Der deutsche Regionalkrimi. Der Roman "Vogelwild" von Richard Auer


Tesis (Bachelor), 2014

50 Páginas, Calificación: 2,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Krimis und Regionalkrimis
2.1 Was ist ein Krimi?
2.2 Was ist ein Regionalkrimi?
2.2.1 Entwicklung vom deutschen Krimi zum Regionalkrimi
2.2.2 Regionalkrimiverlage und Autoren

3. Der Erstlingsroman Vogelwild von Richard Auer
3.1 Der Autor
3.2 Was ist ein Regionalkrimi?
3.3 Aufbau des Romans Vogelwild
3.4 Die Handlung
3.5 Die Personen

4. Fazit

5. Quellenangabe

6. Anhang
6.1 Interview der Verfasserin mit dem Autor Richard Auer vom 10.04.2014
6.2 Ergänzung des Interviews vom 05.05.2014
6.3 Schaubild zur Aufteilung der Seiten

1. Einleitung

Kriminalromane gehören schon seit vielen Jahrzehnten zu der Lieblingsliteratur der Deutschen. In den vergangenen Jahren findet in Literatur und Medien eine Verschiebung der Tatorte in immer kleinere Städte, ja gar Dörfer statt. Die Zuschauer- und Leserzahlen sprechen für einen Erfolg dieser Praxis. Mehrere Buchverlage und Autoren haben sich bereits auf das Schreiben und Veröffentlichen von Regionalkrimis spezialisiert. Häufig fallen die Namen Emons Verlag und Grafit Verlag.

Aus Krimis werden Regionalkrimis. Doch was macht einen Regionalkrimi so besonders? Um diese Frage zu klären, ist es essentiell, zunächst einzugrenzen, was ein Kriminalroman ist und inwiefern sich ein Regionalkrimi im Speziellen davon abhebt.

Um überprüfen zu können, wie die Spezifizierung zum Regionalkrimi im Roman umgesetzt wird, gilt es ein Werk als Beispiel herauszugreifen. Etliche Autoren haben sich bereits einen Namen gemacht, wie beispielsweise Jacques Berndorf mit seinen Eifelkrimis. Manche Regionen wie zum Beispiel die Insel Sylt sind mit fiktiven Kommissaren aus Kriminalromanen buchstäblich übersät.

Meine Entscheidung fiel auf das Erstlingswerk von Richard Auer, „Vogelwild“, welches er 2009 veröffentlichte; ein Regionalkrimi, der im beschaulichen kleinen bayrischen Barock- und Bischofsstädtchen Eichstätt spielt. Mittlerweile ist der vierte Band in dieser Reihe erschienen.

Diese Arbeit soll Auers Erstlingswerk Vogelwild vorstellen und klare Beispiele dafür liefern, warum es sich hierbei um einen Regionalkrimi handelt und wie er die Spezifizierungen, die einen Regionalkrimi gegenüber einem einfachen Krimis auszeichnen, umsetzt. Eine genaue Definition eines Regionalkrimis gibt es nicht. Nur wenig Literatur lässt sich finden und so stützt sich diese Arbeit in erster Linie auf Internetquellen.

Im Anschluss an den bereits erwähnten ersten Schritt, dem Eingrenzen der Begriffe Kriminalroman und Regionalkrimi, sowie einer kurzen Darstellung der Entstehungsgeschichte und Problematiken desselben, werde ich mich im nächsten Abschnitt gänzlich dem Roman Vogelwild widmen.

Nachdem der Autor vorgestellt und die Frage geklärt wurde, was „Vogelwild“ im Allgemeinen als Regionalkrimi kennzeichnet, erfolgt eine Erläuterung, wie der Roman konzipiert und aufgebaut ist.

Daraufhin wird kapitelweise die Handlung des Romans wiedergegeben. Dann wird auf die Personen im Roman, ihre Relevanz, Glaubwürdigkeit und Regionsspezifizierung eingegangen.

Das Fazit wird diese Arbeit abrunden.

2. Krimis und Regionalkrimis

Der Kriminalroman, kurz Krimi, erfreut sich seit Jahrzehnten immer größerer Beliebtheit. In Deutschland wird seit 1960 in Umfragen von Tageszeitungen die Verbreitung von Kriminalliteratur erfasst. Erkennbar ist ein stetiger Anstieg. Die Gesamtzahl allein der deutschsprachigen Krimis betrug bereits Anfang der sechziger Jahre etwa 15 Millionen Exemplare (vgl. Nusser, 2009, S. 8). Auch heute ist der Kriminalroman das beliebteste Genre in der Literatur und in den Bestseller-Listen stets auf den oberen Rängen vertreten.

Während im angelsächsischen und amerikanischen Raum der Krimi seit jeher geschätzt wird, gefällt er deutschen Literaturkritikern weniger. Sie rechnen die Kriminalliteratur auch heute noch eher zur Trivialliteratur und sie stellt somit für sie minderwertige Literatur dar (vgl. Nusser, 2009, S. 9).

Die verbreitetsten Negativurteile sind der Ausführung Peter Nusser (vgl. Nusser 2009, S. 9f) folgend: Die Form des Kriminalromans ist determiniert, was bedeuten soll, das ihr Aufbau und Inhalt wenig variabel ist und stets festen Mustern folgt.

Die Gestaltung der Realität erfolgt in zwei Extremen. Entweder finden sich unrealistische Charaktere in einem real wirkendem Umfeld oder realistische Charaktere in unrealistischem Umfeld und auch im Allgemeinen sei die komplette Handlung der Krimis oft fern der Realität.

Der Kriminalroman ist Massenliteratur, die „Kollektivbedürfnisse“ einer breiten Leserschicht befriedigt. Zudem sei der Krimi gefährlich, da die ausgeübten Taten die Leser zur Nachahmung reizen oder abstumpfen.

Um uns dem eigentlichen Thema, dem ausgewählten Regionalkrimi zu nähern, erscheint ein Vorgehen des Betrachtens vom großen Ganzen ausgehend und dann ins Detail weiterführend, angebracht zu sein. Im Groben geht es um das Genre Krimi, differenzierter gesagt um den Regionalkrimi und en detail um den Regionalkrimi Vogelwild von Richard Auer.

Deshalb werden im folgenden Abschnitt dieser Arbeit zunächst das literarische Genre „Krimi“ beziehungsweise „Kriminalroman“ aufgeschlüsselt und dessen Charakteristika aufgezeigt. Im Anschluss wird eine genauere Erklärung des Subgenres „Regionalkrimi“ folgen.

2.1 Was ist ein Krimi?

Eine genaue Einordnung des Kriminalromans ist nicht einfach. Die Auffassungen zur Kategorisierung und Untergliederung von Kriminalromanen, und damit einhergehend der Aufbau des Krimis und seiner typischen Elemente, verändern und unterscheiden sich teilweise deutlich.

Während Peter Nusser zunächst einmal die Verbrechensliteratur und die Kriminalliteratur unterscheidet und dann die Kriminalromane noch einmal ausdifferenziert in Detektivromane und Thriller, unterscheidet Richard Alewyn den Kriminalroman und den Detektivroman.

Es gilt natürlich zu bedenken, dass beide Meinungen in völlig unterschiedlichen Jahrzehnten, unter anderen Bedingungen und Einflüssen entstanden sind, doch zeigt sich hier eindrucksvoll die Schwierigkeit, einen Krimi genau als solchen zu bestimmen.

Was ist ein Kriminalroman? Reicht ein Mord in der Handlung aus, um eine Erzählung zu einem Krimi werden zu lassen? Die namentlich Ableitung vom lateinischen Wort crimen, welches Verbrechen bedeutet, ließe darauf schließen.

An dieser Stelle stoßen wir bereits auf das erste Problem, da Nusser nämlich die Verbrechensliteratur und die Kriminalliteratur strikt trennt. Die Verbrechensliteratur „ forscht nach dem Ursprung, der Wirkung und dem Sinn des Verbrechens und damit nach der Tragik der menschlichen Existenz “ (Nusser, 2009, S. 1). Die Kriminalliteratur konzentriert sich weniger auf das Verbrechen an sich und die daraus resultierende Strafe, sondern beschäftigt sich vielmehr mit der Aufklärung des Falles, der Suche nach dem Täter und wie der Verbrecher überführt wird. Die Frage, wer das Verbrechen aufklärt, führt schließlich zu weiteren Untergliederungen der Kriminalliteratur.

Die meisten Literaturwissenschaftler unterteilen diese laut Nusser in die Untergattungen Detektivroman und Thriller.

Zu diesen erwähnten Wissenschaftlern gehört nicht Richard Alewyn, der den Detektivroman keinesfalls dem Kriminalroman untergeordnet sieht, sondern ihn als eigene überlegene Gattung ansieht. Der Unterschied liegt seines Erachtens in der Form der Erzählung. Der Kriminalroman erzähle die Geschichte des Verbrechens in chronologischer Folge, während in einem Detektivroman die Geschichte der Aufklärung des Verbrechens regressiv erzählt wird (vgl. Alewyn, http://www.zeit.de/1968/47/anatomie-des-detektivromans/seite-2).

In der Erläuterung des Detektivromans finden wir eine Gemeinsamkeit zwischen Nusser und Alewyn. Auch Nusser charakterisiert den Detektivroman als rückwärts blickende Erzählung, die sich auf die Aufklärung des Falles spezialisiert hat. Dem gegenüber steht bei ihm der Thriller, der die Handlung chronologisch abarbeitet und weniger von der Aufklärung des Falles lebt als von der aktionsgeladenen Verfolgung und Ergreifung des Täters, der schon früh in der Geschichte identifiziert ist.

Den Detektivroman und den Thriller in der Reinform vorzufinden, ist nahezu unmöglich. Beide Erzählformen vermischen sich zunehmend. So kann sich beispielsweise in einem als Thriller deklarierten Roman, der von Beginn an verfolgte mutmaßliche Täter während der Handlung oder auch erst ganz zum Ende der Erzählung als unschuldig herausstellen und der wahre Täter erst am Schluss entdeckt werden. Dieses Beispiel lässt sich insoweit noch ausdifferenzieren, indem man unterscheidet, ob der Leser und die Ermittelnden beide im Unklaren sind oder ob der Leser von Beginn an weiß, dass die Ermittler den falschen Täter verdächtigen. Zudem kann der zu Unrecht Verfolgte selbst zum Ermittelnden werden und den wahren Täter überführen.

Untergattungen von Detektivroman und Thriller können sein: der Whodunit-Krimi, der den Schwerpunkt auf die Frage legt, wer der Täter ist und dabei mit dem Detektivroman in Reinform vergleichbar ist oder der Hard-boiled-Krimi, der gefährliche Situationen schildert, Action und Zweikampfsituationen thematisiert sowie auch der Regionalkrimi. Auf http://www.litipedia.de/artikel/kriminalroman.htm werden einige der Subgenres der Krimis kurz und prägnant aufgeführt und erklärt.

Die klassischen inhaltlichen Elemente eines Detektivromans sind laut Nusser: „ Das rätselhafte Verbrechen“, „die Fahndung nach dem Verbrecher, Rekonstruktion des Tathergangs, die Klärung der Motive der Tat“ und „die Lösung des Falles und die Überführung des Täters“ (Nusser, 2009, S. 23). Die Gewichtung der Fragen „Who?“, „How?“ und „Why?“ können dabei unterschiedlich stark vertreten sein. Durch die unterschiedlichen Ausprägungen entstehen letztlich die Subgattungen.

Der Mord als zentrales Ereignis fungiert hier als „ Anlass für die Tätigkeit der Detektion “ (Nusser, 2009, S. 24), besitzt aber als Verbrechen an sich wenig Bedeutung.

Die Fahndung erfolgt anhand von Beobachtungen zum Beispiel am Tatort, aber auch der Personen oder mit Hilfe von Verhören und Beratungen. Dabei können immer wieder falsche Spuren auftauchen, der Ermittler/ die Ermittler erkennen, dass sie in die falsche Richtung ermittelt haben und sie müssen deshalb ihre Vorgehensweise ändern. Durch die Fahndung kann der Fall schließlich gelöst werden und mündet in die Aufklärung. In diesem letzten Abschnitt, in dem der Täter schließlich überführt wird und in dem er die Tat gesteht oder anhand von Indizien seine Identität aufgedeckt wird, wird zum Teil noch einmal die komplette Ermittlungsarbeit nachvollzogen und der geschehene Mord rekonstruiert (vgl. Nusser, 2009, S. 25ff).

Die Personen im Detektivroman lassen sich im Groben einteilen in eine kleine Gruppe von Ermittelnden und die größere Gruppe der Nicht-Ermittelnden. Der ersten Gruppe gehört die Hauptperson des Ermittlers an, der zweiten Gruppe das Opfer und der Täter. Die Gruppe der Nicht-Ermittelnden ist begrenzt und darf nicht wahllos durch immer neu hinzustoßende Personen ergänzt werden. Denkbar ist jedoch, dass eine Person, die aus diesem festen Kreis an möglichen Beteiligten bzw. Tätern stammt, auf eine andere noch nicht bekannte Person verweist.

Aus der Gruppe der Ermittelnden sticht die Person des Detektivs heraus, der unmittelbar mit dem Fall der Aufklärung befasst ist. Es kann jedoch auch vorkommen, dass eine ganze Gruppe von Ermittlern im Mittelpunkt steht. Oft findet sich auch eine Art Watson-Figur, die wie bei Arthur Conan-Doyles Geschichten um Sherlock Holmes dem Ermittelnden zur Seite steht, sein Partner ist, oder lediglich als Berater fungiert.

Die Person des Opfers ist zwar zentral für die Geschichte, doch nicht mehr selbst handelnd, sondern lediglich durch Erzählungen anderer Personen präsent.

Bedeutend ist auch die Figur des Täters, den wir aber bis zum Ende der Handlung nicht kennen, insofern können alle auftauchenden Nicht-Ermittelnden wichtig sein, weil einer von ihnen letztlich der Täter ist. Dieses Nichtwissen, wer der Täter ist, wie er gefasst wird und die eigenen Überlegungen dazu, machen die Spannung des Detektivromans aus.

Der Begriff des Detektivromans wird in dieser Arbeit in der weiteren Ausführung dem des Krimis gleichgesetzt und die nähere Erläuterung des Thrillers wird entfallen. Der Grund für diese Entscheidungen ist, dass der in dieser Arbeit betrachtete Regionalkrimi Vogelwild klar der Gattung des Detektivromans zugeordnet werden kann und somit keine weitere Beachtung des Thrillers von Nöten ist.

2.2 Was ist ein Regionalkrimi?

In den 1930er Jahren beginnen einige Autoren erstmals mit einer Umgestaltung der Krimis (vgl. Nusser, 2009, S. 98). Vor allem ab dem Ende der Achtziger und Anfang der Neunziger Jahre werden Anstrengungen unternommen, die Krimis realistischer zu gestalten, zudem wurde teilweise Gesellschafts- oder Sozialkritik in die Handlung eingearbeitet. Neue Krimisubgattungen entstanden wie jene, in denen Detektive zugleich auch Pathologen sind sowie Parodien auf Kriminalromane oder Krimis, die mit schwarzem Humor gespickt sind, der historische Krimi, der Wissenschaftskrimi, die Frauenkrimis oder der Milieukrimi.

Der Krimi steht heute an zweiter Stelle der beliebtesten Literaturfächer. Ein nur geringer Teil davon besteht aus deutschsprachigen Romanen, von denen dann jedoch wiederum der Regionalkrimi den Großteil ausmacht (vgl. Klinkner, http://www.media-mania.de/index.php?action=artikel&id=51). Doch was braucht ein Krimi, um zum Regionalkrimi zu werden? Nicht jeder Krimi, der in einer bestimmten Region spielt, ist zugleich auch ein Regionalkrimi. Die Region muss präsentiert, ihre Besonderheiten aufgezeigt, ihre positiven wie auch rauen Seiten müssen beleuchtet werden. Zudem werden oft echte Straßennamen und Dörfer im Umkreis erwähnt, Probleme der Region zum Thema gemacht und nicht selten werden dazu noch in den Dialogen regionale Dialekte eingebaut.

Was für den Großteil der Leser den Reiz der Regionalkrimis auszumachen scheint, ist der Wiedererkennungswert. Sie erkennen ihre Heimat, können sich die Handlungsorte besser vorstellen, sich in die Probleme der Region hineindenken und entdecken in den handelnden Personen Eigenheiten der Menschen der Region. Zudem können auch Touristen oder Reisefreudige Spaß an den Regionalkrimis finden, da sie so neue Gebiete kennenlernen können oder ihre Urlaubsregion wiedererkennen (vgl. Klinkner, http://www.media-mania.de/index.php?action=artikel&id=51).

2.2.1 Entwicklung vom deutschen Krimi zum Regionalkrimi

Bis hin zu den ersten Regionalkrimis war es ein weiter Weg. Zunächst mussten sich deutsche Krimis etablieren. Laut dem Krimiforscher Manfred Sarrazin sind „ Die beiden wesentlichen Voraussetzungen für das Funktionieren von Kriminalromanen (...) ein den Grundsätzen des Rechtsstaats verpflichteter und planvoll vorgehender Polizei – und Justizapparat“ (Sarrazin, http://manfredsarrazin.wordpress.com/category/don-manfredo/uber-krimis/) .

Die Anfänge der Kriminalliteratur in Deutschland sind somit im 19. Jahrhundert zu suchen, als die ersten großen Städte über eine eigene Kriminalpolizei verfügten (vgl. Brasse, http://www.planet-wissen.de/kultur_medien/literatur/krimis/; weitere Informationen zur Geschichte des Kriminalromans: Nusser, 2009, S. 69ff). Die ersten Vorläufer des modernen deutschen Kriminalromans finden wir jedoch schon früher mit Kriminalgeschichten wie beispielsweise E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ von 1819.

Edgar Allan Poes 1841 erschienene Erzählung „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ gilt als erster Kriminalroman, wobei durchaus auch Adolph Müllners 1828 veröffentlichte Erzählung „Der Kaliber“ bereits als solcher gesehen werden kann. Von 1850 bis 1880 erlebt der deutschsprachige Kriminalroman eine erste Blütezeit, die zum Ende des 19. Jahrhunderts ihr Ende findet, als durch den Erfolg von Arthur Conan Doyles Geschichten um Sherlock Holmes eine erste Globalisierung des Genres einsetzt (vgl. Rudolph, http://www.krimi-couch.de/krimis/dprs-krimilabor-eine-klitzekleine-geschichte-der-deutschen-kriminalliteratur.html). Nach dem Ersten Weltkrieg, in den 1920er und 1930er Jahren prägen sich im Kriminalroman Gesetzmäßigkeiten aus (siehe Kapitel 2.1), die bis heute Bestand haben und er erreicht eine Auflagenhöhe, die zur Etablierung jener Regeln beitragen (vgl. Nusser, 2009, S. 96f).

In der Zeit des Dritten Reiches wurden weiterhin Kriminalromane produziert, die bis zum Ende der 1930er Jahre zum großen Teil ohne staatliche Zensur auskamen. Ende der 1930er Jahre jedoch wurden Anstrengungen von staatlicher Seite unternommen, diese propagandistisch zu nutzen, ohne die Krimis jedoch zu Ideologisierungszwecken zu gebrauchen (siehe dazu: Würmann, http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=8525&ausgabe=200509
und Rudolph, http://www.krimi-couch.de/krimis/dprs-krimilabor-eine-klitzekleine-geschichte-der-deutschen-kriminalliteratur.html).

Bis in die 1960er Jahre gilt die angelsächsische Kriminalliteratur als das große Beispiel für jeden deutschen Autor. Viele Autoren schreiben unter einem englisch klingenden Pseudonym und verlegen ihre Handlungsorte nach London oder New York (Mayer-Zach, http://suite101.de/article/quo-vadis-kriminalliteratur-a43524#.U67FS3Z-4po).

Dann jedoch wird versucht, die starren Formen des Krimis zu lösen und diese zu erneuern, indem man sie mit Gesellschaftskritik oder frauenrechtlichen Themen anreichert (Nusser, 2009, S.136).

Bis in der 1970er Jahre ist der Krimi von Seiten der Literaturwissenschaftler harter Kritik ausgesetzt, was dem Erfolg der Romane jedoch nicht schadete (Brasse, http://www.planet-wissen.de/kultur_medien/literatur/krimis/).

In der Folge entwickelte der deutsche Kriminalroman neue Genres und Subgenres. Die ersten Regionalkrimis wurden in den achtziger Jahren in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht, genauer gesagt im Rheinland (Dortmund) und im Ruhrgebiet (Köln). Die beiden ersten Verlage waren der Grafit und der Emons Verlag. Nach den ersten Revier-, Köln- und Eifelkrimis folgten schnell auch Krimis aus anderen Regionen Deutschlands. Heute finden wir aus fast allen Gegenden Deutschlands Regionalkrimis in den Regalen der Buchhandlungen.

Immer neue Autoren und Serien kommen auf den Markt (vgl. Klinkner, http://www.media-mania.de/index.phpßaction=artikel&id=51&title=Der_deutsche_Regionalkrimi).

Zu den neuesten Regionalkrimiserien gehört jene um den Kommissar Mike Morgen-
stern aus Eichstätt. Im Emons Verlag erschien in dieser Reihe im Oktober 2013 der vierte Band. Der erste Roman dieser Serie, Vogelwild, soll in Folge dieser Arbeit analysiert werden.

Den heutigen Stand der Regionalkrimis zu bewerten, ist eine komplexe Angelegenheit. Nahezu jede Region Deutschlands ist mittlerweile Schauplatz eines Regionalkrimis. Manche Orte, wie beispielsweise Sylt, sind Schauplatz mehrerer Regionalkrimis. „ Flammen im Sand“ von Gisa Pauly, „ Nah am Wasser“ von Jörn Ingwersen und „ Inselkoller“ von Reinhard Pelte sind nur einige Beispiele (Hacke, http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/38041/Das-Beste-aus-aller-Welt).

Während die Leserzahlen weiterhin für einen großen Erfolg sprechen und die Verlage den Markt mit Regionalkrimis nahezu überschwemmen, gibt es auch Kritiker wie Axel Hacke, der in der Süddeutschen Zeitung in seinem Artikel genau diese Marktschwemme kritisiert (Hacke, http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/38041/Das-Beste-aus-aller-Welt). Reinhard Jahn prognostizierte bereits im Jahr 2000 ein baldiges Ende der Regionalkrimis, da einige Autoren sich in der Beschreibung der Lokalitäten nun mehr Freiheiten erlauben und weniger auf die realitätsgetreue Darstellung der Region achten (Jahn, http://krimiblog.blogspot.de/2009/09/was-ist-ein-regionalkrimi-eine-autopsie.html). Doch statt „auszusterben“, scheint sich der Regionalkrimi weiterzuentwickeln. Der Autor Oliver Buslau erschloss durch seine besondere Art der Vermarktung neue mediale Dimensionen für den Regionalkrimi. Er arbeitete für seinen 2005 erschienenen Regionalkrimi „Bei Interview Mord“ mit dem Radio zusammen. Dort konnten sich Menschen um eine Rolle in seinem Roman bewerben, die dann mit ihrem echten Namen und Beruf in der Geschichte auftraten (Hammelehle/ Lindemann, http://www.welt.de/print-wams/article131308/Die-deutsche-Krimi-Landschaft.html).

2.2.2 Regionalkrimiverlage und Autoren

Mittlerweile haben sich einige Verlage fast ausschließlich auf die Veröffentlichung von Regionalkrimis spezialisiert, dazu gehören wie bereits erwähnt, der Emons und der Grafit Verlag, die zugleich die ersten und größten Verlage sind, die sich auf Regionalkrimis spezialisiert haben sowie der Gmeiner Verlag.

Aber auch große allgemeine Verlage wie der Piper Verlag oder Suhrkamp bringen mittlerweile eigene Regionalkrimis auf den Markt.

Die am weitesten verbreiteten Regionalkrimis sind die Eifel-Krimis von Jacques Berndorf oder die Kluftinger Krimis von Michael Kobr und Volker Klüpfel.

Jedoch richtige „Krimistars“ unter den Autoren haben die Regionalkrimis nicht, wenn wir einmal von Frank Schätzing absehen, der mit dem Schreiben von Regionalkrimis seine Karriere begann.

In die Reihe der vielzähligen Regionalkrimiautoren versucht sich seit 2009 auch der Eichstätter Journalist und Autor Richard Auer einzureihen, der im Oktober 2013 seinen vierten Eichstätt-Krimi veröffentlicht hat. Erschienen sind seine Romane im Kölner Verlag Emons in der Krimireihe „Oberbayern Krimi“.

In dieser Reihe erschienen auch Romane von beispielsweise Nicola Förg oder Hannsdieter Loy. 69 verschiedene Krimireihen hat der Emons Verlag zu bieten. Neben Krimis aus den verschiedensten Regionen und Städten Deutschlands kommen mittlerweile auch eigene Auslandskrimis hinzu. Zur Zeit gibt es Krimis aus der Mallorca Reihe, Cote d' Azur, Paris oder von den Kanaren, weitere Länder und Städte sollen folgen.

3. Der Erstlingsroman Vogelwild von Richard Auer

Vogelwild ist der erste Roman des Eichstätter Journalisten Richard Auer. Um einige tendenzielle Fragen zum Roman zu klären, hat die Verfasserin dieser Arbeit ein schriftliches Interview mit dem Autor geführt (siehe Anhang). Die folgenden Aussagen in diesem Kapitel, sowie die ersten Abschnitte in den Unterkapiteln 3.4 und 3.5 stammen aus diesem Interview.

Lange trug sich Auer mit dem Gedanken, einen Roman zu schreiben, sprach sogar zwei Jahre, bevor er mit dem Schreiben seines Romans Vogelwild begann, mit seinen Kollegen über diese Idee: Er wollte sie spaßeshalber animieren, den Roman gemeinsam zu schreiben. Wenig später begann seine Frau Margit Auer mit dem Schreiben von Kinderbüchern. Zeitgleich las Auer den ersten Kluftinger-Krimi (ein Regionalkrimi von Volker Klüpfel, der im Allgäu spielt. Der achte Band aus dieser Reihe ist 2014 im Piper Verlag erschienen) und sah im Bayerischen Fernsehen einem Beitrag über Krimis aus Nördlingen.

In den Autoren, von denen einige auch Journalisten waren, erkannte er sich wieder und dachte sich: „Das ist mir nicht fremd. Das kann ich auch“ (siehe: 6.1 Interview der Verfasserin mit dem Autor Richard Auer vom 10.04.14, Frage 1).

Auer begann dann mit dem „Plotten“ für Vogelwild, merkte aber schnell, dass dies gar nicht so einfach ist und zudem mehr Zeit benötigt, als es ein Vollzeitjob als Redakteur hergibt. Deshalb unterbrach er im Frühjahr 2007 nach etwa 50 Seiten seine Arbeit an dem Roman und setzte seine Arbeit daran im Herbst des gleichen Jahres fort, als er seine Redakteursstelle halbiert hatte und ihm somit mehr Zeit zum Schreiben zur Verfügung stand. Letztlich schrieb Auer Vogelwild, mit Ausnahme der ersten 50 Seiten, vom Spätherbst 2007 bis zum Spätsommer 2008. Anfang Oktober 2008 bot er das Manuskript zehn verschiedenen Verlagen an. Erschienen ist sein Erstlingsroman dann im Frühjahr 2009 im Kölner Emons Verlag.

In dem nun folgenden Abschnitt dieser Arbeit soll dieser Roman analysiert werden. Zunächst soll der Autor Richard Auer vorgestellt werden. Im Anschluss soll aufgezeigt werden, dass der Roman ein Krimi beziehungsweise Regionalkrimi ist. Des weiteren soll der Aufbau des Romans untersucht werden, die Handlung kapitelweise zusammengefasst und die handelnden Personen vorgestellt werden.

3.1 Der Autor

Der Autor des Regionalkrimis Vogelwild, ist Richard Auer. Im Oktober 2013 ist sein mittlerweile vierter Eichstätt-Krimi rund um den ermittelnden Kommissar Mike Morgenstern veröffentlicht worden.

Richard Auer wurde als Richard Rebele am 17.Juni 1965 im bayerischen Dorf Wolferstadt im Landkreis Donau-Ried geboren. 1975 kam er als Schüler an das bischöfliche Knabenseminar in Eichstätt und die Eltern hegten die stille Hoffnung, er könnte vielleicht später einmal Pfarrer werden. 1984 machte Auer schließlich sein Abitur am Willibald-Gymnasium in Eichstätt. Nach seinem Wehrdienst in Neuburg/Donau und seinem ersten journalistischen Praktikum in München kehrte er 1986 zum Studium nach Eichstätt zurück. Auer studierte Diplom-Journalistik mit den Schwerpunkten Regionalberichterstattung, Soziologie und Wirtschaftspolitik.

Nachdem er sich nach Beendigung des Studiums zuerst eine Auszeit nahm und Kanada erkundete, arbeitete er zunächst beim „Treuchtlinger Kurier“. Seit 1992 schließlich ist Auer als Redakteur bei dem Eichstätter Kurier, einer Lokalredaktion des Donaukuriers, tätig. 1998 heiratete er Margit Auer, mit der er mittlerweile drei Söhne hat.

Durch seine Frau kam er dann auch zu seinem Nebenberuf als Krimiautor. Um mehr Zeit für seine Familie und das Schreiben der Kriminalromane zu haben, arbeitet Auer seit Herbst 2007 halbtags.

Mit Frau und Kindern verbringt er viel Zeit in den Steinbrüchen hoch über Eichstätt, an der Altmühl, beim Römerkastell in Pfünz, im Freibad oder auf diversen Fussballplätzen (http://www.autorenwerkstatt-auer.de/vita-1/). Auch diese Orte finden dann Eingang in seine Romane und denkbar, wenn auch nicht belegbar, ist es, dass die eine oder andere kleinere Geschichte, die der ermittelnde Kommissar Mike Morgenstern in Auers Romanen mit seiner Familie erlebt, auf wahre Begebenheiten, die in Familien der Region vorgekommen sind, beruhen.

3.2 Was ist ein Regionalkrimi?

Was genau kennzeichnet den vorliegenden Roman als Krimi? Was macht ihn zu einem Regionalkrimi? Ein Mord allein oder wie im vorliegenden Fall zwei Morde sowie zwei ermittelnde Polizisten, wie im Roman Vogelwild, machen noch keinen Krimi aus.

Die beiden Mordfälle, das Aufzeigen der Ermittlungsarbeit und die anschließende Täterergreifung kennzeichnen den Roman Vogelwild zunächst als Krimi.

Als Regionalkrimi offenbart sich Vogelwild dann durch seinen Handlungsort Eichstätt. Dort befinden sich zwar ein Gefängnis, eine Polizeistation, die Bereitschaftspolizei und eine Polizeischule, die Kriminalitätsrate ist jedoch gering und zudem die niedrigste in ganz Bayern (siehe dazu: https://www.polizei.bayern.de/oberbayern_nord/kriminalitaet/statistik/index.html/134612).

Das kleine Barockstädtchen mit seiner Uni, dem Kloster, der Willibaldsburg und den vielen Kirchen inmitten des idyllischen Altmühltals eignet sich auf den ersten Blick wenig als Handlungsort für einen Kriminalfall. Doch genau jene augenscheinliche Idylle bietet den Anreiz dafür, gerade hier einen Mord geschehen zu lassen und um Eichstätt nicht allein als Kulisse dienen zu lassen, sondern auch zu zeigen, dass auch diese Region ihre Eigenheiten und Probleme hat, verbindet man den Mord mit einem regionstypischen Thema.

Im Roman Vogelwild ist dieses Thema der Fossilienhandel. Dazu gehört es natürlich, die Steinbrüche und die Arbeit dort einzufließen zu lassen (ein gutes Beispiel findet sich im Roman im Kapitel 4 ab Seite 25).

Auch nicht unwichtig ist es, dass man die Gegend unmittelbar erfahrbar und nachvollziehbar für den interessierten Leser macht. Das heißt, die Orte und Straßennamen sind real, Gebäude und Lokalitäten sind genauso, wie sie beschrieben werden und die Region und ihre Menschen sind in ihren Eigenheiten und Besonderheiten erkennbar. Ein gutes Beispiel ist der „gelebte Katholizismus“ in Eichstätt. Eine Bischofsstadt mit katholischer Universität, mehreren teils pompösen Kirchen und Klöstern – hier wird der katholische Feiertag noch geheiligt, obschon man als Zugezogener, denn davon gibt es in Eichstätt durch die Studenten viele, keine Probleme hat, Eingliederung in die Gemeinschaft zu finden. (Das berichtet die Autorin der vorliegenden Arbeit als ehemalige Studentin in Eichstätt aus eigener Erfahrung).

3.3 Aufbau des Romans Vogelwild

Der Roman Vogelwild hat 251 Seiten, wobei die Erzählung und damit das erste Kapitel auf Seite 5 beginnen. Der Roman ist in 13 Kapitel unterteilt, die sich noch in Absätze untergliedern. Teilweise werden dabei innerhalb der Kapitel deutlichere Absätze hervorgehoben, indem diese mit drei Sternen abgetrennt werden. Insgesamt kommt dies im Buch neun Mal vor, nämlich auf den Seiten 11, 23, 29, 47, 55, 73, 90, 123 und 156.

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Detalles

Título
Der deutsche Regionalkrimi. Der Roman "Vogelwild" von Richard Auer
Universidad
University of Siegen
Calificación
2,3
Autor
Año
2014
Páginas
50
No. de catálogo
V356065
ISBN (Ebook)
9783668421448
ISBN (Libro)
9783668421455
Tamaño de fichero
640 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
regionalkrimi, roman, vogelwild, richard, auer
Citar trabajo
Rebecca Myga (Autor), 2014, Der deutsche Regionalkrimi. Der Roman "Vogelwild" von Richard Auer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356065

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