Die Schwierigkeiten einer angemessenen Deutung des Phänomens „1968“ liegen wohl insbesondere in der Multidimensionalität der Protestbewegung, die verschiedene Thematiken, Ideologien und Gruppierungen in sich vereinte. Darüber hinaus basiert die noch immer währende Aktualität des Ereignisses vermutlich zum einen auf dessen gesellschaftlichen Nachwirkungen, die sich insbesondere in gesteigerten Freiheits- und Demokratieforderungen niederschlugen. Zum anderen aber auch auf der Entstehung terroristischer Organisationen wie der Roten Armee Fraktion, die die Bundesrepublik bis kurz vor die Jahrtausendwende in Atem hielt. Mit der sogenannten „68er-Bewegung“ und dem Terror der RAF sah sich die junge Bundesrepublik somit zwei zeitlich aufeinander folgenden Phänomenen gegenüber, die sie vor eine kolossale Herausforderung stellten und nachhaltig prägten. Doch was bleibt davon heute noch im kollektiven Gedächtnis zurück?
Während der 68er-Bewegung auf der einen Seite vorgeworfen wird, den Beginn eines Werteverfalls der Gesellschaft sowie eine staatsgefährdende Abkehr von der parlamentarischen Demokratie hin zum Kommunismus zu markieren, wird sie von anderen als liberalisierendes Moment der Bundesrepublik und Aufbruch in die Moderne hochstilisiert. Es zeigt sich also, dass der Bewegung und den aus ihr resultierten gesellschaftlichen und strukturellen Veränderungen in der Bundesrepublik auch heute noch sowohl positiv als auch kritisch begegnet wird. Hinsichtlich der RAF ist die Sachlage um einiges klarer. In den 28 Jahren ihrer Existenz töteten sie 34 Menschen, vorrangig Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Finanzwelt. Die Gruppe ging als terroristische Vereinigung in die Geschichte ein, der Höhepunkt ihrer Taten im Jahr 1977 ist als der „Deutsche Herbst“ bekannt und die Gruppenmitglieder selbst werden als „gewalttätige Erben“ der Bewegung bezeichnet. Besonders der letzte Aspekt impliziert, dass die RAF als terroristische Organisation direkt aus der Studentenbewegung der 60er Jahre hervorging, sie allerdings die Gewalt erst neu für sich entdeckte. Doch können die beiden Phänomene überhaupt in einem direkten kausalen Zusammenhang gesehen werden? Entdeckte die RAF die Gewalt als Mittel des Widerstands tatsächlich erst nach dem Zerfall der Bewegung?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Gewalt- und Terrorismusbegriff
- Der Gewaltbegriff
- Der Terrorismusbegriff
- Die 68er-Bewegung und ihre ideologischen Grundlagen
- Die Außerparlamentarische Opposition (APO), der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) und die Kommune I…
- Der Tod Benno Ohnesorgs – Wendepunkt in der Gewaltfrage?
- 1968 - Vom Wort zur Tat?
- Der Zerfall der Bewegung – Was bleibt?
- Die erste Generation der Roten Armee Fraktion.…….....
- Die Rote Armee aufbauen – Der Gründungsaufruf und die Grundsatzerklärungen
- Das Primat der Praxis und die ersten Todesopfer
- Die Mai-Offensive und die Verhaftung der RAF-Führungsriege .....
- Der Kampf im Gefängnis und „Baader-Meinhofs Kinder”
- Die „Offensive ‘77“
- Neuorientierung der RAF
- Die dritte Generation der RAF
- Exkurs: Terroristische Alternativen in der BRD und der Welt
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Frage nach einem möglichen kausalen Zusammenhang zwischen der Studentenbewegung der späten 60er Jahre und der Entstehung des deutschen Linksterrorismus zu untersuchen. Dabei wird beleuchtet, inwiefern die 68er-Bewegung als Wegbereiter für den Terror der RAF gesehen werden kann.
- Analyse des Gewalt- und Terrorismusbegriffs im Kontext der Studentenbewegung und der RAF
- Untersuchung der Ziele, Ideologien und Methoden der Studentenbewegung
- Rekonstruktion der Geschichte der RAF und Analyse ihrer strukturellen und ideologischen Veränderungen
- Beurteilung der Rolle der Studentenbewegung für die Entstehung des Linksterrorismus
- Bewertung der Auswirkungen der Studentenbewegung und der RAF auf die Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und skizziert die Problematik des möglichen Zusammenhangs zwischen der Studentenbewegung und der RAF. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die 68er-Bewegung und die RAF und zeigt die Relevanz der Thematik für die deutsche Geschichte auf.
- Der Gewalt- und Terrorismusbegriff: Dieses Kapitel beleuchtet die Vielschichtigkeit der Begriffe "Gewalt" und "Terrorismus" und analysiert ihre Bedeutung im Kontext der Studentenbewegung und der RAF. Es werden verschiedene Formen von Gewalt und Terrorismus vorgestellt und ihre Relevanz für das Verständnis der beiden Phänomene herausgestellt.
- Die 68er-Bewegung und ihre ideologischen Grundlagen: Dieses Kapitel widmet sich der Studentenbewegung der späten 60er Jahre und analysiert ihre Entstehungsbedingungen, Ziele und Methoden. Es werden wichtige Akteure wie die APO, der SDS und die Kommune I vorgestellt und ihre ideologischen Grundlagen beleuchtet.
- Die Außerparlamentarische Opposition (APO), der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) und die Kommune I…: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die drei wichtigsten Akteure der Studentenbewegung und untersucht ihre Rolle im Entstehungsprozess der Bewegung. Es werden die jeweiligen Ziele, Methoden und ideologischen Positionen der APO, des SDS und der Kommune I dargestellt.
- Der Tod Benno Ohnesorgs – Wendepunkt in der Gewaltfrage?: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung des Todes Benno Ohnesorgs für die 68er-Bewegung und diskutiert die Frage, ob dieses Ereignis zu einer Radikalisierung der Bewegung geführt hat. Es werden unterschiedliche Perspektiven auf den Tod Ohnesorgs und seine Auswirkungen auf die Studentenbewegung dargestellt.
- 1968 - Vom Wort zur Tat?: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Übergang von der Studentenbewegung zur RAF und untersucht, ob die 68er-Bewegung die Gewaltbereitschaft der RAF beeinflusst hat. Es werden die Entwicklungen innerhalb der Studentenbewegung und die Anfänge des deutschen Linksterrorismus beleuchtet.
- Der Zerfall der Bewegung – Was bleibt?: Dieses Kapitel analysiert den Niedergang der Studentenbewegung und die Folgen ihres Zerfalls. Es werden die Gründe für den Rückgang der Bewegung und ihre nachhaltigen Auswirkungen auf die Gesellschaft untersucht.
- Die erste Generation der Roten Armee Fraktion.…….....: Dieses Kapitel widmet sich der Entstehung der RAF und stellt ihre ersten Jahre dar. Es werden die Ziele, Methoden und Ideologien der ersten Generation der RAF vorgestellt und die wichtigsten Ereignisse dieser Phase der Gruppenhistorie analysiert.
- Der Kampf im Gefängnis und „Baader-Meinhofs Kinder”: Dieses Kapitel beleuchtet die Zeit der RAF im Gefängnis und den Aufstieg der zweiten Generation der RAF. Es werden die Strategien der RAF im Kampf gegen den Staat und die wichtigsten Ereignisse dieser Phase dargestellt.
- Die dritte Generation der RAF: Dieses Kapitel fokussiert sich auf die dritte Generation der RAF und analysiert ihre Strategien und Ziele. Es werden die Veränderungen innerhalb der Gruppe und ihre letzten Jahre beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Gewalt, Terrorismus, Studentenbewegung, 68er-Bewegung, Rote Armee Fraktion (RAF), Linksterrorismus, Radikalisierung, Gesellschaftlicher Wandel, Bundesrepublik Deutschland, Ideologie, Politik, Geschichte und dem Verhältnis von Wort und Tat.
- Citar trabajo
- Deborah Heinen (Autor), 2016, Die 68er-Bewegung. Ein Wegbereiter für den Linksterrorismus der RAF?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355631