Menschenbild in der Heilpädagogik


Hausarbeit, 2003

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Anthropologische Grundgedanken
1. Anthropologie
2. Die Spezies Mensch
3. Menschenbild und Erziehung

III. Das Menschenbild in der Heilpädagogik
1. Allgemeiner Grundansatz
2. Geschichtlicher Rückblick
3. Menschenbild und geistige Behinderung
3.1. Geistige Behinderung
3.2. Erziehung von Menschen mit geistiger Behinderung, ein Widerspruch?

IV. Resümee

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Menschenbild an sich und der Einordnung von Menschen mit geistiger Behinderung in dieses Gefüge erlebt man oft Enttäuschungen oder Verständnislosigkeiten, wenn man mit „normalen“ Mitmenschen diese Thematik bespricht.

Die Bandbreite der Meinungen reicht von mitleidigen Kommentaren, wie „Ach die armen Wesen, womit haben sie das verdient...“ bis zu sehr extremen Äußerungen: „Warum muss der Staat soviel Geld in Einrichtungen und andere Hilfemaßnahmen stecken, es bringt ja doch nichts, den Behinderten geht es doch fast besser als mir...“.

Durch meine unmittelbare berufliche Betroffenheit, die Arbeit im heilpädagogischen Sektor, möchte ich die Gelegenheit nutzen, eine Auseinandersetzung mit dem Menschenbild einerseits, und seiner Bedeutung für die heilpädagogische Arbeit andererseits, zu diskutieren.

II. Anthropologische Grundgedanken

Um die Einordnung verschiedener Ansichten und Grundgedanken vorzunehmen, müssen vorerst einige Begrifflichkeiten definiert und erläutert werden, damit ein Zusammenhang zwischen dem Menschenbild und der geistigen Behinderung überhaupt herstellbar wird. Hierzu zählen die Ziele und Inhalte der Wissenschaft „Anthropologie“, das Darstellen verschiedener Sichtweisen des Menschenbildes, sowie ein Überblick, was geistige Behinderung überhaupt ist und was sie für uns im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet.

1. Anthropologie

Der Begriff „Anthropologie“ setzt sich aus den beiden altgriechischen Begriffen „anthropos“, das bedeutet Mensch, und „logos“, dies steht für Wort, Kunde, Wissenschaft, zusammen[1]. Wörtlich genommen handelt es sich bei der Anthropologie also um die Wissenschaft vom Menschen. Da jedoch viele Wissenschaftszweige unter diesem Aspekt subsumierbar sind, bedarf es weiterer Detaillierungen.

Im weitesten Sinne wird unter der Wissenschaft vom Menschen zweierlei verstanden. Einmal stellt sie gewissermaßen eine Teildisziplin der Biologie dar, der Wissenschaft „vom Lebendigen“, die sich neben der Botanik und der Zoologie mit der Entwicklung des Menschen und seinem Wirken auf der Erde befasst.

Auf der anderen Seite ist sie eine philosophische Disziplin, deren Mittelpunkt die Frage nach dem Wesen und dem Sinn des menschlichen Daseins bildet.

Obwohl man sich über den Grundgegenstand der Anthropologie, den Menschen, und die anthropologische Grundfrage: „Was ist der Mensch?“, einig ist, existiert bis heute kein Konsens darüber, wie Anthropologie als Wissenschaft zu definieren sei. Alle Einzelwissenschaften, von der Medizin bis zur Philosophie, die sich in irgendeiner Weise mit dem Menschen beschäftigen, tragen ihre Erkenntnisse über den Menschen vor, ohne dass dabei ein Gesamtbild dessen entsteht, was den Menschen ausmacht.

Statt von Anthropologie zu sprechen, ist dann oft von biologischer, psychologischer, philosophischer oder auch pädagogischer Anthropologie die Rede, um den jeweils verschiedenen Zugang zum Erkenntnisgegenstand anzugeben, der zugleich die relative Gültigkeit der Ergebnisse und ihrer Abhängigkeit von der Fragestellung anzeigt.

Um der Frage: „Was ist der Mensch“, der schon erwähnten Grundfrage der Anthropologie, etwas näher zu kommen, muss auch ein kleiner Rückgriff auf die abstammungsgeschichtliche Entwicklung unserer Spezies getätigt werden. Schon Platon und Hippokrates heben sich bereits mit Fragen der Vererbung beim Menschen, der Humangenetik, auseinandergesetzt, Aristoteles beschäftigte sich sogar schon mit Fragen der Mensch-Tier-Verwandschaft[2].

Mit der Begründung der Abstammungslehre durch Ch. Darwin (Darwinismus) setzte sich die Anschauung, der Mensch stamme vom Affen ab, durch. Somit war die Entwicklung des Menschen aus dem Tierreich erkannt und eine gemeinsame biologische Basis herausgestellt. Gleichzeitig dokumentierte sich damit aber auch die Einzigartigkeit der Spezies Mensch und des Einzelnen Individuums dieser Gattung.

2. Die Spezies Mensch

Erich Fromm beschrieb die Eigenartigkeit und Einzigartigkeit des Menschen so: „Der Mensch ist ebenso eine eigene Spezies wie der Schimpanse, das Pferd oder die Schwalbe. Jede Spezies anatomisch und physiologisch durch bestimmte Eigenschaften definiert. Biologisch gesehen besteht Übereinstimmung darüber, was den Menschen als Spezies charakterisiert. In der biologischen Evolution tritt die Spezies Mensch in dem Augenblick auf, als zwei Tendenzen der tierischen Evolution zusammentreffen. Die eine Tendenz ist die ständig abnehmende Determinierung des Verhaltens durch Instinkte, die zweite in der tierischen Evolution auffallende Tendenz ist das Wachstum des Gehirns, speziell des Neocortex (jüngster Teil, aus stammesgeschichtlicher Sicht, der Großhirnrinde)[3].

Da die Spezies Mensch kaum von Instinkten motiviert ist, die ihr sagen, wie sie zu handeln hat, und sie andererseits über Selbstbewusstsein, Vernunft und Vorstellungsvermögen verfügt, neue Qualitäten, die über die Fähigkeiten selbst der kleinsten Primaten zu instrumentellem Denken hinausgehen, brauchte sie einen Rahmen der Orientierung und ein Objekt der Hingabe, um überleben zu können.“[4].

Der Mensch benötigt somit eine natürliche und gesellschaftliche Umwelt. Er wäre ohne ein strukturiertes und kohärentes Bild der Welt und des Platzes, welchen er darin einnimmt, verwirrt und unfähig, zielgerichtet und konsequent zu handeln. Ohne einen festen Punkt und eine Orientierungsmöglichkeit hätte der Mensch keine Chance, all die Eindrücke zu ordnen und zu kategorisieren, die auf ihn einstürmen.

Geht man davon aus, dass in der Geburt eines Menschen der Beginn der gesamten Entwicklung von Wertekategorien und Orientierungsmaßstäben liegt, darf der Einfluss der Umwelt in den ersten Lebensjahren nicht unberücksichtigt bleiben, die Rolle der Erziehung des Individuums wird hier regelmäßig, neben den Erfahrungen, die man sammelt, eine tragende Rolle spielen.

[...]


[1] Brockhaus-Enzyklopädie, S. 653 ff

[2] Brockhaus-Enzyklopädie, S. 653 ff

[3] Pschyrembel, W., Klinisches Wörterbuch“, S. 1324

[4] Fromm, E. „Haben oder Sein“, S. 130 ff

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Menschenbild in der Heilpädagogik
Hochschule
Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin
Note
1,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V36108
ISBN (eBook)
9783638358354
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Menschenbild, Heilpädagogik
Arbeit zitieren
Jochen Hermann (Autor:in), 2003, Menschenbild in der Heilpädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36108

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