"Assortative Mating" und Erwerbsverhalten. Strukturiert das veränderte Partnerwahlverhalten das Erwerbsverhalten oder umgekehrt?


Hausarbeit, 2017

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Theoretische Grundlagen
2.1 Sozialisation
2.2 Soziale Milieus
2.3 Lebensstile
2.4 Werte und Wertewandel

3 Partnerwahlverhalten
3.1 Assortative Mating
3.2 Erwerbsverhalten

4 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Das Sprichwort ÄGegensätze ziehen sich an“ wird beim Thema Partnerschaft häufig verwendet, jedoch haben Studien gezeigt, dass das nicht grundsätzlich zutrifft. ÄGleich und Gleich gesellt sich gerne“ scheint da viel eher zu passen, wobei ähnliche Merkmale wie Prestige, Attraktivität und Bildung eine große Rolle spielen (vgl. Ressler 2005, S. 153). Diese und andere Merkmale beeinflussen sowohl das Partnerwahl- als auch das Erwerbsverhalten.

Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist die Analyse der Leitfrage, wie es zu diesem Umstand kommt und ob das veränderte Partnerwahlverhalten das Erwerbs- verhalten oder umgekehrt strukturiert. Um zu verstehen, weshalb sich Individuen für gewisse Dinge sowie im Zeitabschnitt verändernde Präferenzen entscheiden, sich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten und worin die Ursache dafür liegt, werden zunächst die theoretischen Grundlagen gelegt. Dafür werden die Aspekte Sozialisation, soziale Milieus, Lebensstile sowie Werte und Wertewandel behan- delt. Nachdem die theoretischen Grundlagen erläutert wurden, widmet sich die Ar- beit dem Partnerwahlverhalten, für dessen Untersuchung die theoretischen Grund- lagen oft Verwendung finden. Schließlich werden im Fazit die wesentlichen Ergeb- nisse festgehalten und die Leitfrage beantwortet.

2 Theoretische Grundlagen

In diesem Kapitel wird der theoretische Grundstein für die Beantwortung der Leit- frage gelegt, um die Ursachen des Handlungskontextes im Partnerwahl- und Er- werbsverhalten zu beleuchten. Diese Grundlagen, die einen trichterförmigen Ab- lauf ermöglichen sollen, dienen dem besseren Verständnis und bieten dem Leser eine kritische Perspektive auf die Leitfrage. Dabei wird zuerst die Sozialisation be- handelt, die den gesamtgesellschaftlichen Kontext einschließt. Darin sind die sozi- alen Milieus eingebettet, welche die sozioökonomischen Merkmale und kulturellen Werte aufgreift. Dann werden die Lebensstile veranschaulicht, die wiederum aus sozialen Milieus entstehen und näher auf Lebenseinstellungen eingehen. In jedem sozialen Milieu und Lebensstil herrschen Werte, die zuletzt zusammen mit dem Wertewandel erläutert werden.

2.1 Sozialisation

Die Sozialisation eines Individuums findet anfänglich in der Familie statt, man spricht von der primären Sozialisation. Durch sie lernt das Individuum, wie man sich in der Gesellschaft zu benehmen und dort zu handeln hat. Innerhalb der Familie als erster Umwelt finden die ersten Schritte der Integration in die Gesellschaft statt. Der darauffolgende Sozialisationsprozess, die sogenannte sekundäre Sozialisation, ist die Sozialisation außerhalb der Familie. Sie prägt ebenfalls das Handlungsum- feld bzw. die soziale Verhaltensweise des Individuums, so bspw. die Sozialisation in der Schule, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Das Individuum beeinflusst jedoch auch anders herum die Familie bzw. das Familienleben sowie den Freundes- kreis (vgl. Grundmann/Wernberger 2015, S. 413 f.; Abels/König 2010, S. 17). Des Weiteren passiert das Individuum einzelne Phasen im Lebensverlauf, weshalb letz- terer folglich als Ämultidimensionaler Prozess“ betrachtet werden kann, wie z.B. Berufsausbildungsphase. In diesen Phasen finden wechselseitige Beeinflussungen statt, also zwischen Individuum und Berufsausbildungsphase. (vgl. Pollmann- Schult 2015, S. 614 f.). Somit steht das Individuum in andauernden, reziproken In- teraktionen mit seiner Umwelt. Dabei beobachtet das Individuum das Verhalten und die Ägesellschaftlichen Symbole, die hinter diesem Verhalten stehen, interpretier[t], und [reagiert] auf ihre [Verhalten]“ (Abels/König 2010, S. 17). Aufgrund der Steu- erung von Handlungen und Verhalten durch gesellschaftliche Symbole, wie z.B. Händeschütteln, kann hier auch von einer Anpassung an einen Äorganisierten Ver- haltensprozess“ der Sozialisation gesprochen werden (vgl. Abels/König 2010, S. 17).

Die Sozialisation kann auch als Vergesellschaftung verstanden werden, da sie sich auf ÄNomen, Werte und Konventionen“ stützt, wie z.B. die Anpassung an ein sozi- ales Milieu oder eine kulturelle Gemeinde. Darüber hinaus erlebt das Individuum den Prozess der Sozialisation unbewusst. Die Sozialisation beeinflusst das Indivi- duum auch bspw. bei der Wahl des Lebensstils, Sportvereins oder Berufs. Diese und viele andere Merkmale sind daher identitätsstiftend, können für Distanzierung, Feindseligkeit, Freundschaft, Partnerschaft und ebenso auch für Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen, Werten und Normen sorgen (vgl. Rhein 2006, S. 51 f.; Abels/Kö- nig 2010, S. 33, 169; Grundmann/Wernberger 2015, S. 415 f.). In einer Gesellschaft mit ihren sozialen Milieus und Lebensstilen bestehen bestimmte Rollenerwartun- gen an Frauen und Männer in Bezug auf ihr Verhalten. Diese können die Individuen in ihrem Handeln begrenzen oder begünstigen. Dazu bemerkt das Individuum nicht einmal, dass es nach den Rollenerwartungen handelt und sich ggf. damit ein- schränkt. Die Ursache hierfür liegt in der Sozialisation durch Eltern, Freunde, ge- sellschaftliche Werthaltungen etc. (vgl. Abels/König 2010, S. 23, 261).

2.2 Soziale Milieus

Nachdem die Sozialisation behandelt wurde, werden nun soziale Milieus beleuchtet, die in der Sozialisation integriert sind. Da es bedeutsame Verbindungen zu Werten sowie den Lebensstilen (vgl. 2.3; 2.4) gibt, soll zudem der Begriff der sozialen Milieus davon abgegrenzt werden.

Soziale Milieus sind Zusammensetzungen von Menschen, die ihre eigenen Wert- vorstellungen haben. Aus sozialen Milieus können Lebensstile hervorgehen. Her- vorzuheben ist, dass in den verschiedenen sozialen Milieus unterschiedliche Sozia- lisationsprozesse stattfinden. Innerhalb eines sozialen Milieus ähneln sich Denk- weisen, Beruf, Bildung, Kultur, Wohnort, politische Meinung, Konsum und Frei- zeitgestaltung. Obendrein bestehen in den einzelnen Milieus unterschiedliche Rol- lenerwartungen. Milieus überlappen sich in Schichten bzw. Klassen, sodass sie nicht ausschließlich über sozioökonomische Merkmale differenziert werden kön- nen (vgl. Müller 2012a, 2012b; Otte 2013, S. 539). Ein Individuum kann demnach mehr als nur einem Milieu angehören, wobei diese untereinander kompatibel oder inkompatibel sein können (vgl. Rössel 2009, S. 339 f.; Müller 2012b, S. 2).

Die Interaktion zwischen Mitgliedern desselben Milieus ist stärker ausgeprägt, da sie einen ähnlichen Bildungsgrad, Lebensstil und geringe Altersdifferenzen besit- zen. So ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich daraus Freundschaften, Bekannt- schaften oder Partnerschaften ergeben. Die Interaktion zu einem Mitglied aus einem anderen bzw. einem inkompatiblen Milieu ist dagegen eher schwächer (vgl. Rössel 2009, S. 344). Milieus können sich im Laufe der Zeit ändern oder sogar verschwin- den. Dies geschieht, wenn bspw. ältere Generationen aus dem traditionellen Milieu sterben.

Erwähnenswert ist, dass sich Milieus seit den 1980er-Jahren pluralisieren und auch neue entstehen. Individuen identifizieren sich im postindustriellen Zeitalter nicht mehr so stark über ihren Beruf, sondern überwiegend über ihre Zugehörigkeit zu einem Milieu, und darin zu einem bestimmten Lebensstil oder zu gewissen Werten. Ihre Zugehörigkeit bringen sie bspw. durch ihren Kleidungsstil oder durch ihre Freizeitgestaltung zum Ausdruck (vgl. Müller 2012b, S. 2). Man kann Milieus vor allem nach dem Grad der Tradition, Moderne oder Postmoderne charakterisieren. Zum Beispiel ist das Behüten von Regeln und Sitten ein Merkmal des traditionellen Milieus. Im Gegensatz dazu basiert das moderne bzw. postmoderne Milieu auf Merkmalen wie Hedonismus und Individualisierung (vgl. Müller 2012b).

2.3 Lebensstile

Lebensstile entspringen aus sozialen Milieus und sind ein Grundcharakter beim Partnerwahlverhalten, daher werden diese hier näher erläutert. Lebensstile können als eine Form der Differenzierung zu anderen Individuen betrachtet werden, die von jeder Person erkannt werden können bzw. sollen. Ein Lebensstil ist Bestandteil der Identität und konstruiert den Lebensprozess. Er strukturiert das Verhalten, dient als Orientierung im Alltag und signalisiert den Geschmack der Person (vgl. Rhein 2006, S. 31, 34; Otte 2013, S. 538). Dabei beruht der Geschmack auf Werteinstellungen, die die Person führen (vgl. Rhein 2006, S. 57).

Da ein Lebensstil also mit der Identität verknüpft ist und die Identität aus der Sozi- alisation hervorgeht, dient ein Lebensstil als Ausdruck des Charakters (vgl. Rhein 2006, S. 48, 51). Dies kann man bspw. an Äästhetisierbaren Verhaltensbereichen […], insbesondere am Freizeit-, Kultur-, Medien-, Ernährungs-, Bekleidungs- und Wohnverhalten“ (Otte 2013, S. 538 f.) beobachten. Zum Beispiel wird ein Lebens- stil erkenntlich, wenn das Individuum oft bestimmte Pop-Konzerte besucht, einer gewissen Sportart nachgeht oder bestimmte Krimi-Bücher liest. Des Weiteren kön- nen Facetten eines Lebensstils die politische Meinung, die praktizierte Religion o- der die umweltbewusste Einstellung sein. Jedoch können diese Aspekte nicht zwin- gend auf Dauer als Bestandteil eines Lebensstils definiert werden, weil Einstellun- gen bzw. Werte von vorhandenen Ressourcen und Situationen beeinflusst werden. Ein ÄBündel“ von Merkmalen begründet deshalb einen Lebensstil.

Die Identifikation besonderer Verhaltensstrukturen in Interaktionen ermöglicht es, dass man ein Individuum einem Lebensstil zuordnen kann. Jedoch ist dies nur mög- lich, wenn die Verhaltensstrukturen über die Dauer der Interaktion weitestgehend stabil sind (vgl. Otte 2013, S. 538; Müller 2012a). Durch die Zuordnung zu be- stimmten Lebensstilen können Individuen sich selbst und andere im sozialen Raum klassifizieren, um sich so von anderen abzugrenzen oder ihre Gruppenzugehörig- keit zu verdeutlichen (vgl. Müller 2012b; Rhein 2006, S. 59, 69). Des Weiteren werden meistens Freunde und Lebensgefährten gewählt, die einem gleichen Le- bensstil zugeordnet werden können (vgl. Otte 2013, S. 547 f.). Damit Individuen sich selbst und andere klassifizieren sowie zusammenfinden können, folgen Indivi- duen einem bestimmten Wiedererkennungsmuster und gewissen Lebensstilnormen, also einem Geschmack. Das Erkennen des Lebensstils geschieht durch die Identifi- kation von Symbolen, die von anderen Individuen sowie auch von den Mitgliedern des Lebensstils gelesen werden können. Diese Symbole sorgen für Prestige und schließen so den sozialen Interaktionsraum des Lebensstils (vgl. Rhein 2006, S. 52). Zwischen der Verwendung dieser Symbole und der Anerkennung von Individuen besteht ein Zusammenhang: ÄJe besser [ein Individuum] sich darauf versteht und je kompetenter er die Symbole auch selbst verwendet, auf desto mehr soziale Aner- kennung kann er hoffen“ (Rhein 2006, S. 52). Das Individuum kann aber auch aus der sozialen Gruppe ausgeschlossen werden, wenn es die Symbole nicht sachge- recht gemäß dem Lebensstil verwendet (vgl. Rhein 2006, S. 69).

2.4 Werte und Wertewandel

Bei der Partnerwahl und dem Erwerbsverhalten werden in Abhängigkeit von Wer- ten gewisse Prioritäten gesetzt. Warum diese Prioritäten gesetzt werden, soll in die- sem Kapitel untersucht werden. Zudem sollen die Ursachen für den Wandel heuti- ger Werte analysiert werden, die der Partnerwahl und dem Erwerbsverhalten zu- grunde liegen.

Werte werden durch Sozialisation innerhalb und außerhalb der Familie erlangt und dienen als eine Art Richtlinie, denen Individuen folgen und die sie bei Entschei- dungen oder Handlungen unterstützen, wie z.B. bei der Partner- oder Berufswahl. Sie sind mit der Identität eines Individuums fest verankert, sind Änicht objektiv“ und weisen eine Beständigkeit sowie eine ordnungsherstellende Rolle in der Prio-risierung von Handlungen auf (vgl. Rossteutscher 2013, S. 936, 939; Rhein 2006, S. 61).

[...]

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Details

Titel
"Assortative Mating" und Erwerbsverhalten. Strukturiert das veränderte Partnerwahlverhalten das Erwerbsverhalten oder umgekehrt?
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
VWL
Note
2,0
Autor
Jahr
2017
Seiten
17
Katalognummer
V364485
ISBN (eBook)
9783668443471
ISBN (Buch)
9783668443488
Dateigröße
569 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Partnerwahlverhalten, Assortative Mating, Erwerbsverhalten, Sozialisation, Soziale Milieus, Lebensstile, Werte, Wertewandel, Homogamie, Heterogamie, Hypergamie, Hypogamie, Partnerschaft, Ehe, Peer Groups, Identität, Partner, Gender, Arbeitsverhalten, Arbeit, Rollenerwartung, Beziehung, Liebe, Sex, Kultur, Freizeit, Mann, Frau, Individualisierung, Konservativ, Hedonismus, Kinder, Haushalt, Rollenteilung, Geschmack, Zusammenleben, Beruf, Soziale Gruppen, Gruppen, Interessen, Partnerverhalten, Soziologie, VWL, Volkswirtschaftslehre, Tinder, Badoo, Online-Dating, Date, Dating, Partnersuche, Geschlechtsverkehr, Lovoo, Partnership, Elitepartner, Balzen, Macho, Weibchen, Mänchen, Geschlecht, Heiraten, Verhalten
Arbeit zitieren
Shahab Olyaee (Autor:in), 2017, "Assortative Mating" und Erwerbsverhalten. Strukturiert das veränderte Partnerwahlverhalten das Erwerbsverhalten oder umgekehrt?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/364485

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