Die Verfasserinnen dieser Arbeit wurden im Rahmen einer Exkursion mit dem Kölner Frauengeschichtsverein auf die Röntgenschwester Blandina Ridder aufmerksam. Eigene Unwissenheit zu den um die Jahrhundertwende üblichen Röntgenverfahren und der durch Schwestern ausgeführten technischen Bedienung dieser Geräte warfen erste Fragen auf. Aber auch die Bedingungen, unter denen Schwestern religiöser Gemeinschaften in dieser Zeit lebten, erweckten Neugier.
Als nach anfänglichen Erkundigungen feststand, dass Schwester Blandina an den Folgen der Strahlenkrankheit verstorben war, sahen sich die Verfasserinnen veranlasst, nach konkreteren Fakten zu recherchieren.
Sehr schnell wurde klar, dass nicht nur die Verfasserinnen nur wenige allgemeingültige Informationen finden konnten. Hinzu kam, dass durch die Zerstörung des Kölner Stadtarchivs nur noch wenig Aussicht auf eine gute Datenlage bestand. Entsprechendes Interesse an historischer Forschung vorausgesetzt, wollten sie dazu beitragen, dass zumindest im Fall der Schwester Blandina Ridder nicht, wie so oft in der Geschichte, Informationen unwiederbringlich verloren gehen. Die Aussicht, mit Hilfe der Methode nach Rohlfes noch bestehende Daten zu sichern und diese zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen sowie anhand des gesellschaftlichen Hintergrundes Geschehnisse zu rekonstruieren, animierte die Verfasserinnen zusätzlich, diese Herausforderung anzunehmen. So machten sie sich zur Aufgabe, im Rahmen einer Masterthesis in einen Teil der Berufs- und Lebensgeschichte der mit bürgerlichem Namen heißenden Anna Maria Ridder und in die politischen, gesellschaftlichen und technischen Strukturen der Zeit einzutauchen, um die eigenen Fragen an das Thema zu ergründen.
Im Zuge der Vorbereitung der Masterthesis entwickelten sie daraus folgende Forschungsfragen: In welchen gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen lebte Anna Maria Ridder in ihrem jeweiligen sozialen Verbund? Wie gestaltete sich der Arbeitsalltag der Röntgenschwester Blandina Ridder im Kölner Bürgerhospital?
Informative und spannende Erkenntnisse führten die Verfasserinnen durch den gesamten Rechercheprozess und sollen mit der vorliegenden Arbeit auch die Leser mit auf die Reise in die vergangene Zeit nehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Methodisches Vorgehen
- Literatur- und Quellenrecherche
- Empirisch erschlossene Quellen
- Differenzierung von Quellen beschreibenden Begrifflichkeiten
- Methode
- Klärung des Begriffs historische Quellen
- Der Begriff Quellenkritik
- Der Begriff Quelleninterpretation
- Stufen der Quellenarbeit nach Rohlfes
- Recherchieren und Sammeln
- Quellenkritik
- Bestimmung der Quellengattung
- Identifikation von Wörtern, Zeichen, Symbolen und Zahlen
- Rekonstruktion des historischen Umfeldes
- Bestimmung von Urheber und Adressaten
- Analyse und Identifizierung der Aussage
- Klärung des Repräsentativen, Typischen, Verallgemeinerbaren
- Auswertung, Deutung und Einordnung
- Personen- Struktur und Alltagsgeschichte in Interdependenz und die Einbettung des Forschungsthemas in die wissenschaftlich historischen Perspektiven
- Oral History, Zeitzeugeninterviews und Zeitzeugen der Folgegenerationen
- Der wissenschaftlich- technische Fortschritt in Deutschland von 1871 bis 1920
- Darlegung der zitierten Quellen nach Rohlfes
- Die gesellschaftlich-politische Situation
- Die Entwicklung von Wissenschaft und Technik
- Der Einfluss der Technik auf die Lebenswelten
- Die Interdependenz von Bedarf an gesundheitlicher Versorgung und Versorgungsmöglichkeiten durch wissenschaftlich-technischen Fortschritt
- Der Beruf der Röntgenschwester in seinen Anfängen von 1896 bis 1920 in Deutschland
- Darlegung der zitierten Quellen nach Rohlfes
- Röntgengehilfe oder Röntgenschwester
- Annäherung an den Begriff »Röntgenschwester«
- Ausbildung zur Röntgenschwester
- Rekonstruktion der Biografie anhand der Lebenswelt der Maria Ridder von Kindheit und Jugend bis zum Eintritt in die Genossenschaft der Cellitinnen
- Darlegung der zitierten Quellen nach Rohlfes
- Die ökologischen Bedingungen und die gesellschaftlich-politische Situation zwischen 1871 und 1889 in der Region Boke
- Kindheit und Jugend der Anna Maria Ridder vor dem Hintergrund regionaler und sozialer Gegebenheiten
- Das Leben der Blandina Ridder als Teil der religiösen Gemeinschaft
- Darlegung der zitierten Quellen nach Rohlfes
- Das Kölner Bürgerhospital - vom Altenheim zum Krankenhaus
- Die Cellitinnen zwischen Armenverwaltung und erzbischöflicher Ordensregel
- Die Anfangszeit Schwester Blandinas in der Genossenschaft der Cellitinnen
- Lebens- und Arbeitsbedingungen als Mitglied der religiösen Gemeinschaft
- Der Arbeitsalltag als Röntgenschwester im Kölner Bürgerhospital
- Die Auswirkungen der Strahlenkrankheit auf den Arbeitsalltag der Schwester Blandina
- Epilog
- Resümee
- Methodischer Rückblick
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit dem Leben und Wirken der Röntgenschwester Blandina Ridder. Im Zentrum der Arbeit steht die Rekonstruktion der Lebenswelt der Anna Maria Ridder, die später als Schwester Blandina in die Genossenschaft der Cellitinnen eintrat. Die Arbeit verfolgt das Ziel, das Leben der Frau Ridder vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und politischen Strukturen des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts zu beleuchten.
- Der wissenschaftlich-technische Fortschritt in Deutschland von 1871 bis 1920
- Die Entstehung und Entwicklung des Berufes der Röntgenschwester
- Die Lebensbedingungen der Landbevölkerung im Raum Boke und die Rekonstruktion der Biografie der Anna Maria Ridder
- Die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Cellitinnen im Kölner Bürgerhospital
- Die Geschichte der Röntgenabteilung am Kölner Bürgerhospital und die Auswirkungen der Strahlenkrankheit auf den Arbeitsalltag der Schwester Blandina
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in welcher die Verfasserinnen die Motivation für die Erstellung der Arbeit schildern. Im Anschluss daran wird die methodische Vorgehensweise, die Quellenarbeit und die Interpretation der Quellen nach Rohlfes erläutert. Die Verfasserinnen beschreiben dabei die Besonderheiten und Herausforderungen der historischen Forschung, insbesondere im Hinblick auf die Rekonstruktion von Personenbiografien und die erschlossene Datenlage. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Kontext der wissenschaftlich-technischen Entwicklungen im Deutschen Kaiserreich. Nach einem kurzen Einblick in die gesellschaftspolitische Situation werden die wesentlichen Errungenschaften der Physik, Chemie und Technik in dieser Zeit dargestellt. Die Verfasserinnen beleuchten, wie sich die technischen Neuerungen auf die Lebenswelt der Menschen auswirkten, besonders auf die soziale Situation der Arbeiter in den Großstädten. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der technischen und wissenschaftlichen Entwicklungen auf das Gesundheitswesen, die Krankenhäuser und die Krankenpflege erörtert.
Im sechsten Kapitel wird die Entstehung des Berufes der Röntgenschwester beleuchtet und die Entwicklung der Radiologie und der radiologischen Assistenz in der Schweiz und in Deutschland anhand der verfügbaren Quellen dargestellt. Die Verfasserinnen beschreiben die Ausbildung der Röntgenschwestern sowie ihre Aufgabenbereiche, wobei sie einen besonderen Schwerpunkt auf die Unterschiede zwischen der Ausbildung zur Röntgenassistentin am Lette-Verein und der Weiterbildung der Röntgenschwestern nach einer Krankenpflegeausbildung legen.
Im siebten Kapitel wird die Biografie der Anna Maria Ridder, die später als Schwester Blandina in die Genossenschaft der Cellitinnen eintrat, anhand der Lebenswelt des kleinen Dorfes Anreppen im Raum Boke rekonstruiert. Die Verfasserinnen beleuchten die ökologischen und gesellschaftlichen Bedingungen in der Boker Heide und die Lebensumstände der Menschen in Anreppen im späten 19. Jahrhundert. Die Arbeit schildert die soziale Lage der Familie Ridder und beschreibt das Leben der Anna Maria Ridder in ihrer Kindheit und Jugend.
Im achten Kapitel wird das Leben der Schwester Blandina Ridder in der Genossenschaft der Cellitinnen beschrieben. Die Verfasserinnen schildern die Geschichte des Kölner Bürgerhospitals als Einrichtung der öffentlichen Armenhilfe und die Geschichte der Cellitinnen im Spannungsfeld zwischen ihrem geistlichen Leben und ihren beruflichen Anforderungen. Die Arbeit beleuchtet die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Cellitinnen im Bürgerhospital und skizziert den Alltag der Schwester Blandina in der Röntgenabteilung. Abschließend wird die Auswirkungen der Strahlenkrankheit auf den Arbeitsalltag der Schwester Blandina und ihr Leben in den letzten Jahren bis zu ihrem Tod beschrieben.
Schlüsselwörter
Die Masterarbeit thematisiert die folgenden Schlüsselwörter und Kernbegriffe: Röntgenschwester, Blandina Ridder, Cellitinnen, Kölner Bürgerhospital, wissenschaftlich-technischer Fortschritt, Industrialisierung, gesellschaftliche Strukturen, Landflucht, Krankenpflege, Strahlenkrankheit, Oral History, Quellenarbeit, Rohlfes.
- Citar trabajo
- Helma Sperling (Autor), Karin Zipper (Autor), 2012, Durchleuchtet. Blandina Ridder und der Arbeitsalltag als Röntgenschwester, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358412