Die Islamisierung Europas. Mythos oder ernstzunehmende Bedrohung?


Dossier / Travail, 2017

21 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Fortschreitende Islamisierung Europas? Ein Überblick der Ereignisse der letzten 30 Jahre

3 Boualem Sansal ─ erfolgreicher Autor oder Vorbote der Islamisierung Europas?

4 Raphael Liogier ─ Die Islamisierung Europas als Mythos
4.1. Der Übergang von der Islamophobie zur Islamparanoia
4.2. Drohende Islamisierung durch die stetig wachsende Zahl der Muslime ─ der Aspekt der Quantität
4.3. Krisen und die Suche nach dem Sündenbock – Wie der Islam zum Sündenbock der mentalen Krise Europas erklärt wird
4.4. Terror als Protagonist des morbiden Theaterstück Europas –Wie die Täter ihre auferlegte Rolle vertreten

5 Schlussbetrachtung

6 Bibliografie

Abstract

Cette dissertation a pour objet un phénomène très actuel, celui de l’islamisation de l’Europe. Le but est de connaître deux opinions contrastives et les événements actuels en ce qui concerne ce sujet. Ce travail montrera l’opinion de l’écrivain Boulem Sansal, qui fait face a cet objet dans son dernier roman “La fin du monde”. Il se pose la question de savoir si Boualem Sansal peut être vu en tant qu’exper en cette matière, puisqu’il vit j’usqu’à ce jour en Algérie, pays où la terreur est état contidien où bien en tant qu’auteur exangérant qui poursit une tactique commerciale. Raphael Liogier, professeur et sosiologue fait face a ce phénomène de l’islamisation qui n’est pour lui qu’un mythe de suite a une crise mentale de la population européenne. Ce travail a pour but l’analyse de leur opinion et declaration pour pouvoir conclure, si l’islamisation est un danger reel ou seulement un mythe. Il n’est pas encore possible de mettre un poin finale à ce sujet, puisque le temps montrera, si Liogier dit vrai.

1 Einleitung

Die französischen Schriftsteller Michel Houellebecq und Boualem Sansal veröffentlichten Im Jahr 2015 ihre Romane Soumission und 2084, la fin du monde. Die Romane handeln von einer Islamisierung Frankreichs. Diese Romane erschienen zeitgleich mit den Anschlägen auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo und führten in Frankreich für Diskussionen. Während Houellebecq s Roman von einem Neuanfang Frankreichs durch einen gemäßigten Islam handelt, entwirft Sansal einen dystopischen Roman, indem die Welt in vollkommener Unterwerfung in einem radikal Islamisierten Land lebt. Beide Romane treffen den Nerv der Zeit und bestätigen Ängste, die Teile der Bevölkerung hegen. In vorliegenden Seminararbeit soll folgende These erarbeitet werden: Ist die Angst vor einer Islamisierung Europas, in Bezug auf die vermehrten terroristischen Anschläge und die Aussagen des Autors Sansal im öffentlichen Diskurs, eine ernstzunehmende Bedrohung, oder handelt es sich hierbei um eine Vermarktungsstrategie des Autors und kann somit als Mythos erklärt werden, wie es der Soziologie Professor Raphael Liogier nennt. Um dieser Frage nachzugehen, widmet sich das erste Kapitel zunächst den gewaltsamen Anschlägen in Europa durch islamistische Organisationen. Ziel dieses Kapitel ist es, die Angst, die in der Bevölkerung stetig wächst, zu begründen und aufzuzeigen, weshalb der Islam im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit steht. In Folge dessen werden Sansals Äußerungen im öffentlichen Diskurs als auch sein Roman „2084“ herangezogen, um die Plausibilität einer Islamisierung zu ergründen. Laut Sansal ließe sich eine Islamisierung genauso wenig anhalten wie die Globalisierung. Sie sei demnach unaufhaltsam und wird in Zukunft auch Europa unterwerfen. Sansals Aussagen werden anschließend in Relation mit seiner Rolle als Autors gestellt und herausgearbeitet. Inwiefern ist Sansals Vision eine künstlerische Übertreibung oder einen tatsächlichen Wahrheitscharakter enthält. Im vierten Kapitel soll eine kontrastierende Meinung vorgestellt werden. Raphael Liogier, Soziologie und Philosophie Professor, veröffentlichte einen Essay, in dem er versucht über den Mythos der Islamisierung aufzuklären. Seine Untersuchungen führte er gemeinsam mit seinen Studenten und Mitarbeiter des Observatoire du religieux und versucht die Angst der Bevölkerung zu erklären und der Frage nach einer Bedrohung Europas durch den Islam auf den Grund zu gehen.

2 Fortschreitende Islamisierung Europas? Ein Überblick der Ereignisse der letzten 30 Jahre

Seit einigen Jahren ist nun das Wort Islamisierung zu einem Schlüsselwort der Medien geworden. Beinahe täglich wird über Terror, Krieg und die mögliche Islamisierung Europas berichtet. So werden Attentate, Terroranschläge oder gezielt verübte Morde immer häufiger als Taten mit islamischen Hintergrund erklärt. Dabei ist die Häufigkeit ausschlaggebend für das Gefühl einer Islamisierung Europas. Das folgende Kapitel soll einen Überblick über Ereignisse der letzten dreißig Jahre geben. Es widmet sich Anschlägen in Europa, die durch einen islamischen Hintergrund verübt worden sind. Die Anfänge islamisch motivierter Anschläge in Europa lassen sich bereits in den 1980er finden und ist auf Grund dessen kein neues Phänomen der letzten fünf Jahre. Der Flughafen Wien-Schwechat in Österreich wurde im Dezember 1985 von Islamisten mit Schusswaffen und Handgranaten gestürmt, wobei 39 Menschen ihr Leben verloren. Dieser Anschlag wurde erstmals mit islamischen Hintergrund verübt. Nach weiteren Angriffen unter anderem in Ägypten, Palästina, Russland und den USA in den 1990er Jahren, verzeichnet Europa den nächsten Anschlag erst im Jahre 2002. Verantwortlich für den Anschlag in Luxemburg auf dem Schiff Limburg wird die Terrororganisation Al-Qaida gemacht. Wichtig ist es hierbei, nicht ausschließlich den Fokus auf radikal islamische Gruppierungen zu legen. So lassen sich die Anfänge von gezielten Anschläge bis zu den 1925er Jahren zurückdatieren. Zu der Zeit waren die Akteure allerdings verschieden motiviert. Sie hatten unter anderem einen kommunistischen, nationalsozialistischen, rechtsradikalen oder linksextremistischen Hintergrund. Erst ab dem Jahre 2004 häuft sich die Anzahl der Anschläge mit islamisch terroristischen Organisationen. 2004 verüben Islamisten einen Sprengstoffanschlag auf vier Pendlerzüge in Madrid, noch im selben Jahr wird der niederländische Filmregisseur, Publizist und Satiriker Theo van Gogh auf offener Straße in den Niederlanden erschossen. Im Juli 2005 verüben vier Muslime in Großbritannien Selbstmordanschläge auf drei U-Bahnen und einen Bus. 2006 werden in Köln Kofferbomben platziert, die auf Grund handwerklicher Fehler nicht explodierten.[1]

Im folgenden Jahr werden zwei weitere Attentate verzeichnet. Einen in Großbritannien und einen in Deutschland. In den darauffolgenden Jahren häufen sich die Attentate. So sind es 2012 bereits vier Anschläge, das Jahr darauf beläuft sich die Zahl auf drei. 2015 gipfelt dies in den Anschlägen auf die Redaktion des Satire Magazins Charlie Hebdo in Frankreich, bei dem 12 Personen getötet werden. Über kaum einen anderen Anschlag wurde medial in der Intensität berichtet, wie in diesem Fall. Zwei Tage später folgt eine Geiselnahme an der Porte de Vincennes. Diese Tat wird erstmals mit dem Islamischen Staat in Verbindung gebracht. Frankreich verzeichnet im selben Jahr noch weitere Anschläge, wie die Anschläge von Paris. Bis zum Jahr 2016 folgen weitere Anschläge in Belgien, Frankreich und Deutschland.[2] Das Gefühl der Angst breitet sich vor allem in Deutschland nach dem jüngsten Attentat auf einem Berliner Weihnachtsmarkt allmählich in der Gesellschaft aus „Die Ereignisse beunruhigen uns besonders, weil wir mit Veranstaltungen wie einem Weihnachtsmarkt etwas Fröhliches und Entspanntes verbinden“, erklärt Psychologin Felicitas Heyne dem Focus[3]. Doch stellt sich die Frage, ob diese Angst berechtigt ist oder nur durch die mediale Aufmerksamkeit und ständig präsente Berichterstattung solcher Ereignisse die Angst schürt? Nicht ohne Grund hat es der französische Autor Boulem Sansal mit seinem neuesten Roman „2084“, der eine Antwort auf die Angst in Europa zu sein scheint, in Kürze auf die Bestseller Liste geschafft. Bereits nach kurzer Zeit ist das Buch in Frankreich für die herausragenden Literaturpreise Goncourt, Femina, Renaudot, Medicis, unter anderen nominiert worden.

3 Boualem Sansal ─ erfolgreicher Autor oder Vorbote der Islamisierung Europas?

„Die Welt hat Angst und mein Buch ist eine Antwort“.[4] Der algerische Schriftsteller Boualem Sansal warnt seit Jahren in Büchern und Reden vor dem Vormarsch des Islamismus. Er kritisiert die religiösen Eiferer in der arabischen Welt und das Schweigen muslimischer Intellektueller. Er vertritt die Meinung, dass der Glaube zu politischen Zwecken instrumentalisiert werden kann. Diese Erfahrung machte er in seinem Heimatland Algerien als zwischen 1992 und 2006 bewaffnete Islamisten und die Armee einen brutalen Krieg führte, dem viele zehntausend zum Opfer fielen. Die Angst sei sein größter Feind, sagt Sansal, der trotz der Gefahr noch immer bei Algier lebt und anders als viele Kollegen nicht nach Paris emigrierte[5]. In seinem Roman „2084“ projiziert Sansal seine Erfahrungen in ein dystopisches Zukunftsszenario, in dem sich der Leser in eine vollkommen islamisierte Welt mit strengsten Regeln und Bewachungsapparat wiederfindet. Obwohl er in seinem Roman den Islam nicht beim Namen nennt, besteht kein Zweifel, dass von ihm die Rede ist. Die vielen Anlehnungen an die religiösen Praktiken des Islams wie beispielsweise das mehrmalige tägliche Beten lassen daran keinen Zweifel. In Sansals Roman ist die Religion längst fest etabliert, allgegenwärtig und die Vergangenheit hat darin keinen Platz. So wissen die Bewohner des Landes Abistan nicht, welch Vergangenheit ihre Geschichte beinhaltet. Ein jeder wird strengstens überwacht. Die Männer tragen Bärte, die Frauen Schleier und bodenlange Burniqabs. Gebetet wird neunmal am Tag und das Rezitieren von Versen gehört zum Alltag. Gepredigt werden Geduld, Gehorsam und Unterwerfung. Westliches, kulturelles Vergnügen ist strengstens untersagt, darunter zum Beispiel Museen, Musik und Literatur. Die einzige erlaubte Schrift ist das heilige Buch Gkabul. Während sein dystopischer Roman „2084“ einen deutlichen fiktiven Charakter aufweist, äußert sich Sansal im öffentlichen Diskurs sehr präzise und warnt vor einer schleichenden und unaufhaltsamen Islamisierung Europas. Einer Bühne gleichend nutzt Sansal zahlreiche Interviews um seine Botschaft an die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei findet er klare Worte. „Sie haben dem Westen den Krieg erklärt und führen systematisch eine Schlacht nach der anderen. Und sie werden gewinnen. Ihr erster Sieg besteht darin, die Gesellschaft zu verängstigen“.[6]

In einem Interview setzt Sansal die Islamisierung der Globalisierung gleich und macht somit deutlich, dass die Islamisierung ein Phänomen ist, das nicht aufgehalten werden kann. Laut Sansal wird alles brutaler. Die Zeiten von klar definierten nationalen und gesicherten Grenzen, wo das Gefühl herrscht, dass alles geregelt ist, sind vorbei. Er sagt weiter, dass der Gesellschaft in Europa klar sein muss, dass diese Phase nun hinter ihr liegt.[7] Der Islamismus wird Europa in seinen Grundfesten erschüttern. Aussagen, die Sansal gerne bei Interviews einfließen lässt und bei vielen einen sensiblen Nerv treffen. Doch wie kann ein demokratisches Land wie Deutschland oder Frankreich in Zukunft unter die Herrschaft radikaler Islamisten fallen? Sansal hat auch hierfür eine Antwort. Er sieht in der heutigen Zeit alle Bedingungen erfüllt, damit sich ein faschistisches Regime durchsetzt. Weshalb Sansal zu dieser Annahme kommt, erläutert er ihm weiteren wie folgt. Laut Sansal existiere in Europa keine Demokratie mehr.

Es ist eine heftige Kritik und eine düstere Vision, die er durch seine Worte im öffentlichen Diskurs formuliert. Er spricht das aus, was viele europäische Bürger denken. Die Angst vor einer radikalen Islamisierung Europas ist allgegenwärtig. Doch sind seine Worte eine ernst zu nehmende Warnung? Betrachtet man Sansal als Autor, wird schnell klar, welche Rolle er zu erfüllen hat. So schrieb die Journalistin Iris Radisch, dass es zum Beruf des Schriftstellers gehöre, zu übertreiben. Kann demnach davon ausgegangen werden, dass Sansal die Vermarktung seines Buches durch solch radikalen Aussagen vorantreibt? Er selbst sieht sich gerne als Wissenschaftler, was er in einem Interview die Welt verrät: „Ich bin Wissenschaftler und betrachte die Dinge wie ein Verhaltensforscher.“[8] Durch seine Vergangenheit in Algerien und das persönliche Erleben wird Sansal ohne Frage eine gewisse Glaubwürdigkeit zugesprochen. Anders als Houellebecq ist Sansal selbst ein Muslim. Er äußert sich somit kritisch seiner eigenen Religion gegenüber. Ein Aspekt, der seiner Überzeugungskraft zugutekommt und ihn weiterhin die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit garantiert. Ein Schriftseller ist auch ein Selbstdarsteller. Es geht ihm um Vermarktung, Geld und einen Ruf. Diese Details sollten nicht außer Acht gelassen werden, wenn man mit Aussagen Sansals konfrontiert wird. So müssen seine Aussagen stets überdacht werden. Doch nicht immer werden Aussagen relativiert und überdacht. Die Medien nutzen Sansals Aussagen unter anderem um ihre politischen Ziele zu verfolgen. So wie Sansal von der Instrumentalisierung von Religion spricht, so können den Medien eine Instrumentalisierung Sansals vor dem Hintergrund der aktuellen Situation zur Verfolgung politischer Ziele vorgeworfen werden. Die Aussagen Sansals über eine drohende beziehungsweise unaufhaltsame Islamisierung Europas nutzen vor allem Medien, die eine rechte politische Strömung verfolgen. Dadurch wird weiterhin Angst geschürt um potentielle Wähler zu gewinnen. Dieses Ergebnis lässt sich in zahlreichen Zeitungen rechter Strömungen lesen, wie beispielsweise in Publikationen des Kopp Verlages:

Mit dieser Migrantenflutung und dem daraus entstehenden Chaos kann man ebenso hervorragend die Wirtschaft abwürgen und einen Währungscrash herbeiführen. Anschließend könnte man dann eine Weltwährung etablieren, um die Menschheit weiterhin über das Geldsystem zu versklaven.[9]

Die Formulierung „versklaven“ referiert hierbei deutlich auf einen Zustand der Unterwürfigkeit und der Gefangenschaft. Einen solchen Zustand findet der Leser in Sansals Roman „2084“, in dem die Bewohner von Abistan einen vorgeschriebenen Tagesaublauf nachgehen und keinerlei Freiheit in einem totalitären System genießen dürfen. „Tout était bien reglé et finement filtré, il ne pouvait rien advenir hors la volonté de l’appareil.”[10] “Il fallait aussi, Durant tout ce temps, en chaque instant, de jour et nuit, sous le regard des hommes et de Dieu, rester un méritant parmi les méritants.”[11] Die einzigen Aufgaben bestehen darin, sich Gott (Yölah) zu unterwerfen und den Befehlen des Machtapparates zu gehorchen. Sansal ist hierbei nicht der einzige Autor, der sich diesem höchst aktuellen Thema widmet und beunruhigende Prognosen aufstellt. Die Autorin Bat Ye'or teilt seine Annahme in ihrem Buch „Europa u nd das kommende Kalifat“. Doch im Unterschied zu Sansal schafft sie keinen fiktiven Denkraum in einem Roman , so n dern warnt vor der drohenden Gefahr. Annahmen, dass dem Islam mit Frieden begegnen werden könne, werden mit Zitaten wie dem Folgenden zerschlagen. So ist Bat Ye’or der Meinung, dass es

[…] zwischen Muslimen und Nichtmuslimen keinen wirklichen dauerhaften Frieden geben kann, da der Frieden mit Nichtmuslimen aus islamischer Perspektive immer Unterwerfung oder Konversion voraussetzt und insofern nur ein islamischer Diktatfrieden möglich ist. Im Grunde nämlich ist die pure Existenz von Nichtmuslimen ein zu überwindender Frevel. […] Da die islamische Offenbarung die Muslime unumstößlich dazu verpflichtet, die Allah gehörende Erde zu islamisieren, geht deshalb niemals von ihnen eine kriegerische oder aggressive Handlung aus (da sie doch nur den göttlichen Auftrag erfüllen). Vielmehr sind es grundsätzlich die Nichtmuslime, die aggressiv und kriegerisch handeln, indem sie die von Allah befohlene Islamisierung der Welt verhindern wollen und sich den göttlich verpflichteten Muslimen widersetzen. In dieser Sichtweise ist der Djihad nichts weiter als die geheiligte Rückeroberung von Gebieten, die den wahren Gläubigen gehören und von Nichtmuslimen wiederrechtlich besetzt sind. Insofern qualifiziert die Wiederaneignung von Land, das in jedem Falle dem Islam gehört, den Djihad zu einem defensiven, gerechten und legalen Krieg der Muslime, da er den Willen Allahs wiederherstellt und durch die Unterwerfung und Erniedrigung der Nichtmuslime den Frieden bringt“ . [12]

Ähnlich formuliert es Sansal in seinem Essay „Allahs Narren“, der im Jahr 2013 erschien. „Ihr Ziel war es, eine unaufhaltsame globale Dynamik zu erzeugen, die sie den großen Djihad für Allah nannten. […] Und so brachen wir angesichts der apokalyptischen Gewalt, die ihnen innewohnte, prompt in flammender Begeisterung aus oder verfielen in absoluter Schreckstarre. Fürwahr, eine Welt ging zu Ende und eine andere begann“.[13] Diese dystopischen beinahe schon apokalyptische Visionen geben in der Tat Grund zur Beunruhigung. Es sind diese Aussagen, die weiterhin die Angst bestärken und viele Menschen immer mehr beunruhigt. Es könnten an dieser Stelle noch weitere Autoren und Journalisten zitiert werden, die diese Annahme und Denkweise teilen. Es stellt sich die Frage, ob solche Autoren, die selbst im Terror lebten und es teilweise noch heute tun, berechtigt sind, solche Prognosen aufstellen? Im Verlauf der Recherche zeigt sich ein eindeutiges Bild. Die Islamisierung wird als Bedrohung wahrgenommen, die nicht unterschätzt werden darf. Helfen diese Autoren, die aktuelle Situation Europas einzuschätzen oder greifen sie aktuelle, prekäre Themen auf, um sie sich für die Vermarktung ihrer Werke und Person nützlich zu machen? Dieser Frage widmet sich der Soziologie und Philosophie Professor Raphael Liogier bereits seit den 2000er Jahren. Er ist Professor an der Universität Science-Po in Aix-en-Provence und Leiter des Observatoire du religieux. 2012 veröffentlicht Liogier einen Essay, basierend auf seine intensiven Recherchen für l’Observatoire du religieux, indem er dieser Angst vor einer drohenden Islamisierung auf den Grund geht und versucht, die Bevölkerung über das Phänomen der Angst über eine Islamisierung Europas aufzuklären.

4 Raphael Liogier ─ Die Islamisierung Europas als Mythos

In seinem Essay „Le Mythe de l’islamisation ─ essay sur une obsession collective“ widmet sich Raphael Liogier der Islamophobie, die in den letzten Jahrzehnten durch die wachsende Angst der Bevölkerung zunimmt. Das Problem, so Liogier, ist nicht der Islam selbst, sondern das Gefühl der Belagerung. So werden die Freitagsgebete oder das Supermarktregal zur nationalen Sicherheitsfrage. Liogier wurde selbst, nach Erscheinen seines Essays, als „collaborateur“ betitelt und erhielt Morddrohungen. Er sucht deshalb den öffentlichen Diskurs, um den Blinkwinkel der Gesellschaft zu ändern.

Liogier sieht den Anfang des Gefühls der Belagerung durch den Islam im Jahre 2003. In jenem Jahr werden verschiedene Vereinigungen ins Leben gerufen wie beispielsweise l’Observatoire de l’islamisation, die es sich zum Ziel gemacht hat, islamische Bewegungen zu beobachten. Sie bezeichnen sich selbst als die größte Datenbank, die die Bewegung des Islams Richtung Europa dokumentiert.

[...]


[1] Sator/Trampe: www.bundestag.de

[2] Sator/Trampe: www.bundestag.de

[3] Kotlar: Focus online

[4] Boualem Sansal

[5] Kegel: FAZ

[6] Vgl.Radisch: Die ZEIT

[7] Vgl. Meier: ORF

[8] Die Welt (2016): 1

[9] Prinz (2015): Kopp online

[10] Sansal (2015): 17.

[11] Sansal (2015): 27.

[12] Prinz,Daniel (2015) zit.n. Ye’or, Bat

[13] Sansal (2013): 17.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Die Islamisierung Europas. Mythos oder ernstzunehmende Bedrohung?
Université
University of Mannheim  (Romanisches Seminar)
Cours
Gesellschaftsanalyse und Zukunftsszenarien als Strategien des Gegenwartsromans
Auteur
Année
2017
Pages
21
N° de catalogue
V358905
ISBN (ebook)
9783668436077
ISBN (Livre)
9783668436084
Taille d'un fichier
1188 KB
Langue
allemand
Mots clés
Islam, Islamisierung, Boulem Sansal, Europa, Zukunftsszenarien, Islamophobie, Rafael Liogier, Dystopie
Citation du texte
Sandrine Lejeune (Auteur), 2017, Die Islamisierung Europas. Mythos oder ernstzunehmende Bedrohung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/358905

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