Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an Büchern über die Sexualität älterer Menschen. Sie sind vor allem an diejenigen gerichtet, die sexuell aktiv sein wollen. Aber was ist mit all denen, die Sexualität für sich nie entdeckt oder ihre Gefühle schon lange vergraben haben? Was ist mit denen, die glauben, sie seien zu alt für die Liebe? Was ist mit denjenigen, die in ihrer täglichen Arbeit mit diesen Menschen zu tun haben und nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen? Sexualität ist ein fester Bestandteil unseres Lebens, sie ist eine Lebensenergie und weit mehr als nur Geschlechtsverkehr. Es kann Teil der Arbeit mit älteren Menschen sein, diese Energie zu wecken und ihnen damit zu einer neuen Lebendigkeit zu verhelfen.
Die zunehmende Zahl älterer Menschen und die Zunahme des Lebensalters erfordern sinnvolle und neue Konzepte für diese Lebensphase. Über 20 Prozent der deutschen Bevölkerung sind bereits heute über sechzig. Im Gegensatz zu früher erfreuen sich die Alten dabei einer verbesserten physischen und psychischen Gesundheit. Durch ein früheres Ausscheiden aus dem Berufsleben oder der Familienarbeit kann die verbleibende Lebenszeit einen Zeitraum von fünfzig Jahren umfassen. Ältere Menschen wollen sich dabei nicht mehr der traditionellen Altersrolle anpassen. Der Ruhestand ist nicht länger eine Zeit des Verweilens, sondern wandelt sich zu einer Zeit der Neuorientierung und Selbstfindung.
Wenn immer mehr Menschen immer älter werden, brauchen wir Konzepte, mit deren Hilfe diese Lebensphase sinnvoll gestaltet werden kann. In dieser Arbeit wird ein Modell vorgestellt, nach dem Bildungsprozesse für ältere Frauen ablaufen können. Diese sollen den Bedürfnissen der Zielgruppe angepasst sein und die verschiedenen Altersstufen innerhalb dieser Gruppen berücksichtigen. Es wird ein Konzept entwickelt, dessen Bausteine die theoretische Grundlage für die Arbeit mit der sexuellen Biographie älterer Frauen bilden. Eine wichtige Grundlage ist dabei das Verständnis von Sexualität, da ältere Menschen diesbezüglich andere Werte und Normen erfahren haben. Diese Thematik zieht sich als roter Faden durch das gesamte Konzept und wird in den jeweiligen Kontext gestellt.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitende Gedanken
- Das Alter(n)
- Altersgrenzen
- Demographische Besonderheiten weiblichen Alter(n)s
- Die Sexualität des Alter(n)s
- Sexualität – Annäherung an einen Begriff
- Bültmann/ Sielert
- Freud
- Laws
- Bedeutungswandel von Sexualität
- Das Tabu der Selbstbefriedigung
- Physiologische Veränderungen
- Weibliche Alter(n)ssexualität
- Sexualgeragogik – eine neue Wissenschaftsdisziplin?
- Biographiearbeit mit älteren Menschen
- Biographiearbeit in der Sexualgeragogik
- Ziele und Intentionen
- Ältere Frauen als Zielgruppe
- Inhalte der sexuellen Biographie
- Sexualität in der Ehe
- Die Gruppe als Sozialform
- Aufklärung
- Sexualgeragogische Methoden
- Malen
- Fotos
- Tagebuch
- Phantasieübungen
- Körperübungen
- Anforderungsprofil an Teamerinnen
- Ergebnisse und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Diplomarbeit „Sexualbiographien älterer Frauen als Grundlage der Sexualgeragogik“ zielt darauf ab, ein Konzept zu entwickeln, das die theoretische Grundlage für die Arbeit mit der sexuellen Biographie älterer Frauen bildet. Die Arbeit befasst sich mit den Bedürfnissen und der Lebensgestaltung älterer Menschen im Kontext der sexuellen Entwicklung und der gesellschaftlichen Veränderung von Sexualität im Laufe des 20. Jahrhunderts.
- Definition von Alter(n) und Altersklassen
- Demographische Besonderheiten weiblichen Alter(n)s
- Bedeutungswandel von Sexualität und historisch-gesellschaftliche Veränderungen
- Physiologische Veränderungen im Alter und ihre Auswirkungen auf die weibliche Sexualität
- Entwicklung eines Konzepts für Biographiearbeit in der Sexualgeragogik mit älteren Frauen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die einleitenden Gedanken beleuchten die demographische Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland und die Bedeutung von Sexualität für die Lebensqualität älterer Menschen. Es werden die Relevanz des Themas, die Motivation der Autorin und die Forschungslücke im Bereich der Sexualität älterer Frauen herausgestellt.
Das Kapitel „Das Alter(n)“ definiert den Begriff und beleuchtet die verschiedenen Altersklassen und Kohorten, die sich durch gemeinsame historische und gesellschaftliche Erfahrungen auszeichnen. Der Fokus liegt dabei auf den Besonderheiten des weiblichen Alter(n)s, insbesondere den arbeitsmarktpolitischen Faktoren, die die Altersphase für Frauen häufig früher beginnen lassen. Die Feminisierung des Alters und die damit verbundenen Herausforderungen im Hinblick auf neue Partnerschaften im höheren Alter werden ebenfalls angesprochen.
Das zentrale Kapitel „Die Sexualität des Alter(n)s“ untersucht die Vielschichtigkeit und Bedeutung von Sexualität aus verschiedenen Perspektiven. Anhand der Definitionen von Bültmann und Sielert, Freud und Laws wird die Ganzheitlichkeit von Sexualität hervorgehoben und ihre Auswirkungen auf die Einstellung älterer Menschen beleuchtet. Der Bedeutungswandel von Sexualität im Laufe der Geschichte wird ebenfalls thematisiert, da er das Verständnis und die Erfahrungen älterer Menschen maßgeblich beeinflusst.
Im Abschnitt „Das Tabu der Selbstbefriedigung“ wird die historische Entwicklung des Verbots der Selbstbefriedigung beleuchtet, um zu verdeutlichen, wie sich solche Normen bis heute auf das sexuelle Erleben auswirken können.
Die physiologischen Veränderungen während des Alternsprozesses werden im nächsten Abschnitt behandelt, wobei insbesondere die unzureichenden Kenntnisse über diese Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Lebensqualität und Sexualität älterer Menschen im Fokus stehen.
Im abschließenden Teil des Kapitels „Die Sexualität des Alter(n)s“ wird die weibliche Alter(n)ssexualität genauer betrachtet. Die Kapitel „Sexualgeragogik – eine neue Wissenschaftsdisziplin?“, „Biographiearbeit mit älteren Menschen“ und „Biographiearbeit in der Sexualgeragogik“ stellen die Grundprinzipien der Sexualgeragogik und die Bedeutung von Biographiearbeit für die Reflexion der eigenen Sexualität dar.
Die Kapitel „Ältere Frauen als Zielgruppe“ und „Inhalte der sexuellen Biographie“ fokussieren sich auf die spezifischen Bedürfnisse älterer Frauen und die verschiedenen Aspekte, die in der Biographiearbeit im Kontext der sexuellen Lebensgeschichte relevant sind.
Der Abschnitt „Sexualgeragogische Methoden“ präsentiert verschiedene Methoden, die für die Biographiearbeit in der Sexualgeragogik eingesetzt werden können, wie Malen, Fotos, Tagebuch, Phantasieübungen und Körperübungen. Das Kapitel „Anforderungsprofil an Teamerinnen“ stellt die notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen für die Arbeit mit älteren Frauen im Bereich der Sexualgeragogik dar.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Diplomarbeit setzt sich mit der Sexualität älterer Frauen auseinander und befasst sich mit den Themenbereichen der Sexualgeragogik, Biographiearbeit, Feminisierung des Alters, historisch-gesellschaftliche Veränderungen von Sexualität, physiologische Veränderungen im Alter und der Entwicklung eines Konzepts für die Arbeit mit der sexuellen Biographie älterer Frauen.
- Quote paper
- Anja Drews (Author), 1999, Sexuelle Biografien älterer Frauen als Grundlage der Sexualgeragogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354704