In der Seminararbeit lenkt der Autor sein Augenmerk auf die Unterweltvorstellungen von Wikingern und Nordgermanen sowie Römern in Europa sowie Azteken in Mesoamerika und stellt sie mit Bezug auf die Edda, Aeneis und die Aztekencodices vergleichend gegenüber. Dabei widerlegt der Autor den gängigen Mythos von der einen Unterwelt, der nicht oder nur bedingt gilt.
Schon immer haben sich die Menschen die Frage gestellt, war mit ihnen nach dem Tod passiert und wohin sie dann kommen. Die Suche nach der Antwort auf diese Frage beschäftigt nicht nur uns in der heutigen Zeit, im Hier und Jetzt, sondern seit der Steinzeit auch Menschen unterschiedlichster Völker, die mehrere Jahrhunderte vor uns lebten und starben. Sie versuchten, sich ein Bild davon zu machen, an welchen Totenorte sie dann ihr Schattendasein führen würden.
Anders als heute, in einer Welt, in der der Tod durch die Errungenschaften der Medizin in weite Ferne gerückt wird und in der Menschen unter normalen Bedingungen ein hohes Alter erreichen können, war der Tod in frühester Zeit der ständige Begleiter der Menschen. Da er jederzeit eintreten konnte, wollten die Menschen die Ungewissheit über das Jenseits wenigstens dadurch einschränken, indem sie sich in ihrer jeweiligen Religion ein Leben danach erschufen.
So hatten die Wikinger und Nordgermanen 3, die Azteken 4 Unterwelten. Und auch bei den Römern gab es eigentlich mehr Unterwelten, die jedoch in einer einzigen vereint waren.
Folgende Fragen beantwortet der Autor in seiner Arbeit:
Welchen eigentlichen Sinn und Zweck hatten die schriftlichen Quellen, aus denen sich die einzelnen Darstellungen der Unterwelt entnehmen lassen?
In welchem historischen Zusammenhang entstanden sie und wer hat sie verfasst?
Wie muss man sich den Aufbau der einzelnen Jenseitsorte vorstellen und wie viele gab es davon in den genannten Kulturen?
Lässt sich möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der Lebensweise der Völker im Diesseits zur Unterwelt nach dem Tod feststellen?
Und wie kommt es, dass man trotz zeitlich und geografisch trennender Elemente, wie z. B. Atlantik sowie Nord- und Ostsee, dennoch derart viele Gemeinsamkeiten zwischen den jeweiligen Unterwelten erkennen kann?
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Die Edda
I.1. Begriffsklärung
I.2. Die Edda-Übersetzung in deutscher Sprache
I.3. „Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda“ (= Lieder-Edda = Sämunds Edda = Ältere Edda)
I.3.a) Der geschichtliche Rahmen der Lieder-Edda
I.3.b) Das Quellmanuskript „Codex Regius“
I.3.c) Die Weissagung der Seherin (Völuspá)
I.4. „Die Edda des Snorri Sturluson“ (= Snorra-Edda = Prosa-Edda = Jüngere Edda)
I.5. Die Anzahl der eddischen Unterwelten
I.6. Die Unterwelt Hel vor Ragnarök
I.6.a) Die Lage und die Unterteilung von Hel
I.6.b) Das Totengericht
I.6.c) Der Grenzfluss
I.6.d) Die Bewohner Hels
I.6.e) Das Schiff Naglfar
I.7. Die „Unterwelt“ Walhall in der Götterwelt Asgard vor Ragnarök
I.8. Die Unterwelt Rán am Meeresboden vor Ragnarök
I.9. Der Weltuntergang Ragnarök
I.10. Die Zeit nach Ragnarök
II Die Aeneis
II.1. Das Heldenpos und der Gründungsmythos des Römischen Reiches
II.2. Die Motive der Katabasis: Vision des Aeneas sowie Weissagungen des Anchises und der Sibylle
II.3. Der Orcus
II.3.a) Die Vorhalle
II.3.b) Der Unterweltfluss Styx
II.3.c) Der Höllenhund Cerberus
II.3.d) Der namenlose Bezirk der fälschlicherweise zum Tode Verurteilten und der vorzeitig verstorbenen Kinder
II.3.e) Der namenlose Bezirk der Selbstmörderinnen und Selbstmörder
II.3.f) Die Trauergefilde
II.3.g) Der namenlose Bezirk der Kriegshelden des Thebanischen und des Trojanischen Krieges
II.3.h) Der Tartarus
II.3.i) Das Elysium
II.4. Die neue alte Welt
III. Die Aztekencodices
III.1. Die Geschichte der Azteken
III.2. Die Quellen
III.2.a) Die Codices
III.2.b) Die Erforschung der Quellen
III.3. Die Unterwelten
III.3.a) Die Anzahl der Unterwelten
III.3.b) Der Totenort Mictlan
III.3.c) Der Totenort Tlalocan
III.3.d) Der Totenort In ichan tonatiuh ilhujcac
III.3.e) Die Sonderstellung der Großkaufleute
III.3.f) Die Opferarten
III.3.g) Der Totenort Xochatlapan mit dem Ammenbaum Chichiuacuavitl am Ort Chichihuacuauhoc
A. Gemeinsamkeiten der Unterwelten von Edda, Aeneis und Aztekencodices
A.1. Höllenhund
A.2. Totenorte
A.3. Unterweltgötter
A.4. Unterweltflüsse
A.5. Unterweltflüsse als Grenzflüsse
A.6. Orte für Kriegstote
A.7. Totenrichter
A.8. Die Neun als magische Zahl
A.9. Lage der Unterwelten
A.10. Bestattungszwang
A.11. Führer aus einer alten Welt in eine neue
B. Gemeinsamkeiten zweier Unterwelten
B.1. Lage der Unterwelten
B.2. Todesart entscheidet über den Jenseitsort
B.3. Totenort für Kinder
B.4. Auslöschung
B.5. Anzahl der Unterweltflüsse
B.6. Sterblichkeit der Götter
B. 7. Gemeinsamer Ursprung
C. Unterschiede zwischen den Unterwelten
C.1. Anzahl der Unterwelten
C.2. Anzahl der obersten Götter
C.3. Seelenwanderung
C.4. Verweildauer in der Unterwelt
Schlusswort
Anhang 1
Geografische Karten
Anhang 2
Internet-Kartennachweis
Bildnachweis
Anhang 3
Literaturnachweis
Einleitung
Schon immer haben sich die Menschen die Frage gestellt, war mit ihnen nach dem Tod passiert und wohin sie dann kommen. Die Suche nach der Antwort auf diese Frage beschäftigt nicht nur uns in der heutigen Zeit, im Hier und Jetzt, sondern seit der Steinzeit auch Menschen unterschiedlichster Völker, die mehrere Jahrhunderte vor uns lebten und starben. Sie versuchten, sich ein Bild davon zu machen, an welchen Totenorte sie dann ihr Schattendasein führen würden.
Anders als heute, in einer Welt, in der der Tod durch die Errungenschaften der Medizin in weite Ferne gerückt wird und in der Menschen unter normalen Bedingungen ein hohes Alter erreichen können, war der Tod in frühester Zeit der ständige Begleiter der Menschen. Da er jederzeit eintreten konnte, wollten die Menschen die Ungewissheit über das Jenseits wenigstens dadurch einschränken, indem sie sich in ihrer jeweiligen Religion ein Leben danach erschufen.
In der folgenden Seminararbeit lenkt der Autor sein Augenmerk auf die Unterweltvorstellungen von Wikingern und Nordgermanen sowie Römern in Europa sowie Azteken in Mesoamerika und stellt sie mit Bezug auf die Edda, Aeneis und die Aztekencodices vergleichend gegenüber. Dabei widerlegt der Autor den gängigen Mythos von der einen Unterwelt, der nicht oder nur bedingt gilt.
So hatten die Wikinger und Nordgermanen drei, die Azteken vier Unterwelten. Und auch bei den Römern gab es eigentlich mehr Unterwelten, die jedoch in einer einzigen vereint waren.
Des weiteren geht der Autor auf folgendes Fragen ein:
- Welchen eigentlichen Sinn und Zweck hatten die schriftlichen Quellen, aus denen sich die einzelnen Darstellungen der Unterwelt entnehmen lassen?
- In welchem historischen Zusammenhang entstanden sie und wer hat sie verfasst?
- Wie muss man sich den Aufbau der einzelnen Jenseitsorte vorstellen und wie viele gab es davon in den genannten Kulturen?
- Lässt sich möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der Lebensweise der Völker im Diesseits zur Unterwelt nach dem Tod feststellen?
- Und wie kommt es, dass man trotz zeitlich und geografisch trennender Elemente, wie z. B. Atlantik sowie Nord- und Ostsee, dennoch derart viele Gemeinsamkeiten zwischen den jeweiligen Unterwelten erkennen kann?
Da all diese spannenden Fragen nur dann beantwortet werden können, wenn man sämtliche Zusammenhänge in einem Gesamtkontext eingebettet und sehr detailliert darstellt, ist die vorliegende Seminararbeit umfangreicher geworden als so manch populärwissenschaftliches Werk zu diesem Thema.
I. Die Edda
I.1. Begriffsklärung
[1] Zur Erkundung der Religion der skandinavischen Völker vor der Christianisierung stehen uns in der altisländischen Literatur drei Quellenkomplexe zur Verfügung: die eddische Dichtung (Edda), die Skaldendichtung, die Sagaliteratur.
Der Begriff „Edda“ ist doppeldeutig. Er beinhaltet einerseits „Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda“ (auch „Lieder-Edda“ und „Sämunds Edda“ genannt) des Codex Regius (s. I 3 b) aus dem späten 13. Jahrhundert (um 1270). Andererseits bezeichnet er „Die Edda des Snorri Sturluson“ aus dem frühen 13. Jahrhundert (1220-1225), auch „Snorra-Edda“, „Jüngere Edda“ oder „Prosa-Edda“ genannt.
Die Ausdrücke „Ältere Edda“ und „Jüngere Edda“ sind in diesem Zusammenhang irreführend und verweisen auf das Geschichtsverständnis de 13. Jahrhunderts (s. weiter unten).
Unter „Skaldenliteratur“ versteht man die Dichtung der Skalden (altnordisch „skáld“ = „Dichter“): höfische Dichter im mittelalterlichen Norwegen und Island.[2]
Die „Sagaliteratur“ bezeichnet altisländische Literatur des 11., 12. und 13. Jahrhunderts; sie umfasst die Königssagas (über das Leben der norwegischen Könige), die Isländersagas und die Vorzeitsagas. Die Sagaliteratur spielt jedoch mit Blick auf die Mythographie eine untergeordnete Rolle.
Der Inhalt dieser Seminararbeit stützt sich somit im Wesentlichen auf die Edda, da sich dort die meisten Verweise auf die Religion der altnordischen Völker (Nordgermanen[3] und Wikinger[4] ) vor der Christianisierung finden.
Das Wissen über Literatur und Religion wurde in Skandinavien vor der Christianisierung vornehmlich mündlich weitergegeben. Es gibt zwar eine Schrift, die Runen. Dabei handelt es sich allerdings um Schriftzeichen, die überwiegend für geritzte und gravierte Inschriften auf Gegenständen und Steindenkmälern verwendet wurden. Die Runen waren vom 2. bis 14. Jahrhundert bei den altnordischen Völkern in Gebrauch. Fundschwerpunkt ist Südschweden. Der größte Teil der ca. 6'500 Runenschriften stammt aus der Zeit der Wikinger, die in vielen Teilen Europas ihre Spuren hinterlassen haben.
Wissen über die vorchristliche Zeit wurde erst seit der Christianisierung Skandinaviens mit lateinischen Schriftzeichen von christlich geprägten Autoren auf Pergament festgehalten. Die wichtigsten Quellen für dieses Wissen sind die Snorra-Edda und die Lieder-Edda.
Den Namen „Edda“ trug ursprünglich das Buch, das der isländische Gelehrte Snorri Sturluson (1179-2141) zwischen 1220 und 1225 verfasst hatte; es trägt eigentlich den Namen „Die Edda des Snorri Sturluson“ (Snorra-Edda), ein Lehrbuch für die Skalden, das anhand von mythischem Stoff Stilmittel und Versmaße lehrte; als Inhalt zur Vermittlung von Poetik und Metrik dienten Götter- und Heldenlieder. Im mittelalterlichen Island verstand man unter „Edda“nur dieses Werk. Die Snorra-Edda war auch den Gelehrten des 16. und 17. Jahrhunderts bekannt. Weil Snorri viele Strophen aus Götter- und Heldenliedern verwendete, zogen diese Gelehrten den Schluss, Snorri habe eine ältere Liedersammlung benutzt, und schrieben eine derartige Sammlung dem isländischen Gelehrten Sämund dem Weisen (Saemundr Sigfússon, 1056-1133) zu. So bürgerten sich für „Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda“ die Begriffe „Sämunds Edda“, „Lieder-Edda“ (wegen der vielen Lieder) und „Ältere Edda“ (wegen des vermeintlich höheren Alters) ein. Die Snorra-Edda wird wegen des großen Prosa-Anteils auch als „Prosa-Edda“ und wegen ihres vermeintlich geringeren Alters auch als „Jüngere Edda“ bezeichnet.[5]
Bis heute ungeklärt ist die Herkunft des Wortes „Edda“. Es gibt vier Erklärungsversuche. Im Altisländischen bedeutet „edda“ „Großmutter“[6]. Das altnordische „odr“ steht für „Dichtung“ oder „Dichtungslehre“[7]. Auf dem südisländischen Hof „Oddi“ verbrachte Snorri Sturluson seine Kindheit und Jugend. „Edda“ hieße dann „Buch von Oddi“. Die lateinische Verbform „edo“ bedeutet „ich verkünde“ oder „ich sage“.
I.2. Die Edda-Übersetzung in deutscher Sprache
Welche Quellenübersetzungen liegen nun dieser Seminararbeit beim Versuch einer Mythographie der altnordischen Unterwelt zugrunde? - Der Autor dieser Arbeit hat zwei deutsche Übersetzungen benutzt:
1. Krause, Arnulf (Auswahl, Übersetzer, Kommentare): Die Edda des Snorri Sturluson, Stuttgart 2015 [im Folgenden „Snorra-Edda“ genannt]
2. Krause, Arnulf (Herausgeber, Übersetzer): Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda, Stuttgart 2004 [im Folgenden „Lieder-Edda“ genannt]
Es handelt sich um neuere Übersetzungen aus den Jahren 2004 und 2015; die Sprache orientiert sich am heutigen Sprachempfinden und sichert ein gewisses Maß an zeitgemäßer Verständlichkeit. Die Tatsache, dass es sich in beiden Fällen um ein und denselben Übersetzer, Herausgeber und Verlag handelt, gewährleistet eine hohe stilistische und linguistische Einheitlichkeit bei Stil, Wortschatz und Versmaß. Zudem kennt ein und derselbe Übersetzer beide Originalquellen sowie die historischen Rahmenbedingungen, wodurch sich der Eindruck von einer gewissen Einheitlichkeit verstärkt.
I.3. „Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda“ (= Lieder-Edda = Sämunds Edda = Ältere Edda)
I.3.a) Der geschichtliche Rahmen der Lieder-Edda
[8] Die Wissenschaft geht davon aus, dass es sich beim Autor von „Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda“ (Lieder-Edda) um eine einzige unbekannte Person handelt, die vermutlich mehrere schriftliche Vorlagen benutzte und keinen mündlich überlieferten Text aufschrieb. Als Entstehungsland der Lieder-Edda gilt Island. Es handelt sich um ein Zeugnis einer Zeit des Umbruchs zwischen nordgermanischem Heidentum, das sich im Skandinavien des 10. Jahrhunderts bereits auf dem Rückzug befand, und einem immer weiter vordringenden Christentum. Es ist anzunehmen, dass der Verfasser mit hoher Wahrscheinlichkeit noch unter dem Einfluss der alten Religion und unter dem des Christentums stand.
Die Lieder-Edda, insbesondere ihr bedeutendster Teil „Die Weissagung der Seherin“ („Völuspá“), ist deshalb ein Mischprodukt der Übergangsperiode von der alten Religion zum Christentum. Mitteleuropa war im 9. Jahrhundert bereits christlich. In Schweden beginnt die Missionierung erst ab 829. Seit der Mitte des 10. Jahrhunderts verbanden die dänischen (z. B. Harald Blauzahn) und norwegischen (z. B. Olaf Tryggvason) Könige die Durchsetzung des christlichen Glaubens mit ihrer Herrschaftspolitik.
Die Annahme des neuen Glaubens und der Anschluss an die abendländische Kultur vollziehen sich in Skandinavien rasch. Klöster wurden gegründet und Mönchen verbreiteten die lateinische Schrift. Im Gegensatz zu den christianisierten Südgermanen hielten sich die Nordgermanen noch lange an die altnordischen Götter- und Heldenlieder.
Die Isländer nahmen den christlichen Glauben per Volksentscheid im Allthing im 10. Jahrhundert an. Die bäuerlich geprägte isländische Häuptlingsoligarchie pflegte jedoch parallel das Studium der altnordischen Überlieferungen. Im 12. und 13. Jahrhundert interessierten sich schließlich die isländischen Gelehrten für ihre altnordischen Wurzeln, obwohl sie als Christen bereits Anteil an der abendländischen Kultur hatten; sie sammelten mündlich überlieferte Erzählstoffe und Lieder, verfassten selbst auch neue. Die Inhalte der Lieder-Edda gehen bis ins 9. Jahrhundert zurück; von vielen wird jedoch angenommen, dass sie erst im 12. und 13. Jahrhundert entstanden sind.
I.3.b) Das Quellmanuskript „Codex Regius“
Die Lieder-Edda liegt als historische Handschrift „Codex Regius“ vor. Sie besteht aus 45 Pergamentblättern. Acht Blätter sind verloren gegangen. Aufgrund von paläographischen Untersuchungen lässt sich die Entstehung dieses Manuskripts auf kurz nach 1270 ansetzen. 1643 gelangte es in den Besitz des isländischen Bischofs und Handschriftensammlers Brynjólfur Sveinsson. Er sah in ihm die alte Lieder-Sammlung Sämunds. Der Bischof schenkte sie 1662 dem dänischen König Frederik III. Das Manuskript befand sich dann bis 1971 in der königlichen dänischen Bibliothek in Kopenhagen; daher der Name „königliche Handschrift“ (lateinisch „Codex Regius“). 1971 wurde der Codex Regius an Island übergeben.[9] - Der Codex Regius (die Lieder-Edda!) darf nicht mit dem „Codex Regius der Snorra-Edda“ (Snorra-Edda) verwechselt werden! (s. I.4.)
I.3.c) Die Weissagung der Seherin (Völuspá)
[10] „Die Weissagung der Seherin“ (altnordisch „Völuspá“ genannt) ist ein Gedicht mit 66 Strophen und der berühmteste Text der Lieder-Edda. Der Verfasser des Codex Regius setzte es an den Anfang seines Buches. Es handelt sich um einen Monolog einer Seherin (altnordisch „völva“) und trägt daher den Titel „Völuspá“. Odin, der germanische Hauptgott, steht ihr gegenüber und möchte etwas erfahren von der Entstehung der Welt und ihrer Lebewesen und über das weitere Schicksal der Götter. Daraufhin gibt die Seherin eine Vision von der Entstehung und vom Untergang einer mythischen Welt, in deren Mittelpunkt die Götter stehen. Odin, Thor und die meisten anderen Götter gehen unter; nur einige wenige Götter überleben. Es entsteht eine neue, grüne Welt. - Die Völuspá ist somit der wichtigste Teil der Lieder-Edda, der Rückschlüsse auf die Religion, und somit die Unterwelt, vor der Christianisierung zulässt.
Wie authentisch ist die Völuspá? Was ist original, was dazu gedichtet? - „Was an diesem großen Visionsgedicht Schöpfung des Dichters war und was eine spätere Zudichtung wurde, ist für manche Strophe heftig umstritten. Der Text dieser Ausgabe orientiert sich an der handschriftlichen Überlieferung und differenziert nicht zwischen original und weniger original. Mit den tradierten Strophen bleibt auf jeden Fall der Entwurf eines mythologischen Gesamtbildes bestehen, das den Ausdruck von Kultur und Literatur des mittelalterlichen Island ist.“[11]
Ist die Völuspá ein authentisches Abbild der altnordischen Religion? - „Dabei wäre es leichtfertig, Die Weissagung der Seherin einer ungebrochenen, authentischen Vorstellungswelt der germanisch-heidnischen Religion zuzuschreiben. Denn die Vision erinnert sehr stark an christliche Motive und an die eindrucksvollen Bilder des Jüngsten Gerichts. In dem in Strophe 65 angesprochenen mächtigen Gott, der auf die neu erstandene Welt kommt, glaubt man die Gestalt Christi erkennen zu können. (…) Aber dennoch besteht Übereinkunft darin, die Völuspá und ihren Dichter von verschiedenen Religionen und Kulturen beeinflusst zu sehen. Den erwähnten christlichen Elementen stellt sich eine Fülle vorchristlicher Motive und Figuren zur Seite.“[12] Den Beweis tritt Arnulf Kraus nicht an; entsprechende Verweise auf Quelltextstellen, verbunden mit Erläuterungen, fehlen.
I.4. „Die Edda des Snorri Sturluson“ (= Snorra-Edda = Prosa-Edda = Jüngere Edda)
[13] Wie bereits erwähnt, entstand Snorris Werk „Die Edda des Snorri Sturluson“ wahrscheinlich zwischen 1220 und 1225. Eine ursprüngliche Handschrift von Snorri selbst ist jedoch nicht erhalten geblieben. Erst ca. 80 Jahre nach seiner Entstehung beginnt die Überlieferung seines Werkes. Davon existieren vier Handschriften:
1. Codex Upsaliensis (um 1300): älteste überlieferte Handschrift auf Pergament
2. Codex Regius der Snorra-Edda (um 1325): besterhaltene Fassung auf Pergament
3. Codex Wormianus (um 1350): auf Pergament
4. Codex Trajactinus (um 1600): auf Papier (Als Vorlage könnte eine Handschrift des 13. Jahrhunderts gedient haben.).[14]
Alle vier Handschriften enthalten die Bestandteile
- „Prolog“ (altnordisch „Formáli“):
Seine Funktion besteht darin, die Snorra-Edda in das christliche Weltbild des Mittelalters einzubauen. Der Prolog ordnet die von Snorri präsentierte heidnisch-nordische Weltanschauung in die griechisch-römisch geprägte mittelalterliche Gelehrsamkeit ein. Die germanischen Götter werden darin als menschliche Helden des Trojanischen Krieges dargestellt, die nach Trojas Untergang in den Norden wandern und dort als Könige aufgenommen werden. Der Titel AEsir (das altnordische Göttergeschlecht der Asen) wird auf Asia (das heutige Kleinasien) zurückgeführt; historische Personen werden so in mythischer Überhöhung zu Göttern gemacht (Euhemerismus). Auch die Vorfahren des west- und nordeuropäischen Adels stammen nach Snorri von trojanischen Helden ab, die aus Troja vertreiben wurden: z. B. Aeneas. Der Prolog dient auch dazu, die erzählten mythischen Geschichten der Gylfaginning (s. u. „Gylfis Täuschung“) mit der antiken Mythologie zu verbinden, die das christlich-kirchliche Europa sehr mochte. Snorri geht es aber nicht nur darum, eine Herkunftsgeschichte der nordischen Götter zu schreiben. Er möchte in der Snorra-Edda vor allem die Sprache hervorheben, die einst Odin und die anderen Götter sprachen. Diese Sprache, die altisländische, empfindet Snorri wegen dieser Herkunft als edel und „geadelt“. So kann er sie auf die gleiche Stufe setzen wie die von der Kirche geschätzten Sprachen Hebräisch, Griechisch und Latein - die Gelehrtensprachen des mittelalterlichen Europas. Der Prolog dient demnach auch der Rechtfertigung der isländischen Kultur angesichts der zunehmenden christlichen Dominanz aus Mitteleuropa.
- „Gylfis Täuschung“ (altnordisch „Gylfaginning“):
Dieser Teil der Snorra-Edda erzählt vom sagenhaften skandinavischen König Gylfi, der sich auf eine Reise zu den Göttern begibt, um von ihnen Wissen über den Kosmos zu erlangen. In einem Dialog zwischen fragendem Schüler und antwortendem Lehrer (im Mittelalter ein gängiges Stilmittel), der sich am Ende als Sinnes täuschung entpuppt, stellt Gylfi den Göttern Fragen zur nordischen Mythologie. „Gylfis Täuschung“ enthält einen Überblick über die vorchristlich-heidnische Mythologie der nordgermanischen Kultur, mit deren Hilfe angehenden Skalden in der altisländischen Stabreimdichtung die Kenningar[15] nahegebracht werden sollten. Die Beschreibungen und Erklärungen sind vermutlich nicht nordgermanisch, da die Snorra-Edda nach der Christianisierung entstanden sind und ein christlicher Einfluss als sehr wahrscheinlich erscheint. Gylfis Täuschung ist der wichtigste Teil der Snorra-Edda, die am meisten Aufschluss gibt über die eddische Unterwelt.
- „Sprache der Dichtkunst“ (altnordisch „Skáldskaparmál“):
Es handelt sich um ein Stillehrbuch, in dem Snorri Theorie und Praxis der Skaldendichtung darstellt und die Regeln an Beispielen erläutert. Die Lieder der Skalden und die anonymen Götter- und Heldenlieder wurden jahrhundertelang mündlich überliefert. Snorri wollte diese Traditionen schriftlich fixieren, um sie zu bewahren.
- „Verzeichnis der Versarten“ (altnordisch „Háttatal“):
Es handelt sich dabei um ein Lobgedicht auf Snorris Freund, den Jarl Skúli Bardarson, und auf den norwegischen König Hákon IV., in dem alle damals bekannten altnordischen Versformen vorkommen.
Snorri Sturluson (1179-1241) stammte aus einer der angesehensten und mächtigsten Familien Islands und gehörte dem Geschlecht der Sturlungen an. Sie und andere Geschlechter der Häuptlingsoligarchie übten in Island die Macht aus. Seit der Beendigung der Besiedelung Islands durch die Skandinavier im Jahr 930 war Island eine Bauernrepublik mit einer Vormachtstellung der Goden, der großen Landbesitzer dort. Der Staat selbst kam mit nur wenigen Machtorganen aus:
- einige wenige regionale Gerichte
- Allthing (alljährliche zweiwöchige Versammlung der freien, waffenfähigen Männer unter freiem Himmel zur Ausübung der gesetzgebenden und richterlichen Gewalt)
- der Gesetzessprecher[16] (für drei Jahre vom Allthing gewählt).
Island war ein Land der Bauernhöfe - ohne Adel, Burgen und Städte - und bis 1262 noch von Norwegen unabhängig (1380 kam Norwegen selbst unter dänische Herrschaft.). Vor 1262 bestand allerdings schon eine kulturelle, politische und wirtschaftliche Abhängigkeit zwischen Island und Norwegen. Snorri gehörte damals zu den einflussreichsten Politikern und zu den hervorragendsten Gelehrten. Nach isländischem Brauch kam Snorri in seiner Jugendzeit zu einem Ziehvater auf den Hof Oddi, der als Hort isländischer Bildung galt. Hier wurde Snorri nicht nur mit den isländischen Traditionen, sondern auch mit christlich-kontinentaler Gelehrsamkeit bekannt gemacht. Snorri hatte mehrmals das Amt des Gesetzessprechers inne und pflegte hervorragende Beziehungen zum norwegischen Königshof, wo er sich auch längere Zeit aufhielt. Am Hofe König Hákons IV. gab es den einflussreichen Jarl (Graf) Skúli Bardarson, mit dem Snorri freundschaftlich verbunden war. Dieser Aufenthalt brachte ihn in unmittelbaren Kontakt mit der damaligen kontinentalen Philosophie und Literatur. Die enge Beziehung zum norwegischen Königshaus bedeutete für Snorri jedoch auch Gefahr; er geriet in den Konflikt zwischen isländischem Unabhängigkeitsbestreben und norwegischen Eroberungsplänen. Hákon IV. ließ erst Skúli Bardarson, dann Snorri Sturluson ermorden.
I.5. Die Anzahl der eddischen Unterwelten
In der Edda werden zwei Unterwelten (im Sinne von Jenseitswelten) erwähnt, von der sich eine, die Unterwelt „Hel“, unter der Weltesche Yggdrasil und eine andere, Walhall, die sich in der Götterwelt Asgard befindet – quasi als Unterwelt in der Oberwelt.
In der Edda nicht erwähnt (aber in der Skaldendichtung) ist eine weitere Unterwelt, nämlich die am Meeresboden des Meeres, das Midgard umgibt. Diese Unterwelt ist als „Rán“ bekannt.
Es existieren in der Edda drei Zustände:
1. Zustand vor Ragnarök: Asgard (Götterwelt), Midgard (Menschenwelt), Udgard (Welt der Riesen), Hel, Rán, Walhall
2. Ragnarök: Weltuntergang und Entstehung der „neuen, grünen Welt“
3. Zustand nach Ragnarök: Gimle.
I.6. Die Unterwelt Hel vor Ragnarök
I.6.a) Die Lage und die Unterteilung von Hel
Hel bezeichnet in der (nord)germanisch-wikingischen Mythologie das Totenreich und ist somit der Aufenthaltsort der gleichnamigen Unterweltsgöttin Hel, die gleichzeitig eine Personifizierung des Totenreichs darstellt. Nach Hel kommen all diejenigen, die an Land[17] an Altersschwäche oder Krankheit gestorben sind. Für sie ist Hel nichts weiter als ein Aufenthaltsort, an dem sie jedoch nicht bestraft werden.
Die Unterwelt Hel liegt tief im Erdreich unter den Wurzeln des Weltenbaums Yggdrasil[18] verborgen, was auch die Herkunft de Wortes zeigt. Hel gehört nämlich gemeinsam mit gotisch[19] „halja“ (Hölle), altenglisch[20] „hell“ und althochdeutsch[21] „hella“ zum Verbum althochdeutsch „helan“ (verbergen). Unter dem Schattenreich, das den Toten als Aufenthaltsort dient, befinden sich neun weitere noch tiefer in die Erde ragende Welten. Die unterste wird als Niflhel (altnordisch[22] „dunkle Hel“) oder auch Niflheim (altnordisch „dunkle Welt“) bezeichnet. Beide Wörter sind verwandt mit dem altenglisch „nifol“ (dunkel) und lateinisch „nebula“. Dieser Teil der Unterwelt ist der Strafort, in den Eidbrecher und Mörder kommen.
Die Totengöttin Hel ist die Herrscherin über diese neun Welten. Die wichtigsten[23] davon sind Hel, Nastrand (altnordisch „Totenstrand“) und der Fluss Hvergelmir (altnordisch „der brausende Kessel“[24] ), an dem der Drache Nidhögg (altnordisch „der hasserfüllt Schlagende“) lebt. Hel ist – wie bereits erwähnt – das Schattenreich, in dem alle Toten – außer Meineidige und Mörder – verbleiben. Letztere wandern durch die darunter befindlichen Welten Nastrand und Hvergelmir, bis sie schließlich in Niflheim ankommen. In diesen Welten werden die Toten bestraft und erleiden Qualen - wie im Tartarus (Strafort im Orcus) der Aeneis oder in Mictlan der Azteken.
In Nastrand zeigen alle Türen nach Norden und die ganze Umgebung ist mit der Haut von Schlangen ausgekleidet. Außerdem ist die Luft von giftigen Gasen erfüllt, und von der Deck tropft Gift.
In der Lieder-Edda heißt es: „Einen Saal sah sie stehen der Sonne fern am Nastrand, nach Norden die Tore gerichtet, Gifttropfen fallen durch die Dachöffnung, diese Halle ist umwunden von Schlangenrücken.[25] “
In der Snorra-Edda wird das Ganze folgendermaßen beschrieben: „In Nastrand ist ein großer übler Saal, und seine Türen gehen nach Norden. Es ist ganz aus Schlangenrücken geflochten wie ein Haus aus Flechtwerk. Aber alle Schlangenköpfe weisen ins Innere des Hauses und speien Gift, sodass Giftströme die Halle entlang fließen. Eidbrecher und Mörder durchschreiten diese Ströme (…).[26] “
Nidhögg, der Totendrache, trinkt das Blut der Nastrand-Verbrecher und zerreißt sie. Auch hier gibt es eine entsprechende Stelle in der Lieder-Edda: „Dort kommt der dunkle Drache geflogen, die glänzende Schlange, von unten, von Nidafjöll[27], er trägt in den Flügeln – fliegt übers Feld – Niddhögg, Leichen – nun wird er versinken.[28] “
In der Snorra-Edda steht dazu: „Aber in Hvergelmir ist es am schlimmsten: Dort peinigt Nidhögg die Leichen der Verstorbenen.“.[29]
Niflheim ist von Schnee und Eis bedeckt und die buchstäbliche Endstation von Meineidigen und Mördern.
I.6.b) Das Totengericht
Unterweltsrichter, wie in der Aeneis, sind in der Edda nicht genannt; auf sie kann verzichtet werden, denn derartige Entscheide werden bereits zu Lebzeiten von einem weltlichen Gericht, dem Thing[30] gefällt. Letzterer entscheidet in folgenden Fällen:
- Streitigkeiten: Duelle um Leben und Tod werden angesetzt, die als Gottesgericht galten. Die eigentlich Schuldigen wurden dabei nicht unbedingt bestraft; ein Unschuldiger konnte dabei allerdings sein Leben verlieren. Der Überlebende galt in jedem Fall zu Lebzeiten als unschuldig, auch wenn er tatsächlich schuldig war. Nur im Tod fand die letztendliche Aburteilung statt, indem er als Mörder oder Eidbrecher nach Nastrand, Hvergelmir und Niflheim kam. Richter gab es dafür in Hel nicht. In der Aeneis allerdings finden unschuldig Hingerichtete in einem bestimmten Bezirk des Orcus eine Bleibe; hier entscheidet Minos, ein Totenrichter, über den Lebenswandel und die Schuld eines unschuldig Hingerichteten.
- Totschlag, Mord und Körperverletzung: Geldbußen. Dafür gab es einen komplizierten Bußkatalog. In der Edda landen Mörder in Niflheim.
- Missachtung eines Thing-Urteils: Verbannung und Ächtung. Der Verbannte wurde für vogelfrei erklärt und konnte von jedermann getötet werden, es sei denn, der Verbannte konnte ins Ausland fliehen.
In der Lieder-Edda ist nur in einem Fall von einem Gericht die Rede. Nach Ragnarök[31] kommt es zu einem nicht näher definierten Gericht: „Dann kommt der Mächtige zum erhabnen Gericht, der Starke von oben, der alles lenkt.“[32]
In der Snorra-Edda wird auch nur in einem Fall eine Art Gericht erwähnt, dem Hel angehört. Dabei geht es um den getöteten Gott Balder, den Hermodr, aus Hel holen wollte: „Hel meinte, daß [sic] man prüfen solle, ob Balder so beliebt war. Wie man es erzählt. Und wenn alle lebenden und toten Dinge in der Welt um ihn weinen, dann soll er zu den Asen[33] zurückkehren. Er bleibt jedoch bei Hel, sobald irgendjemand Einspruch erhebt oder ihn nicht beweinen will.“[34]
Niflheim scheint allerdings eine Neuschöpfung des Snorri Sturluson zu sein, der eine der christlichen Hölle ähnlichen Ort darstellen wollte. „Da Hel ja nur Aufenthaltsort der Schatten, nicht aber Strafort ist, hat sich die Verstärkung Niflheims vielleicht Snorri als der christlichen Konzeption der Hölle näher angeboten.“[35]
Wer jedoch in seinem Leben alle Regeln befolgt hatte, hatte nichts zu befürchten und durfte in Hel bleiben. Auffällig sind die Ähnlichkeiten Hels zum aeneischen Orcus. So gibt es auch hier verschiedene Unterweltflüsse, wie Gjöll[36] (altnordisch „der Brausende“), Slidr[37] (altnordisch „der Waffentragende“), Geirvimull[38] (altnordisch „der Speersprudler“) und Vadgelmir (altnordisch „der Furtschreier“). Im Unterweltfluss Vadgelmir werden in der Lieder-Edda die Lügner bestraft. Vadgelmir (Bestrafung der Lügner) und Hvergelmir (Bestrafung der Meineidigen und Mörder) sind Flüsse, Hvergelmir ist darüber hinaus auch eine Teilunterwelt innerhalb der neunschichtigen Gesamtunterwelt Hel. Zu welcher Teilunterwelt Vadgelmir gehört, wird in der Lieder-Edda nicht gesagt. „Die Vorstellung eines Jenseitsflusses als Strafort stammt sicherlich aus der christlichen Visionenliteratur[39] des Mittelalters, von wo die späte nordische Mythographie auch die Unterweltflüsse Slidr und Geirvimull bezog.“[40]
I.6.c) Der Grenzfluss
Der Grenzfluss Gjöll bildet zusammen mit Helgrind (altnordisch „Zaun von Hel“) die Grenze zwischen Midgard[41] und Hel. Gjöll wird überspannt von der Jenseitsbrücke[42] Gjallabrú, die „mit der Seelenbrücke[43] christlicher Visionen identisch sein dürfte.“[44]. Bewacht wird Gjallabrú von der riesigen Magd Módgudr[45] (altnordisch „zorniger Kampf“), die Ähnlichkeiten zum Fährmann Charon in der Aeneis aufweist.
I.6.d) Die Bewohner Hels
In Hel lebt der Höllenhund Garm[46], der an den Eingang von Hel gefesselt ist und das Totenreich
dort bewacht; er weist Ähnlichkeiten mit dem aeneischen Cerberus auf. „Snorri läßt [sic] ihn zu den Ragnarök gegen Tyr kämpfen, wobei beide den Tod finden. Aber dies dürfte erst Snorris Zutat sein. (…) dagegen ist es möglich, im Hund Garm eine andere Bezeichnung für den Fenriswolf zu sehen, wofür die Fesseln sprechen.“.[47]
Ein ähnliches Ungeheuer wie Garm ist der Fenriswolf. Er ist zusammen mit der Midgardschlange[48] einer der Geschwister der Totengöttin Hel. Am Tag der Ragnarök, dem Weltuntergang, reißt sich der Fenriswolf von der letzten seiner drei Ketten los, die ihn an die Steinplatte Gjöll (gleicher Name wie der Fluss, aber nicht damit zu verwechseln) ketten und verschlingt Odin, den obersten Gott in der nordischen Mythologie.
Die Unterweltgöttin Hel und ihre Geschwister sind Kinder des listigen Gottes Loki und der Riesin Angrbodá. Snorri Sturluson beschreibt Hel in der Snorra Edda als halb schwarz, halb fleischfarben sowie als dunkel und zornig. Sie war zusammen mit ihren Geschwistern aus Asgard, dem Götterhimmel, verbannt worden, da die Götter die Weissagung erhalten hatten, dass ihnen am Tag der Ragnarök Unheil von ihnen drohe.
Die Midgardschlange wurde daher ins Meer geworfen, die Göttin Hel und der Fenriswolf werden in die Unterwelt verbannt[49]. Die Verbannung Hels und des Fenriswolfs in die Unterwelt zeigt, dass diese nicht nur dazu dient, einen Aufenthaltsort für die Toten zu schaffen, sondern auch um unerwünschte Konkurrenten loszuwerden. In der Snorra-Edda wird dies wie folgt geschildert: „Und sie [die Götter] erfuhren durch Weissagung, daß [sic] ihnen von den Geschwistern großes Unglück widerfahren würde, und es schien allen, von ihnen nur das Schlechteste erwarten zu können (…). Da sandte Allvater [Odin] die Götter aus, um diese Kinder zu ergreifen und sie mitzubringen. Als sie zu ihm kamen, warf er die Schlange in das tiefe Meer, das sich um das ganze Land erstreckt. Aber die Schlange wuchs so sehr, daß [sic] sie mitten im Meer um alle Länder herumliegt und sich in den eigenen Schwanz beißt. Hel verbannte er nach Niflheim und gab ihr die Herrschaft über neun Welten. Denn sie sollte alle Wohnstätten mit denen teilen, die zu ihr geschickt wurden, und das sind Menschen, die an einer Krankheit und an Altersschwäche sterben. Sie besitzt dort einen großen Hof, und ihre Zäune sind außergewöhnlich hoch, mit großen Gittertüren. (…) Den Wolf [Fenriswolf] behielten die Asen bei sich, (…) und als alle Weissagungen sagten, er werde ihnen Verderben bringen, da faßten [sic] die Asen den Entschluß [sic], eine überaus starke Fessel zu machen, die sie Löding nannten.“[50]
Hels Wohnung wird in der Snorra-Edda wie folgt beschrieben: „(...) dann gibt er [Snorri Sturluson] eine in christlicher Tradition stehender allegorische Beschreibung ihrer [Hels] Wohnung [Eliudnir].[51] “ „Eliudnir“ [altnordisch „die Feuchte“] heißt ihre Halle, Hunger ihre Schüssel, Hungersnot ihr Messer, Ganglati [altnordisch „der Lahme“] heißt ihr Knecht, Ganglöt [altnordisch „die Faule“] ihre Magd, Fallgefahr ist die Türschwelle, über die man eintritt, Krankenlager heißt das Bett, Funkelnder Schaden ihr Bettvorhang. Zur einen Hälfte ist sie schwarz, aber zur anderen von Fleischfarbe; deshalb ist sie leicht zu erkennen und eher düster blickend und grimmig.“[52]
Die Attribute von Hels Wohnung Eliudnir finden in der Aeneis ihre Entsprechung bei der Beschreibung des Vorraums, der den Eingang vom Abstieg ins Totenreich trennt. Hels Hunger bzw. Hungersnot sowie Krankenlager stehen in der Aeneis Fames, der Hunger, und Morbus, die Krankheit, gegenüber.
Simek äußert die Vermutung, dass die Totengöttin Hel erst in christlicher Zeit dazugekommen ist[53]. Den Beweis dafür tritt er allerdings in seinem Lexikon der germanischen Mythologie nicht an und wäre Gegenstand einer gesonderten Untersuchung.
Nidafjöll bezeichnet in der Lieder-Edda ein Unterweltgebirge, von wo der Drache Nidhögg kommt. In der Snorra-Edda ist es jedoch nach Ragnarök ein paradiesartiger Ort: „Bei Snorri sind die N. [Nidafjöll[54] ] gleichbedeutend mit den Nidavellir [altnordisch „die dunklen Felder“] (…) [in der Lieder-Edda[55] ]. Nach seinen Angaben befindet sich dort der goldene Palast namens Sindri, was aber auf einem Mißverständnis [sic] beruht, denn (…) [in der Lieder-Edda] ist der Palast der Wohnort von Sindris Geschlecht, also den Zwergen. Laut Snorri werden diesen Palast nach Ragnarök, in der neuen Welt, die guten und tugendhaften Menschen bewohnen. Diese für Snorri problemlose Umdeutung zu einem paradiesartigen Ort (…) zeigt, daß [sic] die nord. Jenseitsgefilde (wie Nidafjöll, Nidavellir, Glaesisvellir […] nie als Straforte im Sinne der christlichen Hölle verstanden wurden.“[56]
I.6.e) Das Schiff Naglfar
Des weiteren existiert in Hel Naglfar (altnordisch „Nagel-Schiff“, „Toten-Schiff“), welches aus den Finger- und Fußnägeln der Toten besteht. Es darf nicht (!) als Transportmittel für Tote – wie Charons Fähre in der Aeneis – verstanden werden. Es befindet sich nur deshalb in Hel, weil für seinem Bau die unbeschnittenen Nägel der Toten gebraucht werden. Naglfar soll deshalb nicht aus Holz gezimmert werden, weil so sein Bau - und damit die Ragnarök - hinausgezögert werden soll; am Tag der Ragnarök werden nämlich mit Naglfar die Musspellsöhne als Verstärkung der Mächte der Unterwelt zum Kampf gegen die Götterwelt herangeführt. Damit beim Bau des Schiffes nicht so viel Nagelmaterial vorhanden ist (denn Ragnarök soll hinausgezögert werden), werden den Toten in Midgard (= Menschenwelt) vor der Bestattung die Nägel gestutzt. Naglfar dient also einem anderen Zweck als Charons Kahn, der zudem nicht aus Nägeln, sondern Binsengeflecht besteht.
I.7. Die „Unterwelt“ Walhall in der Götterwelt Asgard vor Ragnarök
Walhall kommt von altnordisch „Vallhöll“. Es setzt sich aus folgenden Wörtern zusammen: „vallr“ (die am Schlachtfeld Gefallenen) und „höll“ (Halle).
Es ist somit eine Art von Unterwelt, in der die toten Krieger (altnordisch „Einherir") von Odin in seiner Halle in Asgard, dem Götterhimmel, aufgenommen und bewirtet werden. Stirbt ein Krieger auf dem Schlachtfeld, wird er zunächst von den Walküren[57] am Schlachtfeld geborgen und dann zum Ort Gladsheimr in Asgard gebracht, wo Walhall liegt. Das Dach der riesigen Halle wird aus sich überlappenden Rundschilden gebildet und mit langen Speeren gestützt. Darunter befindet sich eine lange Tafel, an der Odin die Gefallenen mit dem Fleisch des Ebers Saehrímnir bewirtet. Das Fleisch wird vom Koch Andhrímnir im Kessel Eldhrímnir zubereitet. Das Besondere an diesem Eberfleisch ist, dass es sich ständig erneuert und erneut zum Verzehr zur Verfügung steht. So wird gewährleistet, dass auch alle Einherier satt werden. Dazu wird den Kriegern Met gereicht, der aus dem Euter der Ziege Heidrun fließt. Letztere steht auf dem Dach von Walhall und ernährt sich vom Laub der Weltesche Yggdrasil. Odin isst nichts und trinkt nur Wein. Mit seinem Essen füttert er seine Wölfe Geri und Freki.
Tagsüber ziehen die Einherier durch die 540 Tore aus (Eines davon ist wohl auch das Tor Walgrind, durch das die Gefallenen nach dem Tod auf dem Schlachtfeld einziehen.), um gegeneinander zu kämpfen. Aber am Abend versammeln sich alle wieder zum Mahl in Walhall. Odin schart die Einherier deshalb um sich, weil er am Tag der Ragnarök eine schlagkräftige Armee braucht, die gegen die dunklen Mächte aus der Unterwelt Hel kämpfen soll. Daher veranstalten die Walhall-Krieger turnierähnliche Übungskämpfe, um für die Ragnarök gerüstet zu sein.
In der Snorra-Edda heißt es dazu: „Da sprach Gangleri: 'Du sagst, dass alle Männer, die seit Anfang der Welt im Kampf gefallen sind, nun zu Odin nach Walhall gekommen sind. Was hat er ihnen an Speise zu bieten? Ich meine dort müßte [sic] doch eine große [sic] Menschenmenge sein.' - Darauf antwortete der Hohe: 'Richtig ist, was du sagst. Eine riesige Menge an Volk ist dort, und es werden noch viel mehr. Und doch wird sie zu klein scheinen, wenn der Wolf [Fenriswolf, der an Ragnarök Odin verschlingt.] kommt. Aber niemals sind so viele Menschen in Walhall, daß [sic] das Fleisch des Ebers, der Särimnir [sic] heißt, nicht für sie riechen sollte. Er wird jeden Tag gekocht und ist am Abend wieder unversehrt. Aber diese Frage, die du jetzt stellst, erscheint mir derart, daß [sic] nur wenige so klug sind, darüber Wahres sagen zu können. Andhrimnir [sic] heißt der Koch, Eldhrimnir [sic] der Kessel.' (…) Dazu meinte Gangleri [sic]; 'Hat Odin dieselbe Speise wie die Einherier?' - Der Hohe sprach: 'Die Speise, die auf seinem Tisch steht, gibt er den beiden Wölfen, die ihm gehören und die Geri und Freki heißen. Er aber braucht keine Speise. Wein ist ihm sowohl Mahl als auch Trank.' (…) Da sprach Gangleri: 'Was haben die Einherier zu trinken, das ihnen genauso reichlich ist wie die Speise, oder wird dort Wasser getrunken?' - Der Hohe sagte: 'Sonderbar fragst du jetzt, als ob Allvater König zu sich einlade und Jarle[58] und andere mächtige Männer und ihnen Wasser zu trinken gebe. Und das glaube ich, daß [sic] mancher nach Walhall kommt, dem es teuer erkauft schiene, Wasser zu trinken, wenn er dort nicht von einem besseren Willkommen wüßte [sic], wo er doch vorher Wunden erlitten und Todeshiebe empfangen hat. Anderes kann ich dir davon berichten. Die Ziege mit dem Namen Heidrun steht oben auf Walhall und frißt [sic] Blätter von den zweigen des Baumes, der sehr berühmt ist und Yggdrasil heißt. Aber aus ihrem Euter fließt der Met, den sie jeden Tag in ein großes Gefäß füllt. Das ist so viel, daß [sic] alle Einherier davon genug zu trinken haben.' (…) Gangleri sprach: 'Eine ungeheuer große Menschenmenge ist in Walhall. Wahrhaftig ist Odin ein überaus mächtiger Herrscher, wenn er solch einem großen Heer befiehlt. Aber welchen Zeitvertreib haben die Einherier, wenn sie nicht trinken?' - Der Hohe sagte: Jeden Tag, wenn sie sich angekleidet haben, legen sie ihre Rüstung an und gehen hinaus in den Hof. Sie kämpfen und schlagen sich gegenseitig nieder. Das ist ihre Kurzweil. Und wenn die Frühstückszeit naht, reiten sie heim nach Walhall, wo sie sich zum Trank niedersetzen (…).'“[59]
Nach einer anderen Variante bezeichnet Walhall allerdings keine Totenhalle, sondern einen Berg, in dem die Gefallenen weiterleben. Damit könnten Grabhügel gemeint sein, wie Simek sagt: „Vielleicht ist der Walhallglaube aus der Vorstellung vom Weiterleben der Toten in Hügeln und Bergen entstanden (→ Grabhügel), so wie es Sagas des 13. Jahrhundert beschreiben, wo Tote in Bergen bei ihren Vorfahren feiernd erblickt werden.“[60]
In der Neuzeit hat Walhall die Bedeutung einer Ehrenhalle für auserwählte Tote, wie die von Leo von Klenze von 1830 bis 1847 für Ludwig I. von Bayern erbaute Walhalla bei Regensburg, welche Portraits von großen deutschen Berühmtheiten enthält. Auch Wagners Walhall-Bild in seiner Oper „Der Ring der Nibelungen“ bezieht sich auf die nordische Mythologie.
I.8. Die Unterwelt Rán am Meeresboden vor Ragnarök
Rán ist das Totenreich am Grund des Meeres, das von der gleichnamigen Göttin Rán beherrscht wird, die wiederum die Frau des Meeresgottes Ägir ist. Letzterer verkörpert das Meer als freundliche Macht, als handels- und Verkehrsmöglichkeit. Rán indessen stellt die mörderische Seite des Meeres dar. Nicht umsonst wird deshalb in den Sagas das Wort „ertrinken“ gerne mit „der Rán in die Hände fallen“ umschrieben. Rán als Unterwelt ist somit der Ort, an den die auf hoher See Ertrunkenen kommen. Die Göttin Rán ist außerdem die Mutter der Ägir-Töchter, welche die Meereswellen symbolisieren. Nicht ganz geklärt ist jedoch die Herkunft des Namens Rán. Vermutlich bedeutet er „Räuberin“. Snorri erwähnt Rán in seiner Snorra-Edda allerdings nicht; sie taucht lediglich in den Sagas[61] auf.
I.9. Der Weltuntergang Ragnarök
Sowohl dem Totenort Hel als auch dem Totenort Wahlhall fallen an Ragnarök entscheidende Aufgaben zu. So sorgen die beiden Wohnstätten der Toten für ein ausgewogenes Kräftegleichgewicht innerhalb des (nord)germanisch-wikingischen Kosmos. Die Toten aus der Menschenwelt Midgard, die nach Hel kommen, dienen dabei als Instrument, um die dort hausenden Ungeheuer zu beschäftigen und Odin in Asgard genug Zeit zu verschaffen, in Walhall eine große Zahl von Kriegern (Einherier) zu versammeln, mit denen er sich am Weltuntergang Ragnarök gegen die Mächte der Unterwelt verteidigen kann. Hel und Walhall stehen somit in enger Verbindung zueinander und halten die mythische Welt bis Ragnarök im Gleichgewicht.
Ragnarök (altnordisch „Endschicksal der Götter“) bezeichnet den Weltuntergang in der altnordischen Mythologie. Dieser Untergang betrifft sowohl Menschen als auch Götter, da letztere ebenfalls sterblich sind – im Gegensatz zur Aeneis, in der die Götter unsterblich sind. Wie in der Aeneis haben sie jedoch menschliche Eigenschaften; sie haben durch Verbrechen und Kriege Schuld auf sich geladen. An Ragnarök werden sie schließlich dafür bestraft.
Ragnarök wird durch eine Reihe von Naturkatastrophen eingeleitet. Zuerst setzt der Fimbulwinter ein, darauf folgt der vom Feuerriesen Surt entfachte Weltenbrand, der die ganze Welt vernichten wird. Darauf versinkt die Erde in dem von der Midgardschlange aufgepeitschten Meer. Schließlich verschlingt der Fenriswolf die Sonne und verdunkelt den Himmel. Außerdem erzittert die Weltesche Yggdrasil und bringt den Kosmos aus dem Gleichgewicht. Die Mächte der Unterwelt bedrohen nun die Götter und steigen zu Asgard empor. Odin und die Einherier kämpfen zusammen gegen den Fenriswolf. Letzterer verschlingt zuerst die Einherier und dann Odin, der jedoch vom Asen Vidarr gerächt wird; letzterer reißt dem Wolf den Unterkiefer ab. Der Donnergott Thor tötet die Midgardschlange, fällt aber nach neun Schritten – vom Gift der Schlange getroffen – selbst zu Boden. Der Fruchtbarkeitsgott Freyr kämpft mit Surt und stirbt, da ihm seine Schwert zur Verteidigung fehlt. Der Höllenhund Garm und der Kriegsgott Tyr töten sich gegenseitig, genauso wie der Gott Loki (ohne besondere Aufgaben im Götterhimmel) und der Asgardwächter Heimdall. Schließlich haben sich die Gottheiten von Asgard und Hel gegenseitig vernichtet und die alte Welt mit ins Unglück gestürzt.
Bald steigt jedoch eine neue, gereinigte Welt aus dem Meer mit den überlebenden Menschen und den überlebenden Göttern Vidarr, Váli, Módi und Magni. In der Snorra-Edda wird Ragnarök folgendermaßen beschreiben: „Der Hohe sagte: 'Viele wichtige Begebenheiten sind darüber zu erzählen. Zuerst die, daß [sic] der Winter kommt, der Fimbulwinter genannt wird. Dann treibt Schnee aus allen Himmelsrichtungen heran. Es herrschen starker Frost und scharfe Winde, die Sonne scheint nicht mehr. Es gibt drei solcher Winter hintereinander und keinen Sommer dazwischen. Aber vorher kommen drei andere Winter, in denen über die ganze Welt Schlachten toben. Dann erschlagen sich Brüder gegenseitig aus Habsucht, und keiner schont Vater oder Sohn im Gemetzel und beim Verwandtenmord. (…) Dann geschieht das, was als ungeheure Begebenheit gilt, nämlich, daß [sic] der Wolf die Sonne verschlingt, und den
Menschen erscheint dies als großer Schaden. Danach packt der andere Wolf[62] den Mond und bewirkt
ebenso großes Unheil. Die Sterne verschwinden vom Himmel. Zu diesen Ereignissen gehört auch, daß [sic] die ganze Erde wie die Berge beben [sic], so daß [sic] die Bäume aus dem Boden herausgerißen [sic] werden. Aber die Gebirge stürzen zusammen, und alle Fesseln und Bande brechen und reißen. Dann kommt der Fenriswolf frei. Das Meer überschwemmt das Land, weil sich die Midgardschlange im Riesenzorn herumwälzt und an Land kriecht (…). Und der Fenriswolf kommt mit aufgerißenem [sic] Maul herangestürmt, der untere Kiefer berührt die Erde, der obere den Himmel. Er würde sein Maul noch mehr aufsperren, wenn Platz dafür wäre. Flammen kommen aus seinen Augen und den Nüstern. Die Midgardschlange speit soviel Gift, daß [sic] es die ganze Luft und die Gewässer erfüllt. Auch sie ist furchterregend und steht dem Wolf zur Seite. (…) Surt kommt zuerst, vor ihm wie hinter ihm brennt Feuer. (…) Die Esche Yggdrasil wankt, nichts am Himmel wie auf der Erde ist ohne Furcht. Die Asen und alle Einherier rüsten sich und ziehen auf das Feld. Als erster reitet Odin (…). Er dringt gegen den Fenriswolf vor, und Thor steht ihm zur Seite. Aber er kann ihm nicht beistehen, denn er kämpft heftig mit der Midgardschlange. Freyr trifft auf Surt, und es entwickelt sich ein harter Kampf, ehe Freyr fällt. Sein Tod wird, daß [sic] er sein gutes Schwert vermißt [sic] (…). Dann kommt auch der Hund Garm frei (…). Er ist das furchtbarste Ungeheuer und kämpft gegen Tyr, und sie werden sich gegenseitig töten. Thor erschlägt die Midgardschlange und läuft noch neun Schritte weit. Dann fällt er wegen des Giftes, das die Schlange auf ihn bläst, tot zur Erde. Der Wolf verschlingt Odin, was dessen Tod ist. Aber gleich darauf stürmt Vidarr vor (…). Mit einer Hand packt Vidarr dann den Oberkiefer des Wolfes und reißt sein Maul entzwei. Das bringt ihm den Tod. Loki kämpft mit Heimdall, und sie töten sich gegenseitig. Schließlich schleudert Surt Feuer über die Erde, und die ganze Welt brennt.“[63]
I.10. Die Zeit nach Ragnarök
Wie bereits oben erwähnt, steigt nach Ragnarök eine neue, grüne Welt aus dem Meer. Die beiden überlebenden Götter Vidarr und Váli leben in dieser neuen Welt auf Idawöl, dem früheren Asgard. Zu ihnen gesellen sich Thors Söhne Módi und Magni; beide sind nun Besitzer von Thors Hammer Mjöllnir. Auch Baldr und Hödr kommen aus Hel hinzu. Die Unterwelt Hel existiert auch nach Ragnarök weiter. Hel ist indessen ohne Wächter, sodass Baldr und Hödr ohne Hindernisse zurückkehren können. Nach Ragnarök wird das weiter oben bereits beschriebene Sindri von allen guten und tugendhaften Menschen bewohnt – trotz der Nähe zu Hel.
Die Glaesisvellir (altnordisch „die glänzenden Gefilde“) - wie die bereits weiter oben beschriebenen Nidafjöll – beschreiben einen paradiesartigen Ort. Diese Gefilde werden oft mit Glasir gleichgesetzt, einem magischen Hain vor den Toren Walhalls. „Das Konzept einer derartigen Paradieslandschaft ist kaum heidnisch-germanisch, sondern scheint durch die mittelalterliche christliche Literatur beeinflußt [sic] zu sein.“[64]
In der neuen Welt existiert auch Gimle, eine in Gold gedeckte Halle, in der die rechtschaffenen Menschen für immer leben.
In der Snorra-Edda ist alles so beschrieben: „Dazu sagte Gangleri: 'Leben dann noch irgendwelche Götter, und gibt es noch eine Erde und einen Himmel?' - Der Hohe sagte: 'Die Erde steigt aus dem Meer empor, und sie ist grün und herrlich. Das Getreide wächst von selbst. Vidarr und Váli leben, weil ihnen weder das Meer noch Surts Flammen geschadet haben. Sie wohnen auf Idawöll, dort, wo vorher Asgard war, und dorthin kommen Thors Söhne, Modi [sic] und Magni, die Mjöllnir haben. Dann kommen Balder [sic] und Höd [sic] von Hel.“[65]
Gimle wird wie folgt beschrieben: „Da meinte Gangleri: 'Was geschieht danach, wenn die ganze Welt verbrannt ist und alle Götter tot sind und alle Einherier und die ganze Menschheit.
Habt ihr nicht vorher gesagt, daß [sic] jeder Mensch in irgendeiner Welt für alle Zeiten leben
wird?' - Darauf antwortete der Dritte: Es gibt viele gute Aufenthaltsorte und viele schlechte. Am besten ist es, in Gimle im Himmel zu sein.“[66]
Simek meint dazu: „Nach Snorri ist Gimle jedoch ein himmlischer Ort, in dem die guten Menschen nach ihrem Tod wohnen werden (…) und liegt im dritten Himmel (…) unerreichbar für Surts die Welt vernichtenden Weltenbrand (…), und ist zunächst nur von Lichtalben bewohnt. Diese Darstellung ist zweifellos aber stark christlich geprägt; darauf deuten nicht nur die drei Himmel, deren oberster von Lichtalben[67] (= Engeln?) bewohnt ist, sondern Snorri hat auch die Ragnarök in der (…) [Lieder-Edda] als jüngstes Gericht aufgefaßt [sic], das über Verdammnis oder Rettung der Menschen entscheidet.“[68]
[...]
[1] Krause, Arnulf (Auswahl, Übersetzer, Kommentare): Die Edda des Snorri Sturluson. Stuttgart 2015 [im Folgenden stets „Snorra-Edda“ genannt], S. 254 ff.
[2] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Skalde [gesehen am 20.02.2016]
[3] Nordgermanen: Dänen, Schweden, Norweger, Isländer. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Germanen [gesehen am 20.02.2016]
[4] Wikinger (800-1050) und ihre Siedlungsgebiete: Neufundland, Grönland, Island, Westnorwegen, Lofoten, Färöer, Shetland-Inseln, Hebriden, Westschottland, Südirland, Westengland, Normandie, Niederlande, Dänemark, Schweden, Baltikum, Ukraine. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Wikinger [gesehen am 20.02.2016]
[5] Vgl. Lieder-Edda, S. 511 ff.
[6] Vgl. www.koeblergerhard.de/germanistischewoerterbuecher/altnordischeswoerterbuch/an-E.pdf [gesehen am 15.04.2016]
[7] Vgl. www.koeblergerhard.de/an/an_o.html [gesehen am 15.04.2016]
[8] Krause, Arnulf (Herausgeber, Übersetzer): Die Götter- und Heldenlieder der Älteren Edda. Stuttgart 2004 [im Folgenden stets „Lieder-Edda“ genannt], S. 11 ff.
[9] Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Codex_Regius_(Edda) [gesehen am 20.02.2016]
[10] Vgl. Lieder-Edda, S. 11 ff.
[11] Lieder-Edda, S. 12
[12] Lieder-Edda, S. 12
[13] Vgl. Snorra-Edda, S. 251-266
[14] Vgl. Snorra-Edda, S. 253 f.
[15] Kenning, Plural Kenningar (altnordisch „kenna“ für kennzeichnen): in der eddischen und in der Skaldendichtung auftretende poetische Umschreibungen von Begriffen in mehreren Wörtern. Da Kenningar einen Begriff bewusst verschlüsseln, sind die mythologischen Kenninga ohne Kenntnis des jeweiligen Mythos nicht zu enträtseln. Kenningar erschienen nicht eingeweihten Personen gekünstelt, riefen aber beim gebildeten Publikum ein Vorwissen an Mythen und Sagen wach. Vgl. Simek, S. 233 f.
[16] Gesetzessprecher: Seine Aufgabe war es, jährlich ein Drittel der Gesetze zu rezitieren. Dazu stand er auf dem Gesetzesfelsen in der Allmännerschlucht auf Island. Durch die besondere Akustik in der Schlucht konnte man ihn weithin hören. Er war kein Richter. Jedoch leitete er die alljährlichen Allthingtreffen. Der Gesetzessprecher wurde für drei Jahre gewählt. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Lögsögumaður [gesehen am 15.04.2016]
[17] An Land: im Gegensatz zu den im Meer Ertrunkenen.
[18] Weltesche (altnordisch „Yggdrasill“): Weltenbaum, der in der nordischen Mythologie den gesamten Kosmos symbolisiert. Altnordisch „yggr“ (Furcht, Schrecken, Schrecklicher), „drasill“ (Pferd) oder altnordisch „yggia“ (Eibe), „drasill“ (stützen). Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Yggdrasil [gesehen am 15.02.2016]
[19] Gotisch: Die vom 3. Jahrhundert bis ca. 1800 gesprochene gotische Sprache gehört zu den ostgermanischen Sprachen. Das bekannteste Dokument, das in dieser Sprache geschrieben wurde, ist die Wulfila-Bibel, eine Übersetzung des Neuen Testaments ins Gotische. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Gotische_Sprache [gesehen am 15.02.2016]
[20] Altenglisch (auch Angelsächsisch): die älteste Sprachform der englischen Sprache. Sie wurde bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts von den Angelsachsen (Angel, Jüten, Sachsen), die sich ca. 450 in England ansiedelten. Das bekannteste Dokument in dieser Sprach ist das Beowulf-Epos, ein germanisches Heldenepos. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Altenglisch [gesehen am 16.02.2016]
[21] Althochdeutsch: die älteste Sprachform des Hochdeutschen von ca. 750 bis ca. 1050. Das bekannteste Dokument in dieser Sprache ist der Codex abrogans, ein lateinisch-althochdeutsches Wörterbuch. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Althochdeutsch [gesehen am 15.02.2016]
[22] Altnordisch: Sammelbezeichnung für die nordgermanischen (auch „nordische“ oder „skandinavische“) Sprachen, die von ca. 800 (Beginn der Wikingerzeit) bis ca. 1500 gesprochen wurde, und zwar in Dänemark, Norwegen, Schweden, im südlichen Finnland, auf den Orkney- und Shetland-Inseln, in Teilen Schottlands, Irlands, Mittelenglands, auf den Färöer-Inseln, Island und in Teilen Grönlands. Vgl. en.wikipedia.org/wiki/Altnordische_Sprache [gesehen am 15.02.2016]
[23] Die restlichen Welten werden weder in der Snorra- noch in der Lieder-Edda genannt.
[24] Die genaue Wortbedeutung ist jedoch lt. Simek, Rudolf: Lexikon der germanischen Mythologie. Stuttgart 2006 [im Folgenden „Simek“ genannt], S. 211, unbekannt: „(...) 'der brausende Kessel'? (…) bemerkenswert ist dabei, daß [sic] sonst Riesen Namen auf -gelmir tragen (…).“
[25] Lieder-Edda, S. 24/Strophe 38
[26] Snorra-Edda, S. 77, Strophe 52
[27] Nidafjöll (altnordisch „dunkle Berge)“: Gebirge in Hel.
[28] Lieder-Edda, S. 31, Strophe 66
[29] Snorra-Edda, S. 78, Strophen 63, 64
[30] Thing: altnordisch, neuisländisch (Amtssprache des heutigen Island) „Volksversammlung“, „Gerichtsversammlung“. Dänisch, schwedisch, norwegisch: ting. In den früheren Stammesgesellschaften Nordeuropas wurden Things regelmäßig (z. B. zu bestimmten Mondphasen) unter freiem Himmel abgehalten zum Zweck der politischen Meinungsfindung und zur Rechtsprechung. Als Teile des Namens von Parlamenten in Nordeuropa existiert das Wort heute noch: isländisches Parlament (Althing), dänisches Parlament (Folketing), norwegisches Parlament (Storting), Parlament der Färöer-Inseln (Løgting), Provinziallandtage Schwedens (Landsting). Das isländische Parlament Althing existiert seit 930 (Ende der Landnahme Islands durch norwegische Wikinger) und ist somit das älteste Parlament der Welt. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Thing [gesehen am 15.02.2016]
[31] Ragnarök: Weltuntergang und Entstehung einer neuen Welt danach.
[32] Lieder-Edda, S. 31, Strophe 65
[33] Asen: In der Snorra-Edda wohnen zwölf Asen (Götter) im Götterhimmel Asgard. Sie herrschen über die Welt und die Menschen. Wie die Menschen sind sie sterblich. Zur Ragnarök kommen fast alle um.
[34] Snorra-Edda, S. 70, Strophe 49
[35] Simek, S. 301
[36] Gjöll: Snorra-Edda
[37] Slidr: Lieder-Edda
[38] Geirvimull: Snorra-Edda
[39] Visionsliteratur: „Die Gattung der Visionsliteratur umfasst zunächst sämtliche schriftlich festgehaltenen visionären Erlebnisse. Diese Erlebnisse können religiös und nichtreligiös sein. (...) Ihre Blüte erlebte die Visionsliteratur im Mittelalter. (…) Inhaltlich handeln die Visionen vor dem 12. Jahrhundert überwiegend von Strafen oder Belohnungen, die die Seele im Jenseits erwarten. “ In: de.wikipedia.org/wiki/Visionsliteratur [gesehen am 10.03.2016]
[40] Simek, S. 454
[41] Midgard: Welt der Lebenden.
[42] Jenseitsbrü>
[43] Seelenbrü>
[44] Simek, S. 178
[45] Simek, S. 286: „(...) da dieses Mädchen Modgudr sonst nirgends belegt ist, dürfte es sich nur um eine Zutat Snorris in der Erzählung von Hermods Ritt nach Hel handeln (...).“
[46] Simek, S. 127, gibt keine Wortbedeutung an.
[47] Simek, S. 127
[48] Midgardschlange: Wie Hel und der Fenriswolf ist die Midgardschlange ein Kind des Gottes Loki. Sie lebt im die Welt umgebenden Urozean, umspannt mit ihrem Körper die Welt und beißt sich in ihren eigenen Schwanz. Sie wird zur Ragnarök von Thor mit seinem Hammer (Mjöllnir) getötet, der seinerseits kurz danach durch das Gift der Midgardschlange stirbt. Sie wird in der Snorra-Edda (S. 41, Strophe 31) erwähnt: „Angrbodá (…); mit ihr hatte Loki drei Kinder: Eines war (…) die Midgardschlange (…).“
[49] In der Aeneis werden die Titanen in den Orcus, und dort sogar auf ewig in den Strafort Tartarus verbannt, weil sie sich bereits gegen die Götter aufgelehnt hatten. Die Midgardschlange und der Fenriswolf werden „vorsorglich“ nach Hel verbannt, weil die Götter durch Weissagung erfahren hatte, dass ihnen durch die drei Geschwister großes Unheil drohe.
[50] Snorra-Edda, S. 41, Strophe 34
[51] Simek, S. 179
[52] Snorra-Edda, S. 41, Strophe 34
[53] Vgl. Simek, S. 179: „Insgesamt spricht nichts für die Annahme dieser Göttin in vorchristlicher Zeit.“
[54] Vgl. Snorra-Edda, S. 77, Strophe 61: „Auch ein guter Saal, der auf Nidafjöll steht, ist aus rotem Gold erbaut; er heißt [sic] Sindri. In diesen Hallen sollen sich wackere und Männer guter Sitte aufhalten.“
[55] Vgl. Lieder-Edda, S. 23, Strophe 37: „Im Norden stand in Nidawellir [sic] ein Saal aus Gold, von Sindris Geschlecht (…).“
[56] Simek, S. 299
[57] Walküren: ursprünglich Totendämonen, dann selbst Kriegerinnen
[58] Jarl: einflussreicher Berater am norwegischen Königshof. Der Isländer Snorri war selbst mit dem Jarl Skúli freundschaftlich verbunden. Island war zwar zu Snorris Zeit noch von Norwegen unabhängig, es bestand aber eine kulturelle, politische und wirtschaftliche Abhängigkeit vom Königreich Norwegen. Erst 1262 kam Island unter norwegische Herrschaft. Norwegen gerät 1380 unter dänische Herrschaft. Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Jarl [gesehen am 15.03.2016]
[59] Snorra-Edda, S. 48, Strophen 38, 39, 41
[60] Simek, S. 482
[61] Vgl. Simek, SS. 357: „Saga (altnord. Saga, Pl. Sögur), allgemeine Bezeichnung für längere isländ. Prosawerke. Die ältesten S.s [sic] wurden um 1200 aufgezeichnet, ihre Blüte erlebte die S.schreibung im 13. und 14. Jh. (…) [Es] finden sich in den S.s zahlreiche Hinweise auf die german. Religion. Da die S.s [sic] jedoch keineswegs immer, wie früher meist angenommen, auf einer ungebrochenen mündlichen Tradition über drei Jahrhunderte beruhen, sind ihre Aussagen zur heidnischen german. Religion, sowie sie nicht aus anderen Quellen erhärtet werden können, nur mit Vorsicht heranzuziehen.“
[62] Vgl. Simek, S. 99: „Aber noch zwei andere Wölfe werden bei den Ereignissen um die Ragnarök erwähnt, von denen einer die Sonne, der andere den Mond verschlingt, die (…) [Lieder-Edda] erwähnt sie nicht, Snorri nennt sie am Beginn der Ragnarök [in der Snorra-Edda]. (…) [In der Snorra-Edda] erwähnt er einen Wolf Managarmr ('Mondverschlinger') aus dem Eisenwald, denselben, den die (…) [Lieder-Edda] Fenrir nennt; kurz zuvor gibt er den Wölfen, die Sonne und Mond verfolgen, den Namen Hati und Sköll. Es dürfte sich bei all diesen Wölfen nur um Fenrir handeln; die verschiedenen Namen gehen wohl auf Snorris übertriebene Systematisierungsversuche zurück.“
[63] Snorra-Edda, SS. 73, Strophen 50 f.
[64] Simek, S. 140
[65] Snorra-Edda, S. 78, Strophe 53
[66] Snorra-Edda, S. 77, Strophe 52
[67] Alben = Elben = Elfen: Naturgeister. Es gibt Licht-, Dunkel-, und Schwarzalben.
[68] Simek, S. 136
- Arbeit zitieren
- Nicolas Ströhla (Autor:in), 2016, Unterwelten in Europa und Mesoamerika. Edda, Aeneis und Aztekencodices, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/359186
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