Die Zeitspanne, die zwischen Jesu Leben und Wirken und den schriftlichen Belegen davon besteht, findet in der neutestamentlichen Wissenschaft ihren Widerhall in der Frage nach der Kontinuität und Diskontinuität von mündlicher Tradition und ihrer literarischen Formgebung . Die Glaubensformeln um Jesus Christus hingegen gelten, soweit ich sehe, einhellig als theologische Ausdrucksformen der Urgemeinde, obwohl wir solche schriftlich verdichtet erst bei Paulus, also gut zwanzig Jahre nach Jesu Tod, nachweisen können; somit glaubt man, dass Paulus selbst solche theologischen Formeln um Jesus Christus nur tradiert.
Auf der anderen Seite scheint die gegenwärtige theologische Forschung die Auferstehung Jesu Christi kaum noch für ein historisches Ereignis zu halten. Dieser sich zunehmend durchsetzenden Erkenntnis mangelt es aber zumeist an eindeutigen Begriffen; vielmehr wählt man für dieses biblische Geschehen Umschreibungen, die die Vermutung nahe legen, dass man weitgehend davon ausgeht, dass besagte Formulierungen von der Urgemeinde entgegen der Tatsache der Auferstehung Jesu Christi geprägt worden sind.
Die vorliegende Untersuchung nun macht die nüchterne Tatsache zur Voraussetzung, dass ein Mensch nicht von den Toten auferstehen kann. Die christologischen Formeln jedoch müssen, wenn man diese Tatsache voraussetzt, von irgendjemandem gebildet worden sein. Hier soll also versucht werden, den Nachweis dafür zu erbringen, dass Paulus der Urheber der christologischen Formeln ist. Ebenso hat Paulus die Erscheinung des Herrn vor sich erdacht, um u.a. sein Apostelamt zu legitimieren.
Inhaltsverzeichnis
- Die Erscheinungen des Auferstandenen
- Das Evangelium des Paulus
- Der erste Thessalonicherbrief
- Der Galaterbrief
- Der erste Korintherbrief
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Ursprung des paulinischen „Evangeliums“ und beleuchtet die Frage, ob die Erscheinungen des Auferstandenen eine historische Grundlage haben oder ob es sich um eine intellektuelle Konstruktion handelt. Sie analysiert den Einfluss von Paulus’ Vision auf die Entwicklung seiner Botschaft.
- Die Kontinuität und Diskontinuität zwischen mündlicher Tradition und schriftlicher Formgebung
- Die Rolle von Paulus als Tradent der Glaubensformeln um Jesus Christus
- Die Historizität der Auferstehung Jesu Christi und die Entstehung des Osterglaubens
- Die Frage, ob die Glaubensbotschaft von der Urgemeinde oder von Paulus selbst empfangen wurde
- Die Bedeutung der Erscheinungen des Auferstandenen für die Entwicklung des paulinischen Evangeliums
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Frage nach der Kontinuität und Diskontinuität zwischen mündlicher Tradition und schriftlicher Formgebung in der Entstehung des christlichen Glaubens. Es beleuchtet die Rolle von Glaubensformeln und die Bedeutung der Erscheinungen des Auferstandenen für die Entwicklung der frühen christlichen Lehre.
Das zweite Kapitel analysiert das Evangelium des Paulus im Kontext seiner Briefe, insbesondere dem ersten Thessalonicher-, dem Galater- und dem ersten Korintherbrief. Es untersucht die Schlüsselfragen des paulinischen Evangeliums und die Bedeutung der Auferweckung Jesu Christi für dessen Kernbotschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Schlüsselbegriffen wie „Evangelium“, „Erscheinungen des Auferstandenen“, „Pistisformel“, „Urgemeinde“, „Paulinische Theologie“, „historische Ereignisse“, „theologische Konstruktion“, „Tradent“, „Kontinuität“, „Diskontinuität“ und „Offenbarung“.
- Arbeit zitieren
- Dr. Rainer Foß (Autor:in), 2004, Die Athene des Paulus - Eine Untersuchung zum Ursprung des paulinischen "Evangeliums", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35569