Seit Beginn der Flüchtlingswelle 2014 wurde das deutsche Gesundheitssystem vor verschiedene Herausforderungen gestellt. Seuchenrisiken durch Tuberkulose (TB) und meldepflichtige Hauterkrankungen wurden genauso angeführt wie eine Mehrbeanspruchung des Akutversorgungssektors aufgrund des nur eingeschränkten Zugangs zu Gesundheitsleistungen für Geflüchtete. Ziel der vorliegenden Arbeit war neben der Beschreibung von Gesundheitsrisiken und Zugangsbarrieren zur Regelversorgung zum einen die Quantifizierung der Häufigkeit von TB und meldepflichtigen Hautkrankheiten einer repräsentativen Stichprobe frisch Geflüchteter. Zum anderen sollte die Inanspruchnahme von Notfallgesundheitsleistungen durch Flüchtlinge und Asylbewerber mit dem Nutzungsverhalten der einheimischen Bevölkerung verglichen werden.
Die Prävalenz von TB innerhalb der repräsentativen Flüchtlingskohorte lag deutlich höher als der Durchschnitt für die deutsche Bevölkerung. Die hierdurch bedingte zusätzliche Anzahl an Neuerkrankungen in der BRD hielt sich jedoch in Grenzen. Die Prävalenzen für meldepflichtige Hauterkrankungen hingegen waren in den Flüchtlingseinrichtungen vernachlässigbar gering. Aufgrund von Zugangsbarrieren zur Regelversorgung nahmen Geflüchtete Notfallgesundheitsleistungen im Vgl. zur Lokalbevölkerung überproportional häufig und zu anderen Tageszeiten in Anspruch. Aufgrund der jüngeren Altersstruktur und eines anderen Case-Mix wurden bisher durch die Lokalbevölkerung weniger in Anspruch genommene Fachdisziplinen im Notfallgeschäft vermehrt nachgefragt.
Die Erst- und Notfallversorgung von Geflüchteten stellt aufgrund der besonderen kulturellen und sprachlichen Bedürfnisse eine Herausforderung für das deutsche Gesundheitssystem dar. Die adäquate psychotraumatologische Versorgung von Geflüchteten wird in Zukunft eine große Herausforderung darstellen. Es gibt Hinweise, dass durch entsprechende administrative, organisatorische und gesetzliche Neuordnungen sowohl Kosten eingespart als auch die medizinische Versorgung dieser vulnerablen Patientengruppe verbessert werden könnten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Gesundheitspolitische Relevanz
- 1.2 Aufbau der Arbeit
- 2 Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Migration, Flucht und Asyl
- 2.2 Gesundheitsrisiken von Migranten und Geflüchteten
- 2.2.1 Migrationsphasen
- 2.2.2 ,,Vor der Flucht“
- 2.2.3 Auf der Flucht“
- 2.2.4 ,,Nach der Flucht“
- 2.3 Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen
- 2.4 Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem
- 2.4.1 Rechtlich
- 2.4.2 Kulturell
- 2.4.3 Sprachlich
- 2.5 Herausforderungen der medizinischen Versorgung
- 2.5.1 Bisherige Herausforderungen
- 2.5.2 Aktuelle Herausforderungen
- 2.5.3 Zukünftige Herausforderungen
- 2.6 Zielsetzung
- 3 Methodik
- 3.1 Gesundheitsuntersuchungen gemäß §62 AsylVfG
- 3.1.1 Stichprobenselektion
- 3.1.2 Inhalt der Gesundheitsuntersuchung
- 3.1.3 Tuberkulose-Screening
- 3.1.4 Datenakquise
- 3.1.5 Statistische Auswertung
- 3.2 Notfallvorstellungen gemäß §4 AsylbLG
- 3.2.1 Kohortenselektion
- 3.2.2 Datenakquise
- 3.2.3 Statistische Auswertung
- 4 Ergebnisse
- 4.1 Gesundheitsuntersuchungen gemäß §62 AsylVfG
- 4.1.1 Demografische Beschreibung der Stichprobe
- 4.1.2 Tuberkulose-Prävalenz
- 4.1.3 Prävalenzen von Krätzmilben- und Kopflausbefall
- 4.1.4 Sekundäre Hausarzt-, Facharzt- und Notaufnahmekontakte
- 4.2 Notfallvorstellungen gemäß §4 AsylbLG
- 4.2.1 Demografische Beschreibung der Kohorten
- 4.2.2 Nutzungsverhalten
- 5 Diskussion
- 5.1 Bedeutung der Ergebnisse
- 5.2 Einordnung der Ergebnisse vor dem Hintergrund der Literatur
- 5.2.1 Demografische Aspekte
- 5.2.2 Tuberkulose-Prävalenz
- 5.2.3 Prävalenz von Krätzmilben und Kopfläusen
- 5.2.4 Inanspruchnahme der Notfallversorgungssysteme
- 5.3 Methodische Limitationen
- 6 Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Herausforderungen der medizinischen Erst- und Notfallversorgung von Geflüchteten in Deutschland. Ziel ist es, die Gesundheitsrisiken und Zugangsbarrieren für Geflüchtete zu beschreiben und die Häufigkeit von Tuberkulose und meldepflichtigen Hauterkrankungen bei einer repräsentativen Stichprobe von Flüchtlingen zu quantifizieren. Darüber hinaus soll die Inanspruchnahme von Notfallgesundheitsleistungen durch Flüchtlinge und Asylbewerber mit dem Nutzungsverhalten der einheimischen Bevölkerung verglichen werden. Die Arbeit beleuchtet folgende Themenschwerpunkte:- Gesundheitsrisiken von Geflüchteten
- Zugangsbarrieren zum deutschen Gesundheitssystem
- Inanspruchnahme von Notfallgesundheitsleistungen durch Geflüchtete
- Herausforderungen der medizinischen Erst- und Notfallversorgung
- Mögliche Verbesserungen der Versorgungssituation
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung führt in die gesundheitspolitische Relevanz des Themas ein und skizziert den Aufbau der Arbeit.
- Kapitel 2: Der theoretische Hintergrund beleuchtet die Themen Migration, Flucht und Asyl, Gesundheitsrisiken von Migranten und Geflüchteten, Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, Zugangsbarrieren zum Gesundheitssystem und Herausforderungen der medizinischen Versorgung.
- Kapitel 3: Die Methodik beschreibt die durchgeführten Gesundheitsuntersuchungen gemäß §62 AsylVfG und die Analyse von Notfallvorstellungen gemäß §4 AsylbLG.
- Kapitel 4: Die Ergebnisse der Studie werden präsentiert, einschließlich der demografischen Daten der Stichproben, der Prävalenz von Tuberkulose und meldepflichtigen Hauterkrankungen sowie der Inanspruchnahme von Notfallgesundheitsleistungen.
- Kapitel 5: Die Diskussion beleuchtet die Bedeutung der Ergebnisse, ordnet sie in den Kontext der bestehenden Literatur ein und reflektiert methodische Limitationen.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit den Herausforderungen der medizinischen Erst- und Notfallversorgung von Geflüchteten in Deutschland. Die Arbeit fokussiert auf die Themen Gesundheitsrisiken, Zugangsbarrieren, Inanspruchnahme von Notfallgesundheitsleistungen, Tuberkulose, meldepflichtige Hauterkrankungen, Case-Mix, Kultur, Sprache, Integration, Versorgungssicherheit und Versorgungsqualität.- Quote paper
- Dr. med. M.Sc. Patrick Dißmann (Author), 2017, Herausforderungen der medizinischen Erst- und Notfallversorgung von Geflüchteten in der BRD, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/354814