Bei der ersten Begegnung mit morphologischen Grundbegriffen werden Flexion und Derivation von Studenten der Sprachwissenschaft des Öfteren fälschlicherweise als eine Art Dichotomie innerhalb der Morphologie wahrgenommen, als zwei Hauptbereiche der Morphologie (Morphologie = Flexion und Derivation), denn unser Gehirn stellt gerne neben dem lateinischen Begriff Flexion (lat. flectere: beugen, biegen) einen anderen lateinischen Ausdruck, Derivation (lat. derivatio: Ableitung).
In Wirklichkeit ist die Zweiteilung dieses zunächst scheinbar komplementären Begriffspaares divergent: Der lateinischen Flexion steht nach heutigem Verständnis, vor allem in strukturalistisch geprägten Philologien wie etwa in der Russistik, das deutsche Pendant Wortbildung gegenüber.
An vielen Universitäten wird heute gelehrt, dass die Komparativformen flexivisch gebildet werden. Nur in wenigen Arbeiten sind Äußerungen zu finden, die die Zugehörigkeit der Komparation zur Flexion bestreiten und sie der Wortbildung zuordnen: „Komparative […] sind offenbar eher als Derivate und nicht, wie traditionell üblich, als Flexionsmorpheme anzusehen“ (Vater 2002: 76). Warum manche Sprachwissenschaftler am flexivischen Status der Komparative zweifeln, wird aus diesem Aufsatz ersichtlich.
Inhaltsverzeichnis
- Flexion vs. Derivation
- Distinktion
- Wort vs. Wortform
- Problemfall Komparativ
- Prioritäten dieses Aufsatzes
- Theoretische Grundlage
- Grammatik
- Bildung
- Synthetisch vs. analytisch
- Abgrenzungskriterien
- Distribution von Morphemen
- Morphemreihenfolge im Russischen
- Morphemreihenfolge typologisch
- Flexionseigenschaften und Komparativ
- Verzeichnisse der Morphe
- Semantik des Komparativs
- Übliche Abgrenzungskriterien
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit befasst sich mit der Unterscheidung zwischen Flexion und Derivation im Russischen, insbesondere im Hinblick auf den Komparativ. Der Fokus liegt darauf, die morphologischen Prozesse, die bei der Bildung des Komparativs im Russischen zum Tragen kommen, zu analysieren und die Frage zu klären, ob der Komparativ eher als Flexionsform oder als Derivation betrachtet werden sollte.
- Unterscheidung zwischen Flexion und Derivation im Russischen
- Analyse der morphologischen Prozesse bei der Bildung des Komparativs
- Klassifizierung des Komparativs als Flexionsform oder Derivation
- Bedeutung des Komparativs und seine Rolle in der russischen Grammatik
- Anwendung verschiedener theoretischer Ansätze zur morphologischen Analyse
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit untersucht die grundlegenden Unterschiede zwischen Flexion und Derivation, wobei die verschiedenen Definitionen und Abgrenzungskriterien beleuchtet werden. Das zweite Kapitel beleuchtet die wichtigsten theoretischen Grundlagen, die für die Analyse des Komparativs relevant sind, insbesondere die verschiedenen Ansätze zur Morphologie und die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sprachen. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Distribution von Morphemen im Russischen und analysiert die Morphemreihenfolge im Vergleich zu anderen Sprachen. Das vierte Kapitel widmet sich der Analyse der Flexionseigenschaften des Komparativs und seiner Rolle in der russischen Grammatik. Das fünfte Kapitel präsentiert Verzeichnisse der Morphe, die bei der Bildung des Komparativs im Russischen zum Einsatz kommen. Das sechste Kapitel untersucht die Semantik des Komparativs und seine Bedeutung in verschiedenen Kontexten. Das siebte Kapitel analysiert die üblichen Abgrenzungskriterien zwischen Flexion und Derivation und diskutiert ihre Anwendbarkeit auf den Komparativ im Russischen.
Schlüsselwörter
Flexion, Derivation, Komparativ, Russisch, Morphologie, Wortbildung, Wortveränderung, Grammatik, Synthetische Sprachen, Analytische Sprachen, Morphemreihenfolge, Semantik, Abgrenzungskriterien
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- Vladislavs Arhipovs (Author), 2013, Der Komparativ im Russischen. Flexion oder Derivation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358052