Eine Auseinandersetzung mit dem Artefakt der Venus. Sandro Botticelli und Andy Warhol


Trabajo, 2016

17 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Medialität- Eine Wiedergeburt der Venus durch andere Medien
3. Detail zum Artefakt Venus nach Botticelli / Warhol
3.1. Eine Gegenüberstellung der Kunststrategien Botticellis und Warhols

4. Der Mythos Venus - Die Fragmentierung der Venus

5. Die Ausbreitung der Venus

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Florentiner Sandro Botticelli ist einer der bedeutendsten Künstler der Renaissance. Bis in die Gegenwart setzen sich Künstler mit dem Maler und Zeichner Botticelli auseinander. Es ist festzustellen, dass Botticelli die Kunst der Moderne und Gegenwart inspiriert und prägt. Dieses ist in der Ausstellung „The Botticelli Renaissance", die derweil in der Berliner Gemäldegalerie zu sehen ist, erkennbar. In dieser sind neben Werken des Künstlers ebenso Kunstwerke zu bestaunen, die andere Künstler wie LaChapelle, Tomoko Nagao oder Andy Warhol in Anlehnung an Botticellis Werke gefertigt haben. Besonders auf sein Gemälde „Die Geburt der Venus", welches er im Auftrag der Medici Familie zwischen 1484 und 1486 gemalt hat, ist oftmals Bezug genommen worden.

Auch in der vorliegenden Ausarbeitung soll sich mit dem Gemälde „Die Geburt der Venus" auseinandergesetzt werden. Anlass hierfür ist vor allem die Aktualität, Bedeutsamkeit und Relevanz des Themas, die oben bereits angedeutet worden ist. Zudem wird die Venus durch verschiedenste Massenmedien immer mehr vermarktet und ist besonders in der Werbeindustrie ein beliebtes Motiv. Ein Aspekt, der zur Auswahl beigetragen hat und in der vorliegenden Arbeit wiederkehrend thematisiert wird, ist der Genderaspekt beziehungsweise die Rolle der Frau und wie sich diese Anschauung im Verlauf der Zeit geändert hat.[1] Im Hinblick auf die Einordnung des Themas in den schulischen Kontext ist das Thema auch von besonderer Relevanz und kann demnach in der Grundschule unter den Aspekten „Wahrnehmen“ und „Gestalten“ (z.B. Verfremdung/ Performance) laut des Kerncurriculums[2] angeführt werden.[3] In meinem Beitrag liegt der Schwerpunkt für die weitere Betrachtung auf der Venus nach Botticelli und nicht auf dem ganzheitlichen Gemälde „Die Geburt der Venus". Eine Argumentation soll lediglich durch eine Visualisierung der Venus, die in dem Werk vorhanden ist, stattfinden. Als Gegenüberstellung und zur Ergänzung der Bildreihe dient die Venus, die Andy Warhol 1984 in seiner Werkreihe "Details of Renaissance Paintings" angefertigt hat.[4]

In der Tradition der visuellen Argumentation analysiere ich in der vorliegenden Arbeit nicht anhand der kunsthistorischen Methodik von Aby Warburg beziehungsweise Erwin Panofsky. Einerseits entscheide ich mich für die Methodik der Serialität nach Uwe M. Schneede, da eine serielle Produktion bei Warhol zu verzeichnen ist. Des Weiteren wird die visuelle Argumentation durch die Rezeptionsästhetik nach Kemp miteinbezogen. Die Rezeptionsästhetik nach Kemp wird hierbei aufgeführt, da sie aufzeigt, wie sich die Bilderreihe beziehungsweise ein einzelnes Bild des Mythos wandelt. Zur Ausarbeitung der Medialität werden Annahmen von Huber und Mersch miteinbezogen, da sich diese umfangreich mit dem Thema befasst haben.

Mit Hilfe dieser Methoden soll auch die Forschungsfrage: „Inwieweit sind Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Warhols Venus mit Schwerpunkt auf die Medialität und Kunststrategie im Vergleich zu Botticellis Venus ersichtlich?“ beantwortet werden. Für die hier benannte Bilderreihe[5] habe ich mich entschieden, da eine Gegenüberstellung der Venus von Botticelli und Warhol stattfindet. Des Weiteren ist ein Medienwechsel und ein neuer Umgang mit der Venus an mehreren Beispielen vordergründig erkenntlich ist.

2. Medialität- Eine Wiedergeburt der Venus durch andere Medien

Medium bezeichnet dann keineswegs ein „Mittel zum Zweck", kein Instrument, sondern etwas, das sich unentschieden „in der Mitte hält", was „vermittelt" oder „Mitteilung" ermöglicht. Ohne Medium sieht man nichts: Die Wahrnehmung erfordert die Medialität eines anderen Elements, das allerdings weder der Wahrnehmende noch der wahrgenommene Gegenstand sein kann, so wenig wie ein „Nichts", sondern solches, woran Sichtbarkeit entspringt und wovon Aristoteles keinen Zweifel hatte, dass es existiert. „Medium" und „Medialität" entdecken sich hier negativ, als etwas, das eine konstitutive Funktion erfüllt, aber ohne Kontur bleibt.[6]

Im Bezug zum Zitat von Mersch kann zunächst festgehalten werden, dass ein Medium[7] erst in einem anderen Medium sichtbar wird. Bei Botticellis Venus handelt es sich um ein Gemälde, welches durch das Medium Farbe, im Speziellen durch das Medium der Tempera, kommuniziert. Ein Medienwechsel ist bei Warhols Venus erkenntlich. Dieser benutzt zur Herstellung der Venus das Siebdruckverfahren. Aufgrund der Reduktion der Linien, der modernen Farbgebung und der grafischen Kunst, ist eine optische Veränderung der Venus Warhols wahrzunehmen.

Bei beiden Künstlern ist die Werkstattarbeit von bedeutender Wichtigkeit. Es ist festzuhalten, dass das Originalgemälde von Botticelli nur für wenige Betrachter sichtbar gewesen ist. Erst später hat Lucas Cranach einige Kopien zu dem Gemälde in Botticellis Werkstatt angefertigt.[8] Hierbei stellt sich heraus, dass Botticelli keine Massenmedienwerkstatt betrieben hat. Vielmehr hat es sich um eine Auftragswerkstatt gehandelt, welche von ihm und seinen Schülern betrieben worden ist. Es kann demnach eine Unterteilung zwischen der Werkstatt, die er geleitet hat, und seinen Originalwerken, die er selbst gemalt hat, vorgenommen werden.[9] Im Bezug zur seriellen Produktion kann davon ausgegangen werden, dass Botticelli dieses Verfahren nicht verfolgt hat. Anhand seiner Werke ist erkenntlich, dass es sich hierbei um Unikate handelt, welche von äußerster Seltenheit sind. Lediglich eine Motivwiederholung, wie sie auch bei „Die Geburt der Venus“ und „Venus“ zu sehen ist, ist bei Botticelli des Öfteren zu erkennen.

Warhol hingegen hat die „Kunst als Kommerz“ [10] angesehen und ein serielles Prinzip zur Herstellung seiner Werke verfolgt. So ist demnach bekannt, dass Warhol häufig Konzepte und Ideen für seine neuen Werke entwickelt hat und seine Assistenten diese anschließend grafisch umgesetzt haben. Häufig sind seine Werke, wie auch die Venus, durch das Medium Siebdruck entstanden. Aufgrund dieses Verfahrens mit Hilfe des Siebdrucks kann von einer seriellen Produktion ausgegangen werden. Die Verfahrenstechnik weist auf, dass Warhols „factory“ als Massenmedienwerkstatt definiert werden kann.

In Kommunikationssystemen, die, historisch gesehen, meistens auf der Dominanz eines bestimmten Schlüsselmediums basieren, sind auch die Benutzer dieser Medien, als Produzenten, Vermittler und Rezipienten, Teil des sozialen Systems, in dem und mit dem sie kommunizieren. (...) Der hier zugrunde gelegte Medienbegriff ist also kein traditioneller Medienbegriff, wie er sich etwa in verschiedenen Fachwissenschaften definiert, sondern ein oszillierender Medienbegriff. Der Begriff „Medium“ oder die Pluralform „Mediensystem“ wird in einer oszillierenden Art und Weise verwendet. Je nach Kontext meint der Medienbegriff einen anderen Aspekt aus dem vielfältigen Spektrum an Bedeutungs- und Verwendungsmöglichkeiten. (...)[11]

In Anbetracht an das oben vermerkte Zitat kann durch die Beachtung der visuelle Argumentation der „ oszillierende Medienbegriff“ [12] veranschaulicht werden.

Im Vergleich zu dem Medium der Farbe oder des Siebdrucks ist bei dem Flyer der Deichtorhallen Hamburg ein Medienwechsel erkennbar.

Es zeigt sich, dass es sich um eine mediale Weiterverbreitung handelt, welche aus einer Fotografie und dem Medium Schrift besteht. Die Fotografie[13] auf dem Flyer weist auf, dass das Schönheitsideal Botticellis aufgegriffen worden ist. Dieses ist aufgrund der äußerlichen Erscheinung der Frau und deren Körperhaltung ersichtlich. In Verbindung mit dem Medium der Schrift entsteht eine Verwandlung in ein modernes Medium. Ein besonderer Aspekt, der hierbei benannt werden muss, ist, dass sich die Wirkung des Mediums der Fotografie aufgrund der Lichtausblendung und der Körperhaltung mit der des Artefakts von Botticelli gleicht.

Das gleiche Verfahren der medialen Umsetzung ist auf dem Titelbild des Kunstmagazins Art[14] ersichtlich. Es handelt sich hierbei um einen Ausschnitt aus Warhols Werkreihe „Details from Renaissance Paintings“ und zeigt Warhols Venus. Erkenntlich ist, dass auch auf dem Cover des Magazins das Gemälde der Venus und das Medium Schrift abgedruckt sind. Es kann auch hierbei von einer medialen Weiterverbreitung ausgegangen werden.

Neben der Materialität und Beschaffenheit ist die Größe ebenso ein entscheidendes Medium, welches Einfluss auf die Begutachtung des Werkes hat. Zunächst kann gesagt werden, dass in der vorliegenden Arbeit ausschließlich Abbildungen vorliegen, die die Ausmaße und Wirkungen der Werke nicht wiedergeben können. Das Werk „Die Geburt der Venus“ von Botticelli kann mit einer Größe von 172,5 cm x 278,5 cm als größtes Werk der visuellen Bildreihe angesehen werden. Es ist davon auszugehen, dass dieses Werk aufgrund seiner Größe eine andere Wirkungsweise auf den Rezipienten hat als der Flyer „The day will come“, der eine Abmessung von 21 cm x 10,2 cm besitzt.[15] Einerseits ist diese Wirkungsveränderung aufgrund der Größe zu rechtfertigen. Andererseits sind die Räumlichkeiten, an die die Werke gebunden sind, ein entscheidender Faktor. So ist festzustellen, dass das Werk „Die Geburt der Venus“ an die Örtlichkeiten des Museums gebunden ist und dort sehr präsent in Erscheinung tritt. Der Flyer hingegen ist an keine Örtlichkeiten gebunden und kann demnach in einem Museum, einer Ausstellung beziehungsweise in Geschäften aufzufinden sein.

In der Bildreihe wird weiterhin ersichtlich, dass jedes einzelne Werk eine große Symbolik zu verzeichnen hat, da die Venus in jedem Werk wiederzuerkennen ist. Neben der Symbolik ist jedem Werk ebenso ein Titel zuzuschreiben. Obgleich der Betrachter die Venus auch ohne den Titel erkennen würde, vermerkt der Titel „Die Geburt der Venus“ nochmals den Mythos um die Venus. Ebenso ist es bei Botticellis „Venus“ von 1490 zu verzeichnen. Das Werk stellt hierbei ausschließlich die Venus dar. Die Szenerie aus dem Werk „Die Geburt der Venus“ ist demnach nicht mehr gegeben. Aufgrund dessen hat der Titel Auswirkungen auf das Erkennen des Bildes beziehungsweise des Bildgegenstandes. Durch das Wahrnehmen des Titels verändert sich die Bedeutungszuweisung des Betrachter im Bezug auf die abgebildete Frau auf dem Gemälde. Bei Warhols Auseinandersetzung mit der Venus ist diese nicht explizit im Titel vermerkt. Durch die zeitliche Eingliederung in die Epoche der Renaissance, welche anhand des Titels seiner Werkreihe ersichtlich ist, könnte der Betrachter Rückschlüsse auf Botticelli und die Venus schließen. Ein Erkennen der Venus durch den eindeutigen Vermerk im Titel kann jedoch ausgeschlossen werden. Der Titel des Flyers „The day will come“ weist weder einen thematischen noch namentlichen Bezug zu der Venus auf. Auf der Rückseite wird lediglich der Titel der Fotografie „Venus“ benannt. Aufgrund dessen kann auch hierbei davon ausgegangen werden, dass das Medium des Titels der Fotografie Auswirkungen auf das Erkennen und Betrachten des Bildes hat. Es ist hierbei anzumerken, dass bereits die Körperhaltung und die äußerliche Erscheinung der Frau Rückschlüsse auf die Venus zulassen. Bezüglich der Abbildung auf dem Kunstmagazin „Art“ kann gesagt werden, dass kein weiterer Titel Bezug auf die Venus nimmt. Aufgrund des Mediums der Schrift und die Thematisierung Botticellis können Rückschlüsse gezogen werden.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass alle hier untersuchten Faktoren den oszillierenden Medienbegriff nach Huber ausdrücken. Dieses soll nochmals durch ein Zitat von Huber verdeutlicht werden.

Je nach Kontext meint der Medienbegriff einen anderen Aspekt aus dem vielfältigen Spektrum an Bedeutungs- und Verwendungsmöglichkeiten. In einem Kontext kann das „Medium“ als technisches Mittel verstanden werden, etwa in der Redeweise „das Medium Farbe“, „das Medium Licht“, „das Medium Fotografie“ oder „das Medium Film“.(...)[16]

Es wird demnach ersichtlich, dass das Medium in der hier vorliegenden Bildreihe jeweils in einer anderen Form der Realität auftreten kann.

[...]


[1] Eine Untersuchung bezüglich der Faktoren, die zur Veränderung der Anschauung beigetragen haben, wird in dieser Arbeit nicht erfolgen. Dieses würde den Umfang der Arbeit nicht gerecht werden.

[2] vgl. Niedersächsisches Kultusministerium 2006, S. 16.

[3] Ich beziehe mich hierbei ausschließlich auf die Grundschule, da ich Lehramt an Grundschulen studiere und später im Primarbereich unterrichten werde. Eine tiefgründigere Auseinandersetzung mit der Unterrichtsgestaltung ist hierbei nicht gegeben, da diese nicht Thema der Arbeit ist und den Umfang der Arbeit nicht gerecht werden würde.

[4] Statt der Darstellung der Venus auf der offenen Muschel konzentriert sich Warhol ausschließlich auf das Gesicht und die fließenden Haare. Veröffentlicht wurden vier verschiedenen Variationen des Bildes, welches jeweils durch eine andere Farbpalette eingetauscht worden sind. Aufgrund des Wiederkehrens der dargestellten Variation in einem anderen Medium in meiner Bildreihe, habe ich mich für die vorgelegte Variation entschieden. Alle weiteren Abwandlungen werden in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt beziehungsweise vermerkt.

[5] siehe Abbildungsverzeichnis

[6] Mersch 2006: 19.

[7] Im Folgenden werden nicht alle Bilder der Bildreihe unter dem Aspekt der Medialität untersucht. Es werden ausschließlich die prägnantesten und passendsten Bilder herangezogen.

[8] vgl. Kimmelman 2009: o.S.

[9] vgl. Bykowski 2014: o.S.

[10] Die Begriff „Kunst als Kommerz“ von Daniel Koep übernommen worden und aufgrund dessen kursiv versehen.

[11] Huber 2007: 43f.

[12]oszillierender Medienbegriff“ ist von Huber (2007) übernommen worden und aufgrund dessen kursiv versehen.

[13] Originalfotografie von Erwin Blumenfeld siehe Abbilungsverzeichnis

[14] vgl. Sommer 2015: Art. Das Kunstmagazin, Cover.

[15] Es wird hierbei nicht auf alle Größenverhältnisse eingegangen. Die Relevanz soll anhand dieses Beispiels jedoch aufgezeigt werden.

[16] Huber 2007: 43f.

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Eine Auseinandersetzung mit dem Artefakt der Venus. Sandro Botticelli und Andy Warhol
Universidad
Leuphana Universität Lüneburg
Calificación
1,0
Autor
Año
2016
Páginas
17
No. de catálogo
V356547
ISBN (Ebook)
9783668422339
ISBN (Libro)
9783668422346
Tamaño de fichero
557 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
eine, auseinandersetzung, artefakt, venus, sandro, botticelli, andy, warhol
Citar trabajo
Elisa Matz (Autor), 2016, Eine Auseinandersetzung mit dem Artefakt der Venus. Sandro Botticelli und Andy Warhol, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/356547

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