Die Eroberung Afrikas und Italiens gilt oft als bedeutendste Leistung während der Regierung Justinians I. Schließlich handelte es sich um Gebiete, die Rom für über ein Jahrhundert verloren gegangen waren. Dabei wird oft davon ausgegangen, dass der Kaiser von Beginn seiner Herrschaft an ein umfassendes Restaurationsprogramm verfolgte. Walter Pohl meint zur Beseitigung der vandalischen Herrschaft gar: „[...] Justinian simply intended to remove what Romans of his day considered an anomaly: barbarian rule over the heartlands of the Roman state.“ Tatsächlich fasste er seine Baupolitik, seine gesetzgeberischen Tätigkeiten und die Religionspolitik als Teil eines politischen-gesellschaftlichen Reformwerks auf. Dass aber die praktischen Pläne zur Rückeroberung verloren gegangener Territorien erst nach dem Sieg über das Vandalenreich Teil dieser „renovatio imperii“ wurden, ist vor allem durch die Arbeit Mischa Meiers herausgearbeitet worden.
Dennoch verstanden sich sowohl Justinian, als auch die romanische Bevölkerung Afrikas als Römer. Daher stellt sich die Frage in wieweit Justinians „Reconquista“ als solche wahrgenommen wurde.
Ich werde mich in dieser Arbeit auf den Krieg gegen das Vandalenreich, bzw. dessen Eingliederung in den oströmischen Machtbereich beschränken, da sich hier entscheidende Probleme an Justinians Restaurationspolitik verdeutlichen lassen und der Resataurationsgedanke als solcher hier erstmals greifbar wird. Dabei möchte ich zunächst kurz auf die Umstände des Krieges eingehen, um anschließend die Maßnahmen der römischen Verwaltung vor Ort und deren Probleme darzulegen. Exemplarisch sollen hier der Maurenaufstand und die Meuterei des Stozas behandelt werden.
Schließlich möchte ich die religiösen und ideologischen Aspekte der Wiedergewinnung Afrikas darlegen und wie sich diese auf Justinians politische Agenda auswirkten.
Dabei werde ich mich vor allem auf Prokops Bella stützen. Die Quelle hat wegen der persönlichen Beteiligung des Autors an Belisars Feldzug einen hohen Informationsgehalt. Problematisch ist jedoch seine Neigung Belisar zu heroisieren und seine teils harsche Kritik an Justinian in den Anekdota, die jedoch in den Bella nur abgeschwächt enthalten ist. Als weitere Quelle dient der Codex Justinianus, der durch seinen offiziellen Charakter ein gutes Zeugnis über Justinians Selbstbild gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kriegsursachen
- Die Nachkriegsordnung
- Administrative Reorganisation Afrikas
- Die Maurenaufstände
- Die Meuterei des Stozas
- Konsequenzen und Deutung des Sieges
- Religiöse Aspekte des Vandalenkriegs
- Ideologische Auswirkungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Eroberung Afrikas durch Justinian I. und deren Folgen für die soziale, politische und religiöse Ordnung des ehemaligen Vandalenreichs. Sie fokussiert insbesondere auf die Maßnahmen zur Eingliederung Afrikas ins Imperium Romanum und die damit verbundenen Herausforderungen.
- Die Kriegsursachen und die Rolle Justinians in der Absetzung des vandalischen Königs Hilderich
- Die administrative Reorganisation Afrikas und die Herausforderungen der byzantinischen Herrschaft
- Die Maurenaufstände und die Meuterei des Stozas als Beispiele für die Schwierigkeiten der Integration
- Die religiösen und ideologischen Aspekte der Eroberung und deren Einfluss auf Justinians politische Agenda
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Eroberung Afrikas als ein zentrales Element in Justinians Restaurationspolitik dar. Sie beleuchtet die Debatte um Justinians Ambitionen und die Wahrnehmung der „Reconquista“ durch die romanische Bevölkerung Afrikas.
Das Kapitel „Die Kriegsursachen“ analysiert die Vorgeschichte des Krieges, die Absetzung des vandalischen Königs Hilderich und die Rolle Justinians in diesem Prozess. Es untersucht die Argumentation Prokops in den Bella und die Frage nach einem möglichen Rückeroberungsplan Justinians.
Das Kapitel „Die Nachkriegsordnung“ behandelt die administrative Reorganisation Afrikas und die Herausforderungen der byzantinischen Herrschaft. Es beleuchtet die gesetzlichen Maßnahmen Justinians zur Neuordnung des Landes und die Schwierigkeiten der Integration der romanischen Bevölkerung.
Schlüsselwörter
Justinian, Vandalenreich, Afrika, Reconquista, Restauration, Eroberung, Eingliederung, Verwaltung, Maurenaufstände, Meuterei, Stozas, Religiöse Aspekte, Ideologische Auswirkungen, Prokop, Bella, Codex Justinianus.
- Quote paper
- Johannes Konrad (Author), 2014, Justinian und die (Rück-) Eroberung Afrikas, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/357267