Diese Examensarbeit - Zum Mißbrauch der Suchtstruktur bei Jugendlichen durch Tabakwerbung und Prävention – beabsichtigt, die Manipulations - möglichkeiten einer vorhandenen Suchtstruktur sowohl durch die Werbung, als auch durch präventive Maßnahmen näher zu erläutern.
Bei gesundheitsschädlichem Handeln, wie dem Rauchen, stellt sich immer die Frage nach der Motivation, die je nach Standpunkt unterschiedlichst begründet wird. Die Befürworter einer generellen Drogenlegalisierung halten Süchte für einen „Forth drive“ (Siegel 1973)1, dessen Befriedigung den Bedürfnissen Hunger, Durst und Sex gleichzustellen ist. Nach dieser Ansicht ist die Suchtstruktur genetisch vorgegeben und eine Prävention wäre demnach gegen Grundbedürfnisse gerichtet und somit abzulehnen.
In dieser Examensarbeit wird dagegen der Standpunkt vertreten, daß
Süchte einer Prägungen durch die Gesellschaft unterliegen.
Suchtverhalten wird durch verhaltensmodifikatorische Einflüsse erst
geschaffen und später verstärkt.
Die Motivation zum Rauchen hat ihre Ursachen in besonderen
Krisensituationen, an denen es besonders während der Pubertät nicht
mangelt. Rauchen besitzt für den Jugendlichen demnach eine Funktion,
die schwierige Situationen zu bewältigen hilft. Besonders die Werbung
versteht es, diese Verunsicherungen auszunutzen und durch das Anbieten von User-Images, welche der Jugendliche für sich zu übernehmen versucht, einen positiven Nutzen zu versprechen. Solange die Prävention nicht versteht, gegen diese Nutzungsversprechen positive Leitbilder zu setzen und Nichtrauchen attraktiv darzustellen, wird die Raucherquote, unter den Jugend lichen, nicht zu minimieren sein.
Dabei sollte die Senkung der Raucherquote, besonders bei Jugendlichen
eines der vordringlichsten Ziele der Gesundheitspolitik sein.
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1 Siegel, A.J., The Herion Crises Among US Forces in Southeast Asia, in: Journal of Medical Association, New
York, 1973, Seite 128
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Tabaksteuer
- Die Bedeutung der Tabaksteuer für den Staatshaushalt
- Die Struktur der Tabaksteuer
- Die effektive Steuerbelastung einer einzelnen Zigarette
- Fazit
- Nationale Richtlinien zu Werbung und Sponsoring bezüglich Tabakerzeugnissen
- Die Gesetzgebungen der einzelnen EU-Mitgliedsstaaten
- Fazit
- Chronologie der Entstehung der EU-Richtlinie über Werbung und Sponsoring zugunsten von Tabakerzeugnissen
- Gesellschaftliche Mißstände, die eine Stärkung der Jugend notwendig machen
- Systemprägung der Gesellschaft
- Die Ausnutzung der Geschlechterrollen durch die Werbung
- Fremdbestimmung des Selbstbildes
- Kinder und Wertesystem
- Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
- Rahmenbedingungen der Kindheit
- Kommerzialisierung der Jugendkultur
- Familie und Erziehung
- Ungünstige sozioökonomische Bedingungen
- Erziehungsziele
- Folgen einer dem Leben zuwiderlaufenden Orientierung
- Suchtorientierung der Gesellschaft
- Der Dualismus der Erziehung
- Gesellschaftliche Fortentwicklung
- Erziehung und Lernen in der Schule
- Erziehung innerhalb der Familien
- Fazit
- Was ist Werbung
- Definition: Werbung
- Zielstellung einer Werbekampagne
- Werbestrategien
- Die Positionierung am Markt
- Zielgruppenbestimmung
- Wahrnehmung der Werbung
- Die Werbebotschaft und die Bedeutungsverleihung
- Kritik an der Werbung
- Disskussion des Tabakwerbeverbotes
- Befürwortung und Ablehnung des Tabakwerbeverbotes
- Ist durch das Tabakwerbeverbot die Meinungsfreiheit bedroht?
- Wirksamkeit von Tabakwerbeverboten als gesundheitspolitische Maßnahme
- Zigarettenkonsum vor und nach der Einführung totaler Tabakwerbeverbote in Italien, Norwegen und Finnland
- Die Ursachen für Tabakkonsum bei Jugendlichen liegen nicht nur in der Werbung
- Werbeverbot als gesundheitspolitische Maßnahme
- Weitere gesundheitspolitische Regelungen der EU-Kommission
- Verändert Tabakwerbung nur den Konsum oder nur Marktanteile?
- Rechtlicher Hintergrund
- Die gesundheitspolitische Zuständigkeit der EU
- Disversifizierungsprodukte
- Schadensersatzklagen gegen Tabakkonzerne
- Die Kritik an der EU-Bürokratie
- Zur Bevormundung
- Zur wachsenden Kritik an der EU-Bürokratie
- Fazit
- Konzepte der Tabakkonzerne für die Zeit nach einem totalen Werbeverbot
- Tabakwerbung im Internet - Ein rechtsfreier Raum?
- Prävention
- Was ist Prävention?
- Dimensionen der Prävention
- Die Spezifität
- Die Zielgruppe
- Die Interventionsebene
- Wandel der Präventionsstrategie in der Öffentlichkeitsarbeit
- Social Marketing
- Strategien und Maßnahmen der angewandten Drogenprävention
- Risikowahrnehmung und Risikoeinschätzung
- Furchtappelle und die Vermittlung geeigneter Handlungskompetenzen
- Die Effektivität der unterschiedlichen Präventionsstrategien
- Fazit
- Geschlechtsbezogene Suchtprävention
- Die Bedeutung des Geschlechtes für die Prävention
- Begründung für den Einsatz geschlechtsbezogener Suchtprävention
- Theorie der geschlechtsbezogenen Suchtprävention
- Mädchenspezifische Suchtprävention
- Jungenspezifische Suchtprävention
- Geschlechterübergreifende Konzepte der Suchtprävention bei Jugendlichen
- Die Peergroup
- Rauchen als Bewältigungsstrategie der Pubertätskonflikte
- Vorstellung konkreter Präventionbemühungen
- Einzelfallhelfer des Jugendamtes
- Prävention an Schulen
- Die Willy-Brandt-Gesamtschule in Köln-Höhenhaus
- Die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Köln-Chorweiler
- Städtisches Gymnasium Thusneldastraße in Köln Deutz
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Examensarbeit untersucht den Mißbrauch der Suchtstruktur bei Jugendlichen durch Tabakwerbung und Prävention. Sie will die Manipulationsmöglichkeiten einer vorhandenen Suchtstruktur sowohl durch die Werbung als auch durch präventive Maßnahmen näher erläutern. Der Fokus liegt dabei auf der Entstehung von Suchtverhalten durch verhaltensmodifikatorische Einflüsse und der Frage, wie Werbung diese nutzt, um Jugendlichen einen positiven Nutzen vom Rauchen zu versprechen.
- Die Wirkung von Tabakwerbung auf Jugendliche
- Die Rolle der Prävention bei der Bekämpfung von Tabakkonsum
- Die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Tabakkonsum fördern
- Die Bedeutung der Geschlechterrollen in der Tabakwerbung
- Die Wirksamkeit von Tabakwerbeverboten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Thematik der Examensarbeit vor und beleuchtet den Standpunkt, dass Süchte einer Prägung durch die Gesellschaft unterliegen. Die Kapitel 2 und 3 befassen sich mit der Tabaksteuer und den nationalen Richtlinien zur Tabakwerbung in den EU-Mitgliedsstaaten. Kapitel 4 beleuchtet die Entstehung der EU-Richtlinie über Werbung und Sponsoring zugunsten von Tabakerzeugnissen. Kapitel 5 untersucht gesellschaftliche Mißstände, die eine Stärkung der Jugend notwendig machen und dabei die Ausnutzung der Geschlechterrollen durch die Werbung beleuchten. Kapitel 6 behandelt Erziehungsziele und die Folgen einer dem Leben zuwiderlaufenden Orientierung. Kapitel 7 definiert den Begriff Werbung und analysiert Werbestrategien, während Kapitel 8 die Diskussion um das Tabakwerbeverbot vertieft und dessen Wirksamkeit als gesundheitspolitische Maßnahme beleuchtet. Kapitel 9 befasst sich mit den Konzepten der Tabakkonzerne für die Zeit nach einem totalen Werbeverbot, während Kapitel 10 die Tabakwerbung im Internet betrachtet. Kapitel 11 und 12 beschäftigen sich mit Präventionsmaßnahmen und deren spezifischen Anforderungen, insbesondere im Hinblick auf geschlechtsbezogene Prävention. Schließlich präsentiert Kapitel 13 konkrete Präventionsbemühungen an Schulen.
Schlüsselwörter
Tabakwerbung, Suchtprävention, Jugendliche, Gesellschaftliche Rahmenbedingungen, Geschlechterrollen, Tabaksteuer, EU-Richtlinie, Werbeverbot, Präventionsstrategien, Social Marketing.
- Arbeit zitieren
- Richard Santoleri (Autor:in), 2001, Tabakwerbung und Prävention, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3568