Der Komparativ im Russischen. Flexion oder Derivation?


Masterarbeit, 2013

80 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Flexion vs. Derivation
1.1. Distinktion.
1.2. Wort vs. Wortform
1.3. Problemfall Komparativ

2. Prioritäten dieses Aufsatzes

3. Theoretische Grundlage
3.1. Grammatik
3.2. Bildung
3.3. Synthetisch vs. analytisch
3.4. Abgrenzungskriterien

4. Distribution von Morphemen
4.1. Morphemreihenfolge im Russischen
4.2. Morphemreihenfolge typologisch

5. Flexionseigenschaften und Komparativ

6. Verzeichnisse der Morphe

7. Semantik des Komparativs

8. Übliche Abgrenzungskriterien

9. Schlussfolgerung

Literaturverzeichnis

Entitäten dürfen nicht über das Notwendige hinaus vermehrt werden.1

In der Linguistik wie in jeder anderen Wissenschaft.

1. Flexion vs. Derivation

1.1. Distinktion

Flexion vs. Derivation ist eine gut untersuchte sprachwissenschaftliche Unterscheidung. Das Wesentliche dieser Differenzierung ist sicherlich auch denjenigen bekannt, die sich mit Linguistik nicht sehr intensiv beschäftigen - bereits in der Schule müssen sich Kinder einprägen, die Lexik von der Grammatik zu unterscheiden, indem sie Wörter bilden und beugen, zunächst in ihrer Muttersprache, danach auch in einer Fremdsprache; dabei lernen sie einfache (meist lexikalische) bedeutungs- bzw. (meist grammatische) funktionstragende Elemente wie Suffix oder Endung und die grammatischen Kategorien wie Kasus oder Tempus der jeweiligen Sprache.

Flexion und Derivation sind unentbehrliche Bestandteile sprachwissenschaftlicher Erforschung der inneren Struktur von Wörtern. Bei der ersten Begegnung mit morphologischen Grundbegriffen werden Flexion und Derivation von Studenten der Sprachwissenschaft des Öfteren fälschlicherweise als eine Art Dichotomie innerhalb der Morphologie wahrgenommen, als zwei Hauptbereiche der Morphologie (Morphologie = Flexion und Derivation), denn unser Gehirn stellt gerne neben dem lateinischen Begriff Flexion (lat. flectere: beugen, biegen) einen anderen lateinischen Ausdruck Derivation (lat. derivatio: Ableitung). In Wirklichkeit ist die Zweiteilung dieses zunächst scheinbar komplementären Begriffspaares divergent: Der lateinischen Flexion steht nach heutigem Verständnis, vor allem in strukturalistisch geprägten Philologien wie etwa in der Russistik, das deutsche Pendant Wortbildung gegenüber (Morphologie = Flexion und Wortbildung), denn die Derivation stellt neben der Komposition, Konversion, Kurzwortbildung,

Reduplikation usw. nur eine von mehreren Arten der Wortbildung dar; ein Verwechslungsanliegen, das die mit der russischen morphologischen Terminologie vertrauten Studenten nicht haben sollten - in der Russistik sowie den Terminologien anderer ostslavischer Sprachen wird die Flexion als Wortformenbildungsprozess meist durch den russischen bzw. slavischen Begriff ‘Wortveränderung‘ repräsentiert (Slovoizmenenie (cловоизменeние [Ru]), Slovozmina (cловозміна [Ua]), Slovaz’mena (cловазьмена [By]))2. Damit spaltet sich die Morphologie der ostslavischen Sprachen in die zwei nicht-lateinische Bezeichnungen tragende Hauptbereiche Wortveränderung und Wortbildung3, was selbstverständlich zu keiner Abweichung von der Substanz der Morphologie führt. Andererseits sind aber die erkennbaren Parallelen zwischen Flexion und Derivation wiederum nicht zu übersehen: Beide sind morphologische Prozesse, bei denen bestimmte Bausteine miteinander zu größeren Einheiten kombiniert werden, also, wenn auch keine allgemeine morphologische Dichotomie, so als ein komplementäres Paar4 innerhalb der Affigierung können Flexion und Derivation doch betrachtet werden.

Die Annahme, es gäbe eine Grenze innerhalb der ‘Flexion/Derivation‘-Zweiteilung, auch wenn diese komplementär zu sein scheint, ist keinesfalls apodiktisch und ist ein klassisches Problem in den morphologischen Theorien (Booij 2007: 361): Während manche Linguisten die Annahme einer deutlichen Grenze zwischen Flexion und Derivation ablehnen (vgl. u.a. Bybee (1985), Dressler (1989), Plank (1994)), befürworten andere eine strikte Distinktion mit einer klaren Trennung (vgl. u.a. Perlmutter (1988), Anderson (1982, 1992)).

1.2. Wort vs. Wortform

Flexion und Derivation ist nicht nur eine gute, sondern auch eine lang untersuchte Unterscheidung - sie reicht weit in die abendländische Grammatiktradition zurück. Mārcus Terentius Varrō in seinem De Lingua Latina begann schon vor mehr als zweitausend Jahren die ÄGrenze“ zwischen Wörtern und deren Formen zu ziehen bzw. sie zu definieren und die ersten Abgrenzungskriterien für die Unterscheidung zwischen ihnen zu benennen (Taylor 1987: 37ff.). Seine Zweiteilung in declinatio voluntaria (Beliebigkeit in der Bildung) und declinatio naturalis (feste Regelhaftigkeit in der Beugung) (Übersetzung: Ax 2011: 250), auch wenn in einer anderen Form, ist noch heute bei vielen Linguisten anzutreffen (vgl. u.a. Eisenberg (2004), Haspelmath (2004), Booij (2007)).

Den Anfang der auch heute andauernden Auseinandersetzung machte Hermann Paul, indem er in seinem Aufsatz Über die Auflagen der Wortbildungslehre (1896) die von Junggrammatikern anerkannte Parität von Flexion und Derivation in Frage gestellt und das syntaktische Abgrenzungskriterium annonciert hat; ein Jahr danach (1897) erschienen Roland Meyers Klassensuffixe, in denen von einer kontinuierlichen Überführung beider Begriffe die Rede war bzw. der Status einer ‘Flexion/Derivation‘-Unterscheidung als Dichotomie in Frage gestellt und sie nicht mehr als eine Zweigliederung, sondern als ein Kontinuum zu betrachten vorgeschlagen wurde. Die Debatte ist bis heute aktuell, neben dem klassischen Dichotomie-Modell (Dichotomie-Hypothese / the dichotomy approach5 / split morphology (vgl. u.a. Matthews (1972), Anderson (1982, 1992), Perlmutter (1988)), ist heute auch die Rede vom Kontinuum-Modell (die Kontinuums-Hypothese / the continuum approach / continuum morphology / (seltener) the integrated morphology hypothesis (vgl. u.a. Sapir (1921), Plank (1981), Bybee (1985)) und einem dritten Modell, der Dreiteilung-Hypothese (tripartition approach), die jedoch von vielen Linguisten als ein Teil des Dichotomie-Modells angesehen wird (Dreiteilung = nur aus Kongruenzgründen existierende kontextuelle Flexion, syntaktisch relevante inhärente Flexion und Derivation). Auch in der generativen Grammatik existieren Theorien, die auf einer klassischen ‘Flexion/Derivation‘-Unterscheidung basieren, so z. B. die Älexikalistische Hypothese“ (vgl. u.a. Dell (1970), Siegel (1979)) - als Basis dient hier die Annahme, dass Derivate im Lexikon erzeugt und dann in die Tiefenstruktur eingesetzt sind. Hauptvertreter dieser Sicht heute ist Anderson (1982); manche Sprachwissenschaftler, die diesen Grundgedanken nicht für falsch halten, schlagen jedoch vor, auch Flexionsformen als im Lexikon erzeugte zu betrachten (Halle (1973)).

Durch Wortbildung entstehen neue „Wörter“, durch Flexion nunmehr neue Wortformen (Wilmanns 1899/1930: 9, zitiert nach Solms 1998: 606) - diese prägnante, vor ca. hundert Jahren von einem der bedeutendsten Germanisten, Wilhelm Wilmanns, erfolgte Beschreibung der ‘Flexion/Wortbildung‘-Opposition entspricht der heutigen strukturalistischen Zweigliederung der Morphologie. Selbstverständlich wurden im Laufe der Jahre viele Anstrengungen unternommen, diese Begriffe zu präzisieren, sie zu verfeinern. Mit der Entwicklung verschiedener Theorien entstand auch die Unerlässigkeit, die Domäne der Morphologie, das Wort selbst als sprachliche Einheit zu definieren - eine Frage, auf die die heutige Sprachwissenschaft keine eindeutige Antwort zu geben vermag, denn das Wort ist in der linguistischen Terminologie mehrdeutig (vgl. u.a. Vater 1994: 69ff., Krifka 2008: 2f., usw.), wobei dies für die Morphologie kein größeres Problem zu sein scheint, denn die zentrale Stellung kommt hier nicht dem Wort zu, sondern dem morphologischen Wort - einer grammatischen Einheit, die nicht von Lexikoneinheiten unterbrochen werden kann und deren Konstituenten nicht einzeln flektiert werden (Wurzel 1984: 36f.6 ).

In Bezug auf Flexion und Derivation bzw. auf die Unterscheidung Wort - Wortform ist eine durchaus plausible Definition möglich: Wortformen sind Wörter, wie sie konkret in Texten vorkommen, oft in bestimmten morphologischen Abwandlungen (Krifka 2008: 3). Wortformen sind von ÄWörtern“ zu differieren: ÄNeue“ Wörter werden mit einem vielmehr in Richtung Semantik gehenden Begriff ÄLexem“ bezeichnet; nach heutigem Verständnis sind Lexeme Wörter, wie sie als Einheiten in einem Wörterbuch stehen und eigentlich von allen Linguisten als Bestandteile des mentalen Lexikons angenommen werden (ebd.). Die Formen eines Lexems stehen in morphologischer Beziehung zueinander - Flexion, die formalen Beziehungen innerhalb einer Wortfamilie sind als Derivation zu betrachten. Der Prozess der Derivation lässt also neue Lexeme (Derivate) entstehen, die Flexion bildet neue Formen eines Lexems (Booij 2007: 360). Diese Konstellation wird nur selten in Frage gestellt, und das mit nur minimalen Abweichungen. Die Derivation ist die Produktion eines lexikalischen Wortes aus einem bestehenden mithilfe von Derivationsaffixen (Derivativen) (Vater 1994: 89), Flexion ist die Bildung eines flexivischen Wortes aus einem lexikalischen Wort mit Hilfe sogenannter Flexive (ebd.: 78). In der Flexionslehre werden

Formen beschrieben, die Wortbildungslehre dagegen untersucht, wie aus vorhandenen sprachlichen Mitteln neue Wörter hervorgehen (Lühr 1993: 131). Aus allen bekannten Definitionen kann man schließen, dass Derivation ein lexikalisches Bildungsverfahren ist, Flexion dagegen ein grammatisches bzw. dass Derivationsaffixe ständig lexikalisch und Flexionsaffixe immer grammatisch sein müssen. Diese Schlussfolgerung führt zu der Annahme, dass die Grenze zwischen Flexion und Derivation auch die Grenze zwischen (flexivischer) Grammatikalität und (derivationeller) Lexikalität sein muss - eine plausibel erscheinende Grenzziehung, die leider bei genauerer Betrachtung nicht immer stimmt: In den Grammatiken des Polnischen wird z. B. die Bildung des Aspekts der Wortbildung zugerechnet, ohne die Grammatikalität des Aspekts in Frage zu stellen (Lehmann 2003: 140). Dieses Verständnis der Derivation ist keine Besonderheit der Polonistik; auf solche Interpretationsarten der Derivation wird auch in diesem Aufsatz (peripher) eingegangen.

1.3. Problemfall Komparativ

Im Laufe der Jahre wurden nicht nur alle o. g. Begriffe exakter definiert, sondern auch verschiedene Abgrenzungskriterien entwickelt, um die Art des Zustandekommens entsprechender Bildungen festzustellen (vgl. u.a. Wurzel (1977, 1984), Dressler (1977, 1987), Plank (1981), Stephany (1982), Haspelmath (1974), Booij (2007)). Je mehr die Unterscheidung ‘Flexion/Derivation‘ untersucht wurde, desto öfter stellte man fest, dass die Grenze zwischen beiden sehr fließend ist (vgl. u.a. Plank 1981: 26, Wurzel 1988: 198, Bhatt 1991: 25, Matthews 1974: 37ff.). Die Dementis richteten sich schwerpunktmäßig gegen Komparative7: Es gibt Überlappungsbereiche zwischen Flexion und Derivation, z.

B. Komparation (Vater 2002: 76); die Abgrenzung von Flexion und Wortbildung ist nicht in allen Fällen unstrittig - „Grenzfall“ Komparativ ist ein Beweis dafür (Volmert 1995: 103) usw.

Schon von J. Grimm, W. Wilmanns und H. Paul wird Komparation der Adjektive als eine ÄÜbergangserscheinung“ innerhalb der Wortbildung behandelt (Fleischer/Barz 1992: 4). Heute gibt es darin noch immer keine Übereinstimmung. In vielen Grammatiken wird Komparation der Flexion zugerechnet (Verallgemeinerung von: Volmert 1995: 103). Viele

Linguisten betrachten Komparativ auch als Flexion (z. B. Eisenberg 1994: 2398). Manche rechnen sie zwar der Flexion zu, vermerken jedoch Widersprüche in dieser Frage, z. B. ÄZuständigkeit [der Komparation, V. A.] der Formenbildung umstritten“ (Lehfeldt/Kempgen 1999: 121); ÄAdjektive beziehen sich nicht nur semantisch auf das Nomen, sie richten sich in ihrer Flexion hinsichtlich Kasus, Numerus und Genus auch nach ihnen. Bei Adjektiven kommt neben der Deklination mit diesen drei Flexionskategorien auch noch die Komparation bzw. Adjektivflexion hinzu, die manchmal auch als eigenständige Flexionsart aufgelistet wird“ (Technische Universität Berlin)9.

An vielen Universitäten wird heute gelehrt, dass die Komparativformen flexivisch gebildet werden: ÄDie Flexion bei Adjektiven kann auch die Steigerung oder Komparation sein (drückt Komparativ, Superlativ aus)“ (Universität Leipzig)10, ÄFlexionsmorpheme sind Morpheme mit funktionalem Gehalt, die grammatische Kategorien anzeigen (Kasus, Numerus, Tempus, Person, Genus, Modus, Komparation); lexikalische Kategorie Adjektiv flektiert nach Kasus, Numerus, Genus, Komparation“ (Universität Konstanz)11, Äder Terminus Flexion bezieht sich auf die Prozesse, welche die verschiedenen Formen desselben Lexems erklären. Er ist somit ein Oberbegriff für Deklination, Konjugation und Komparation“ (Universität Bremen)12. In der Regel wird jedoch an deutschen Hochschulen erwähnt, dass sich nicht mit Sicherheit feststellen lässt, ob die Komparative ebenso gut in der Derivativität wie in der Flexivität gründen: ÄOb die Komparation von Adjektiven - mit Kategorien Positiv, Komparativ und Superlativ - zur Flexion oder zur Wortbildung gehört, ist umstritten“ (Humboldt Universität zu Berlin)13. Nur in wenigen Arbeiten sind Äußerungen zu finden, die die Zugehörigkeit der Komparation zur Flexion bestreiten und sie der Wortbildung zuordnen: ÄKomparative […] sind offenbar eher als Derivate und nicht, wie traditionell üblich, als Flexionsmorpheme anzusehen“ (Vater 2002: 76). Warum manche Sprachwissenschaftler am flexivischen Status der Komparative zweifeln, wird aus diesem Aufsatz ersichtlich.

2. Prioritäten dieses Aufsatzes

In diesem Aufsatz wird nicht der Versuch unternommen, Flexion und/oder Derivation neu zu definieren, um die strittigen Fälle wie Komparativ dem einen oder anderen Bereich der morphologischen Affigierung zuzuschreiben. Ebenso werden hier keine neuen Unterscheidungskriterien für eine korrekte Zuordnung entwickelt. Auch wird hier nicht versucht, Vor- oder Nachteile des Dichotomie- bzw. Kontinuum-Modells zu finden. Als Grundlage werden die bereits existierenden Abgrenzungskriterien von westlichen und russischen Sprachwissenschaftlern, sowie Befürwortern des Dichotomie-Modells als auch des Kontinuum-Modells, untersucht. Die Abgrenzungskriterien werden auf russische Komparativformen übertragen und mit anderen Sprachen verglichen, um mögliche Unterschiede und Affinitäten festzustellen. Ausdiskutiert werden in diesem Aufsatz alle Kriterien, die für die russische Komparativbildung relevant sind bzw. für eine kontrastive Untersuchung eine Rolle spielen. Fragen, die in diesem Aufsatz vor allem ausdiskutiert werden, sind:

- Ist es sinnvoll, das Dilemma ‘Flexion oder Derivation‘? kontrastiv zu untersuchen?
- Gibt es eine Grenze zwischen Flexion und Derivation oder ist es doch keine Dichotomie, sondern ein Kontinuum?

Vor allem aber bleibt im Ablauf des ganzes Aufsatzes die Frage zentral, die im auch Titel genannt wird:
- Werden die Komparativformen des Russischen flexivisch oder derivationell gebildet?

Oder ist es doch unmöglich, eine eindeutige Antwort darauf zu geben, und eine graduelle Lösung dieses Dilemmas kann als am plausibelsten angesehen werden?

3. Theoretische Grundlage

3.1. Grammatik

Der Komparativ ist eine morphologisch-syntaktische Kategorie. Zusammen mit den beiden anderen Formen, Positiv und Superlativ, bildet er ein morphologisches Bildungsschema von Positiv - Komparativ - Superlativ. Der Komparativ ist nicht mit Komparation zu verwechseln: Die Komparation ist der Oberbegriff für die o. g. Steigerungsstufen. Sie ist das sprachliche Mittel, eine Ungleichheit zweier beliebiger Größen bzw. Eigenschaften hinsichtlich einer Eigenheit zu beschreiben. In Vergleichskonstruktionen schreibt der Komparativ dem vergleichenden Ausdruck bzw. dem Komparandum (Terminologie der Vergleichskonstruktionen in Kapitel 7) laufend eine höhere Intensität zu und wird deshalb in Grammatiken oft als ÄSteigerungsstufe“ oder Ähöhere Stufe“ bezeichnet (z. B. Duden 1998: 293, Engel 1988: 563, Helbig/Buscha 2001: 278 usw.) - eine übliche Praxis, die der wahren Natur des Komparativs eigentlich nicht entspricht, was in diesem Aufsatz auch gezeigt werden soll.

3.2. Bildung

Im Deutschen bilden viele Adjektive besondere Komparationsformen, der Positiv ist die ÄNormalform“ eines Adjektivs, von der sich der Komparativ und Superlativ abheben (Duden 2006: 372, §496). Der Komparativ wird mit dem Suffix -er gebildet; bei bestimmten Adjektiven tritt außerdem ein Umlaut auf (Duden 2006: 373, §497 & §498). Suffix -er: Es gelten grundsätzlich die gleichen Regeln wie bei der Flexionsendung (Duden 2006: 373, §499 & 2006: 370, §493). Vor allem wird der Komparativ in Vergleichskonstruktionen gebraucht (Duden 2006: 372, §496), in denen er einen ungleichen Grad ausdrückt (Duden 2006: 377, §504). Die Vergleichsgröße wird standardsprachlich mit als angeschlossen, der Anschluss mit wie gilt als Regionalismus.

Im Russischen werden Komparativformen mit folgenden Suffixen gebildet: -ee (-ej)/ -e/ -še (-ее(ей)/ -е/-ше), die meist verbreiteten sind -ee und -ej (-ее und -ей)) (AG 2005: 562, §1343). Komparativformen verfügen nicht über die adjektivische Regularitäten; sie werden nicht entsprechend Kasus, Numerus oder Genus dekliniert und gehören damit zu den indeklinablen Wörtern (AG 2005: 562, §1342).

Im Bezug auf die ‘Flexion/Derivation‘-Problematik referieren die Autoren meistens entweder auf die Komparativformen oder auf die Komparation allgemein. Bisher gibt es keine einzige Arbeit auf diesem Gebiet, die sich ausschließlich auf die Superlativformen konzentrieren würde. Da die Basis dieses Aufsatzes die Auseinandersetzung mit dem heutigen Stand der Morphologie und die Betrachtung von Argumenten der sich damit beschäftigenden Sprachwissenschaftler bzw. Morphologen sein wird sowie für die Konkretisierung der Fragestellung, wird sich auch dieser Aufsatz weitgehend kontrastiv mit Komparativformen des Russischen und (weniger) des Deutschen sowie anderer slavischer Sprachen beschäftigen; auf Komparation allgemein wird hier weniger eingegangen und auf genauere Betrachtung der Superlativformen verzichtet.

3.3. Synthetisch vs. analytisch

Der Äreine“ Komparativ im Russischen wird synthetisch gebildet. Die analytische Möglichkeit existiert ebenfalls. Ob solche (analytischen) Formen auch zum Komparativ zählen, ist nicht unumstritten. Manche Russisten, z. B. Vinogradov, erkennen analytische Vergleichskonstruktionen als Komparativ an:

Die Verbindung -bolee [Gradpartikel Ämehr“, V. A.] + ein steigerungsfähiges Adjektiv - soll als eine zusammengesetzte Form betrachtet werden. Unbegründet ist die traditionelle Meinung über diese analytische Form, als falle sie aus dem gewöhnlichen Rahmen morphologischer Bildungen, indem sie eine syntaktische Verbindung zweier ungleichartiger Wörter darstellt.14

(Vinogradov 1972: 200

Übersetzung: V. A.)

Die heutige russische Akademiegrammatik vertritt eine andere Meinung: Verbindungen wie bolee krasivyj (Gradpartikel Ämehr“ + schön) sind keine morphologischen Formen, sondern syntaktische Konstruktionen:

Zu den Formen des Komparativs zählt nicht der beschreibende Ausdruck des Vergleiches mithilfe der Formen bolee [Gradpartikel Ämehr“, V. A.] oder menee

[Gradpartikel Äweniger“ V. A.]: bolee vesëlyj („mehr“ schön), bolee interesnyj

(„mehr“ interessant), menee vesëlyj („weniger“ fröhlich), menee interesnyj („weniger“ interessant). Die Wörter bolee oder menee in diesen Verbindungen behalten ihre lexikalische Bedeutung, und das verhindert ihre Umwandlung in Kriterien morphologischer Bedeutung und, folglich, Wortverbindungen wie bolee grustnyj („mehr“ traurig) oder menee vesëlyj („weniger“ fröhlich) werden dadurch nicht zu analytischen Komparativformen.15

(AG 2005: 562; §1342

Übersetzung: V. A.)

Der deutsche Duden zeigt nur eine einzige Möglichkeit auf, den Komparativ zu bilden, und zwar synthetisch mit dem Suffix -er (Duden 2006: 373, §497). Analytische Vergleichskonstruktionen werden hier nicht als Komparativ betrachtet. Der Duden sagt lediglich, dass der Komparativ durch Gradangaben verstärkt werden kann, wie in

(1) Die Strecke A ist noch/ etwas/ viel/ bedeutend/ ungleich/ erheblich länger als die Strecke B.

(Duden 2006: 378, §504)

Demgemäß werden in diesem Aufsatz auch nur laut Grammatiken korrektere, synthetisch gebildete Formen untersucht.

3.4. Abgrenzungskriterien

Ob es sich in einem konkreten Fall um Flexion oder Derivation handelt, scheint uns in vielen Fällen intuitiv bestimmbar zu sein. Meist gibt uns die Intuition auch eine richtige Antwort, doch bei der genaueren Betrachtung einzelner Charakteristika stellt in vielen morphologischen Konstrukten eine genauere Zuordnung ein Dilemma dar. In den letzten Jahren wurde daher eine Reihe von Unterscheidungskriterien geltend gemacht.

Zur Grundlage werden hier Unterscheidungs- bzw. Abgrenzungskriterien von folgenden Sprachwissenschaftlern genommen: - der an der Universität Leiden (Niederlande) lehrende Geert Booij (Abgrenzungskriterien in: Inflection and Derivation, 2000, S. 360-369 (Abschnitt Äinflection and derivation“)):

1.116 Change of word class17

1.2 Obligatorness

1.3 Paradigms

1.4 Generality and productivity

1.5 Semantic transparency

1.6 Psycholinguistic differences

1.7 Recursivity

1.8 Syntactic relevance

1.9 Order of morphems

– der österreichische Sprachwissenschaftler Wolfgang Dressler (Abgrenzungskriterien in: Leitmotifs in natural morphology, 1987, S. 5-6 (Abschnitt Äinflection and word formation“)):

(a) Inflectional paradigms are, in general, much less defective than derivational
categories or Äderivational paradigms“. Accordingly, we expect that far fewer forms are blocked in inflection than in derivation;
(b) Frege’s principle of compositionality (“The meaning of a complex expression is a function of the meanings of the constituent parts”) almost always holds in inflection, whereas it plays a rather marginal role in derivation;
(c) Forms of an inflectional paradigms are (in general) more often and more systematically subject to analogical leveling than derivationally related words derived from the same stem;
(d) Inflectional forms, in general, belong to the same syntactic category (word-class) as their respective base-forms, whereas derived words often belong to a different category;
(e) Inflectional formatives generally obey stricter phonotactic conditions (morpheme
structure constraints) than derivational formatives;
(f) Inflectional formatives usually have a peripheral position in the word form.

- der als Honorarprofessor für Linguistik an der Universität Leipzig tätige Martin Haspelmath (Abgrenzungskriterien in: Understanding Morphology, 2002, S. 70-79 (Abschnitt ÄProperties of inflection and derivation“)):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- der deutsche Sprachwissenschaftler, der bedeutende Beiträge zur theoretischen Morphologie mit dem Schwerpunkt Natürlichkeitstheorie leistete, Wolfgang Wurzel (Abgrenzungskriterien in: Flexionsmorphologie und Natürlichkeit, 1984, S. 40-51 (Abschnitt ÄZur Eingrenzung zur Flexion“)):

(I) Grammatische Morpheme nehmen innerhalb des Wortes die äußere Position ein,
Derivationsmorpheme die innere. In diesem Sinne schließen grammatische Morpheme morphologische Konstruktionen ab;
(II) Flexionsmorphologische Operationen sind wortartkonstant,
derivationsmorphologische können wortartverändernd sein;
(III) Eine mit einem Derivationsmorphem gebildete morphologische Konstruktion kann
im Satz durch eine Form ohne dieses ersetzt werden, eine mit einem Flexionsmorphem gebildete dagegen nicht;
(IV) Die unterschiedlichen Flexionsformen eines Wortes wirken sich (durch Kongruenz
usw.) über die Wortgrenzen hinaus im Satz, die unterschiedlichen Derivationsmorphemen nicht;
(V) Es gibt eine Reihe von Kategorien, die auf Grund ihrer Semantik typische
Kandidaten für Flexionskategorien darstellen. Sie bilden gleichsam den ÄKern“ der Flexion und spielen in der Flexion vieler unterschiedlicher Sprachen eine Rolle;
(VI) In der Flexion herrscht anders als in der Derivation ein strikter Parallelismus
zwischen Grundformen (Ausgangsformen) und abgeleiteten Formen: Zu im Prinzip jedem Singular eines englischen Substantivs lässt sich eine abgeleitete Pluralform bilden und im Prinzip jeder Pluralform liegt eine Singularform zugrunde usw.;
(VII) In der Flexion ist der Bedeutungsinterschied zwischen Grundformen und
abgeleiteten Formen voll prädiktabel, in der Derivation dagegen nur teilweise prädiktabel;
(VIII) Morphologische Ausgleichserscheinungen, durch die nichtfunktionale bzw.
störende Alternationen zwischen ‘verwandten‘ Formen abgebaut werden,
vollziehen sich im Bereich der Flexionsformen eines Wortes und erstrecken sich nicht auf die von ihm abgeleiteten Derivationsformen;
(IX) Grammatische Morpheme und Derivationsmorpheme tendieren zur formalen Differenzierung. Grammatische Morpheme unterliegen im allgemeinen in ihrer phonologischen Struktur (hinsichtlich des Vorkommenns und der Kombinierbarkeit von Segmenten) wesentlich strengeren Einschränkungen als Derivationsmorpheme.

- der am Institut für Linguistik der Russischen Akademie der Wissenschaften tätige

Valerij Dem’jankov (Abgrenzungskriterien in: Morfologičekaja interpretacija teksta i eё modelirovanie18, 1994, S. 93-95 (Abschnitt ÄKriterii različija“19 )):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten20

- intensiv wird hier auch die Arbeit von Grigorij Vinokur unter die Lupe genommen (formy slova i časti reči v russkom jazyke21, S. 397-418): Zwar werden hier keine konkreten Abgrenzungskriterien genannt bzw. aufgelistet, das Problem aber wird sehr ausführlich diskutiert und die Unterschiede zwischen Flexions- und Derivationsaffixen werden sehr genau vorgestellt.

Sicherlich haben sich auch etliche andere Linguisten mit der Problematik beschäftigt. Deren sich mit diesem Thema beschäftigenden Arbeiten werden in diesem Aufsatz nicht missachtet. Die hier genannten Autoren werden jedoch meist von anderen Linguisten zitiert, Diagnostiken dieser Sprachwissenschaftler werden oft als Grundlage der Untersuchungen auf diesem Gebiet verwendet, was sie zweifellos zu einer vernünftigen Grundlage für diese Arbeit macht.

4. Distribution von Morphemen

4.1. Morphemreihenfolge im Russischen

Wenn auch keine entscheidende, so gewiss eine äußerst essenzielle Rolle in der Problematik, ob Komparativformen derivationell oder flexivisch erzeugt werden, spielt der Status angehängter, Äkomparativbildender“ Affixe: Sind diese flexivischer Natur, so muss es sich um Flexion handeln und umgekehrt: Sind die komparativbildenden Affixe Derivateme, so muss auch der Prozess dementsprechend Derivation sein. In indirekter Form ist diese so gut wie axiomatische Annahme in allen ÄDistribution von Morphemen“-

Abgrenzungskriterien kodiert, sowohl bei Booij (1.9), Dressler (f), Haspelmath (ix), Wurzel (I), Dem’jankov (1.) als auch vielen anderen Sprachwissenschaftlern (z. B. Bergenholtz/Mugdan (1979); Fleischer/Barz (1992), Bybee (1985), Carstairs (1987), Bloomfield (1933)).

Speziell auf die Steigerungsformen im Deutschen bezogene Überlegungen sind in dieser Hinsicht (Distribution von Morphemen) keine Seltenheit (z. B. Elsen 2010: 136, Haspelmath 1974: 60 ff.), die Russisten behandelten dieses Thema bisher nicht sehr intensiv. Allgemein aber ist die Reihenfolge von Affixen im Russischen ebenso kein seltenes Thema (z. B. Miloslavskij 1980: 233ff.). Vor Beginn der Untersuchung konkreter Fälle muss hier auf eine bemerkenswerte Reihenfolge von Morphemen betreffende Aussage von Martin Haspelmath hingewiesen werden. Dass die Flexion an der Peripherie eines Wortes steht (Haspelmath (ix)), zeigt er am Beispiel eines englischen Komparativs:

(2) (4.9) c. English luck-i-er : root - proprietive (D) - comparative (I) [En] (Haspelmath 1974: 75; D= Derivation; I= Inflection [V. A.])

Ohne weitere Diskussion anerkennt Haspelmath das englische komparativbildende Affix -er als Flexionsaffix. Folgerichtig betrachtet er auch die englischen Komparativformen als Flexionsgebilde und nicht als Derivate.

Zusammenfassendfassend lässt sich aus allen ÄReihenfolge von Morphemen“- Diagnostiken Folgendes feststellen: In einem affigierten Konstrukt mit zwei oder mehr nach der Wurzel stehenden Suffixen muss das Derivationssuffix wegen seiner ÄRelevanz“ links vom Flexionsaffix stehen, und nicht umgekehrt; dementsprechend muss das Derivationssuffix näher an der Wurzel sein, als Flexionselement22 (Hypothese der ikonischen Distanz23, J. Greenbergs Universal 2824 (Greenberg 1963: 57), Ädistributive Unterschiede“25 (Fleischer/Barz 1992: 5)).

Die Reflexivverben der ostslavischen Sprachen sind leider in dieser Regelmäßigkeit bzw. Reihenfolge eine Ausnahme: Die Postfixe bzw. Reflexivpartikel, an deren derivationeller Natur keiner zu zweifeln vermag26, werden im Russischen, Weißrussischen und Ukrainischen - im Unterschied zum Deutschen und anderen (süd- und west-) slavischen Sprachen - direkt der flektierenden Verbform angefügt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Deshalb ist es möglich im Falle der ostslavischen Sprachen zu behaupten, dass in diesen in einem komplexeren morphologischen Konstrukt ein Derivationsaffix einem Flexionsaffix folgen kann bzw. ein Derivationsaffix rechts von einem Flexionsaffix stehen kann. Dies wird von allen als eine Ausnahme von der Standard-Reihenfolge anerkannt (vgl. Corbett 1987; er (Corbett) erwähnt in seinem Werk aber nur das Russische und bezeichnet dies als eine Ausnahme zu Greenberg‘s Universal 28. Aussagen darüber, dass in einer morphologischen Kette ein Derivationselement (immer ein Postfix!) nach der Flexion stehen kann, sind auch bei Dem’jankov (1994: 91), Miloslavskij (1980: 233ff.) und Lehfeldt/Kempgen (1999: 128) zu finden). Auf die Fähigkeit mancher Sprachen, ein Derivationsaffix zu einer Wortform, die ein Flexionsaffix schon beinhaltet, zu addieren, weist auch Dressler hin, indem er die Universalie 28 von J. Greenberg27 kritisiert:

Inflectional formatives usually have a peripheral position in the word form, although J. Greenberg (1963: 57) overstates the facts by using Äalways“ instead of Ägenerally“ in his Universal 28.

(Dressler 1987: 6)

Die oben beschriebene Ausnahme ist zweifellos für die Reihenfolge Äzuerst Flexion, dann Derivation“ ein Problem. Doch soll sie den Verlauf dieses Aufsatzes nicht weiter stören: Erstens ist das Postfix das einzige Derivationsaffix, das einer flektierenden Form angefügt wird und damit aus dieser ein neues Lexem bilden kann. Zweitens betrifft diese einzige Ausnahme im Russischen nur Verben und keinesfalls andere Wortarten, denn ein Postfix ist bekanntlich ein rein verbales Affix. Die Adjektive, die Gegenstand dieser Arbeit sind, werden davon verschont.

[...]


1.Lat. Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem: Prinzip der Parsimonie (lex parsimoniae, “Ockhams Rasiermesser”).

2. Terminologie aus: AG 2005 (Ru), Olijnyk 2008 (Ua) und Biryla 1986 (By).

3. Als Gegenpol zur Wortbildung wird Wortveränderung in der russischen Akademiegrammatik bet>rachtet (AG 2005: 455, §1114 (образование форм одного и того же слова называется словоизменением: ‘die Bildung der Formen ein und desselben Wortes heißt Wortveränderung‘), vgl. auch Szucsich 2012: 31); je nach der Tradition der morphologischen Beschreibung ist auch der Begriff formoobrazovanie (Formenbildung) in der Literatur anzutreffen (z. B. Ščerba, Vinogradov, Lehfeldt, Kempgen usw.).

4.Ungeachtet aller Vorbehalte muss die morphologische Gliederung ÄFlexion/Derivation“ streng genommen als komplementär betrachtet werden: Jedes affigierte Konstrukt muss entweder der einen oder anderen Bildungsmethode angehören; diese Zweiteilung wird, mit nur wenigen Ausnahmen (z. B. Lehmann 2003: 143), von den meisten Morphologen als komplementär anerkannt.

5. Begriffe, Äußerungen, Zitate usw. aus dem Englischen werden in diesem Aufsatz nicht ins Deutsche übersetzt.

6. Weitere Definitionsmöglichkeiten sind möglich.

7. In der Slavistik auch gegen die Aspektbildung und in der Germanistik gegen die Partizipien des Präsens und des Perfekts (Vater 1994: 82).

8. Wenn auch als Grenzfall, so sehen wir die Komparation doch als Flexion und nicht als Derivation an“ (Eisenberg 1994: 239).

9. http://fak1-alt.kgw.tu-berlin.de/call/linguistiktutorien/morphologie/morphologie%20k5.html (Zugriff: 01.10.2013).

10.www.uni-leipzig.de/~heck/morph06/webintro.pdf, S. 22 (Zugriff: 01.10.2013).

11.http://www.uni-konstanz.de/lahne/teaching/ss09/02_morph_grundbegriffe.pdf, S. 3 (Zugriff: 01.10.2013).

12.www.fb10.uni-bremen.de/khwagner/morphologie/ppt/morphologie8.ppt (Zugriff: 01.10.2013).

13.Scriptum Einführung in die germanistische Linguistik (HU-Berlin, 2007), S. 46.

14. Original: Итак, в сочетании: более + качественное прилагательное следует видеть одну составную форму. Неосновательно традиционное мнение об этой аналитической форме, будто она выходит за обычные рамки морфологических образований, представляя синтаксическое сочетание двух неоднородных слов.

15. Original: К формам сравнительной степени не относится описательное выражение сравнения с помощью форм более или менее: более веселый, более интересный, менее веселый, менее интересный. Слова более или менее в этих сочетаниях сохраняют свое лексическое значение, и это препятствует их превращению в показатели морфологического значения и, следовательно, превращению сочетаний типа более грустный, менее веселый в аналитические формы сравнительной степени.

16. Hier und weiter: Bei allen als Grundlage genommenen Abgrenzungskriterien wird die authentische (von Autoren bestimmte) Nummerierung genommen. Um das überflüssige Schreiben aufzusparen, ist in diesem Aufsatz eine Abkürzung wie ÄBooij (1.1)“ wie folgt zu lesen: Geert Booij, Kriterium 1.1 (Change of word class), in: Booij 2007, 360-369.

17. Wie die einzelnen Punkte von deren Verfasser interpretiert werden, wird im Laufe des Aufsatzes erläutert, soweit dies erforderlich ist.

18. морфологичекая интерпретация текста и её моделирование; ’morphologische Interpretation des Textes und ihre Modellierung’

19. критерии различия; ’Unterscheidungskriterien’

20. Original: 1. oчерченность границ; 2. oбязательность; 3. предсказуемость значения; 4. значимость отсутствия ; 5. ориентация на распознавание; 6. грамматикализованность; 7. синтаксическая зависимость; 8. регулярность, продуктивность, стандартность; 9. внешняя автономия; 10. единственность.

21. формы слова и части речи в русском языке: ’Wortformen und Wortarten im Russischen’ 16

22. Da die komparativbildenden Affixe sowohl im Russischen als auch Deutschen stets Suffixe sind und dementsprechend rechts der Wurzel stehen, werden hier und weiter hin nur hinter der Wurzel stehende Affixe diskutiert. Dies ist insofern wichtig, als laut manchen Theorien auch Flexionsaffixe in bestimmten Konstruktionen näher an der Wurzel stehen können als Derivationsaffixe, jedoch nur diejenigen, die vor der Wurzel sind: Flexionspräfixe. Die Rede ist von der Aspektkategorie: Dahl (1895), Breu 1984, Bubee/ Perkins/ Pagliuca (1994) und Lehmann (2003) rechnen die Aspektbildung im Russischen der Derivation zu; viele Russisten jedoch, vor allem Vertreter der Leningrader Schule, betrachten Perfektiva und Imperfektiva als Flexion (vgl. u.a. Vinogradov (1972), Maslov (1984), Isačenko (1968)).

23. Die Hypothese der ikonischen Distanz: Affixe sind um so näher am Stamm in der linearen Ordnung zu finden, je relevanter sie für diesen sind (Hoffmann 2005: 595).

24. J. Greenberg’s Universalie 28 (Original): If both the derivation and the inflection follow the root […] the derivation is always between the root and the inflection (Erwähnt auch bei Booij 1.9).

25. Die Flexionsaffixe stehen stets am Ende der Wortform, sie folgen den Derivationssuffixen.

26. Mit nur wenigen Ausnahmen: Z. B. Lehmann (2003:143) stellt den Status der Postfixe des Russischen als Derivationselemente in Frage.

Ende der Leseprobe aus 80 Seiten

Details

Titel
Der Komparativ im Russischen. Flexion oder Derivation?
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Slawistik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
80
Katalognummer
V358052
ISBN (eBook)
9783668430198
ISBN (Buch)
9783668430204
Dateigröße
1842 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Flexion Derivation Wortform Wortbildung Komparativ Morphologie Germanistik Polonistik
Arbeit zitieren
Vladislavs Arhipovs (Autor:in), 2013, Der Komparativ im Russischen. Flexion oder Derivation?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358052

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