Der Coaching-Prozess im Sport. Ziel, Diagnose und Intervention

Planung und praktische Umsetzung einer sportpsychologischen Maßnahme


Hausarbeit, 2015

37 Seiten, Note: 0,5 (sehr gut)

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 EINLEITUNG

2 VORGEHENSWEISE

3 ERSTGESPRÄCH / VERTRAG
3.1 Erläuterung der Problemstellung
3.2 Beschreibung der beteiligten Personen bzw. Institutionen

4 ZIELBESTIMMUNG

5 DIAGNOSE

6 ABLEITUNG VON INTERVENTIONSMAßNAHME

7 DURCHFÜHRUNG DER MAßNAHME

8 EVALUATION

9 KRITISCHE DISKUSSION
9.1 Kritische Diskussion der Vorgehensweise inklusive sich daraus ergebene Verbesserungsvorschläge für weitere Projekte
9.2 Kritische Diskussion der Zielerreichung inklusive sich daraus ergebene Verbesserungsvorschläge für weitere Projekte
9.3 Kritische Diskussion der Zufriedenheit des Klienten inklusive sich daraus ergebene Verbesserungsvorschläge für weitere Projekte

10 LITERATURVERZEICHNIS

11 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS
11.1 Abbildungsverzeichnis
11.2 Tabellenverzeichnis

12 ANHANG
12.1 Anhangverzeichnis

1 Einleitung

„Der schwierigste Gegner ist man meistens selbst.“

Diese Worte benutzte der Trainer der Deutschen Fußballnationalmannschaft, Joachim Löw, im Oktober 2007 während der Pressekonferenz nach einem Endstand von 0:3 ge- gen Tschechien. Mit dieser Aussage suchte er nach einer Erklärung für die enttäuschen- de Leistung seines Teams und zeigte zugleich auf, wie wichtig die mentale Verfassung im Sport ist.

Der Kopf, das Zentrum des Denkens, hat maßgeblich Einfluss auf sportliche Leistungen, insbesondere im Wettkampfbereich (Imran, 2010, S. 5). Beckmann und Elbe (2011, S. 18) gehen diesbezüglich einen Schritt weiter, indem sie konstatieren, dass von zwei gleichermaßen austrainierten und technisch entwickelten Athleten derjenige gewinnt, welcher mental stärker ist.

Doch was ist die sogenannte mentale Stärke?

Nach Loehr (1996, S. 20) beschreibt die mentale Stärke die Fähigkeit, sich ungeachtet der Wettkampfbedingungen an seiner oberen Leistungsgrenze zu bewegen.

Für Leistungs- und Spitzensportler geht es darum, sich insbesondere unter stressreichen Umständen, wie z. B. in entscheidenden Wettkampfsituationen, auf das Wesentliche zu konzentrieren (Mayer & Hermann, 2010, S. 8 - 9).

Hierbei sind sportpsychologische Trainingsverfahren etablierte und anerkannte Strategien zur Lern- und Leistungssteigerung im Leistungs- und Spitzensport. Athleten sollen durch das Erlernen und das Training von sportpsychologischen Techniken in die Lage versetzt werden, sich vor allem unter Wettkampfbedingungen kognitiv so zu regulieren, dass die optimale Leistung zum definierten Zeitpunkt abrufbar ist (Eberspächer, 2002; zitiert nach Mayer & Hermann, 2010, S. 8).

In diesem Zusammenhang spielt die Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) eine ent- scheidende Rolle bei der Erbringung der Wettkampfleistung (Hermann, 2014, S. 8).

Die SWE ist definiert als Einschätzung der eigenen Fähigkeit, Handlungen so zu orga- nisieren, dass angezielte Leistungen erbracht werden können. Bedeutsam sind hierbei nicht die (motorischen und kognitiven) Fertigkeiten, die eine Person besitzt, sondern das Wissen und die Überzeugung der aktuellen Verfügbarkeit dieser Fertigkeiten (Bandura, 1977, S. 193).

In jenem Kontext setzt sich die vorliegende Hausarbeit anhand eines Fallbeispiels aus der Sportart „Basketball“ mit der Erhöhung der SWE zur Optimierung der Wettkampfleistung auseinander und erörtert auf Basis einer bestehenden mentalen Symptomatik eines jungen Spielers der "Itzehoe Eagles" eine entsprechende Maßnahme.

2 Vorgehensweise

Die Vorgehensweise der Hausarbeit orientiert sich an dem Prozessmodell der sportpsychologischen Intervention von Beckmann und Elbe (2011, S. 32), welches im Anhang (Abbildung 1) dieser Arbeit zu finden ist.

In Kapitel 3 wird zunächst eine ausführliche Zusammenfassung des Erstgespräches als Ausgangspunkt für das besagte Prozessmodell aufgezeigt. Hierbei erfolgt die Darstellung der Ausgangssituation, welche die Erläuterung der Problemstellung sowie die Beschreibung der beteiligten Personen bzw. Institutionen beinhaltet.

Im Anschluss (Kapitel 4) an das Erstgespräch wird auf dessen Basis eine differenzierte Zielbestimmung vollzogen, in deren Rahmen ein Soll-Profil in Absprache mit dem betrachteten Klienten festgelegt wird.

Im nächsten Schritt (Kapitel 5) wird anhand des Soll-Profils sowie mit Hilfe der notwendigen diagnostischen Methoden das Ist-Profil erhoben.

Anschließend (Kapitel 6) wird auf Basis jener Diagnostik die Interventionsmaßnahme für den betrachteten Sportler abgeleitet. Im Vordergrund stehen hierbei die Erarbeitung und Erläuterung eines Maßnahmenplans in Anlehnung an wissenschaftlich anerkannten Modellen.

Das darauffolgende siebente Kapitel umfasst die Darstellung und Beschreibung der Umsetzung jener Maßnahme unter Einbindung der beteiligten Personen in den Prozess. Es erfolgt ein Abgleich zwischen der geplanten Vorgehensweise und sich möglicher- weise ergebenen Abweichungen bei deren Umsetzung. Zusätzlich wird in jenem Kon- text geprüft, ob und in welchem Maße sich eine Verhaltensoptimierung eingestellt hat.

In Kapitel 8 erfolgt die Evaluation. Mit Hilfe eines erneuten Abgleichs zwischen dem Soll- sowie dem Ist-Profil wird geprüft, ob die gewählte Vorgehensweise zur Zielerreichung führte, oder ob der sportpsychologische Betreuungsprozess mit dem Aspekt der Diagnose von Neuem beginnen muss, um das geplante Ziel zu erreichen.

Im abschließenden Kapitel 9 werden die gewählte Vorgehensweise, die Zielerreichung sowie die Zufriedenheit des Klienten auf Basis von Fachliteratur kritisch diskutiert und sich daraus ergebende Modifikationen bzw. Optimierungen für weitere Projekte abgelei- tet.

3 Erstgespräch / Vertrag

Eingangs ist anzumerken, dass die sportpsychologische Betreuung der Spieler der „Itze- hoe Eagles“ ausschließlich ehrenamtlich vollzogen wird und entgegen dem Prozessmo- dell von Beckmann und Elbe (2011, S. 32) kein Vertrag ausgearbeitet wurde. Als Basis für die in Kapitel 3 dargestellten Ausführungen des Erstgespräches dient ein mit dem Klienten erarbeiteter Gesprächsbogen, welcher im Anhang (Abbildung 2) der Hausarbeit vorzufinden ist.

3.1 Erläuterung der Problemstellung

Der betrachtete Sportler, namens Gökmen Önel (Name wurde geändert), spielte zum Zeitpunkt der Zusammenarbeit bei den „Itzehoe Eagles“ in der 2. Basketballbundesliga ProB. Er hatte die Position des Point Guards (kleiner Flügelspieler) inne, und gehörte zu den schnellsten und wendigsten Spielern der Liga. Jene Fähigkeiten nutzte er aus, um seine Gegenspieler auszuspielen und mit Zug zum Korb die Offensivangriffe per Korb- leger oder Dunking abzuschließen. Dies hatte zur Folge, dass er der mit Abstand am häufigsten gefoulte Spieler des Teams war. Zirka 60 % der Freiwürfe in einem Spiel übernahm er, so dass seine Freiwurfquote über Sieg oder Niederlage entscheiden konn- te.

In einem Ligaspiel vor acht Wochen trat exakt jene Situation ein: Wenige Sekunden vor Spielende sollten Gökmens Freiwürfe über den Ausgang des Spiels entscheiden. Beide Würfe verfehlten ihr Ziel, was zur Folge hatte, dass der junge Point Guard seit jenem Moment nicht mehr an seine Fähigkeiten bzw. Fertigkeiten als Freiwurfschütze glaubte. Im Training wies er trotz dieser negativen Erfahrung weiterhin eine durchschnittliche Freiwurfquote von 85 % auf. Über jene Treffsicherheit verfügte er vor dem besagten Spiel auch unter Wettkampfbedingungen.

In den verbliebenden sieben Ligaspielen der Saison war hingegen im Durchschnitt eine Freiwurfquote von 40 % zu verzeichnen, so dass er zum einen das Gefühl hatte, seine Mitspieler, wie er selbst sagte, „im Stich zu lassen", und er zum anderen seine sportliche Entwicklung durch die fehlende konstante Freiwurfquote beeinträchtigt sah.

Aus diesem Grund veränderte Gökmen seine Spielweise: Er suchte nicht wie gewohnt den Weg zum Korb, sondern versuchte per Distanzwürfe Punkte zu erzielen. Auf diese Verhaltensweise des Point Guards war die Spieltaktik seitens des Coaches jedoch nicht ausgerichtet, so dass Gökmen schnellstmöglich wieder in die Lage versetzt werden sollte, eine konstant hohe Freiwurfquote in Spielen erzielen zu können.

Ergänzend ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass der 28 Jahre junge Coach, welcher für Gökmen eine Vertrauensperson darstellte, mit der Symptomatik seines Kapitäns über- fordert zu sein schien. Er versuchte Gökmen durch das Erzeugen von Druck im Sinne von Sanktionen (wie z. B. längeren Phasen auf der Ersatzbank) bei anhaltender schlech- ter Freiwurfquote zu „motivieren“. Der Coach gab eigens zu, dass diese Maßnahme fehlschlug, so dass er im Endeffekt keine adäquate Lösung für die Problematik finden konnte und dem Wunsch seines Spielers nach externer sportpsychologischer Betreuung offen und optimistisch gegenüber stand.

3.2 Beschreibung der beteiligten Personen bzw. Institutionen

Bei dem Klienten handelte es sich um einen 18 Jahre jungen Mann. Er fand bereits im Alter von fünf Jahren zur Sportart „Basketball“: Seine Großeltern schenkten ihm zum fünften Geburtstag einen Fußball, welchen er kurzer Hand zu einem Basketball umfunk- tionierte, indem er täglich versuchte, den Ball im häuslichen Mülleimer zu versenken. Seitdem konnte sich Gökmen täglich aufs Neue an diesem Sport erfreuen. Die Begrün- dung, warum er insbesondere diesen Sport ausübte, bestand darin, dass ihm das Dasein als Teil eines Teams, welches ein gemeinsames Ziel verbindet, sehr viel Positives gab. Zudem spürte er seit der Kindheit, dass er sehr viel Talent für diese Sportart besaß und aus ihm ein Profispieler werden könnte. Diese Aussage von Gökmen wurde seitens des Coaches und vieler Mitspieler bestätigt. Nach deren Aussagen, hatte Gökmen das Po- tenzial, in zwei bis drei Jahren in der 1. Basketballbundesliga oder in anderen europäi- schen Ligen spielen zu können.

Zu Gökmens persönlichen Stärken zählten insbesondere sein Ehrgeiz und die damit verbundene Zielstrebigkeit. Sowohl auf dem Basketballfeld, als auch in der Schule - er besuchte das städtische Gymnasium - strebte er nach Perfektion. Er war der Teamleader und wollte dementsprechend stets eine Vorbildfunktion für seine Mitspieler einnehmen. Im Gegenzug konnte jener Anspruch an sich selbst auch als seine größte Schwäche angesehen werden. Sein Perfektionismus ließ ihn in manchen Situationen das Gefühl der Enttäuschung und der Unzufriedenheit erleben.

In der Freizeit, neben Sport und Schule, machte Gökmen das, was viele junge Männer seines Alters tun: Er traf sich mit Freunden (überwiegend Mitspieler), spielte Videospiele, hörte Musik und schaute gerne Filme. Partys, Mädchen oder der Konsum von Alkohol waren ein seltener Bestandteil von Gökmens Freizeit. Der Basketball und die Schule hatten für ihn erste Priorität.

Seine Familie unterstütze ihn, übte jedoch keinen Druck aus. Sein Vater war Rechtsanwalt, die Mutter Hausfrau. Er hatte eine 13jährige Schwester, die ihn bewunderte, sich mit Basketball aber nicht anfreunden konnte. Demnach konnte konstatiert werden, dass Gökmen aus gut situierten und stabilen Familienverhältnissen kam.

Abschließend ist zu vermerken, dass Gökmen bis dato keine Erfahrung mit einer sport- psychologischen Betreuung, so dass er auch keine Erwartungen hegte. Das Ziel der Zu- sammenarbeit war für ihn jedoch sehr eindeutig: Die Freiwurfquote musste innerhalb der achtwöchigen Saisonpause erhöht und stabilisiert werden. Dafür war er auch bereit, bei der kommenden Interventionsmaßnahme aktiv mitzuwirken, wobei ihm wichtig war, dass andere Trainingseinheiten (Ausdauertraining, Krafttraining, etc.) nicht gekürzt wurden.

4 Zielbestimmung

Nach Eberspächer (2012, S. 31) ist der Erwerb von Verhaltens- und Handlungsmustern nicht ausreichend, um diese zu einem definierten Zeitpunkt auch optimal verwirklichen zu können. Vielmehr ist es notwendig, gleichzeitig die subjektive Überzeugung aufzu- bauen, dass die Fähigkeiten und erworbenen Fertigkeiten ausreichen, um auch in Be- anspruchungssituationen bestehen zu können. Aus diesem Grund sollte im Training die Überzeugung verbessert werden, dass die erworbenen motorischen, technischen und taktischen Voraussetzungen unter allen denkbaren Bedingungen realisierbar sind.

Auf Basis jener Aussagen von Eberspächer bestand das allgemein formulierte Ziel der Zusammenarbeit darin, Gökmens SWE und damit dessen subjektive Überzeugung zu erhöhen, dass er unter Wettkampfbedingungen dieselbe Leistung wie im Training abru- fen kann. Dies führte wiederum zu einer weiteren Zielbestimmung, welche die Erhö- hung seiner durchschnittlichen Freiwurfquote in Wettkampfsituationen auf 85 % inklu- dierte.

Um jene Zielbestimmungen und damit das Soll-Profil zu präzisieren, erfolgte eine Ziel- definition in Anlehnung an den Bereich der Sportwissenschaft, wonach Ziele in drei Dimensionen eingeteilt werden (Buskies, Boeck-Behrens & Zieschang, 1996, S. 172):

- Inhalt
- Ausmaß
- Zeit

Daraus ergab sich in Absprache mit Gökmen und seinem Coach folgendes Soll-Profil:

1. Erhöhung der Selbstwirksamkeit auf mindestens einen Normwert innerhalb von sechs Wochen.
2. Erhöhung der durchschnittlichen Freiwurfquote unter Wettkampfbedingungen bzw. in Ligaspielen auf 85 % innerhalb von sechs Wochen.

5 Diagnose

Nach Beckmann und Elbe (2011, S. 35) oder auch nach Hermann (2014, S. 30) sind die Beobachtung eines Sportlers in Drucksituationen und Gespräche in Form von systema- tischen Interviews bzw. in Form einer gemeinsamen Reflexion über die mögliche Ursa- che für Erfolg und Misserfolg gut geeignete Indikatoren, auf deren Basis auch Aussagen bzgl. der subjektiven SWE getroffen werden können. Diese Verfahrensweise wurde im Vorfeld und im Rahmen des Erstgespräches (Kapitel 3) angewandt, indem der Spieler unter Wettkampfbedingungen beobachtet und zusätzlich in Bezug auf die bestehende Problematik befragt wurde.

Nach Hermann (2014, S. 30) sollte bei jener Vorgehensweise jedoch bedacht werden, dass eine Standardisierung in der Regel nicht gegeben ist und die Indikatoren, auf deren Basis die Beurteilung entsteht, meist ad hoc aus der Situation generiert werden. Für ein kontinuierliches Monitoring ist eine standardisierte und damit auch längsschnittlich vergleichbare Vorgehensweise empfehlenswert.

Um das Ist-Profil in Bezug auf die Bestimmung der SWE nach jenen Kriterien erfassen zu können, füllte der Spieler den Fragebogen „Skala zur Allgemeinen SWE“ nach Schwarzer und Jerusalem (1995, S. 36) aus, welcher im Anhang (Abbildung 3) dieser Hausarbeit vorzufinden ist.

Jene Skala hat sich im Laufe der mittlerweile jahrzehntelangen Nutzung im Kontext unterschiedlichster wissenschaftlicher Fragestellungen gut bewährt und konnte zudem durch diverse Studien umfassend validiert werden (Jerusalem & Mittag, 1999; zitiert nach Hermann, 2014, S. 33).

Jenes Messinstrument ist auf der Grundlage des Selbstwirksamkeitskonzepts (perceived self-efficacy) entstanden, das erstmalig 1977 formuliert wurde (Bandura, 1994, S. 75 - 77). Nach Satow und Schwarzer (2003, S. 168 - 170) ist es als ein situationsspezifisches Konstrukt anzusehen, wobei der Grad an Spezifität sehr variieren kann. Allgemeine SWE stellt dazu einen extremen Pol dar und beruht auf der Annahme, dass Menschen ihre Erfolgs- und Misserfolgserfahrungen sich selbst zuschreiben und danach generali- sieren können. Dabei finden nicht nur induktive Prozesse (von spezifisch zu allgemein), sondern auch deduktive Prozesse (von allgemein zu spezifisch) statt. Die Skala misst die subjektive Überzeugung, kritische Anforderungssituationen aus eigener Kraft er- folgreich bewältigen zu können. Dabei wird an neue oder schwierige Situationen aus allen Lebensbereichen gedacht sowie an Barrieren, die es zu überwinden gilt. Demnach soll die SWE die konstruktive Lebensbewältigung vorhersagen.

In Bezug auf den betrachteten Sportler ergab die Auswertung des Fragebogens einen Wert in Höhe von 21 Punkten im Bereich der allgemeinen SWE. Nach Schwarzer, Mueller und Greenglass (1999, S. 152) unterteilen sich die Punkte in folgende Bereiche:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Mittelwerte liegen somit bei ca. 29 Punkten (Schwarzer, Mueller & Greenglass 1999, S. 152), was bedeutet, dass bei Gökmen ein unterdurchschnittlicher Wert vorlag.

Im Hinblick auf die zweite Zielsetzung wurde bereits erläutert, dass die durchschnittli- che Freiwurfquote in Wettkampfsituationen bei 40 % lag, so dass sich das Ist-Profil vor der Durchführung der Interventionsmaßnahmen zusammenfassend wie folgt darstellte:

1. Wert der SWE laut „Skala zur Allgemeinen SWE“: 21 Punkte
2. durchschnittliche Freiwurfquote unter Wettkampfbedingungen: 40 %

6 Ableitung von Interventionsmaßnahme

Im Hinblick auf die prinzipielle Trainierbarkeit der SWE steht die Frage nach den beeinflussenden Variablen (Informationsquellen) des Konstruktes im Vordergrund (Hermann, 2014, S. 15). Hierbei wird in folgende Informationsquelle unterschieden (Bandura, 1977; zitiert nach Hermann, 2014, S. 15):

1. Persönliche Erfahrung
2. Stellvertretende Erfahrung
3. Sprachliche Überzeugung
4. Emotionaler Erregungszustand

Nach Hermann (2014, S. 16) kann unter Berücksichtigung aller Informationsquellen festgehalten werden, dass die persönlichen Erfahrungswerte den stärksten Einfluss auf die SWE ausüben. Auch nach Eberspächer (2012, S. 31) ergibt sich die Überzeugung, dass erworbene motorische, technische und taktische Voraussetzungen unter allen Bedingungen zu realisieren sind, aus der erlebten Sicherheit, dass die zur Verfügung stehenden Handlungen und Handlungsmöglichkeiten im Sinne der vorgegebenen Zielsetzung wirksam sein können. Aus diesem Grund wurde eine Interventionsmaßnahme gewählt, welche den Aspekt der persönlichen Erfahrung beinhaltete.

Vorab sollte in diesem Zusammenhang allgemein festgehalten werden, dass in der Vergangenheit erlebte Erfolge die SWE stärken, Misserfolge sie hingegen schwächen (Lee & Bobko, 1994; zitiert nach Hermann, 2014, S. 15).

In Bezug auf den betrachteten Sportler bedeutete dies, dass seine SWE durch die seit acht Wochen andauernde Schwäche bei Freiwürfen in Wettkämpfen gesenkt wurde und ihm aufgrund dessen die Überzeugung fehlte, dass er in Drucksituationen an seine posi- tiven Freiwurfleistungen aus dem Training bzw. aus der Vergangenheit anknüpfen konnte.

Um seine SWE bzgl. jener Handlung erhöhen zu können, benötigte Gökmen demnach positive Erlebnisse bei Freiwürfen in Drucksituationen - er brauchte die „erlebte Si- cherheit“ (Eberspächer, 2012, S. 31). Zudem sollte das Training zur Steigerung der SWE durch die persönliche Erfahrung von Erfolg bzw. Misserfolg bei der zu bewälti- genden Aufgabe möglichst praktisch durchgeführt werden (Hermann, 2014, S. 18).

Nach Hermann (2014, S. 18) stellt jedoch nicht die auszuführende Aufgabe bzw. Bewegung an sich, sondern vielmehr die potenziell stressinduzierenden Rahmenbedingungen des Wettkampfes die entscheidende Einflussgröße auf die wettkampfbezogene SWE dar. Aufgrund dessen nennt Eberspächer (2012, S. 31 - 32) drei Merkmale, die einen Wettkampf im Unterschied zur Trainingssituation charakterisieren:

1. Wettkampfsituationen sind nicht wiederholbar.
2. Wettkampfsituationen gehen immer (bewusst oder unbewusst) mit einer Prognose, also einer Vorhersage über das erwartete Ergebnis, einher.
3. Wettkampfsituationen haben immer Konsequenzen (materiell, psychologisch oder ideell)

[...]

Ende der Leseprobe aus 37 Seiten

Details

Titel
Der Coaching-Prozess im Sport. Ziel, Diagnose und Intervention
Untertitel
Planung und praktische Umsetzung einer sportpsychologischen Maßnahme
Hochschule
Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement GmbH
Note
0,5 (sehr gut)
Jahr
2015
Seiten
37
Katalognummer
V355113
ISBN (eBook)
9783668413146
ISBN (Buch)
9783668413153
Dateigröße
1587 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
coaching-prozess, sport, ziel, diagnose, intervention, planung, umsetzung, maßnahme
Arbeit zitieren
Anonym, 2015, Der Coaching-Prozess im Sport. Ziel, Diagnose und Intervention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355113

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