Haus, Hof und Dorf im Frühmittelalter in den Gebieten nördlich der Mittelgebirge

Das Beispiel einer Siedlung des 7. - 9. Jahrhunderts aus Warendorf, Kr. Warendorf (Westfalen)


Trabajo de Seminario, 2005

40 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I. Die archäologischen Einzelbefunde der Ausgrabungen von Warendorf
a) Große einschiffige Hallenbauten
b) Kleinere rechteckige Bauwerke
c) Grubenhäuser
d) Schuppen, Scheunen, Speicher
e) „Leichtbauwerke“

II. Die frühmittelalterliche Besiedlung
a) Der bäuerliche Hof im Spiegel der germanischen Volksrechte
b) Das Gehöft
c) Datierung der Besiedlung

III. Kritische Neubewertung der ethnischen Zuweisung

IV. Zusammenfassung

V. Literaturverzeichnis

Tafeln

Vorwort

Im Rahmen des Seminarthemas „Frühmittelalterliches Siedlungswesen in Mitteleuropa“ behandelt die vorliegende Arbeit archäologisch untersuchte Befunde ländlicher Siedlungen der Zeit von der Mitte des 7. Jhs. bis zum Beginn des 9. Jhs. im Gebiet zwischen Ems und Niederrhein als ein Beispiel für das Siedlungswesen nördlich der deutschen Mittelgebirge.

Im Mittelpunkt stehen dabei Befunde aus einer Siedlungsgrabung, die in den Jahren 1951 – 1959 und 1976/77 rd. 3 km westlich der heutigen Stadt Warendorf (Westf.) durchgeführt wurde. Die in diesem Rahmen erschlossene Befundsituation ist als Beispiel besonders geeignet, da die Grabung Warendorf auf Grund der ausgedehnten Untersuchungen auf weit mehr als 20.000 m2 mit einer Vielzahl von vollständig untersuchten Gebäudestrukturen sowie daraus rekonstruierbaren Gehöftgruppen für die deutsche Siedlungsarchäologie des Mittelalters als durchaus wegweisend gelten kann. Der überwiegende Teil des früheren Siedlungsareals wurde bis 1959 unter der Leitung von W. Winkelmann von der lokalen Denkmalpflege untersucht.

Bedauerlicher Weise wurden die Ergebnisse der Grabungsauswertungen von Winkelmann lediglich in Form weniger knapper Aufsätze publiziert, die als Grundlage der vorliegenden Hausarbeit dienten. Dabei muss als besonders beeinträchtigend erwähnt werden, dass sich aus den Aufsätzen von Winkelmann eine Reihe von maßgeblichen Zusammenhängen eher implizit erschließen lassen, als dass sie in der expliziten Form Erwähnung finden würden, wie das ihrer Bedeutung für das Gesamtverständnis angemessen wäre. Dieser Mängel findet seine Fortsetzung in einer ganzen Reihe von jüngeren Werken zur Bau- und Siedlungsarchäologie des Mittelalters, die auf Grund von Unsicherheiten in den vorliegenden Grabungsberichten die Warendorfer Befunde allesamt berücksichtigen, ohne jedoch soweit in die Tiefe zu gehen, dass die grundlegenden Fragen tatsächlich einer Klärung zugeführt würden. Das erschwert die Beschäftigung mit dem Gegenstand und macht eine breitere Diskussion in den Fußnoten notwendig, setzt jedoch den Wert der seinerzeit gewonnenen Informationen lediglich geringfügig herab.

In diesem Sinne soll Warendorf als exemplarischer Befund behandelt werden, der auf komparativer und ergänzender Basis in Bezug zu weiteren Siedlungsbefunden aus den angrenzenden Gebieten gesetzt, einen Eindruck frühmittelalterlicher, bäuerlicher Bauweise im Land zwischen Ems und Niederrhein zu vermitteln vermag.

I. Die archäologischen Einzelbefunde der Ausgrabungen von Warendorf

Im Zuge der Ausgrabungen auf einer Südterrasse der Ems, 3 km westlich von Warendorf, konnten bis 1959 mehr als 26.000 m2 einer Siedlung des 7. bis 8. und beginnenden 9. Jhs. Jahrhunderts freigelegt werden. In Anbetracht der Größe der untersuchten Fläche ist davon auszugehen, dass die mittelalterliche Siedlung in ihrer wesentlichen Ausdehnung erfasst werden konnte (Abb. 1).[1] Dabei wurden die Bodenspuren von 186 Bauten beobachtet, unter denen sich die Umrisse großer und kleiner ebenerdiger Langhäuser, kleinerer Bauten auf ebenerdigem und eingetieften Niveau neben polygonalen Strukturen mit sechs, acht und mehr Pfosten identifizieren ließen.

a) Große einschiffige Hallenbauten (Bef.: 2, 6, 7, 10, 13, 18, 43)

In diese erst Kategorie fallen mehrere Grundrisse sehr großer lang-rechteckiger Bauwerke, die grundsätzlich westöstlich ausgerichtet waren. Anhand der Auswertung der Befunde erfolgte eine Rekonstruktion in Form ebenerdiger, lang gestreckter Pfostenbauten, deren Längsseiten im Extremfall Abmessungen von rund 29 m erreichen konnten, während sich die Giebelseitenabmessungen zwischen 4,5 – 7 m bewegten.

Im östlichen Teil der Grundrisse konnten regelmäßig Überreste von Feuer – bzw. Herdstellen lokalisiert werden. Daher wird in der Literatur in der Regel davon ausgegangen, dass es gelungen ist, an dieser Stelle die Überreste von sehr großen und repräsentativen Wohnbauten nachzuweisen.

Seit der Frühzeit des Hausbaus in Mitteleuropa wurde in der Regel in Pfostenbauweise gebaut, d. h. in den Boden eingelassene Pfosten trugen als Gerüst das Dach und legten die äußere Gestalt des Bauwerks fest. Je nach Bautypus wurden dafür eine oder mehrere Pfostenreihen im Gebäudeinneren benötigt, um der Konstruktion die notwendige Stabilität zu verleihen. Abhängig von der Anzahl dieser Pfostenreihen, bei denen zwei jeweils ein „Schiff“ bilden, spricht man von Ein-, Zwei-, Drei- oder Vierschiffigkeit. Während vierschiffige Bauten in Nordwestdeutschland in erster Linie ein Charakteristikum bronzezeitlicher Architektur verkörpern, treten die anderen Bauweisen auch in Eisenzeit, Kaiserzeit, Völkerwanderungszeit und Mittelalter stark in Erscheinung.[2] Im Gegensatz zu diesem Gerüst kam den eigentlichen Wänden jedoch zunächst keinerlei tragende Funktion zu.

Entgegen der sonst für das Frühmittelalter in der nordwestdeutschen Tiefebene häufig belegten dreischiffigen Wohnstallhäusern wiesen die anhand der Bodenspuren identifizierten Großbauten aus dem Siedlungsbefund von Warendorf eine Reihe deutlich abweichender Merkmale auf.

Die erkennbaren Grundrisse manifestierten sich grundsätzlich in Form einer doppelten Pfostenreihe. Diese im Befund der Siedlung Warendorf erstmals erkannte und eingehend untersuchte Besonderheit stellte Winkelmann als Hauptcharakteristikum der Häuser des von ihm definierten „Warendorfer Typs“ heraus.[3] Die definierenden Merkmale in ihrer Gesamtheit lassen sich am deutlichsten anhand der Grundrisse von Haus 7 und 43 erläutern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Fig. 1 A, B: Hausgrundrisse 7 u. 43 der Siedlung von Warendorf, Kr. Warendorf (nach Capelle 1969), C: Profile Innen- und Außenpfosten mit rekonstruiertem Winkel zueinander (nach Trier 1969), D: Modelle des Stützpfostenprinzips – li. als Stütze der Wandkonstruktion, re. als unmittelbar am Dach tragenden Querbalken (Rähm) ansetzende Stütze (nach Trier 1969)

Haus 7 gehörte in die älteste Besiedlungsphase und gibt den Grundtyp unverfälscht wieder, da keine Spuren späterer Umbauten auftraten. Der rechteckige Grundriss wurde von auffälligen Doppelpfostensetzungen bzw. Pfostenpaaren gebildet. Der Kranz aus doppelten Pfosten setzte sich mit jeweils vier Pfostenpaaren auch an den Giebelseiten fort. In der Mitte der Langseiten trat, ähnlich einem Erker, jeweils ein leicht vorspringender Ausbau hervor. Der nördliche Ausbau ließ vier Pfosten als Außenbegrenzung erkennen und war zum Innenraum geöffnet. Der südseitige Ausbau wurde zur Außenseite sowie zum Innenraum hin durch eine einfache Pfostenreihe begrenzt, die von drei Pfosten gebildet wurde.[4] Es muss fraglich bleiben, ob es sich um eine nach innen geöffnete Nische mit einem Pfosten in der Mitte gehandelt hat, oder ob der Zugang in anderer Form konstruiert war.[5]

Im Innenbereich des Grundrisses traten weitere Pfostenspuren zu Tage. Im westlichen Bereich wurde zwischen dem dritten und vierten Pfostenpaar eine Reihe von vier Pfosten beobachtet, bei denen es sich vermutlich um die Überreste einer Wandkonstruktion handelte, die diesen Bereich des Hauses vom weiteren Bereich abteilte. Diese Vermutung stützt sich auf Reste von Staklehm, die hier innerhalb der Pfostengruben angetroffen wurden.[6] In der gegenüberliegenden östlichen Gebäudehälfte wurde der von jüngerer Überackerung der Fläche stark beschädigte Überrest einer Herdstelle freigelegt, die ursprünglich aus einer mit Lehm verstrichenen Steinpackung bestanden hat. In der Nordostecke wurde außerdem noch eine Anhäufung von Verfärbungen schwächerer Pfosten erkennbar.[7] Diese Pfostensetzungen waren nur im Befund der Häuser 6, 7, 13 und 18 erkennbar.[8]

Haus 43 repräsentiert demgegenüber den Bautyp der jüngeren Besiedlungsphase. Die Hauptmerkmale der älteren Bauform wurden dabei weitgehend beibehalten. So waren die sich mittig gegenüber liegenden Ausbauten an den Langseiten, der aus 4 Pfosten gebildete Wandriegel[9] in der Westhälfte und die Herdstelle im Ostteil unverändert erkennbar.

Im Gegensatz zu den Häusern der älteren Phase allerdings, die durchweg einen parallelseitig-rechteckigen Grundriss aufweisen, war bei Haus 43 eine deutliche Außenwölbung der Längsseiten zu beobachten (Fig. 1, u.). Dadurch wurde der größte Durchmesser im Mittelbereich des Gebäudeinneren gegenüber den Giebelseiten um ca. 2,5 m erweitert.[10] Inwiefern in dieser Ausweitung der Wohnfläche gegenüber der älteren Bauweise eine Ursache für das Phänomen lag, ist aus heutiger Sicht nicht zu entscheiden.

Denkbar wäre auch, dass die Ursache der Veränderung in bestimmten Problemen mit der Statik im Bezug auf eine veränderte Dachkonstruktion lag, denn obwohl parallel zur inneren Pfostenreihe der Langseiten auch in diesem Fall eine Reihe äußerer Pfosten erkennbar war, fehlten die äußeren Pfosten an den Giebelseiten.[11]

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Fig. 2 Rekonstruktion des sog. „Fyrkat-Hauses“ gemäß der Befunde aus der wikingerzeitlichen Ringburg von Vorbasse, Jütland (DK) mit umlaufenden Außenstützen, giebelseitigen Vordächern und einem Firstdach in Sparrenkonstruktion mit nach oben gewölbtem First (nach Ahrens 1990)

Die ausgeprägte Seitenwölbung bei Haus 43 stellt eine Extremform innerhalb des Gesamtbefundes dar. Winkelmann sprach in diesem Zusammenhang von einem „schiffsförmigen Hausgrundriss“.[12] Die ebenfalls freigelegten und dokumentierten Vorgängerbauten dieses Gebäudes lassen die Stufen einer kontinuierlichen Entwicklung vom rechteckigen parallelseitigen Grundriss bis hin zur deutlichen Wölbung der Langseiten erkennen.

Hinsichtlich der weiteren baulichen Details haben die Untersuchungen ergeben, dass der durchschnittliche Abstand der Pfosten innerhalb einer Reihe zueinander gleichmäßig rd. 2 m betragen hat. Der Abstand zu den Pfosten der äußeren Reihe betrug mit vergleichbarer Regelmäßigkeit ungefähr 1 – 1,25 m. Die äußeren Pfosten erfüllten demnach keine zufällige Einzelfunktion, sondern ihnen kam als Bestandteil des Hausgerüsts eine wichtige Rolle zu (vgl. Fig. 1: C, D). Im Schnittprofil zeigte sich, dass die Pfosten der inneren Reihen grundsätzlich einen senkrecht aufgehenden Verlauf aufweisen, während die äußeren Pfosten in einem gewissen Neigungswinkel zur Innenreihe gestanden haben müssen. Der Neigungswinkel betrug nach dem Verlauf der erhaltenen Pfostenspuren zu urteilen etwa 70o. Daraus ergibt sich in der Berechnung ein Schnittpunkt der beiden Winkelgeraden in einer Höhe von ca. 1.80 – 2,00 m.[13]

Aufgrund dieser angenommenen Schnittwinkel gelangte Winkelmann zu der Überzeugung, dass es sich bei den äußeren Pfosten um Spuren von Stützen gehandelt hat, die ehemals eine auf die Pfosten der Wandkonstruktion wirkende Kraft neutralisieren mussten. Somit lag die Vermutung nahe, dass die Pfosten der Langseiten die Dachlast getragen haben (vgl. Fig. 2). In diesem Fall wären die Innenpfosten an ihrem oberen Ende jeweils mit einem Querbalken verbunden gewesen, wodurch die Konstruktion erst die notwendige Stabilität erhalten hätte. Auf diesen Querbalken, in der Fachsprache der Zimmerleute „Rähm“ genannt, konnte eine Sparrendachkonstruktion aufliegen.[14] Die in der Höhe des Rähms ansetzenden, eingegrabenen Stützpfosten haben dabei verhindert, dass die Wandpfosten von der Dachlast nach außen gedrückt werden konnten.[15]

Beobachtungen von Flechtwandspuren und Staklehmresten im Verlauf der inneren Pfostenreihen ließen hier den ehemaligen Verlauf der Hauswand vermuten. Im Bereich der äußeren Pfostenreihen traten derartige Befunde dagegen nicht auf. Somit waren die Stützen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in den eigentlichen Baukörper einbezogen, sondern standen ohne Verbindung zueinander, außerhalb des Baukörpers. Eine auf der erhaltenen Tiefe der Pfosteneingrabung beruhende Berechnung lässt die Rekonstruktion einer Wandhöhe von ungefähr 2 m zu.[16] Den Befunden folgend hat die Außenwand zwischen den stabilisierenden Pfosten lediglich aus mit Lehm verstrichenem Flechtwerk bestanden. Als Material für die Bedeckung des Daches dienten sehr wahrscheinlich Stroh, Heideplaggen oder auch Schindeln.[17]

Da sich die Spuren der Stützen bei den älteren Befunden vom Typ Haus 7 auch an den Giebelseiten fortsetzen (Anh. Taf. 3, Abb. 1: 1), wurde hier als Dachform ein Walmdach angenommen.[18] Lediglich der Befund von Haus 43 erbrachte im Giebelbereich keine Spuren von Stützenpfosten. Somit gingen also mit der Entwicklung zum schiffsförmigen Grundriss höchstwahrscheinlich Veränderungen der Dachkonstruktion einher. Offenbar bereitete die Verwendung des Steildaches in Verbindung mit den damaligen baulichen Techniken gewisse statische Probleme, denen auf unterschiedliche Weise entgegengewirkt werden konnte.[19] Die Rekonstruktion des bekannten Fyrkat–Hauses (Wikingercenter Hobro, DK), das auf der Grundlage eines Grundrissbefundes aus Vorbasse (Jütland, DK) nachempfunden wurde, erhielt nach Experimenten mit der Statik deswegen beispielsweise zu den umlaufenden Stützbalken zusätzlich einen leicht nach oben gewölbten Dachfirst (Fig. 2).[20]

Über den seitlichen Ausbauten wird allgemein ein vorgezogener Dachverlauf angenommen. Die Ausbauten werden vom Primärbearbeiter der Warendorfer Befunde laubenartig rekonstruiert. Von den zumeist gegenüberliegenden zwei Ausbauten der Grundrisse wurde der eine nach außen von drei Pfosten begrenzt, während auf der gegenüber liegenden Seite vier Pfosten die Begrenzung bildeten (Fig. 1 A, B). An der Nordseite wurde der Eingang vermutet, da die hier zu beobachtende Symmetrie von vier Pfosten, mit einem Anstand von ca. 1 m zwischen dem zweiten und dem dritten Pfosten, einen Durchgang in der Mitte geradezu anbot.

Betrachtet man ergänzend die Befunde aus dem zeitlich vergleichbaren Horizont (ca. 700–1000) von Telgte–Wöste, Kr. Warendorf so zeigt sich, dass hier alle Ausbauten eines Gebäudes immer von einer übereinstimmenden Pfostenzahl gebildet wurden. Somit kann der Eingang bei den Warendorfer Häusern nicht allein anhand der Pfostenanzahl lokalisiert werden.[21] Winkelmanns Überzeugung hinsichtlich der Festlegung des Eingangs bzw. nur eines Einganges beruhte neben den Beobachten am Bodenbefund hauptsächlich auf Erwähnungen in schriftlichen Quellen zu Bautraditionen[22] sowie vereinzelt erhaltenen Bauwerken des 5.-9. Jhs, die allerdings aus ganz anderen räumlich-kulturellen Zusammenhängen stammen.[23] Die von ihm in Verbindung mit der Eingangsfrage nicht berücksichtigten schiffsförmigen Häuser der wikingerzeitlichen Ringburg von Vorbasse verfügten beispielsweise je langer Seite über einen Eingang, der ebenfalls von einer Art Ausbau im Grundriss gekennzeichnet war.[24] Im Fall der Siedlung von Halle-Künsebeck, Kr. Gütersloh, die zeitweilig parallel (6.-8. Jh.) zu Warendorf bestanden hat, zeichnete sich für einige der späten, leicht schiffsförmigen einschiffigen Gebäude lediglich einer dieser Ausbauten ab, wobei die Interpretation als Eingangsbereich auch in diesem Fall nicht eindeutig ausfiel und in einigen Fällen, wo sich keinerlei Ausbauten beobachten ließen, gab es dafür deutliche Hinweise auf einen Zugang an einer der Giebelseiten.[25] Überlegungen zur ehemaligen Anzahl und Lage der Eingänge im Kontext der frühmittelalterlichen Siedlung von Warendorf, Kr. Warendorf müssen also auf der Grundlage der bisher vorliegenden Informationen spekulativ bleiben.

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Fig. 3 Hausgrundrisse aus Telgte-Wöste, Kr. Warendorf und die Rekonstruktion (A): B – Grundriss um

700, C – Grundriss um die 1. Hälfte 9. Jh., D – Grundriss um die Mitte 9. Jh. (nach Reichmann

1982)

Anhand der Befunde von Telgte–Wöste, einer Siedlung die wesentlich länger bestanden hat als die von Warendorf, ließ sich hinsichtlich der Ausbauten eine weitere interessante Beobachtungen machen. Hier wurden die Stützpfosten graduell immer weiter in die Ausbauten einbezogen. Auf diese Weise dehnten sich die Ausbauten einerseits aus, andererseits wurden die Stützreihen zu einem Teil des eigentlichen Baukörpers, bis sie schließlich um die erste Mitte des 9. Jhs. als Seitenschiffe integriert waren, ohne jedoch die gesamte Seitenlänge der Hauswand einzunehmen (Fig. 3). Für Winkelmann zeigte sich in diesem Prozess die Entwicklung von einschiffigen Bauten zum dreischiffigen Hallenhaus, wie es für den nordwestdeutschen Raum bis in die Gegenwart hinein charakteristisch wurde. Er schlussfolgerte aus dieser Beobachtung, dass das Auftreten sowie die Ausbreitung der dreischiffigen Hallenhäuser in der Region um Warendorf während des 8. bis 10. Jhs. aus der kontinuierlichen Entwicklung von zuvor traditionell einschiffigen Langbauten hervorgegangen sind.[26]

Demgegenüber hat Reichmann im Ergebnis einer neueren Studie überzeugend darlegen können, dass auch die Möglichkeit einer eigenständigen Tradition einschiffiger Wohnbauten ohne innere Stützpfosten für Westfalen in Betracht gezogen werden muss (Anh. Taf. 2, Abb. 1). Bei älteren vergleichenden Betrachtungen war nämlich offenbar die Tatsache übersehen worden, dass im Gegensatz zu den nordwestlichen Gebieten im Südwesten des norddeutschen Flachlandes bereits für die jüngere vorrömische Eisenzeit eine breite Nachweisbasis für zweischiffige Hausbauten bestand, bei denen anhand von Befunden aus der Kaiserzeit zum Teil bereits Hinweise auf die Verlagerung der Dach tragenden Innenpfosten in den Bereich der Außenwände zu erkennen war. Bei einer Gegenüberstellung von Zeugnissen früher römischer Bautraditionen aus den Rheinprovinzen zu diesen südwestwestfälischen Hausbefunden stellte sich heraus, dass auf römischer Seite die Einbeziehung der Wände in die tragende Konstruktion ein wichtiges Konstruktionsmerkmal bildete, welches die Errichtung von großen Räumen ohne störende Innenpfosten ermöglichte. Auch das Dach römischer Bauten wurde in Gestalt einzelner in sich stabilisierter Dreiecksmodule errichtet, wodurch sich eine relative Unabhängigkeit bei der Gestaltung des Gebäudeumrisses ergab. Reichmann gelangte auf der Basis dieser Beobachtungen zu der Überzeugung, dass die einschiffigen Hallenbauten ohne tragende Stützen im Innenraum auf Traditionen zurückzuführen sind, die unter römischen Einfluss im römischen-germanischen Kontaktgebiet am Unterrhein bereits in der Kaiserzeit ihren Ursprung nahmen und bis in die Karolingerzeit in einigen Regionen Westfalens wirksam geblieben sind. Dabei schloss er nicht aus, dass die späteren wikingerzeitlichen Bauten in Skandinavien auch auf eben diese Traditionen zurückgingen oder sogar aus dem westfälischen Siedlungsraum -möglicher Weise auf dem Umweg über die Britischen Inseln- nach Norden getragen wurden.[27]

Nach den Erscheinen der Aufsätze von Winkelmann wurde von der Fachwelt mit Verwunderung verzeichnet, dass für die teilweise gewaltig dimensionierten Bauwerke von Typ Warendorf offenbar an keiner Stelle ein Nachweis von Viehboxen zu erbringen war, selbst dort nicht, wo der ehemalige Laufhorizont noch unversehrt erfasst werden konnte. An keiner Stelle wurden charakteristische Standspuren der dünnen Boxenwände, wie sie bereits vor Abschluss der Warendorfer Grabungen aus dem Befund der Feddersen Wierde, sowie aus Odoorn (NL), Vreden, Kr. Borken oder auch Telgte-Wöste, Kr. Warendorf bekannt waren, festgestellt. Allerdings konnten im Rahmen der damaligen Ausgrabungen keine zusätzlichen Phosphatanalysen vorgenommen werden, um eine derartige Raumnutzung mit größerer Sicherheit ausschließen zu können.[28] Somit müssen Häuser vom Typ Warendorf allein auf der Grundlage der optischen Bodenbefunde als Wohnbauten ohne Stallfunktion angesprochen werden. Die Unterbringung der Tiere erfolgte in diesem Fall höchstwahrscheinlich in einem der weiteren Gebäudetypen, die sich im Flächebefund der Warendorfer Siedlung zu erkennen geben haben. In diesem Zusammenhang können Faktoren wie die Haltung anderer Tierrassen gegenüber dem Verbreitungsgebiet der Wohnstallhäuser wie auch geographisch-klimatische Faktoren oder eine grundsätzlich unterschiedliche Wirtschaftsweise mit auf anderen Traditionen beruhenden Raumnutzungskonzepten eine Rolle gespielt haben. So muss natürlich im Hinblick auf den neueren Zuweisungsansatz der baulichen Traditionen nach Reichmann berücksichtigt werden, dass das Raumnutzungskonzept römischer Wirtschaftshöfe eine separate Aufstallung der Tiere vorsah.

b) Kleinere rechteckige Bauwerke

(Bef.: 4, 5, 8, 9, 14, 24, 25, 29, 34,

35, 36, 37, 44, 71, 82)

Eine weitere anhand mehrerer Pfostengruben in Flächenbefund identifizierbare Gruppe von Gebäudegrundrissen stammte offenbar von einschiffigen Bauten ohne seitliche Ausbauten, ohne räumliche Binnengliederung und in der Regel ohne hervortretende Längsseiten. Diese Bauten erreichten weniger gewaltige Ausmaße als die im Vorangegangenen besprochenen. Die Gruppe untergliedert sich in zwei Untergruppen von Grundrissen mit einerseits Längen von mehr als 12 m aber weniger als 20 m und andererseits von Gebäudebefunden mit einer Länge von 4 m bis maximal 11 m (Anh. Taf. 3, Abb. 1: 2).

Die größeren Grundrisse erreichten eine Länge von 14 – 19 m. Bei ihnen trat im Befund ebenfalls regelmäßig eine außen begleitende Reihe von Stützpfosten hervor, im Inneren fehlten jedoch die Pfostensetzungen für den Querriegel im Westteil. Seitliche Ausbauten waren ebenfalls nicht nachweisbar, vereinzelt liegen aber Hinweise auf die ehemalige Existenz von Feuerstellen in diesen Bauten vor. Ein weiteres Merkmal stellt dar, dass diese Gebäude nicht mit derselben Strenge die west-östliche Ausrichtung beibehielten.[29] Die Grundrisse mit Spuren ehemaliger Herdstellen kennzeichneten sehr wahrscheinlich Nebengebäude, die teilweise als Wohn- und Wirtschaftgebäude genutzt wurden, während andere als große Scheunen und Ställe gedient haben mögen.

Die Wände bestanden auch bei diesen Gebäuden höchstwahrscheinlich aus mit Lehm verstrichenem Flechtwerk, wie die vielfältigen Funde von Staklehmresten endlang der Wandverläufe angezeigt haben. Hinsichtlich des Daches wurde auf Grund der Stützpfostenspuren parallel zu den Wandpfosten angenommen, dass es in diesem Punkt keinen Unterschied zu den bereits besprochenen Langhäusern gab. Da es dabei nicht zu einer Abweichung des Langseitenverlaufs von der gradlinigen Verbindung zwischen den Eckpfosten kam legt die Vermutung nahe, dass lediglich bei den extremen Abmaßen der größten Gebäude der zuerst besprochenen Gruppe Schubkräfte wirksam wurden, die besondere Maßnahmen zur Neutralisierung erforderten.

Vereinzelte Befunde dieser Gruppe ließen Spuren baulicher Besonderheiten erkennen. So kam beispielsweise Gebäude 71 mit weniger Stützen aus, als die Übrigen. Lediglich jeder zweite Wandpfosten der Langseiten ließ Spuren einer Stütze erkennen. An den Giebelseiten war dagegen die begleitende äußere Pfostenreihe lückenlos geschlossen.

Im Fall des Gebäudes 3 waren ebenfalls abweichende Merkmale zu verzeichnen. So zeigten sich zwischen den vier mittleren Pfosten der Längsseiten Spuren einer verbindenden Wandkonstruktion. An der südlichen Wand verband sie diese Pfosten ohne feststellbare Lücke. An der gegenüberliegenden Nordwand war die Pfostenreihe hingegen zwischen dem 2. und dem 3. Pfosten unterbrochen. Diese Unterbrechung von ca. 2,5 m Breite stellte mit hoher Wahrscheinlichkeit den Zugang dar.

Das südwest-nordöstlich ausgerichtete Gebäude 82 fiel durch zwei kräftige Pfostensetzungen im Innenraum auf. Einer der Pfosten markierte sich exakt in der Mitte des Bauwerks, während der Zweite, in einer Flucht mit den Wandpfosten beider Langseiten liegend, sich ungefähr auf einer Linie zwischen dem ersten und dem zweiten Drittel der südwestlichen Gebäudehälfte befand.[30] Die nordwestliche Giebelwand wurde in diesem Fall von nur einer einfachen Pfostenzeile gebildet und bestand lediglich aus zwei Pfosten. Der Abstand zwischen ihnen war in der Mitte so groß, dass hier ein durchschnittlich breites Pferde- oder Ochsenfuhrwerk bequem hindurchgepasst hätte. Sehr wahrscheinlich befand sich an dieser Stelle ehemals ein breites Tor, oder die Seite könnte auch offen gewesen sein.

Die zweite Untergruppe von Grundrissen war mit Wandlängen von 4 – 11 m und Breiten von 3 – 3,5 m vergleichsweise klein. Bei diesen Grundrissen fehlten die äußeren Stützpfosten teilweise oder ganz. In mehreren Fällen konnten lediglich an den Giebelseiten oder an den Gebäudeecken Standspuren von nach innen geneigten Stützen beobachtet werden. Nach den rekonstruierbaren baulichen Elementen verfügten diese Gebäude weder über seitliche Ausbauten noch über eine Binnenuntergliederung. Nachweise von Herdstellen stellten die Ausnahme dar.

Die Befunde ohne identifizierbare Spuren eines Herdes bzw. einer Feuerstelle wurden allgemein als Überreste von Ställen und Schuppen eingeordnet (Bef.: 9, 24, 25, 29, 31, 34, 44). Obwohl diese Bauten in ihren Abmessungen gewisse Übereinstimmungen erkennen lassen, konnten vielfältige Variationen baulicher Details beobachtet werden. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Universaltyp in der ländlichen lokalen Bautradition, der in Anpassung an die gesamte Bandbreite frühmittelalterlicher bäuerlicher Tätigkeiten naturgemäß viele unterschiedliche, an die zugedachten Zwecke angepasste bauliche Details erhielt. In erster Linie wurde von einer Nutzung als Scheunen und (Lauf-)Ställe[31] ausgegangen.[32]

Bei den seltenen Nachweisen von Feuerstellen im Zusammenhang mit diesem Bautyp fielen sie durch ihre Größe auf (Fig. 6: If). In einem Fall bestand hat die Feuerstelle aus einer dichten, Lehmverstrichenen Steinsetzung bestanden. Sie erreichte eine Größe von ungefähr 60 x 60 cm. Bei dem Gebäudebefund zeigten sich die giebelseitigen Pfosten als außergewöhnlich stark und an den langen Seiten fehlten weitere Pfosten mit Ausnahme von jeweils einem genau auf halber Strecke zwischen den Giebelseiten, die ebenfalls sehr kräftig waren. Dazwischen gab es keine Belege für eine geschlossene Wandkonstruktion. Das Gebäude hatte demzufolge ehemals höchstwahrscheinlich zwei offene Seiten. In den Füllschichten des Befundes wurden extrem viele Eisenschlackenreste angetroffen. Das Bauwerk stellte höchstwahrscheinlich eine Schmiede dar, die auf dem vollständig untersuchten Gehöft auf der westlichen Grabungsfläche ehemals bestanden hat.[33]

[...]


[1] Spätere Untersuchungen durch K. Wilhelmi ergaben, südsüdwestlich der Fläche A gelegen, lediglich Bodenspuren eines weiteren Langhauses und weniger kleiner, rechteckiger bzw. polygonaler Bauten. Vgl. Wilhelmi 1976/77: 100f.

[2] Reichmann 1999: 278.

[3] vgl. Winkelmann 1984: 45 – 47.

[4] Winkelmann nimmt aufgrund von Erwähnungen in den schriftlichen Quellen an, dass hier ein besonderer Ehrenplatz zu finden war (1984: 47). Donat weist jedoch darauf hin, dass diese Anbauten auch im Befund der Ausgrabung von Wijk bij Duurstede auftraten, wenn auch deutlich kleiner, die kellerartigen Vorratsgruben Raum geboten haben sollen (1980: 14).

[5] Anm. d. Verf.

[6] vgl. Winkelmann ebd. : 46, Taf. 26 u.

[7] Winkelmann interpretiert diese Pfostenanhäufung als Spuren einer sog. „Ofenbank“. Leider bleibt unklar, worauf er sich bei dieser Interpretation stützt; es kann lediglich vermutet werden, dass er sich in diesem Punkt an einer schriftlichen Quelle orientiert hat, wie auch in der Frage der Langseitenausbauten.

[8] Bei Donat entfällt diese Pfostenanhäufung in den publizierten Umzeichnungen kommentarlos (1980:12). Auch in der übrigen hinzugezogenen Literatur wird nicht weiter auf dieses Detail eingegangen.

[9] Unter den Warendorfer Befunden variiert die Anzahl der Pfosten, aus denen der gen. Querriegel gebildet wird, zwischen 3 und 4 Pfosten.

[10] Haus 42 weist dabei die größte im Befund von Warendorf beobachtete Wölbung auf, woraus sich 2,5 m Gewinn beim größten Durchmesser ergeben. Im Fall von Haus 6 beträgt die Erweiterung dagegen lediglich 0.60 m.

[11] Möglicher Weise resultiert aus dieser Beobachtung ein weiterer Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen dem veränderten Grundriss und der Dachkonstruktion, auf die weiter unten noch unten noch einzugehen sein wird.

[12] Donat lehnt das vermutlich infolge eines Missverständnisses ab, denn er bemerkt, dass diese Bezeichnung den Besonderheiten des Warendorfer Hauses nicht genügen würde (1980: 12). Meinem Verständnis zu Folge wollte Winkelmann (1954: 1958) lediglich einen beschreibenden Begriff für das aus seiner Sicht auffälligste Merkmal einführen, zu dem es bereits Analogien gab, um die Verständigung bzw. Diskussion zu vereinfachen.

[13] Winkelmann 1984: 33.

[14] Die auf Winkelmann zurückgehende Rekonstruktion der Bedachung mit einem Sparrendach ist allgemein akzeptiert worden (1954: 46).

[15] Nur beim Sparrendach lassen sich die auftretenden Schubkräfte auch ohne tragendes Gerüst im Inneren des Hauses allein durch Außenstützen abfangen (Trier 1969:139).

[16] Das aus dem Bereich der Baustatik kommende Berechnungsschema bei Trier hierzu weist keinen nachvollziehbaren Fehler auf (1969: Anh. Taf. 17), jedoch sind Vorbehalte angebracht, da nicht aus den Ausführungen hervorgeht, ob das Niveau der damaligen Oberfläche überall zweifelsfrei erkannt worden ist. Unverständlich ist jedoch, auf welchem Weg Capelle seinerzeit bei Berechungen zu einer rekonstruierbaren Wandhöhe von 4 m gelangen konnte. Seine Theorie, der zu Folge der Verlauf der Hauswand, anders als bei Trier und Winkelmann, zwischen den beiden Pfostenreihen gelegen haben soll, ist m. E. nicht nachvollziehbar und soll somit hier nur randlich erwähnt werden. Interessant jedoch, dass sich durch das Modell nach Capelle Seitenschiffe für das Gebäude ergeben, in denen er seinerzeit Stallboxen für das Vieh annahm. Allerdings fehlen von Boxen die charakteristischen Spuren, wie wir sie von anderer Stelle kennen (z. B. Feddersen Wierde und Flögeln).

[17] Winkelmann stützt sich in dieser Vermutung auf die Erwähnung in einer angelsächsischen Quelle, die auf Byrhtferth zurückgeht und in das 10. Jh. n. Chr. datiert (1954: 46f.).

[18] Winkelmann 1984: 33.

[19] So zeigt das Beispiel eines bei Winkelmann (1958) abgebildeten kleinen bronzenen Hausmodells aus Klinta, Öland mit angedeuteten Außenstützen einen derartigen Steilgiebel, bei dem der Firstpfosten zum Neutralisieren des Eigengewichts eine leicht nach oben gewölbte Form hat.

[20] Winkelmann hat sich auf Grund der augenscheinlichen Ähnlichkeiten bei der äußeren Grundrissform bei seiner Interpretation der Warendorfer Hausbefunde allgemein stark an Befunden aus den dänisch-südskandinavischen Ringburgen orientiert. In diesem Punkt darf jedoch nicht ignoriert werden, dass die entsprechenden Befunde nach neueren Erkenntnissen insgesamt in das 10 Jh. Jh. datieren, also deutlich später als die Warendorfer Befunde, und ein Bezug zu militärischen Einrichtungen zur Erwiderung innerer Unruhen im Rahmen der späten Herrschaft des Harald Blåtand (Harald Blauzahn * um 910 bis 981) unterstellt wird (Capelle 1988: 27-33).

[21] Capelle hat angemerkt, dass es auch aus Warendorf Grundrisse von Langhäusern gibt, bei denen beide Ausbauten von einer identischen Pfostenanzahl begrenzt wurden. Allerdings sind diese nach Capelles Aussagen in den Publikationen vernachlässigt worden. Er kam bei seinen Überlegungen außerdem zu dem Ergebnis, dass eher beide Ausbauten als Eingänge anzusprechen seien. Er stützte sich dabei auf Vergleiche mit den Hausbefunden von Traelborg/ Trelleborg (Sonderjylland, DK)(1969: 248 – 250).

[22] Schilderungen aus der Saga der Siedler von der Beida - Förde nach einer Zusammenstellung von Sagas bei Grönbech, Kultur und Religionen bei den Germanen 2, (1939), Neuaufl. Darmstadt 2002. Vgl. dazu Winkelmann 1984: 32, 47.

[23] Bedauerlicher Weise werden nur Beispiele aus dem Bereich der Palastarchitektur angeführt, die belegen sollten, dass bei Hallenbauten eine Tradition der Lage des Eingangs an einer Längsseite bestanden habe: 1: der Theoderich Palast von Galatea (um 450 n. Chr.), die Königshalle von Naranco (um 750), die Pfalz von Quierzy (um 741) und der Kaiserpalast von Aachen (um 800). Vgl. Winkelmann 1954: 33.

[24] Capelle 1988: 28, Abb. 9 oben.

[25] Schroth 1999: 292, Abb. 1.

[26] Vgl. Winkelmann 1984: 52.; der klassische Typ des dreischiffigen „Niedersachsenhauses“ wurde jedoch nicht erreicht, denn dieser weist in der Regel eine andere Dach-Giebel-Konstruktion auf, vgl. Fehring 1992: S. 162, Abb. 61 u. 62.

[27] Reichmann 1999.

[28] Es ist oft zu beobachten, dass die Stallbereiche von Wohnstallhäusern so ausgerichtet werden, dass die Tiere mit ihrer Körperwärme und der Wärme des Mists quasi eine „Dämmfunktion“ vor besonders strenger Kälte und Wind innehatten. In vielen Teilen Deutschlands ist der eisige Ost- bzw. Nordwind in der kälteren Jahreszeit am stärksten gefürchtet, was sich z.B. in der konsequenten Ausrichtung der Häuser nach O, NO und N auf der Feddersen Wierde zeigt, wobei der Stallteil für gewöhnlich in der Auftreffrichtung der winterlichen kalten Winde lag (Jankuhn 1977a: 116 – 124, Abb. 42 – 43, vgl. auch b. Donat 1980: 14). Die Lage der Feuerstellen bei den Warendorfer Häuser im Osten lässt vermuten, dass in diesem weniger vom winterlichen Ostwind gefährdeten Gebäudeteil auch die Wohnquartiere lagen. Somit wäre theoretisch im Westteil, wo der winterliche Ostwind auftraf, Platz für die Unterbringung von Tieren vorhanden gewesen.

[29] Vgl. Winkelmann 1984: 34.

[30] Diese Feststellung basiert auf eigenen Messungen nach den Maßstabsangaben bei Winkelmann 1984: Taf. 36, Abb. 6.

[31] „Laufstall“ bezeichnet an dieser Stelle das Gegenteil von einem Boxenstall. Für eine sichere Deutung als Boxenstall fehlten in Warendorf auch bei diesen Bauten zumeist die Pfosten- und Wandspuren (vgl. Abb. 1 A/B). Kleinere Nutztiere wie Schafe, Ziegen, Geflügel, Jungrinder und junge Pferde (und ganz selten – in der Regel nur bei alternativer Tierhaltung- auch Schweine) werden bis in die Gegenwart in ländlichen Gegenden nicht in den aufwändigen, Raum beanspruchenden Viehboxen aufgestallt, sondern frei laufend in „offenen“ Scheunen gehalten (Anm. d. Verf.).

[32] vgl. Donat 1980: 70; Trier 1969: 28 – 66, Winkelmann 1984: 34 u. 47

[33] Capelle hat im Rahmen eines jüngst erschienenen Aufsatzes zur Vielfalt frühmittelalterlicher Schmiedetätigkeiten darauf hingewiesen, dass die sorgfältige Konstruktion der Feuerstelle in diesem Befund auf einen erheblichen Umfang der Schmiedetätigkeit an diesem Platz schließen ließe. Darüber hinaus stellte er die Vermutung an, dass die Arbeit der Schmiede in den ländlichen Regionen nicht ausschließlich zur Instandsetzung von Geräten, Waffen usw. gedient hat. Vielmehr müsse in diesem Rahmen daneben die unmittelbare Herstellung vieler Metallgegenstände, speziell von Werkzeugen und landwirtschaftlichen Geräten, vorausgesetzt werden (2004: 12).

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Detalles

Título
Haus, Hof und Dorf im Frühmittelalter in den Gebieten nördlich der Mittelgebirge
Subtítulo
Das Beispiel einer Siedlung des 7. - 9. Jahrhunderts aus Warendorf, Kr. Warendorf (Westfalen)
Universidad
Humboldt-University of Berlin  (Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte)
Curso
Frühmittelalterliches Siedlungswesen in Mitteleuropa
Calificación
1,3
Autor
Año
2005
Páginas
40
No. de catálogo
V35782
ISBN (Ebook)
9783638355988
ISBN (Libro)
9783638683036
Tamaño de fichero
1593 KB
Idioma
Alemán
Notas
Palabras clave
Haus, Dorf, Frühmittelalter, Gebieten, Mittelgebirge, Beispiel, Siedlung, Jahrhunderts, Warendorf, Frühmittelalterliches, Siedlungswesen, Mitteleuropa
Citar trabajo
Tanya Armbruester (Autor), 2005, Haus, Hof und Dorf im Frühmittelalter in den Gebieten nördlich der Mittelgebirge, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35782

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