Die bisherige literaturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit DDR-SF weist Lücken auf, die nicht allein vor dem Hintergrund ihrer weiten Verbreitung ungerechtfertigt erscheinen. In der DDR war SF in vieler Hinsicht eine unterhaltungsliterarische Ausnahmeerscheinung. SF wurde mit kulturpolitischen Forderungen und Restriktionen konfrontiert, hauptsächlich innerhalb eines engen, nichtöffentlichen Kreises diskutiert und von Autoren, Rezipienten und Rezensenten nicht nur als Flucht in fremde und exotische Welten begriffen. Der unauflösbare Gegensatz von bis zuletzt offiziell propagierter hehrer Vision und der Wirklichkeit des ‚real existierenden Sozialismus’ trug zur Entwicklung einer kritischen DDR-SF bei. Über die Unterhaltungsfunktion und die angemahnte Darstellung des ‚lichten Morgens’ hinaus suchten und fanden SF-Autoren Möglichkeiten, in ihren von offizieller Seite gering geschätzten und dadurch weniger intensiv kontrollierten Texten indirekt auch Kritik an der Gesellschaft und am herrschenden System zu formulieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- VORBEDINGUNG UND FRAGESTELLUNG
- VORGEHENSWEISE
- DDR-SF IN DER DISKUSSION: ZUM FORSCHUNGSSTAND
- SEKUNDÄRLITERARISCHE AUSEINANDERSETZUNG UM DDR-SF
- RESÜMEE UND PERSPEKTIVE
- ,SCIENCE FICTION' ALS UNTERSUCHUNGSGEGENSTAND
- DAS GENREPROBLEM
- DEFINITIONEN IM DISKURS
- EINGRENZUNG DES UNTERSUCHUNGSGEGENSTANDES
- ZUR LITERATURHISTORISCHEN ENTWICKLUNG VON DDR-SF
- DAS VERHÄLTNIS VON DDR-SF ZUM UTOPISCHEN
- TRADITIONSLINIEN VON DDR-SF
- BEZUGSSYSTEM UND REZEPTIONSPERSPEKTIVE
- INTERPRETATIONSANSATZ
- ,PERSPEKTIVBEWUBTSEIN' IN DER DDR-SF DER 50ER UND 60ER JAHRE
- DER UTOPISCHE BETRIEBSROMAN - ULTRASYMET BLEIBT GEHEIM (1955) VON HEINZ VIEWEG
- DIE KOMMUNISTISCHE UTOPIE - Heimkehr der Vorfahren (1966) VON EBERHARDT DEL'ANTONIO
- DER UMBRUCH DER JAHRE 1972/73
- PERSPEKTIVBEWUẞT IN DIE ZUKUNFT – EIN FAZIT
- DIE NEUE LITERARISCHE QUALITÄT DER DDR-SF: TEXTBEISPIELE
- DDR-SF ALS KRITIKMEDIUM IN DEN 70ER UND 80ER JAHREN
- DIE SCHEIN-EUTOPISCHE WELT – UNHEIMLICHE ERSCHEINUNGSFORMEN AUF OMEGA XI (1974) VON JOHANNA UND GÜNTER BRAUN
- DIE DYSTOPISCHE WELT - GERT PROKOPS TIMOTHY TRUCKLE
- SYSTEMKRITISCHES IN DER DDR-SF – EIN FAZIT
- ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Science Fiction-Literatur in der DDR und untersucht deren Entwicklung, Themen und Bedeutung im Kontext des sozialistischen Systems. Sie beleuchtet insbesondere das Verhältnis von DDR-SF zum Utopischen und analysiert die verschiedenen Formen der Perspektivbewusstheit, die in den Texten zum Ausdruck kommen.
- Die Entwicklung von DDR-SF und ihre Beziehung zum Utopischen
- Die Darstellung von Perspektivbewusstheit in DDR-SF
- Die Nutzung von Science Fiction als Medium der Gesellschaftskritik in der DDR
- Der Einfluss des sozialistischen Systems auf die Entstehung und Entwicklung der DDR-SF
- Das Verhältnis von DDR-SF zur internationalen Science Fiction
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die bisherige literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit DDR-SF und ihre Bedeutung im Kontext des Utopieverständnisses in der DDR. Kapitel 3 untersucht den Begriff ,Science Fiction' und grenzt den Gegenstandsbereich der Arbeit ein. Kapitel 4 befasst sich mit der literaturhistorischen Entwicklung von DDR-SF und analysiert das Verhältnis dieser Gattung zum Utopischen. Kapitel 6 untersucht die SF der 50er und 60er Jahre und beleuchtet die verschiedenen Formen des Perspektivbewusstseins. Kapitel 7 analysiert die SF der 70er und 80er Jahre und zeigt, wie Science Fiction als Medium der Gesellschaftskritik eingesetzt wurde.
Schlüsselwörter
Science Fiction, DDR-Literatur, Utopie, Perspektivbewusstsein, Gesellschaftskritik, sozialistisches System, literarische Entwicklung, Genreproblem, Rezeption, Sekundärliteratur, Forschungsstand, Empirische Forschung, BiLieF-Projekt.
- Quote paper
- Matthias Vorhauer (Author), 2004, Zwischen Perspektivbewußtsein und Systemkritik - Science-Fiction-Literatur in der DDR, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36437