Der Gegenstand dieser Arbeit ist der Versuch, aus verschiedenen in den achtziger Jahren veröffentlichten Aufsätzen Klaus Horns zur Medizinsoziologie1 einen systematisch verfassten Grundriss seiner Überlegungen zur „Soziopsychosomatik“ zu zeichnen. Hinter diesem Begriff steht die Einsicht, dass eine allein auf den Naturwissenschaften gegründete Medizin und ein an diese gekoppeltes Gesundheitssystem nicht in der Lage sind die gesundheitspolitischen Herausforderungen der Moderne zu meistern. Um die Volkskrankheiten des 20/21`Jahrhunderts in effektiver und nachhaltiger Weise zu bekämpfen und den drohenden Bankrott der Gesundheitssysteme in den Industrieländern zu verhindern, bedarf es einer kritischen Medizinsoziologie mit interdisziplinärer Gestalt: „Soziopsychosomatik“ meint eben die Vereinigung von soziologischen, psychologischen und medizinischen Perspektiven zur Analyse von Krankheit bzw. Gesundheit und deren systemischen Agenturen in der Gesellschaft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Der Prozess der Rationalisierung: Erkranken und Gesunden als ein Problem sozialer Kontrolle
- 2. Zwei Begriffe von Krankheit
- 3. Die unheilvolle Koalition...
- 4. Soziopsychosomatische Heilkunst.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die „Soziopsychosomatik“ von Klaus Horn und präsentiert sie als theoretischen Aspekt einer kritischen Theorie des Subjekts. Sie untersucht, wie der fortschreitende Prozess der gesellschaftlichen Rationalisierung ein Spannungsfeld zwischen Subjektivität und Gesellschaft schafft, in dem Krankheit als Form abweichenden Verhaltens und Problem der sozialen Kontrolle betrachtet wird.
- Der Prozess der Rationalisierung und die gesellschaftliche Kontrolle von Krankheit und Gesundheit
- Die kritische Auseinandersetzung mit dem naturwissenschaftlichen Krankheitsbegriff
- Die „unheilvolle Koalition“ zwischen medizinischem Angebot und Patientennachfrage
- Die zentralen Aspekte einer soziopsychosomatischen Medizin
- Die lebensweltliche Einbettung von körperlicher und seelischer Krankheit bzw. Gesundheit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Arbeit ein und erläutert das Ziel, Horns Überlegungen zur „Soziopsychosomatik“ zu systematisieren. Sie erklärt den theoretischen Hintergrund, der darin liegt, dass eine naturwissenschaftlich gegründete Medizin die Herausforderungen der modernen Gesundheitspolitik nicht bewältigen kann. Die Arbeit strebt eine Vereinigung von soziologischen, psychologischen und medizinischen Perspektiven an, um Krankheit und Gesundheit im gesellschaftlichen Kontext zu analysieren.
1. Der Prozess der Rationalisierung: Erkranken und Gesunden als ein Problem sozialer Kontrolle
Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Rationalisierungsprozessen in der Gesellschaft und der Entstehung von Krankheit als Problem der sozialen Kontrolle. Es wird die These vertreten, dass die stetige Zunahme der Ausgaben im Gesundheitssystem ohne gleichzeitige Verbesserung der Gesundheit auf chronisch-degenerative Krankheiten zurückzuführen ist. Das Kapitel kritisiert die Fokussierung von Gesundheitspräventivmaßnahmen auf das individuelle Verhalten und plädiert für eine umfassendere Betrachtung, die auch makrosoziale Faktoren und Prozesse miteinbezieht.
2. Zwei Begriffe von Krankheit
In diesem Kapitel werden die funktionalistischen Verkürzungen des naturwissenschaftlichen Krankheitsbegriffs problematisiert und ein komplexerer Begriff von Krankheit vorgestellt, der durch das psychoanalytische Konzept von „Krankheit als Konflikt“ angereichert ist. Dieser psychosomatische Krankheitsbegriff ermöglicht die Untersuchung von Krankheitssymptomen hinsichtlich ihrer sinnhaften Entstehung und der damit vermittelten sozialstrukturellen Einflussfaktoren.
3. Die unheilvolle Koalition...
Dieses Kapitel beleuchtet die Widerstände gegen die Durchsetzung einer soziopsychosomatischen Medizin. Es wird aufgezeigt, wie sich diese Widerstände in einer „unheilvollen Koalition“ zwischen dem medizinischen Angebot des naturwissenschaftlich orientierten Gesundheitssystems und der Versorgungsnachfrage der Patienten manifestieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Soziopsychosomatik, kritische Theorie des Subjekts, Rationalisierungsprozesse, gesellschaftliche Kontrolle, Krankheitsbegriff, Gesundheitssystem, Lebenswelt, individuelle und gesellschaftliche Faktoren, medizinisches Angebot und Patientennachfrage. Weitere wichtige Begriffe sind: Gesundheitspolitik, Volkskrankheiten, Präventive Maßnahmen, Gesundheitserziehung, Individualismus, Reduktionismus, Heilfunktion, Versorgungsfunktion.
- Citation du texte
- Oliver Laqua (Auteur), 2001, Soziopsychosomatik - Heilkunst im Spannungsfeld von Subjektivität und Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35489