Der Weimarer Verfassung wird immer wieder ein enorm ausgeprägter Kompromisscharakter bescheinigt: Diese Verfassung sei ein unentschiedener, ja unausgegorener Mittelweg zwischen den Zielen und Interessen der gemäßigten Arbeiterbewegung einerseits und denen des (demokratischen) Bürgertums andererseits gewesen.
Die Arbeit soll nicht eine Analyse der Weimarer Reichsverfassung oder einzelner Bestandteile zum Ziel haben. Vielmehr soll untersucht werden, inwiefern sich unter den gegebenen Konstellationen jener vermeintliche Kompromisscharakter der Verfassung entwickeln konnte. Hierin soll auch die Frage enthalten sein, inwieweit die Ergebnisse - die endgültige Verfassungsform - den Anschauungen und Zielen der beteiligten Parteien entsprachen, bzw. warum dies eben gerade nicht der Fall war.
Hierfür erscheint es weder möglich, noch notwendig oder zweckmäßig, das gesamte Verfassungswerk auf diese Fragen hin zu untersuchen. Vielmehr sollen einerseits Abschnitte der Verfassung behandelt werden, die sich (in der Folgezeit) als historisch bedeutsam erwiesen - wie z.B. die Stellung des Reichspräsidenten - und anderseits naturgemäß solche, die in den Beratungen und Lesungen der Nationalversammlung und des Verfassungsausschusses besondere Kontroversen hervorriefen, eben diejenigen, in denen das Kompromisshafte in hohem Maße fassbar sein könnte. Da die Verfassungsarbeit der Nationalversammlung schlechterdings aus dem Nichts entsprungen ist, ist ein kurzer Blick auf das „Rüstzeug“, mit dem sich die Beteiligten auf den Weg nach Weimar machten, unerlässlich.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - Konzessionsverfassung trotz klarer Mehrheiten?
- Die Verfassungsfrage vor der Nationalversammlung
- Allgemeine Verfassungsdiskussion
- Die Verfassungsfrage bei den Parteien
- Die Verfassungsberatungen der Nationalversammlung und im Verfassungsausschuss
- Die Reich-Länder-Frage
- Reichseinheit
- Reichsgesetzgebung
- Gliedstaaten
- Der Reichspräsident
- Grundrechte und Grundpflichten
- Verhältnis von Kirche und Staat, Religion und Schule
- Frage der Sozialisierung
- Die Reich-Länder-Frage
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Entstehung der Weimarer Reichsverfassung und untersucht, inwiefern der Kompromisscharakter dieser Verfassung den Anschauungen und Zielen der beteiligten Parteien entsprach. Dabei geht es um die Frage, ob und wie die Verfassung die Ergebnisse der Revolution widerspiegelte und ob sie eine „klare Richtung“ für die junge Republik bot.
- Die Herausforderungen der Revolutionsphase und die Improvisation der politischen Akteure.
- Die Verfassungsdiskussionen vor der Nationalversammlung und die verschiedenen Perspektiven der beteiligten Parteien.
- Die Kompromissfindungsprozesse in der Nationalversammlung und im Verfassungsausschuss.
- Die Bedeutung einzelner Verfassungsbestandteile, wie z.B. die Stellung des Reichspräsidenten.
- Die Frage der Reichseinheit, der Reichsgesetzgebung und der Rolle der Gliedstaaten.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Ausgangssituation der Weimarer Republik dar und führt die Frage nach dem Kompromisscharakter der Verfassung ein. Kapitel 2 beleuchtet die Verfassungsdiskussionen vor der Nationalversammlung, die durch ein hohes Maß an Improvisation und Anpassung an die sich stetig verändernde politische Situation geprägt waren. Kapitel 3 analysiert die Verfassungsberatungen in der Nationalversammlung und im Verfassungsausschuss, wobei die verschiedenen Standpunkte der Parteien zu Themen wie Reichseinheit, Reichspräsident, Grundrechte und Sozialisierung herausgestellt werden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet die Weimarer Reichsverfassung im Kontext der Revolution von 1918, der Verfassungsdiskussionen und der Kompromissfindungsprozesse der beteiligten Parteien. Wichtige Themen sind die Reich-Länder-Frage, die Stellung des Reichspräsidenten, die Grundrechte und die Sozialisierung. Die Arbeit befasst sich mit dem „improvisierten“ Charakter der Weimarer Republik und der Rolle der Parteien bei der Verfassungsgestaltung.
- Citation du texte
- Lars Plantholt (Auteur), 2004, Das Ringen der Weimarer Parteien um eine Verfassung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35802