„Hoffenheim braucht die Bundesliga nicht zwingend.“ Diese Aussage des Geschäftsführers von Borussia Dortmunds Hans-Joachim Watzke steht symptomatisch für eine weit verbreitete Denkweise und spricht bundesweit vielen Fußballfans aus der Seele. Wohl kein anderer Verein in der Geschichte des deutschen Fußballs hat die Fußballgemeinschaft derart gespalten wie die TSG 1899 Hoffenheim. Doch was ist so speziell am Phänomen Hoffenheim, dass ein so kleiner „Dorfverein“ eine solche Aufmerksamkeit erhält und stets Gegenstand solch kontroverser Diskussionen ist?
Die polarisierende Wirkung des Emporkömmlings, der sich aufmachte, um sich vom Image der „grauen Maus“ zu befreien und sich zu einem europäischen Topverein zu entwickeln, zeigt sich in einem vielseitigen und weit verzweigten Diskurs. Dieser zeichnet sich in der öffentlichen Wahrnehmung der Medien, der Fans und anderer Vereine ab. Handelt es sich für die einen um einen
seelenlosen Plastikverein aus der Provinz – ohne Emotion, Tradition und Leidenschaft, lediglich Spielzeug eines Millionärs –, so stellt der Verein für die anderen eine innovative Bereicherung des deutschen Fußballs dar.
Die Konsequenz des rasanten Aufstiegs und des Durchmarschs in den Profifußball innerhalb nur weniger Jahre, sind Bewunderer auf der einen und Kritiker auf der anderen Seite. Die Kritiker sehen im finanziellen Engagement des Mäzens Hopp eine Wettbewerbsverzerrung und eine Verletzung
des Prinzips der Chancengleichheit. Der Erfolg sei gekauft, das dort praktizierte Konzept sei Auswuchs der zunehmenden Kommerzialisierung und Zeichen der Fehlentwicklung des modernen Fußballs. Befürworter hingegen zollen Respekt für konzeptionelles Arbeiten und erfreuen sich am zeitweise attraktiven Fußball der Mannschaft. Unter ihnen herrscht die Meinung, dass Qualität, auf welche Weise auch immer erlangt, der Entwicklung des deutschen Fußballs gut tue und die in Hoffenheim geschaffenen Strukturen ein Vorbild für andere Vereine wären. Die Vorgehensweise und das Prinzip seien nachahmungswürdig, der Verein habe somit eine Pionierrolle in der modernen Entwicklung des deutschen Fußballs inne und könne als Modell der Zukunft gesehen werden.
Der Diskurs um das Konzept Hoffenheim ist so tiefgründig und vielseitig gestaltet, dass er zahlreiche verschiedene Aspekte soziologischer Fußballforschung beinhaltet. Eine genauere Betrachtung dieser Faktoren scheint notwendig und soll in der vorliegenden Arbeit vorgenommen werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Der Verein Hoffenheim
- 2.1 Vereinshistorie
- 2.2 Personen
- 2.3 Infrastruktur
- 2.4 Region
- 3 Aktueller Stand der Forschung
- 4 Methodische Überlegungen
- 4.1 Theorie
- 4.1.1 Diskursanalyse
- 4.1.2 Inhaltsanalyse
- 4.1.3 Grounded Theory
- 4.1.4 Untersuchungsmedium
- 4.2 Vorgehensweise
- 4.2.1 Presseanalyse
- 4.2.2 Weblogs
- 4.2.2.1 Feinanalyse der Weblogs
- 4.2.2.2 Diskussion im Kommentarteil
- 4.2.3 Ergebnis
- 4.1 Theorie
- 5 Analyse
- 5.1 Mediendarstellung
- 5.1.1 Gattungsspezifische Beobachtungen
- 5.2 Wahrnehmung des Vereins aus Fanperspektive
- 5.2.1 Exkurs Fans
- 5.2.1.1 Allgemein
- 5.2.1.2 Fußballfans
- 5.2.1.3 Traditionalisten vs. Eventfans
- 5.2.2 Exkurs Weblog
- 5.2.2.1 Theoretische Überlegungen
- 5.2.2.2 Praktische Umsetzung
- 5.2.3 Webloganalyse
- 5.2.3.1 Blog 1 Ist Hoffenheim böse???
- 5.2.3.2 Blog 2: Tradition!
- 5.2.3.3 Blog 3: Fanblo(ck)g: „Tradition? Pfui!“
- 5.2.3.4 Blog 4: Scheiß auf Tradition
- 5.2.3.5 Blog 5: Fan sein
- 5.2.3.6 Blog 6: Tradition, Retorte - ohne Worte!
- 5.2.3.7 Gattungsspezifische Beobachtungen
- 5.2.1 Exkurs Fans
- 5.1 Mediendarstellung
- 6 Ergebnisse
- 6.1 Konzept
- 6.2 Sympathisanten
- 6.3 Gegner
- 6.4 Retortenklub/ Werksverein
- 6.5 Ära Rangnick
- 6.6 Strukturelle Gegebenheiten
- 6.7 Region
- 6.8 Chancengleichheit
- 6.9 Hopp
- 6.10 Traditionsaspekt
- 6.11 Fankultur
- 6.12 Fan-Sein
- 6.13 Kommerzialisierung
- 6.14 Neidaspekt
- 6.15 Zukunftsprognosen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht das Phänomen TSG 1899 Hoffenheim und dessen Stellung im deutschen Profifußball. Ziel ist es, die kontroversen Diskussionen um den Verein soziologisch zu analysieren und dessen langfristige Bedeutung für den Fußball zu bewerten.
- Die Entwicklung und der Aufstieg von Hoffenheim
- Die Rolle von Dietmar Hopp und dessen Einfluss auf den Verein
- Die Wahrnehmung Hoffenheims in den Medien und unter Fans
- Der Diskurs um "Retortenklub" und "Werksverein"
- Die Auswirkungen auf die Chancengleichheit im deutschen Fußball
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und skizziert die Forschungsfrage: Ist Hoffenheim ein vorübergehender Trend oder die Zukunft des Profifußballs? Die Arbeit setzt den Rahmen und die methodischen Ansätze der Untersuchung dar.
2 Der Verein Hoffenheim: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte, die wichtigsten Personen, die Infrastruktur und die regionale Einbettung des Vereins TSG 1899 Hoffenheim. Es legt die Grundlage für die spätere soziologische Analyse, indem es den Kontext des Vereins darstellt.
3 Aktueller Stand der Forschung: Hier wird der aktuelle Forschungsstand zu relevanten Themen wie Kommerzialisierung im Fußball, Fan-Kultur und dem Einfluss von Investoren auf Sportvereine zusammengefasst. Dieser Abschnitt dient der Einordnung der vorliegenden Arbeit in den bestehenden wissenschaftlichen Diskurs.
4 Methodische Überlegungen: Dieses Kapitel beschreibt die gewählte Methodik, bestehend aus Diskursanalyse, Inhaltsanalyse und Grounded Theory. Es erläutert die Auswahl der Untersuchungsmedien (Presse, Weblogs) und die Vorgehensweise bei der Datenanalyse. Die Begründung der gewählten Methoden und deren Eignung für die Forschungsfrage wird detailliert dargelegt.
5 Analyse: Die Analyse kombiniert die Ergebnisse der Medien- und Webloganalyse, um die öffentliche Wahrnehmung und die Fanperspektive auf Hoffenheim darzustellen. Hier werden die verschiedenen Perspektiven und die damit verbundenen Diskursstränge gegenübergestellt und interpretiert. Die Kapitel untersuchen die unterschiedlichen Fan-Gruppen und deren Meinungen zum Verein.
6 Ergebnisse: Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen. Es werden die verschiedenen Aspekte des Hoffenheim-Konzepts, die Meinungen der Sympathisanten und Gegner, die Debatte um den "Retortenklub", die Rolle von Dietmar Hopp, der Traditionsaspekt, die Fankultur und die Kommerzialisierung des Vereins detailliert behandelt und analysiert. Die Ergebnisse werden in Bezug zur Forschungsfrage gestellt.
Schlüsselwörter
TSG 1899 Hoffenheim, Dietmar Hopp, Profifußball, Kommerzialisierung, Retortenklub, Werksverein, Fankultur, Medienrezeption, Chancengleichheit, Soziologie, Diskursanalyse, Inhaltsanalyse, Grounded Theory.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: TSG 1899 Hoffenheim - Soziologische Analyse eines Phänomens
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die TSG 1899 Hoffenheim und deren Stellung im deutschen Profifußball. Sie analysiert soziologisch die kontroversen Diskussionen um den Verein und bewertet dessen langfristige Bedeutung für den Fußball.
Welche Forschungsfragen werden behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Ist Hoffenheim ein vorübergehender Trend oder die Zukunft des Profifußballs? Nebenfragen betreffen die Entwicklung und den Aufstieg Hoffenheims, die Rolle von Dietmar Hopp, die Medien- und Fanwahrnehmung, den Diskurs um "Retortenklub" und "Werksverein" sowie die Auswirkungen auf die Chancengleichheit im deutschen Fußball.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Entwicklung und dem Aufstieg von Hoffenheim, der Rolle von Dietmar Hopp und seinem Einfluss, der Wahrnehmung Hoffenheims in Medien und unter Fans, dem Diskurs um "Retortenklub" und "Werksverein" und den Auswirkungen auf die Chancengleichheit im deutschen Fußball.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine Kombination aus Diskursanalyse, Inhaltsanalyse und Grounded Theory. Die Daten stammen aus einer Presseanalyse und der Analyse von Weblogs, inklusive der Kommentare.
Welche Daten wurden analysiert?
Die Analyse basiert auf Daten aus der Presse und verschiedenen Weblogs. Die Weblog-Analyse beinhaltet eine Feinanalyse der Blog-Texte und der dazugehörigen Kommentare.
Welche Aspekte der Fanperspektive werden beleuchtet?
Die Arbeit untersucht verschiedene Fankategorien (Traditionalisten vs. Eventfans) und deren Meinungen zu Hoffenheim. Die Analyse betrachtet die Perspektiven von Sympathisanten und Gegnern des Vereins.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Ergebnisse umfassen eine detaillierte Analyse des Hoffenheim-Konzepts, der Meinungen von Sympathisanten und Gegnern, der Debatte um den "Retortenklub", der Rolle von Dietmar Hopp, des Traditionsaspekts, der Fankultur, der Kommerzialisierung des Vereins und Zukunftsprognosen. Diese werden im Kontext der Forschungsfrage diskutiert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, Der Verein Hoffenheim, Aktueller Stand der Forschung, Methodische Überlegungen, Analyse und Ergebnisse. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Forschungsfrage und baut auf den vorhergehenden Kapiteln auf.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
TSG 1899 Hoffenheim, Dietmar Hopp, Profifußball, Kommerzialisierung, Retortenklub, Werksverein, Fankultur, Medienrezeption, Chancengleichheit, Soziologie, Diskursanalyse, Inhaltsanalyse, Grounded Theory.
Wo finde ich das Inhaltsverzeichnis?
Das detaillierte Inhaltsverzeichnis befindet sich im ersten Abschnitt der Arbeit und ist hierarchisch gegliedert, um den Aufbau und die Struktur der Arbeit deutlich zu machen.
- Quote paper
- Nicolas Wilmshöfer (Author), 2014, Das Konzept Hoffenheim. Vorübergehender Trend oder die Zukunft des Profifussballs?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/355725