Die Erbsündenlehre: Grundlage und Entstehungsgeschichte


Trabajo de Seminario, 2003

21 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung
1 Die Problemstellung
2 Die Definition
3 Geschichtliche Entwicklung
4 Die Vorgehensweise und das Ziel dieser Arbeit

I. Die Erbsünde bei Paulus
A. Die Aussagen zur sündhaften Natur des Menschen im Römerbrief
1. Röm 1,24-31
2. Röm 3,10-17. 23
3. Röm 5,12-19
4. Röm 6,17-23
5. Röm 7,5-25
6. Röm 8, 3-10.
B. Die menschliche Natur in den anderen paulinischen Schriften
1. 1. Kor 2,14
2. 1. Kor 15,20-22
3. Gal 5,17-19.24
4. Eph 2,3
5. Eph 4,22
Ergebnis

II. Augustinus - Der Vater der Erbsündentheologie
A. Der Hintergrund
B. Der Paradigmenwechsel
C. Die Entstehung der Lehre – die ersten Gedanken
D. Die Ausformung der Lehre – der pelagianische Streit
E. Von der Konkupiszenz gefangen
F. Röm 5,12 – der Ausgangspunkt der Lehre
G. Die Randerscheinung – die juristische Erbschuld
Ergebnis

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

... die Ursünde, nichts ist bekannter, nichts ist geheimnisvoller für das menschliche Verständnis.

Augustinus[1]

Invitus nemo peccat: peccatum actio est.

Publilius Syrus[2]

Einleitung

1 Die Problemstellung

Der erste Mensch gab dem Bösen die Möglichkeit in seine Welt zu kommen. Ursprünglich hatte der Mensch die Neigung zur Erkenntnis Gottes und zur Liebe zu ihm gehabt. Das Böse wählte der Mensch nur, weil es ihm von der Schlange zugeflüstert worden war. Das Böse im Menschen, und durch ihn auch im Universum, ist daher mit einer ansteckenden Krankheit vergleichbar, die sich auf keinen Fall automatisch verbreitet. Nur durch seine freie Entscheidung ließ der Mensch sich damit anstecken. Der Mensch lieferte sich selbst dieser Pest aus.

Die Frucht wurde aufgegessen, die Sünde entwickelte sich weiter. Adam schob seine Schuld auf Eva. Kain tötete Abel. Die Geschichte der Menschheit beschleunigte sich. Der Mensch aber ist von nun an unter der Macht des Bösen. Durch die Trennung des Menschen von Gott wird sein Wesen widernatürlich, verzerrt. Der entstellte Verstand spiegelt nicht mehr das Himmlische, sondern nur das Irdische und primitive Materielle wieder. Der Geist fing an der Seele zu nagen an. Er stellte die göttliche Nahrung zur Seite. Sie, die Seele wurde durch die Begierde zum Parasiten des Fleisches. Der Leib wurde zum Schmarotzer des Erdkreises. Der Mensch tötet, um weiter zu leben und sichert damit den Tod auch für sich.[3]

Gott aber vernichtet den Menschen nicht. Die Erde existiert bis heute. Die Welt, in der der Tod seinen Platz fand, ist eher eine Katastrophe, als eine ursprünglich geschaffene Ordnung. Verflucht ist die Erde um des Menschen willen.

Und das alles geschieht nur wegen einer einzigen falschen Entscheidung des Urvaters?

Gründet die Sünde immer noch in der persönlichen Entscheidung eines einzelnen Menschen? Wird ein Mensch bereits vor seiner eigenen Willensentscheidung in eine umfassende Unheilssituation, die das Resultat menschlicher Geschichte darstellt, hineingeboren?

Vererbt der Mensch nur eine durch die Sünde negativ geprägte Situation oder sitzt die Krankheit Adams tief in den Genen des Menschen? Gibt es ein Heilsmittel?

2 Die Definition

Die Lehre, welche sich mit den Fragen solcher Art beschäftigt, ist in der Kirchengeschichte als Erbsündenlehre bekannt. Nach A. Schopenhauer ist sie „Mittelpunkt und Herz des Christentums“.[4]

Die Erbsünde beschreibt nach der christlichen Lehre den Zustand der ganzen Menschheit, welcher als die Folge des Sündenfalls Adams entstanden ist. Da es sich bei der christlichen Religion immer um die Erlösung der Menschen aus diesem Zustand handelt, „müssen die Lehre von der Sünde sowie die Lehre vom peccatum originale als deren Spezialthema im Zentrum jeder christlichen Theologie und infolgedessen auch jeder theologischen Anthropologie stehen.“[5]

Den Grund dieses Gedankengebäudes bildet der Bericht über den Sündenfall Adams im 1. Buch Mose und in den anderen Büchern des Alten Testamentes. Der Apostel Paulus wendet sich auch der Problematik zu und versucht diese Texte zu interpretieren. Indem Paulus die Universalität und Wirksamkeit des Erlösungswerkes sucht, zieht er eine Parallele zwischen dem Urvater und Haupt der gesamten Menschheit - dem „alten“ Adam und dem sündlosen „zweiten“ Adam - dem Haupt der erlösten Menschheit - Christus. Dabei kommt er an dem Sündenfall des Adams nicht vorbei, sowie den damit verbundenen Fragen: das Verderben und die Sündhaftigkeit der menschlichen Natur, welche von Adam herrühren.

3 Geschichtliche Entwicklung

Die ersten nachapostolischen Ausarbeitungen der Lehre stammen von Augustinus (354-430). Augustinus entwickelte seine Lehre im Gegensatz zu Pelagius, der den freien Willen der Menschen und ihre Fähigkeit des Gehorsams gegenüber dem Gesetz Gottes behauptete. Augustinus vertrat den Gedanken, dass die Menschen der Sünde gegenüber anfällig seien. Alle wurden in Sünde geboren, denn alle haben die Sündhaftigkeit des Adams ererbt.

In der Zeit der Scholastik erlitt die Lehre keine wesentlichen Änderungen. Erst durch die Reformation begann sich die Erbsündenlehre weiter zu entwickeln. Luther erhebt die Bedeutung der Erbsünde als das tiefste innere Verderben der menschlichen Natur, „denn die menschliche Natur ist durch die Erbsünde so verderbet und vergiftet, daß wirs nicht achten noch erkennen und verstehen können.“[6]

Im zweiten Artikel der Confessio Augustana (1530) wurde formuliert, „daß nach Adams Fall alle Menschen... in Sünde empfangen und geboren werden, das heißt, daß sie alle von Mutterleib an voll böser Lust und Neigung sind und von Natur keine wahre Gottesfurcht und keinen wahren Glauben an Gott haben können.“[7]

Die römisch-katholische Kirche in Tridentinischen Konzil (1545-1563) lehnte diese Vorstellung ab und bekräftigte die traditionelle Ansicht.

In der nachreformatorischen Zeit ist die Lehre von der Erbsünde von verschiedenen Theologen in Betracht gezogen worden.[8] Wegen der Schwierigkeit der Problematik, haben die verschiedenen Schulen keine Einigkeit in der Frage erreicht. Heute kommt man entweder zu der völligen Ablehnung der Erbsünde oder zu ihrer totalen Neudefinition.

4 Die Vorgehensweise und das Ziel dieser Arbeit

Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die zwei Anhaltspunkte der Entwicklung der Erbsündelehre zu verfolgen: erstens, ihren neutestamentlichen Ursprung (die Gedankenzüge in der paulinischen Theologie), und zweitens, ihr Werden als eine theologische Disziplin (Augustinus).

Diese Arbeit hat weder das Ziel eine eigene Antwort auf das Problem der Erbsünde auszuarbeiten oder vorzuschlagen, noch eine gründliche Forschung die Entwicklung des Problems vorzustellen.

Diese Arbeit ist als die Grundlage für die zukünftige Forschung gedacht und liefert nur die allgemeine Information zu der Frage der Erbsünde.

I. Die Erbsünde bei Paulus

Die allgemeinen Ausführungen aus dem Neuen Testament zu der Erbsündelehre beschränken sich auf den Sündenbegriff des Paulus.[9] „Denn unter all den neutestamentlichen Autoren ist er derjenige mit der ausgeprägtesten Theologie von der Sünde, die allerdings schon von einer universalen Unheilsbedeutung Adams ausgeht und damit die Zuspitzung des christlichen Sündenbegriffs auf die Ur- und Erbsünde anbahnt.“[10]

Der Apostel Paulus hat keine systematisch durchdachte Darstellung seiner Theologie hinterlassen. Seine Theologie liegt immer nur in der schwer zu fassenden Form des Briefes vor. Deswegen hat man keinen unmittelbaren Zugang zur paulinischen Theologie und kann sie nur „stückweise“ erkennen.

In seinem Sündenverständnis bewahrte Paulus einerseits die Ansicht des Alten Testamentes und wies anderseits auf nicht unerhebliche Unterschiede auf. Im allgemeinen erkennt Paulus die Sünde als die aktive Übertretung der göttlichen Gebote des Gesetzes. Die Diskrepanz mit dem AT kommt mit dem Wort „Gesetz“ hervor. In dem Bereich weicht das paulinische Denken vom alttestamentlichen ab.[11] Das Gesetz kann nun auf keinen Fall ein Mittel zum Heil werden. „Es ist daneben hineingekommen, damit die Sünde und die Übertretung sich mehre (Röm 5,20; 7,13).“[12]

Darüber hinaus führte Paulus alle Sünden auf eine Grundsünde zurück, die er mit einem Ungehorsam und mit der Abkehr des Menschen von Gott verbindet. Diesen Zustand der Menschheit vereinbart Paulus mit einer Unheilsphäre – „Verlust der Herrlichkeit“ (Röm 3,23). „So spricht Paulus von der Sünde vor allem im Sinne eines Verhängnisses, einer überpersönlichen Macht, unter den Juden wie Heiden von Anfang an stehen.“[13] Der Mensch wird nicht erst, sondern ist von Anfang an ein Sünder (Röm 5,21; 6,17.23; 7,14). Der Weg führt von der Einzelsünde immer zur Erkenntnis eines universalen Sündenverhängnisses hin, d.h. alle Sünden gehen letztlich auf eine Grundsünde zurück und zwar auf den Ungehorsam und die Abkehr von Gott.

Obgleich die paulinischen Gedanken für die spätere Entwicklung der Erbsündenlehre nicht unerheblich waren, lässt sich „weder eine Erbsündenlehre noch eine Übertragungstheorie, so wie sie sich dann von Augustinus bis zum Konzil von Trient in der dogmatischen Tradition entwickelte“, wiederfinden.[14]

Daher wird sich in dieser Arbeit in keine Diatribe und in kein wissenschaftlich-exegetisches Verfahren mit dem Ziel der Auslegung der paulinischen Gedanken eingelassen. Das Ziel des Abschnittes der Arbeit ist, ausschließlich die paulinischen Texte mit den bescheidenen Kommentaren vorzulegen, die in der Frage der Erbsünde den weiteren Denker als Anstoß gedient haben oder als solche angesehen werden könnten.

A. Die Aussagen zur sündhaften Natur des Menschen im Römerbrief

1. Röm 1,24-31

„24Darum hat Gott sie dahingegeben in den Begierden ihrer Herzen in Unreinheit...

26Deswegen hat Gott sie dahingegeben in schädliche Leidenschaften. Denn ihre Frauen... 27... und ebenso auch die Männer... empfingen den gebührenden Lohn ihrer Verirrung an sich selbst. 28... hat Gott sie dahingegeben in einen verworfenen Sinn,...“[15]

Die Begierde des Herzens ist nicht nur die Wurzel aller Sünden, sondern auch die Strafe für die Sünde. Die Situation kann mit einer Kettenreaktion verglichen werden. Der Mensch trägt in seinem Leibe die Strafe für seine sündhafte Natur, welche gleich die Voraussetzung für ihren Fortbestand schafft.

„Die Sünde ist für Paulus weniger eine Tat, sondern „der grundsätzliche Undank und Widerstreit Gott gegenüber... der sich dann in den einzelnen konkreten Entscheidungen gegen Gott auswirkt.“[16]

2. Röm 3,10-17. 23

„9Denn wir haben... zuvor beschuldigt, dass sie alle unter der Sünde seien... 10Da ist kein Gerechter... 11keiner, der Gott sucht... 23denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes...“

Der Mangel an der Herrlichkeit Gottes, der in diesem Text allen zugesprochen wird, beschreibt den jämmerlichen Zustand der ganzen Menschheit. Alle haben gesündigt! Jeder soll seine Lage in der Unüberwindbarkeit der Sünde erkennen.

[...]


[1] „… anticuum peccatum, quo nihil est ad praedicandum notius, nihil ad intelligendum secretius.” Augustinus, De Moribus Ecclesiae et de Moribus Manichaeorum libri duo, 22/40.

[2] Lexikon lateinischer Zitate 4698.

[3] Лосский.

[4] Heinz 99.

[5] Böttigheimer 523.

[6] Luther 21.

[7] Kirche & Glauben - Kurz & Bündig.

[8] Gross 9ff.

[9] Schmitz-Moormann 47f.

[10] Böttigheimer 21.

[11] Böttigheimer 27ff.

[12] RGG Bd. 6, S. 486.

[13] Böttigheimer 29.

[14] Böttigheimer 30. Vgl.: Scmitz-Moormann 48,- „Die Erbsündelehre ist nicht paulinisch.“

[15] In diesem Kapitel werden die Bibeltexte aus der revidierten Elberfelder Bibel angeführt.

[16] Böttigheimer 29.

Final del extracto de 21 páginas

Detalles

Título
Die Erbsündenlehre: Grundlage und Entstehungsgeschichte
Universidad
Friedensau Adventist University  (Theologische Hochschule)
Curso
ST 211
Calificación
1,3
Autor
Año
2003
Páginas
21
No. de catálogo
V35835
ISBN (Ebook)
9783638356398
ISBN (Libro)
9783640203307
Tamaño de fichero
552 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Erbsündenlehre, Grundlage, Entstehungsgeschichte
Citar trabajo
Dimitry Husarov (Autor), 2003, Die Erbsündenlehre: Grundlage und Entstehungsgeschichte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/35835

Comentarios

  • visitante el 8/7/2014

    Wird die Erbsündenlehre relativiert, können selbst Muslime christliches Trinitätsdenken nachvollziehen, während andererseits Christen auch muslimische Vorstellungen bejahender gegenüberstehen, wenn sie die Entstehungsgeschichte schwieriger Korantexte hinterfragen. Mohammed erzählte vom Paradies, deshalb wurde konkret nachgefragt. Auf die Gegenfrage nach des Fragestellers größtem Wunsch wurden Wünsche geäußert wie: Ich möchte im Sessel des Sultans sitzen und jene besonderen Trauben des ersten Ernteherbstes serviert bekommen (Jungferntrauben nennt man sie noch heute) oder vom daraus gewonnenem nicht berauschendem Wein zu trinken kriegen! Mohammed soll dann geantwortet haben, das Paradies sei ein Dauerzustand des Gefühles bei der Erfüllung eines solchen Wunsches. - Was sollte störend an dieser Sicht der ominösen Jungfrauen sein?!

  • visitante el 13/4/2014

    Das Trinitätsverständnis ohne die Erbsündenlehre:
    Gott hat laut der Bibel seinen Geist auf Moses gelegt - bei Jesus geschah das bei dessen Taufe.
    In 4.Mose11 nahm Gott das „was vom Vater und vom Sohn ausgeht“ und übergab diesen „Geist des Herrn“ an 72 Juden und in der Apostelgeschichte an ungezählte Christen. Diese beiden klassischen Trinitäten krönt die geheimnisvollste, die dritte, die „Menschwerdung Gottes“. Dort schenkte Gott Maria seinen Geist. Auch hiervon entnahm er einen Teil und legte den jedoch nicht auf irgendwelche Menschen sondern in Marias Leib dorthin wo Jesus hin“eingeboren“ worden ist. So kam hier ebenfalls der Heilige Geist nicht direkt von Gott sondern über die Mutter Jesu, also über einen Menschen; wohl deshalb hat Jesus sich selber als „Menschensohn“ (Gottes) bezeichnet.

    Berthold Flößer

  • visitante el 8/3/2014

    Gedanken eines Laien, der die Erbsündenlehre radikal ablehnt.

    In Christ in der Gegenwart 9/2001 schrieb Dr. Georg Kraus, der bis zu seiner Emeritierung als Prof. für Dogmatik an der Uni Bamberg tätig war, folgendes:
    Überholter Begriff „Erbsünde“: Versuch zu einem neuen Verständnis.

    „Gegenwärtig wird in den meisten dogmatischen Reflexionen zur Erbsünde zugegeben, daß
    dieser Begriff einen inneren Widerspruch enthält. Die zwei Teile lassen sich bei strenger
    Auffassung nicht kombinieren. Wenn der Begriff Sünde ernst genommen wird, gilt: Die Sünde ist
    eine personale Tat, das heißt: eine bewußte und freie Entscheidung. Eine personale Tat kann aber
    nicht weitervererbt werden. Wenn der Begriff Erbe ernst genommen wird, dann gilt: Das Erbe ist
    etwas, das der einzelne Mensch ohne sein Zutun durch Abstammung erhält. Durch Abstammung
    kann der Mensch keine personale Sünde oder verantwortliche Schuld erhalten.Hier stellt sich die
    ernste Frage: Ist es bei solcher Widersprüchlichkeit und Mißverständlichkeit verantwortlich, am
    Begriff Erbsünde festzuhalten? Wäre es nicht dienlicher für die angezielte Botschaft, die
    Grundinhalte des Begriffs ,,Erbsünde" mit einem anderen, unmißverständlichen Begriff zu
    vermitteln? Es besteht das große Problem, daß die traditionelle Erbsündenlehre auf
    weltbildhaften Voraussetzungen beruht, die im heutigen evolutiven Weltverständnis völlig überholt
    sind. Der traditionelle Begriff der Erbsünde geht ja davon aus, daß Adam und Eva historische
    Gestalten und daß sie das einzige Urheberpaar der ganzen Menschheit waren, an die sie durch
    die biologische Fortpflanzung die Erbsünde weitervererbt haben. Doch in der heutigen
    Perspektive der Evolution läßt sich die Historizität von Adam und Eva sowie des Monogenismus,
    also der Abstammung der Menschen von einem einzigen Paar, nicht mehr vertreten.
    Der Begriff der Sündenverfallenheit überbietet den Begriff der Erbsünde. Zum anderen ist der
    Begriff der Sündenverfallenheit existentiell erfahrbar, während der Erbsündenbegriff abstrakte
    Lehre ist. --- Genau diese existentielle Erfahrung schildert Paulus im Römerbrief (7,7—25) und
    bringt sie auf den Punkt in dem dichten Satz: ,,Denn ich tue nicht das Gute, das ich will, sondern
    das Böse, das ich nicht will" - Soweit Prof. Dr. Kraus!

    Es waren gerade diese dichten Sätze die mich Laien veranlassten Römer 7 näher anzusehen.
    Als Paulus seine Briefe schrieb, waren Satzzeichen unbekannt und die Verseinteilung kam
    erst im 16.Jahrhundert. Deshalb kann 19 und 20 auch zusammenhängend gelesen werden.
    Dadurch bleibt das „Nicht“ als erstes Wort im 19. Vers, auch erstes Wort in der Übersetzung.
    Dann aber steht dort folgendes:
    „Nicht, wenn ich das Gute (das Gesetz) tun oder nichts Böses tun will, sondern wenn ich das alles
    nicht mehr tun will und nicht mehr danach handle, dann wohnt die Sünde in mir.“
    Kritisiert also Paulus, wie auch Jesus, nicht das Gesetz selber, sondern nur dessen Auswüchse?
    An jenes Gleichnis, wo Priester und Levit aus religiösen Gründen wegen auferlegten
    Reinheitsvorschriften das Gebot der Nächstenliebe vernachlässigt haben, sei hier erinnert.
    Doch weiter in Römer 7: Ohne das in Vers 13 zu Augustinus Zeiten wegen der Erbsünde
    eingesetzte Komma und dem dann so im Lateinischen festgeschriebenen Text, heißt es dort:
    „Ist denn das Gute (das Gesetz) mir zum Tod geworden? Keineswegs! Aber die Sünde wird
    ersichtlich Sünde durch das Gute. Mein Tun wird tödlich, wie das des maßlos Sündigenden
    (amartwlov heißt nicht sündig sondern Sünder oder Sündigender) durch die Sünde gegen das
    Gebot.“ und In 15-17 steht, fortlaufend gelesen:
    „Wenn ich mein (anerzogenes gesetzliches) Handeln nicht begreife, will ich es nicht befolgen,
    sondern hasse dieses Tun, wenn ich aber tue, was ich nicht will, erkenne ich an, dass das
    Gesetz gut ist, wenn ich es nicht mehr befolge, dann wohnt in mir die Sünde.“
    Die Rückkehr zur Urfassung des chriechischen Textes hat Folge, dass ich die Gebote nicht
    durchs Übertreten bestätige, wie ich heute verwundert lese, sondern dadurch, dass ich
    zumindest versuche, sie zu befolgen.

    Berthold Flößer 75245 Neulingen Auweg 32

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