Mezzanine Finanzierung von KMU in Thüringen


Mémoire (de fin d'études), 2005

61 Pages, Note: 2.0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielstellung
1.3 Vorgehensweise

2. Finanzierung mittelständischer Unternehmen in Thüringen
2.1 Potenzielle Unternehmen
2.2 Finanzwirtschaftliche Lage mittelständischer Unternehmen in Thüringen
2.3 Mittelstandsfinanzierung im Wandel-Auswirkungen durch Basel II
2.3.1 Kreditvergabepraktiken nach Basel II
2.3.2 Konsequenzen für die Finanzierungssituation von KMU

3. Mezzanine-Kapital als Finanzierungsinstrument für KMU in Thüringen
3.1 Eingrenzung von Mezzanine-Kapital
3.2 Verwendungsmöglichkeiten
3.3 Instrumente
3.3.1 Typisch stille Beteiligung
3.3.2 Atypisch stille Beteiligung
3.3.3 Genussscheine
3.3.4 Wandelanleihe

4. Praktische Umsetzung
4.1 Anlaufstellen für thüringer Unternehmen
4.2 Businessplan
4.3 Finanzierung über die KfW
4.3.1 Kurzportrait der KfW
4.3.2 Antragstellung
4.4 ERP-Unternehmerkapital für Gründung
4.4.1 Definition und Voraussetzung
4.4.2 Förderungswürdige Investitionen
4.4.3 Laufzeit, Konditionen und Tilgung
4.5 ERP-Unternehmerkapital für Wachstum
4.5.1 Definition und Voraussetzung
4.5.2 Förderungswürdige Investitionen
4.5.3 Laufzeit, Konditionen und Tilgung
4.6 KfW-Unternehmerkapital für Arbeit und Investitionen
4.6.1 Definition und Voraussetzung
4.6.2 Förderungswürdige Investitionen
4.6.3 Laufzeit, Konditionen und Tilgung
4.7 Finanzierung über die TAB
4.7.1 Zugang und Voraussetzungen
4.7.2 Vertragsablauf und -ausgestaltung von Mezzanine

5. Mezzanine-Fonds
5.1 Mezzanine-Fonds als Alternative
5.2 Strategien von Mezzanine-Fonds
5.3 Strukturierung eines unabhängigen Mezzanine-Fonds
5.3.1 Fondskonzept
5.3.2 Strukturierung des Produktes
5.3.3 Anlässe einer Finanzierung
5.3.4 Finanzierungsprozess
5.4 Mezzanine-Fonds und Eigenkapitalrisiken

6. Auswirkungen der Neuregelung der Gesellschafterfremdfinanzierung auf Mezzanine-Finanzierungen

7. Fazit und Prognose

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1 Quantitative Einordnung von KMU

Abb. 2 Erfahrungen der Unternehmen mit ihrer Hausbank hinsichtlich Genehmigungsverfahren und Kreditkonditionen gegenüber Vorjahr

Abb. 3 Bilanzschema zum mezzaninen Finanzierungskapital

Abb. 4 wesentliche Unterschiede Direktbeteiligung/Mezzanine Beteiligung

Abb. 5 Verwendungsmöglichkeiten

Abb. 6 Merkmale stiller Gesellschafter

Abb. 7 Anbieter von Mezzanine-Kapital

Abb. 8 Mezzanine Produktlinie der KfW

Abs. 9 Kombinationsmöglichkeit ERP-Kapital für Gründung in Thüringen

Abb. 10 Kombinationsmöglichkeit ERP-Kapital für Wachstum

Abb. 11 Kombinationsmöglichkeit ERP-Kapital für Arbeit und Investition

Abb. 12 Voraussetzungen für Thüringen-Kapital

Abb. 13 Laufende Erträge und Erfolgsbeteiligung für Mezzanine-Investor

Abb. 14 Schritte im Finanzierungsprozess

Abb. 15 Kenngrößen CEPRES Mezzanine-Datenbestand

Abb. 16 Funktionsweise des § 8a KStG i.d.F. vom 22. Oktober 2002

Abb. 17 Rückgriffsberechtigung eines Kapitalgebers gegenüber eines Gesellschafters

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Der Wandel der Unternehmensfinanzierung in Deutschland ist in vollem Gange, und die Diskussionen dazu werden mit Schlagworten wie Basel II, Bankenkrise oder Eigenkapitallücke geführt. Basel II konfrontiere kleine und mittelständische Unternehmen mit finanziellen Problemen, da sie im Vergleich zu großen Unternehmen im Hinblick auf das erforderliche Rating benachteiligt seien. Dieses Hemmnis ergibt sich nicht zuletzt aus einer unterdurchschnittlichen Eigenkapitalausstattung deutscher Mittelständler. Als erster Indikator der nahenden Veränderung ist die zunehmende Zurückhaltung deutscher Banken bei der Kreditvergabe zu nennen, die für die betroffenen Unternehmen mit höheren Kreditzinsen oder einer Verweigerung von Krediten verbunden sind. Diese liegt primär in der Vergangenheit begründet, da oft nach keiner oder nur unsachgemäßer Prüfung Kredite vergeben worden.

Junge und innovative Unternehmen müssen auf ihrem Weg zu Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit häufig ein besonders komplexes Problembündel meistern. Zum einen ist die Unsicherheit hinsichtlich der Marktfähigkeit ihrer Geschäftsidee noch zu groß, zum anderen ist der anhaltende Konsolidierungs- und Veränderungsprozess für die unzureichende Eigenkapitalausstattung und einer etwaigen unbefriedigenden Erfolgssituation zu nennen. Zur Lösung der damit einhergehenden Herausforderungen werden immer wieder Finanzierungsformen wie Private Equity, Mezzanine, Factoring oder Leasing als Alternativen benannt. Gerade Mezzanine-Capital wird aufgrund seiner besonderen Stellung zwischen Eigenkapital und Fremdkapital eine erfolgreiche Zukunft vorausgesagt. Aufgrund seiner Formenvielfalt und der flexiblen Ausgestaltung stellt Mezzanine-Kapital für zahlreiche Unternehmen und Finanzierungsanlässe ein geeignetes Instrument dar.

1.2 Zielstellung

Ziel der Arbeit ist es, Mezzanine-Kapital als ergänzendes Finanzierungsinstrument zu reinem Eigen- und/oder Fremdkapital aufzuzeigen und zu erläutern sowie die Möglichkeiten, Einsatzgebiete und Grenzen dieses Ansatzes speziell für klein- und mittelständische Unternehmen in Thüringen zu analysieren. Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, ob Mezzanine-Kapital für thüringische Unternehmen einen Beitrag zum Erreichen ihrer finanzwirtschaftlichen Ziele leisten kann. Darüber hinaus soll beleuchtet werden, inwieweit diese hybride Finanzierungsform der einer Finanzierung mit reinem Eigen und/oder Fremdkapital zum Erreichen der finanzwirtschaftlichen Ziele übersteigt.

1.3 Vorgehensweise

Im zweiten Kapitel werden zunächst die Unternehmen herauskristallisiert, auf welche in bezug auf Größe, Umsatz und Eigenkapitalquote Mezzanine-Kapital abzielt. Außerdem werden die Ursachen der Struktur ihrer derzeitigen finanziellen Rahmenbedingungen, insbesondere ihrer Möglichkeiten der Fremdfinanzierung, analysiert. Dabei wird nicht nur auf die Vorgaben von Basel II, sondern auch auf die aktuelle Konstellation deutscher Banken als Einflussfaktor auf den Zugang von KMU zu Fremdkapital eingegangen. Darauf folgt im dritten Kapitel eine Eingrenzung des Begriffs Mezzanine-Kapital und eine Beschreibung der verschiedenen mezzaninen Finanzierungsinstrumente, welche den deutschen Mittelständlern zugänglich gemacht werden.

Anhand von zwei Möglichkeiten der Mezzanine-Finanzierung soll thüringer Unternehmen im vierten Kapitel aufgezeigt werden, welche Voraussetzungen und Bedingungen erfüllt sein müssen. Darüber hinaus wird beleuchtet, wo für thüringer Unternehmen Mezzanine-Finanzierungen angeboten werden. Die ausführliche Beschreibung einer Mezzanine-Finanzierung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Form eines Nachrangdarlehens sowie als stille Beteiligung über die Thüringer Aufbaubank (TAB) bilden dabei den Hauptteil. Hier finden thüringer Unternehmen Informationen über die kongruenten Angebote und Konditionen unter Beachtung der damit einhergehenden unterschiedlichen Anforderungen an das Unternehmen. Dabei wird der Businessplan als eine der wichtigsten Prämissen zur Finanzierung mit Mezzanine-Kapital herausgestellt und dessen Bestandteile ausführlich beschrieben. Nach der Übersicht und Charakteristik der von der KfW angebotenen Nachrangdarlehen folgt ein Abriss der von der TAB angebotenen stillen Beteiligung als Mezzanine-Finanzierung, so dass dem Betrachter verschiedene Eventualitäten zugänglich gemacht werden.

Mit den Mezzanine-Fonds im fünften Kapitel wird thüringer Unternehmen ein weiterer Weg zu Mezzanine aufgezeigt. Nach einer kurzen Erläuterung wird auf die Strategien von Mezzanine-Fonds eingegangen. Die Strukturierung eines Mezzanine-Fonds am Beispiel des „M Cap Finance Deutsche Mezzanine“, in welcher auf das Fondskonzept, die Struktur des Produktes sowie auf den Finanzierungsprozess eingegangen wird, bildet hierbei den Hauptteil.

Abschnitt sechs soll anschließend über die Neuregelung der Gesellschafter-fremdfinanzierung und die damit für die Mezzanine-Finanzierung verbundenen Änderungen informieren. Dem Betrachter soll aufgezeigt werden, welche steuerlichen Folgen sich unter bestimmten Umständen für mezzanin finanzierte Unternehmen ergeben.

Die Arbeit schließt in einer Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse sowie in einer Prognose für die zukünftige Bedeutung von Mezzanine-Kapital in Finanzierungstheorie und –praxis.

2. Finanzierung mittelständischer Unternehmen in Thüringen

2.1 Potenzielle Unternehmen

Um die Frage nach erwägbaren Unternehmen für eine Mezzanine-Finanzierung beantworten zu können, bedarf es einer kurzen Abgrenzung von klein- und mittelständischen Unternehmen. Eine einheitliche Definition existiert für den Wirtschaftsbereich der KMU nicht. Die zur Abgrenzung herangezogenen Kriterien reichen von der Beschäftigtenzahl über den Jahresumsatz, die Bilanzsumme, die Bruttowertschöpfung, das Anlagevermögen bis hin zu einer Kombination aus mehreren dieser Kriterien. Diese quantitativen Merkmale lassen sich recht einfach bestimmen und ergeben eine Grundlage Unternehmen zu klassifizieren, sie bieten jedoch aufgrund von Zahlenwerten eine eher eingeschränkte Einsicht in das Wesen des Betriebes (vgl. MUGLER 1995, S. 17ff.). Über diese quantitativen Merkmale hinaus sind deshalb auch qualitative Eigenheiten zur Abgrenzung von KMU von entscheidender Bedeutung. Erst dadurch werden branchenverschiedene Unternehmen miteinander vergleichbar gemacht (vgl. MUGLER 1995, S. 17). Die Ermittlung der qualitativen Merkmale stellt allerdings einen hohen Aufwand dar, da eine Messung dieser nicht so einfach zu bewerkstelligen ist. Die in der Literatur vorkommenden Merkmalskataloge unterscheiden sich sehr stark in ihrem Umfang und in der Gewichtung der einzelnen Merkmale voneinander (vgl. MUGLER 1995, S. 18). Einer in allen wichtigen Charakteristika gerecht werdende Einteilung bietet folgender Ansatz (MUGLER 1995, S. 18ff.):“

(1) Der Betrieb wird durch die Persönlichkeit des Unternehmens geprägt, der Leiter und oft auch Eigentümer des Betriebes ist.
(2) Der Unternehmer verfügt über ein Netz von persönlichen Kontakten zu Kunden, Lieferanten und der für ihn relevanten Öffentlichkeit.
(3) Der Betrieb erstellt Leistungen nach den individuellen Wünschen der Kunden.
(4) Die Kontakte zwischen der Unternehmensleitung und den Mitarbeitern sind eng und informell.
(5) Die Organisation ist gering formalisiert.
(6) Der Betrieb kann rasch auf Umweltänderungen reagieren.
(7) Der Betrieb wird nicht von einem größeren Betrieb, z.B. im Rahmen eines Konzerns, beherrscht.
(8) Der Betrieb hat nur einen kleinen Marktanteil.
(9) Der Betrieb hat nur ein Produkt oder ist wenig diversifiziert.“

Nicht alle der hier erwähnten Aussagen müssen zwingend zutreffen. Beispielsweise grenzt das siebte Merkmal mittelgroße Konzern- und Kommunalbetriebe aus dem Kreis von KMU aus, obwohl auch diese Betriebe ähnliche Problemstellungen aufweisen. Dies macht deutlich, dass keineswegs anhand von diesem Merkmalskatalog auf Klein- oder Mittelbetrieb geschlossen werden kann, wenn nur einige wenige Merkmale gegeben sind. Andererseits sind zur qualitativen Abgrenzung von KMU aber auch nicht alle Merkmale ausschlaggebend (vgl. MUGLER 1995, S. 18).

Abschließend kann gesagt werden, dass es kein festes, eindeutiges Schema zur Abgrenzung von KMU zu Großbetrieben gibt. Vielmehr ist hier eine Entscheidung vor den individuellen Gesichtspunkten eines einzelnen Betriebes zu treffen (vgl. MUGLER 1995, S. 17).

Diese Arbeit bezieht sich bei der Abgrenzung von KMU zu Großbetrieben auf die Empfehlung der Europäischen Kommission, welche sich an die Mitgliedsstaaten, die Europäische Investitionsbank und den Europäischen Investitionsfond richtet und zukünftig im Europäischen Wirtschaftsraum angewendet wird (vgl. o.V. 2003, S. 1). Bezugnehmend hierzu sind verschiede quantitative Größen zur Abgrenzung von KMU angegeben, welche in nachfolgender Abbildung ersichtlich werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Quantitative Einordnung von KMU (vgl. o.V. 2003, S. 1)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die verschiedenen am Markt auftretenden Mezzanine-Geber stellen zum größten Teil einheitliche Prämissen an den vermeintlichen Mezzanine-Nehmer. Als Voraussetzung für eine Mezzanine-Finanzierung muss sich das Unternehmen in einer Veränderungs- oder Wachstumsphase befinden, in der bei positiver Bewältigung eine signifikante Wertsteigerung für alle Anteilsinhaber erzielt werden kann.

2.2 Finanzwirtschaftliche Lage von KMU in Thüringen

Die konjunkturelle Lage im deutschen Mittelstand ist besser als vermutet. Diese Einschätzung trifft die DZ Bank auf Basis der Aussagen von 2500 mittelständischen Unternehmen im November 2004 in Deutschland. Zwar nehmen die Unternehmen die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate etwas zurück, doch 65 Prozent der befragten Unternehmen werten die derzeitige Geschäftslage als gut oder als sehr gut. Allerdings ist hier auffallend, dass nach einer Belebung im Frühjahr die mittelständischen Unternehmen im Saldo die Beschäftigung wieder verringern wollen und sich so die Beschäftigungserwartungen weiter eintrüben. Im Gegensatz dazu zeigt sich die Investitionsneigung der Unternehmen weiterhin stabil, so wollen 72 Prozent im kommenden Halbjahr investieren, 24 Prozent ihr Investitionsvolumen sogar erhöhen (vgl. DZ BANK 2004, S. 1 ff.).

Im Gegensatz dazu zeigt eine repräsentative Studie der KfW Bankengruppe unter 11000 Unternehmen eine stark rückläufige Investitionsquote. Nur noch 45 Prozent der Unternehme investierten Im Jahr 2003, absolut gesehen waren das € 190 Milliarden oder 9 Prozent weniger als im Vorjahr.

Hauptgrund für diese Abschwächung ist die restriktive Kreditvergabepolitik der Banken, so sind laut Studie nur 41 Prozent der Kreditverhandlungen über Investitionskredite erfolgreich. Demnach bemängeln Unternehmen zu restriktiv geforderten Sicherheiten, einen zu hohen Zins, schlechte Beratung und ein zu gering angebotenes Kreditvolumina. Als Divergenz dazu lassen Banken einen Großteil der Kreditverhandlungen scheitern, da zu 60 Prozent unzureichende Sicherheiten vorliegen, zu 31 Prozent die Unternehmen über eine unzureichende Bonität verfügen oder weil das Unternehmen eine geänderte Geschäftspolitik einschlagen will. Weiterhin sind 9 Prozent der zu finanzierenden Investitionsprojekte nicht rentabel.

Diese Studie zeigt Parallelen zu einer von der IHK in Auftrag gegebene Kreditumfrage unter 1014 Unternehmen Nord- und Mittelthüringens.

Demnach beantragten nur ein Drittel der Unternehmen Investitionskredite. Vor dem Hintergrund massiver Umsatzeinbrüche in den konsumabhängigen Bereichen des Handels, der Gastronomie und der Dienstleistungen standen dabei Maßnahmen der Kostensenkung, Rationalisierung und Ersatzbeschaffung im Vordergrund. Die in Frage kommenden Unternehmen verspürten bei den Kreditinstituten ein verstärkt auftretendes Risikomanagement, welches auf die Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft sowie die Vorbereitungen auf Basel II zurückzuführen ist. Jeder dritte Betrieb beklage verschlechterte Kreditkonditionen, gekürzte Kreditlinien oder sogar Ablehnung der Kreditverträge.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Erfahrungen der Unternehmen mit ihrer Hausbank hinsichtlich Ge- nehmigungsverfahren und Kreditkonditionen gegenüber Vorjahr

(IHK 2004)

Hier wird das Hauptproblem der bonitätsorientierten Kreditvergabe deutlich: die magere Eigenkapitalausstattung vieler Betriebe. Laut einer Untersuchung der Deutschen Bundesbank lag die durchschnittliche Eigenmittelquote von KMU im Jahr 2001 bei 7,5 Prozent und damit rund 10 Prozentpunkte unter der Quote für alle Unternehmen.

Dieser Umstand zeigt, dass die Probleme im Mittelstand nicht nur an der derzeitigen Konjunktur auszumachen sind. Die im Vergleich zu anderen Ländern schwache Eigenkapitalausstattung ist ein strukturelles Problem. Ein Beleg dafür ist, dass zwischen den Neuen und den Alten Bundesländern keine Konvergenz stattfindet. Jeder dritte im Osten ausgegebene Euro kommt aus dem Westen Deutschlands und wird momentan noch größtenteils über Schulden finanziert. Weiterhin haben deutsche Unternehmen weltweit, bedingt durch den Einfluss eines zu starren Tarifrechts, dem Kündigungsschutz, der hohen Abgabenlast und der betrieblichen Mitbestimmung, die höchsten Lohnkosten.

Ein zusätzliches Problem der mangelnden Eigenkapitalquote der Unternehmen zeichnet sich in der Vergabe von kleinen Krediten ab, da diese für die Banken nicht genügend Rendite bringen und damit bei der Kreditvergabe durch das Raster der Entscheidungsgremien fallen (vgl. BMF 2004, S. 9).

2.3 Mittelstandsfinanzierung im Wandel

2.3.1 Kreditvergabepraktiken nach Basel II

„ Für den Mittelstand ist es deutlich schwieriger geworden, eine Fremdkapitalfinanzierung im klassischen Sinne zu erhalten“ (NAUMANN/UNSER 2004, S. 6). Viele Kreditinstitute bewerten in Vorbereitung auf Basel II ihre Risiken neu und bereinigen ihre Kreditportfolios. Die anhaltende Konsolidierung im Bankensektor verringert die Anzahl möglicher Kapitalgeber zunehmend, außerdem tendieren größere Banken aufgrund eines geringeren Kreditausfallrisikos und besseren Bonitäten bei etablierten Unternehmen auch zur Finanzierung größerer Transaktionen, was den eingehend beschriebenen Trend weiterhin verstärkt (vgl. NAUMANN/UNSER 2004 S. 6).

Die konkreten Aussagen in der künftigen Kreditvergabepolitik der Banken lassen sich an verschiedenen Effekten identifizieren. Die Spanne zwischen den Kreditkonditionen wird größer. So müssen Banken in Abhängigkeit von der Ratingnote, eine Vorgabe von Basel II angesichts des Risiko bzw. Bonitätsgewichtes ihrer Kunden, die Kredite mit mehr oder weniger Eigenkapital hinterlegen. Die daraus resultierenden Kosten werden über die Konditionen weitergegeben. So werden Kreditnehmer mit guter Bonität zukünftig bessere Kreditkonditionen erhalten als Kreditnehmer mit schlechtem Ranking. Weiterhin ist zu erwarten, dass Banken ab einer bestimmten Ratingnote keine Kredite mehr vergeben werden, da die Ausfallwahrscheinlichkeit durch die höheren Kreditkonditionen nicht mehr kompensiert werden kann. Zudem wird sich bei der Kreditvergabepolitik eine stärkere Kundensegmentierung einstellen. Banken werden für vorher definierte Zielkunden individuelle Produkte konzipieren und ihnen ganzheitliche Beratungsprodukte im Finanzierungsumfeld anbieten. Um die Ertragsziele erreichen zu können, ist bei den nicht zur Zielgruppe gehörenden Unternehmen von einer stärkeren Standardisierung des Leistungsangebotes auszugehen. Eine bedeutende Auswirkung ist derweil in dem Kommunikations- und Informationsfluss zur Durchführung von Rankings begründet. Unternehmen, die den Banken keine oder nur unzureichende Informationen bereitstellen, können zukünftig mit negativen Auswirkungen im Ranking und damit mit schlechteren Kreditkonditionen rechnen (vgl. ÜBELHÖR/WARNS 2004, S. 202).

2.3.2 Konsequenzen für die Finanzierungssituation von KMU

Die dargestellten Auswirkungen von Basel II auf die Banken führen nun bei den KMU zu einer veränderten Planungssituation für ihre weitere Finanzierung. „Die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sehen die Auswirkungen von Basel II kritischer als große Unternehmen. Sie befürchten schwieriger an Kredite zu gelangen. Dabei leiden besonders kleine Unternehmen schon jetzt unter einem erhöhten Kreditzins“ (LEIDIG 2004, S. 806). Dieser Sachverhalt belegt die eingangs erwähnte schwache Eigenkapitalquote vieler thüringer Unternehmen, welche die Kredite bei den Banken verteuert. Um die Eigenkapitalsituation zu verbessern, stehen den Unternehmen vielseitige Maßnahmen zur Verfügung. Zu nennen sind hierbei die Aufnahme neuer Gesellschafter, die Erhöhung eigener Einlagen oder die Einbehaltung von Gewinnen, welche in den letzten Jahren dominierte.

Ein immer stärker in den Fokus rückender Ausweg aus der dünnen Eigenkapitaldecke stellen nun mezzanine Finanzierungsformen dar. Mit Hilfe der noch zu erläuternden Mezzanine-Finanzierung soll die Eigenkapitalquote der Unternehmen erhöht werden und somit der Weg für erfolgreichere Kreditverhandlungen mit der Bank und einem gesunkenen Finanzierungsbedarf frei gemacht werden.

3. Mezzanine-Kapital als Finanzierungsinstrument für KMU in Thüringen

3.1 Eingrenzung von Mezzanine-Kapital

„Der Begriff Mezzanine ist italienischen Ursprungs, stammt aus der Architektur und beschreibt das Zwischengeschoß zwischen zwei Stockwerken eines Gebäudes“ (MÜLLER 2004, S. 5). Für die Unternehmensfinanzierung bedeutet Mezzanine in der Bilanz eine Stellung zwischen Fremd- und Eigenkapital, es werden Wesensmerkmale von beiden Kapitalformen bedient. Die fest vereinbarte Nominalverzinsung für eine zeitlich befristete Kapitalüberlassung mit einem Rückzahlungsanspruch stellt den Fremdkapitalcharakter von Mezzanine-Finanzierung heraus. Demnach erfolgt die Bedienung des Mezzanine-Kapital nach dem in der Regel erstrangig besicherten Fremdkapital und erhöht somit das wirtschaftliche Eigenkapital der Unternehmen (vgl. MÜLLER 2004, S. 5). Die so geschaffene Bonitätsverbesserung kann neue Spielräume für Kreditfinanzierungen schaffen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Bilanzschema zum mezzaninen Finanzierungskapital (vgl. WERNER/

KOBABE 2004, S.21)

Durch die Nachrangigkeit gegenüber der traditionellen Bankfinanzierung und durch die Erfolgsabhängigkeit von Mezzanine-Kapital resultiert der eigenkapitalähnliche Charakter. Die Risikoposition des Mezzanine-Gebers führt zwar zu Kosten deutlich über denen des Fremdkapitals, aber auch klar unter denen von klassischen Eigenkapitalgebern verlangten Renditen. Die Finanzierungskosten sind aber bei entsprechender Ausgestaltung als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar. Aufgrund der Flexibilität des Instruments besteht die Möglichkeit, den Kapitaldienst dem erwarteten Cash flow des Unternehmens anzupassen. So empfiehlt sich zu Beginn der Laufzeit den Kapitaldienst gering zu halten und erst über die Laufzeit hinaus zu erhöhen, wenn sich etwa nach einer zu finanzierenden Investition der Cash flow im Unternehmen wieder erhöht. Die effektiven Belastungen können so in spätere Zeiträume verlagert werden (vgl. HOLLASCH 2004, S. 14).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: wesentliche Unterschiede Direktbeteiligung/Mezzanine-Beteiligung

(MÜLLER 2004, S.5)

Mezzanine-Kapital stellt eine interessante Alternative zu einer offenen Beteiligung dar, da sich die Frage der Ablösung des Investors nicht durch einen Gang an die Börse oder einen Unternehmensverkauf stellt, sondern durch eine Rückzahlung am Ende der vereinbarten Laufzeit. Demzufolge entsteht keine Verwässerung der Anteile der bisherigen Gesellschafter. Eine Eintragung ins Handelsregister entfällt, da der Mezzanine-Geber keine Gesellschaftsanteile übernimmt. Auch beschränken sich die vertraglich vereinbarten Mitwirkungs- und Zustimmungsrechte nur auf wesentliche Geschäftsvorfälle. Gesellschafter klein- und mittelständischer Unternehmen behalten die volle Kontrolle über ihr Unternehmen und müssen bei einer Kapitalaufnahme keine Anteile an externe Dritte abgeben (vgl. DUHNKRACK 2004, S. 2).

[...]

Fin de l'extrait de 61 pages

Résumé des informations

Titre
Mezzanine Finanzierung von KMU in Thüringen
Université
Erfurt University of Applied Sciences
Note
2.0
Auteur
Année
2005
Pages
61
N° de catalogue
V35717
ISBN (ebook)
9783638355445
Taille d'un fichier
663 KB
Langue
allemand
Annotations
Diese Arbeit soll Unternehmen Möglichkeiten einer Mezzanine-Finanzierung aufzeigen, welche abseits von den klassischen Bankfinanzierungen, besonders im Zusammenhang mit Basel II, in naher Zukunft eine enorme Bedeutung erlangen kann.
Mots clés
Mezzanine, Finanzierung, Thüringen
Citation du texte
Stefan Zmojda (Auteur), 2005, Mezzanine Finanzierung von KMU in Thüringen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35717

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