Khalil Gibran. Die Versöhnung der westlichen und arabischen Welt


Term Paper, 2016

16 Pages, Grade: 2,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Biographie

3. Religiöse Ansichten

4. Politische Ansichten

5. Kunstwerke

6. Literarische Werke
6.1 The Prophet
6.2 The Madman
6.3 The Wanderer

7. Interpretation von „Von der Vernunft und der Leidenschaft“

8. Auszeichnungen und Denkmäler

9. Schlussgedanke

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit thematisiert das Leben und die Werke des libanesischen Autors und Künstlers Ǧibrān Ḫalīl Ǧibrān, dessen Lebenswerk es war, die westliche Welt mit der Arabischen zu versöhnen. Das Thema der Versöhnung ist heute von besonderem Interesse, da in diesen Tagen der Konflikt zwischen West und Ost, Christentum und Islam größer und dramatischer erscheint denn je.

Diese Arbeit ist in acht Kapitel gegliedert, im Anhang findet sich das Literaturverzeichnis.

Zunächst wird auf die Biographie Ǧibrāns eingegangen, über seine Jugend berichtet und seine darauffolgende Zeit in den USA sowie in Paris. In diesem Teil wird deutlich, dass Ǧibrān die Welt aus verschiedenen Blickwinkel kennengelernt hat, sodass er auf jahrelange Erfahrung aus unterschiedlichen Bereichen und Regionen zurückblicken konnte.

Im zweiten und dritten Kapitel werden seine religiösen und politischen Ansichten aufgezeigt und somit auf seinen Hintergrund eingegangen, da dies essentiell ist für das Verständnis sowohl seiner literarischen als auch künstlerischen Werke.

Im vierten Kapitel geht es um die erste Hälfte seines Lebenswerks, nämlich der Schaffung diverser Kunstwerke und Portraits, unter anderem auch von bekannten Persönlichkeiten wie Carl Jung und ʿAbd al-Bahāʾ. Dies spielte in seinem Leben für ihn eine große Rolle, möglicherweise sogar noch eine größere als die Literatur.

Daran schließt sich das fünfte Kapitel an, welches das Augenmerk auf sein literarisches Schaffen legt. Drei Unterkapitel zeigen beispielhaft die Werke „The Prophet“, „The Madman“ und „The Wanderer“ und beschreiben diese in Kürze.

Darauffolgend wird im sechsten Kapitel das Gedicht „Von der Vernunft und der Leidenschaft“, ein Ausschnitt aus Ǧibrāns vermutlich bekanntestem Werk „The Prophet“, analysiert und interpretiert.

Abschließend wird darauf eingegangen, auf welche Art und Weise Ǧibrān geehrt wurde, seine Auszeichnungen sowie seine Denkmäler und auch Institutionen, die aufgrund seines Lebenswerks gegründet wurden.

Ziel dieser Arbeit ist, einen außergewöhnlichen Mann vorzustellen, der es verstand, viele Menschen mit seinen symbolträchtigen Aussagen zu berühren und zu inspirieren.

2. Biographie

Ǧibrān Ḫalīl Ǧibrān wurde am 6. Januar 1883 als erster Sohn einer maronitischen Familie in der Stadt Bischarri, damals osmanisches Reich, im heutigen Libanon geboren. Seine Mutter, Kamila, war Tochter eines maronitischen Priesters. Sein Vater arbeitete für den Stadtvorsteher als Steuereintreiber, was schon damals ein nicht gerade hoch angesehener Beruf war. Außerdem war er Berichten zufolge ein gewaltbereiter Alkoholiker und spielsüchtig. 1891 wurde er aufgrund von Ungenauigkeiten in seiner Berufsausübung inhaftiert. Als Kamila ihn vier Jahre später im Jahr 1895 verlässt, nimmt sie Ḫalīl sowie seinen älteren Halbbruder Butrus und seine beiden jüngeren Schwestern Sultana und Marianna mit in die USA, um dort ein neues Leben zu beginnen. Am 17. Juni erreichen sie New York und ziehen von dort weiter nach Boston. Kamila und Butrus eröffneten ein kleines Geschäft, um ihre Familie ernähren zu können. Die beiden Mädchen arbeiteten in ebendiesem und Ḫalīl konnte zur Schule gehen. Dort wurde auch sein Nachname eingebürgert, seitdem wird sein Nachname auch Gibran geschrieben. Während er dort zur Schule ging, lernte er die englische Sprache in einer bemerkenswerten Geschwindigkeit. Einer seiner Lehrer dort bemerkte Ḫalīls Talent und brachte ihn im nahegelegenen Denison House unter, wo er einen Kunstkurs besuchte.[1],[2],[4] Ein Jahr später, 1896, lernte Ḫalīl den Bostoner Avantgarde-Fotografen Fred Holland Day kennen, der einen großen Einfluss auf den jungen Mann hatte. Dieser Punkt wird in Kapitel fünf „Künstlerische Werke“ aufgegriffen. 1898 traf Ḫalīl bei einer Ausstellung von Day die Dichterin Josephine Prescott Peabody, die zu diesem Zeitpunkt in Cambridge lebte. Fasziniert von der 9 Jahre älteren Frau, fertigte er ein skizziertes Porträt von ihr aus seinem Gedächtnis an und gab dieses an Day weiter, mit der Bitte es Miss Peabody zukommen zu lassen. Diese fühlte sich geschmeichelt von dieser Aktion, sodass sie und Gibran begannen, Briefe auszutauschen.[1] Der Altersunterschied war für die damalige Zeit dramatisch: Er war 15 Jahre alt, sie 24. Aufgrund dieser Entwicklung und besorgt über den Umgang den ihr Sohn pflegte, schickte seine Mutter ihn in den Libanon zurück, damit er weitere Bildung, insbesondere in der arabischen Sprache und Literatur, erhalten sollte. In der Madrasat Al-Hikma in Beirut konnte Gibran seiner Kreativität freien Lauf lassen: Er erhielt die Möglichkeit, sich eigenständig Wissen anzueignen und las dazu arabische und französische Literatur. Während dieser Zeit erwachte auch sein Interesse an der Poesie. Er begann ein Gedichtmagazin zu veröffentlichen und gewann sogar einen Poesiewettbewerb. Nach Beendigung seiner Studien ging Gibran über Boston im Jahr1901 nach Europa, reiste herum und blieb schließlich in Paris. Dort hielt er sich bis 1903 im Rahmen eines Studienaufenthalts auf. Im Jahre 1902 begann für ihn eine schwere zeit des Abschiedsnehmens von geliebten Menschen: Seine Schwester Sultana und sein Halbbruder Butrus sterben in diesem Jahr an Tuberkulose, seine Mutter, erkrankt an Brustkrebs, 1903. Im Anschluss daran kehrte er nach Boston zurück, wo 1904 seine erste Ausstellung im Atelier von Day stattfand. Diese war sehr erfolgreich, und einige seiner Bilder konnten verkauft werden. Dort lernte Gibran Mary Haskell kennen, eine Schulleiterin ebenfalls aus Boston. Es beginnt eine tiefe und innige Freundschaft, die sich zeitweilig auch in romantische Gefühle ausdehnte. Ein furchtbares Feuer im Winter desselben Jahres zerstörte das Atelier von Day und mit ihm das gesamte Portfolio von Gibran. Daraufhin begann er, für die New Yorker arabische Zeitung „al-mohajer“ („Der Emigrant“) eine wöchentliche Kolumne zu schreiben, wofür er gut entlohnt wurde.[1]Im Jahr darauf veröffentlichte er sein erstes Buch: „nubthah fi fan al-musiqa“[4]. Diverse weitere Veröffentlichungen folgten, die im Kapitel „Literarische Werke“ erwähnt werden. Von 1908 bis 1910 geht Gibran zum zweiten Mal nach Paris, finanziert durch Mary Haskell. Dort vertieft er sich ins Studium der Malerei und Kunst und wird im besonderen vom Symbolismus beeinflusst, mehr dazu in einem späteren Kapitel. Außerdem lernt er Friedrich Nietzsche kennen, der einen großen Einfluss auf seine späteren literarischen Werke ausübt.[1] 1910 kehrt Gibran nach Boston zurück und das Verhältnis zu Mary Haskell intensiviert sich. Beide hegen romantische Gefühle für den anderen, jedoch beendet Haskell überraschend die Beziehung, da sie ihren Platz in der Gesellschaft zu verlieren befürchtet, sollte sie ein öffentliches Verhältnis zu einem Immigranten pflegen. Ebenfalls in diesem Jahr tritt Gibran der „Golden Links Society“ arabisch-amerikanischer Autoren bei. „Beyond the Imagination“, ein gesammeltes Band von Prosapoesie, erscheint in einem Verlag in Kairo, Ägypten. „The madmen“, sein erstes englischsprachiges Manuskript, beginnt Gibran 1911 zu verfassen, welches 1918 fertiggestellt und veröffentlich wird.[1],21912 wird seine Novelle „al-ajniha al-mutakassira“ veröffentlicht (s. Kapitel Literarische Werke). Diese Veröffentlichung führte zu einem intensiven Briefaustausch zwischen Gibran und May Ziade, einer syrischen Dichterin und Autorin. Dies war in etwa die Zeit, in der er Carl Gustav Jung traf und ihn porträtierte und Einblicke in seine Philosophie gewann.[1] In den darauffolgenden Jahren folgten einige Veröffentlichungen seiner Werke sowie diverse Ausstellungen seiner Kunstwerke. 1920 reformiert Gibran neben anderen Autoren die „Pen League“ („al-rabitah al-qalamiyyah“), welche etwa 4 Jahre zuvor von Nasib Arida und Abdul Massih Haddad gegründet wurde. Diese wird zur Anlaufstelle für arabische Autoren, die sich dem Modernismus verschrieben haben. darunter Amin Rihani und Mikhail Naimy. [7] 1923 krönt er seine bisherigen Erfolge mit der Veröffentlichung von „The Prophet“, welches Mary Haskell, die zu diesem Zeitpunkt bereits in Georgia verheiratet war, editierte. In der Urauflage bereicherte Gibran das Werk mit seinen eigenen Zeichnungen.[1] 1925 war er an einem Immobilien-Deal beteiligt, der allerdings schief ging und und ihn emotional sehr mitnahm.[2] In diesem Jahr traf er Barbara Young, die zunächst seine Sekretärin, dann gute Freundin wurde.[1] 1928 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand zusehends, sodass sein Alkoholkonsum exzessiver wurde. Am 10. April 1931 verstarb Gibran im Alter von 48 Jahren an den Folgen einer Leberzirrhose und beginnender Tuberkulose in einem Krankenhaus in New York.

„Lasst mich schlafen, meine Seele ist trunken von Liebe.

Lasst mich schlummern, mein geist ist gesättigt mit Nächten und

Tagen…

Überhäuft meine Brust nicht mit Klagen und Schluchzen; malt

lieber das Sinnbild der Liebe und das Zeichen der Freude auf

sie…

Sprecht nicht von meinem Scheiden mit tränenerstickter

Stimme; schließt lieber die Augen, und ihr werdet mich unter

euch sehen, heute und morgen!“

-„Die Schönheit des Todes“, Gibran

Sein Leichnam wurde nach seinem Tod zunächst nach Boston, Massachusetts überführt und danach in den Libanon, wo er in Bischarri begraben wurde.[2], [14]

3. Religiöse Ansichten

Ǧibrān Ḫalīl Ǧibrān wurde in eine maronitische libanesische Familie hineingeboren, sein Großvater mütterlicherseits war maronitischer Priester, weshalb er auch in diesem Glauben aufwuchs.[1],[2] Geprägt von den Erlebnissen während seiner Jugend, und dem schlechten Zustand seines Heimatlandes, öffnete Gibran seinen Geist für größere Zusammenhänge. Sein ganzes Leben versuchte er, die westliche und arabische Welt auch auf Glaubensebene zu versöhnen und zu vereinen. Während er Student war, plante er für das Opernhaus in Beirut eine Anlage aus zwei Kuppeln, wobei die eine das Christentum und die andere den Islam darstellen sollte. Dieses Vorhaben wurde allerdings nie in die Tat umgesetzt. Auch war er dem Sufismus zugeneigt, ebenso wie der christlichen Mystik, und verband dies auf seine eigene Art und Weise. Deutlich wird dies an der Figur des Al-Mustafa, dem Protagonisten seines Werks „The Prophet“: Sowohl Christen als auch Muslime sehen in ihm einen von ihnen.[6] Dennoch hielt Gibran besonders am christlichen Glauben fest:

„My art can find no better resting place than the personality of Jesus. His life is the symbol of Humanity. He shall always be the supreme figure of all ages and in Him we shall always find mystery, passion, love, imagination, tragedy, beauty, romance and truth.“

-Gibran to Mary Haskell, April 29, 1909, Chapel Hill papers.

Allerdings beschränkte sich sein Glauben nicht nur im Wesentlichen auf das Christentum und den Islam beziehungsweise die Vereinigung beider Religionen, auch fühlte er sich mit der Natur auf eine gewisse Art und Weise verbunden, was bei vielen seiner Gemälde zum Ausdruck kommt.

4. Politische Ansichten

Gibran sah sich selbst nicht als Politiker an, was durch die folgenden Zitate deutlich gemacht werden soll:

"I am not a politician, nor do I wish to become one“ [8]

"Spare me the political events and power struggles, as the whole earth is my homeland and all men are my fellow countrymen.“ [8]

Dennoch bewegte er sich zu Zeiten des ersten Weltkriegs in syrischen nationalistischen Kreisen und setzte sich dafür ein, hungernden Menschen in Syrien zu helfen.[1] Außerdem rief er dazu auf, Arabisch als offizielle Sprache in Syrien einzuführen, jedoch weniger aus politischen als vielmehr aus geographischen Gründen. [8] 1912 traf Gibran ʿAbd al-Bahāʾ, den Führer der religiösen Bewegung des Bahaitum, als dieser sich auf seiner Friedensmission in die USA befand. Fasziniert von der pazifistischen Bewegung war Gibran trotzdem der Ansicht, dass junge Nationen wie die seine befreit werden müssten von der ottomanischen Herrschaft.[8] Nachdem diese während des ersten Weltkriegs in Syrien beendet wurde, stieg in Gibran die Hoffnung auf ein unabhängiges und freies Syrien auf. [9]

5. Kunstwerke

Neben seinen außergewöhnlichen literarischen Werken erschuf Gibran außerdem viele Kunstwerke wie Ölgemälde, Porträts und Skizzen. Dabei wurde er vor allem in jungen Jahren bereits von Leonardo Da Vinci beeinflusst, auf den er durch ein Buch aufmerksam wurde, welches seine Mutter ihm zu lesen gab. Seine ersten Berührungspunkte zu bildlicher Kunst hatte Gibran, als er 1896 Fred Holland Day kennenlernte, einen Bostoner Avantgarde-Fotografen. Dieser bediente sich eher exotischen Motiven, und nutzte den jungen Ḫalīl als Model. Eine Freundschaft entstand, und Day wurde zum Protegé für seine Kunst. Er war es auch, der Gibran in die Welt der englischen Literatur einführte. Wie bereits weiter oben erwähnt, fand 1904 seine erste Ausstellung im Atelier von Day statt, wo er Mary Haskell kennenlernte. Die Ausstellung war ein voller Erfolg, er konnte sogar einige seiner Bilder verkaufen.[1] Später beeinflussten zwei Richtungen maßgeblich seine bildende Kunst: Der Symbolismus und der Ästhetizismus.

[...]

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Details

Title
Khalil Gibran. Die Versöhnung der westlichen und arabischen Welt
College
University of Cologne  (Orientalisches Seminar)
Course
Arabische Literatur
Grade
2,3
Author
Year
2016
Pages
16
Catalog Number
V356303
ISBN (eBook)
9783668424449
ISBN (Book)
9783668424456
File size
551 KB
Language
German
Keywords
Khalil, Gibran, Prophet, Narr, Wanderer
Quote paper
Laura Baumann (Author), 2016, Khalil Gibran. Die Versöhnung der westlichen und arabischen Welt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356303

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