bei der Erziehung. Durch den frühzeitigen Eintrittin das Erwerbsleben haben es Kinder leichter sich mit ihrer Rolle als Arbeiter zuidentifizieren und können somit schon frühzeitig Verantwortung für sich und andereMitmenschen übernehmen. Jedoch bleibt diese Form der Kinderarbeit eine Ausnahme. DieGrenze zwischen der letztgenannten und ausbeuterischer Kinderarbeit ist oftmals nicht klarzu erkennen und wird somit schnell überschritten. Nach Angaben von UNICEF beginnt dieAusbeutung dann, wenn die Kinder zu lange arbeiten18, bzw. ihre Aufgaben gefährlich fürihre Gesundheit sind und zusätzlich keine Zeit und Kraft für den Besuch der Schule bleibt.(vgl. unicef.de 2008, S.1)

Die ILO-Konvention 18219 bietet eine genauere Beschreibung und definiert ausbeuterischeKinderarbeit als „Sklaverei und Schuldknechtschaft und alle Formen der Zwangsarbeit;Arbeit von Kindern unter 13 Jahren; Kinderprostitution und -pornographie; der Einsatzvon Kindern als Soldaten; illegale Tätigkeiten, wie zum Beispiel Drogenschmuggel;Arbeit, die die Gesundheit, die Sicherheit oder die Sittlichkeit gefährdet, also zum BeispielArbeit in Steinbrüchen, das Tragen schwerer Lasten oder sehr lange Arbeitszeiten undNachtarbeit“ (tdh.de 2010a). Anhand dieser Erläuterungen ist ersichtlich, dass Kinderarbeitsehr facettenreich ist und die Formen der Ausbeutungen vielfältig sind. Abschließend stelltsich die Frage, warum Kinder zu der Ausübung einer Tätigkeit, welche ihrer eigenenEntwicklung schadet, gezwungen werden.

6.2 Ursachen

Die Hauptursache20 für Kinderarbeit ist Armut21. In Afrika, so wie auch in vielen anderenLändern der Erde, gibt es einen großen Anteil an Personen, die in absoluter Armut leben.Die Kinder tragen durch ihre Arbeit maßgeblich zum Lebensunterhalt der Familie bei.Rund 15% bis 30% des Haushaltseinkommens werden allein durch ihre Arbeit verdient(vgl. bfdw.de 2010).

Ein weiterer Grund für ausbeuterische Kinderarbeit lässt sich in den unzureichendenBildungsmöglichkeiten sehen. Oftmals fehlt es an Lehrkräften, Unterrichtsräumen undMaterialien zum lernen. Selbst wenn diese vorhanden sind, stellen sich die Eltern oft dieFrage nach dem Nutzen eines Schulbesuchs. Dies liegt nicht zuletzt an der mangelndenQualität des Unterrichts in vielen Entwicklungsländern. Im Zusammenhang mit den beidengenannten Ursachen für Kinderarbeit lässt sich in der Literatur häufig der BegriffTeufelkreis finden. Konnten Eltern niemals die Schule besuchen, ist dieWahrscheinlichkeit erhöht, dass sie ihren Kindern die Bildung ebenfalls verwehren und siestattdessen eher zur Ausübung einer Erwerbstätigkeit drängen. Aus diesen arbeitendenKindern werden zukünftig wieder Erwachsene ohne Bildung, welche ihre Kinderwiederum nicht zur Schule schicken werden (vgl. bfdw.de 2010).

Armut als auch ein schlechtes Bildungssystem sind jedoch nur zwei Ursachen für das Auftreten von Kinderarbeit. Da nicht alle Gründe für die Ausbeutung von Kindern nennbar sind, werden nun beispielhaft weitere Ursachen für die Beschäftigung von Kindern angeführt. Zum einen spielt die Korruption eine wichtige Rolle. Zum anderen beschäftigen Arbeitgeber Kinder oftmals, da sie als wehrlos gelten. Sie sind billiger als Erwachsene, erledigen die Aufgaben die ihnen aufgetragen werden bereitwillig und haben zudem keinen Arbeitsvertrag. Die Arbeitgeber können sie somit ohne Probleme entlassen oder ihnen den Lohn vorenthalten (vgl. praxis-umweltbildung.de 2010, S.2).

Die Ursachen für das Vorhandensein von Kinderarbeit sind nach den oben genannten Gründen vielfältig. Dazu zählt zum einen die Notwendigkeit von arbeitenden Kindern fürdie Existenzsicherung von Familien, zum anderen die Machtlosigkeit der Kinder sichgegen diese Formen der Zwangsausbeutung durch Erwachsene zur Wehr setzen zu können.Dies führt dazu, dass Kinderarbeit auch heutzutage in vielen Entwicklungsländern der Erdevorzufinden ist. Obwohl die Spendenbereitschaft zur Verhinderung von Kinderarbeitweltweit so hoch wie nie ist, werden Kinder nach wie vor für menschenunwürdigeTätigkeiten missbraucht. Sie arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft, auf Plantagen, inMinen, in Bergwerken, in der Fischerei, in Jagdverrichtungen aber auch als Soldaten.

[...]


1 Olara Otunnu ist Sonderbeauftragter des UN-Generalsekretärs für Kinder in bewaffneten Konflikten (Wilkinson 2001).

2 Quelle: Pittwald 2008

3 Quelle: Childsoldiersglobalreport.org 2008a

4 Quelle: Zito 2009

5 Quelle: Beah 2008

6 Die einzelnen Staaten können in Tab. 1 (siehe Anhang) in alphabetischer Reihenfolge nachvollzogenwerden.

7 Sierra Leone liegt an der westafrikanischen Atlantikküste und grenzt im Norden an Guinea und Süden an Liberia (auswaertiges-amt.de 2010).

8 Uganda ist ein Binnenstaat in Ostafrika und wird von seinen Nachbarstaaten: Sudan, Kenia, Tansania, Ruanda, DR Kongo umringt (auswaertiges-amt.de 2010a).

9 Die Alterspanne 15-49 kennzeichnet die reproduktive Phase bei Frauen.

10 Im Vergleich dazu besitzt Deutschland eine zusammengefasste Geburtenziffer von 1,4 Kindern pro Frau(Jahr 2010).

11 Die häufigsten Todesursachen von Kindern in Afrika sind: „Infektionskrankheiten wie Atemwegserkrankungen, Durchfallerkrankungen, Tuberkulose, Malaria, Masern, Schlafkrankheit[…] Aids“ (ebd).

12 Phillipp Ariés (1914-1984): Französischer Historiker und Autor des Buches Geschichte der Kindheit (dnb.info 2010)

13 „Lloyd de Mause, geb. 1931 in Detroit, Michigan, Psychoanalytiker und Leiter des Institute for Psychohistory in New York, Präsident der International Psychohistorical Association (IPA); Herausgeber des Journal of Psychohistory“ (Behnken 2006, S.33).

14 Quelle: Pittwald 2008

15 Weitere Informationen zum psychogenetischen Ansatz de Mauses unter michael-kraus.info 2010.

16 Beispiel Deutschland §2BGB: „Die Volljährigkeit tritt mit der Vollendung des 18. Lebensjahres ein“ (bmj2010).

17 Weitere Informationen zur International Labour Organization unter ilo.org 2010.

18 Definition der UNICEF für Kinderarbeit: „Für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren: jede wirtschaftliche Tätigkeit ab einer Stunde pro Woche und jede Arbeit im Haushalt ab 28 und mehr Wochenstunden; Für Kinder zwischen zwölf und 14 Jahren: jede wirtschaftliche Tätigkeit ab 14 und mehr Stunden pro Woche sowie jede Arbeit im Haushalt ab 28 Wochenstunden; Für 15- bis 17-Jährige: jede Tätigkeit oder Hausarbeit ab 43 Stunden pro Woche und jede gefährliche Arbeit“( unicef.de 2008, S.1).

19 Weitere Informationen zur ILO Konvention 182 unter ilo.org 2010a.

20 Weitere Informationen zu Ursachen und Hintergründen der Kinderarbeit unter praxis-umweltbildung.de2010.

21 Armut Unterscheidung in 3 Bereiche: „Absolute-, Relative u. Gefühlte Armut“ (vgl. armut.de 2010a). Die Verwendung des Begriffs Armut innerhalb dieser Arbeit bezieht sich auf die absolute Armut. „AbsoluteArmut ist ein Leben am äußersten Rand der Existenz. Sie ist gekennzeichnet durch eine unzureichendeMittelausstattung, um lebenswichtige Grundbedürfnisse zufrieden stellen zu können. Absolut arme Menschenleiden unter schwerwiegenden Entbehrungen und müssen permanent um ihr Überleben kämpfen“ (armut.de2010b).

Fin de l'extrait de 65 pages

Résumé des informations

Titre
Kindersoldaten in Entwicklungsländern. Das subsaharische Afrika
Université
University of Rostock
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
65
N° de catalogue
V354597
ISBN (ebook)
9783668405585
ISBN (Livre)
9783668405592
Taille d'un fichier
1193 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kindersoldaten, Entwicklungsländer, Afrika, Kinderarbeit
Citation du texte
Robert Behrens (Auteur), 2010, Kindersoldaten in Entwicklungsländern. Das subsaharische Afrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354597

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