Historisch betrachtet gibt es Börsenphasen, in denen die Strategie aufgeht und andere, in denen genau ein umgekehrtes Handeln sinnvoll gewesen wäre. So ist der DAX beispielsweise im Mai 2013 rund 6 % gestiegen und legte damit einen der besten Monate überhaupt hin. Das Gegenbeispiel zeigt jedoch bei einer Durchschnittsbetrachtung der DAX-Monate ab 1948, dass der Mai historisch gesehen mit -0,1 % der zweitschlechteste Monat überhaupt ist.
Neben der auch als Halloween-Effekt bezeichneten Anomalie existieren weitere Anomalien oder Unregelmäßigkeiten. Untersuchungen in der Vergangenheit haben immer wieder einzelne Effekte nachgewiesen, wobei der Erfolg der Effekte häufig abhängig ist vom jeweiligen Land.
Bisherige Untersuchungen haben den Fokus i. d. R. auf einzelne Effekte gelegt und reichen nicht stringent bis in die Gegenwart. Deshalb soll anhand der vorliegenden Arbeit die Frage beantwortet werden, wie sich ausgewählte Kalendereffekte in der neueren Börsengeschichte ab dem Jahr 2000 entwickelt haben. Ziel ist es, einen Überblick über die einzelnen Effekte sowie über den theoretischen Hintergrund und aktuelle Untersuchungen zu geben. Dabei liegt der Schwerpunkt der Untersuchung nicht nur auf der zeitlichen Entwicklung der Effekte, sondern auch auf der Betrachtung absolut erzielbarer Renditen in den einzelnen Jahren. Zudem wird eine Unterscheidung in die drei größten deutschen Indizes DAX, MDAX und SDAX vorgenommen, um mögliche Unterschiede in den Größenklassen herauszustellen. Der DAX gilt aufgrund der Zusammensetzung als der bekannteste deutsche Index, jedoch zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass gerade auch kleinere Indizes aufgrund des Kleinfirmen-Effektes attraktive Renditen aufweisen können. Für die Betrachtung einer möglichen Handelsstrategie auf der Grundlage einzelner Kalendereffekte wird ferner die Schwankungsbreite der einzelnen Indizes herangezogen.
Die Motivation für das Thema ruht auf der Wertpapierberatung von Privatkunden. Medien berichten jährlich über verschiedene Weisheiten. Deshalb ist es wichtig, für die Beratung eine Aussage über die Existenz der einzelnen Effekte und der praktischen Relevanz bzw. Umsetzbarkeit treffen zu können. Die Kalendereffekte sind dem Bereich der Behavioral Finance zuzuordnen. Besonders im Fokus, bei der Betrachtung der praktischen Umsetzbarkeit, sind die Transaktionskosten, welche die Renditen in teils erheblichem Maße schmälern können, teilweise sogar ganz aufzehren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Zielsetzung
- 1.2 Methodische Vorgehensweise
- 2 Kapitalmarkttheorien
- 2.1 Klassische Kapitalmarkttheorie
- 2.2 Effiziente Märkte
- 2.3 Kapitalmarktmodelle
- 2.4 Random-Walk Theorie
- 3 Theorie der Behavioral Finance
- 3.1 Theoretische Grundlagen
- 3.2 Prospect Theory
- 3.3 Heuristiken
- 3.4 Herdenverhalten
- 3.5 Aktuelle Diskussionen
- 4 Kapitalmarktanomalien
- 4.1 Definition
- 4.2 Kalenderanomalien
- 4.2.1 Januar-Effekt
- 4.2.2 Halloween-Effekt
- 4.2.3 Montags-Effekt
- 4.2.4 Monatswechsel-Effekt
- 4.2.5 Weitere Kalenderanomalien
- 4.3 Size-Effekt
- 4.4 Kennzahlenanomalien
- 5 Empirische Untersuchung
- 5.1 Daten und Methodik
- 5.2 Zeitliche Persistenz der Effekte
- 5.2.1 Januar-Effekt
- 5.2.2 Halloween-Effekt
- 5.2.3 Montags-Effekt
- 5.2.4 Monatswechsel-Effekt
- 5.3 Deskriptive Auswertung
- 5.3.1 Januar-Effekt
- 5.3.2 Halloween-Effekt
- 5.3.3 Montags-Effekt
- 5.3.4 Monatswechsel-Effekt
- 5.4 Risikoprofil der Indizes
- 5.5 Induktion einer Handelsstrategie
- 5.6 Revision der Modellannahmen
- 5.7 Bezug zur Behavioral Finance
- 5.8 Kritische Würdigung der Ergebnisse
- 6 Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Untersuchung empirischer Persistenz ausgewählter Kapitalmarktanomalien am deutschen Aktienmarkt. Ziel ist es, zu überprüfen, ob sich die beobachteten Effekte, insbesondere der Januar-, Halloween- und Montags-Effekt sowie der Monatswechsel-Effekt, über einen längeren Zeitraum hinweg fortsetzen. Die Arbeit soll somit einen Beitrag zum Verständnis der Effizienz des deutschen Aktienmarktes liefern.
- Empirische Untersuchung der Persistenz von Kapitalmarktanomalien
- Analyse des Januar-, Halloween- und Montags-Effekts sowie des Monatswechsel-Effekts
- Beurteilung der Effizienz des deutschen Aktienmarktes
- Anwendung von Behavioral Finance-Theorien zur Erklärung der beobachteten Effekte
- Entwicklung und Evaluation einer möglichen Handelsstrategie basierend auf den Ergebnissen der empirischen Untersuchung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und Zielsetzung der Untersuchung sowie die methodische Vorgehensweise darlegt. Im zweiten Kapitel werden wichtige Kapitalmarkttheorien, wie die klassische Kapitalmarkttheorie, die Theorie der effizienten Märkte, Kapitalmarktmodelle und die Random-Walk Theorie, vorgestellt. Kapitel 3 widmet sich der Theorie der Behavioral Finance, wobei insbesondere die Prospect Theory, Heuristiken, Herdenverhalten und aktuelle Diskussionen behandelt werden. Kapitel 4 untersucht die Definition und verschiedene Arten von Kapitalmarktanomalien, darunter Kalenderanomalien, der Size-Effekt und Kennzahlenanomalien. Der Fokus liegt auf den Kalenderanomalien, die in Kapitel 5 empirisch untersucht werden. Die empirische Untersuchung umfasst die Analyse der zeitlichen Persistenz des Januar-, Halloween-, Montags- und Monatswechsel-Effekts, eine deskriptive Auswertung, die Betrachtung des Risikoprofils der Indizes, die Induktion einer möglichen Handelsstrategie und die Revision der Modellannahmen. Die Ergebnisse werden im Kontext der Behavioral Finance-Theorie diskutiert und kritisch gewürdigt. Schließlich werden die Ergebnisse zusammengefasst und ein Ausblick auf zukünftige Forschungsfelder gegeben.
Schlüsselwörter
Kapitalmarktanomalien, Deutscher Aktienmarkt, Effiziente Märkte, Behavioral Finance, Prospect Theory, Heuristiken, Herdenverhalten, Januar-Effekt, Halloween-Effekt, Montags-Effekt, Monatswechsel-Effekt, Size-Effekt, Empirische Untersuchung, Persistenz, Handelsstrategie.
- Citar trabajo
- Fabian Kortenhorn (Autor), 2016, Kapitalmarktanomalien am deutschen Aktienmarkt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/359176