Partizipation im Digitalen Zeitalter. Die Begriffsgeschichte der politischen Partizipation in der Bundesrepublik Deutschland von den Nachkriegsjahren bis zur digitalen Revolution


Term Paper (Advanced seminar), 2017

24 Pages, Grade: 1,0


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Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Begriffsgeschichte

3.Politische Partizipation
3.1 Partizipation und Demokratie
3.2 Partizipationsmotivation und -formen

4.Begriffsgeschichte politischer Partizipation in Deutschland
4.1 Partizipation in Deutschland: Von den Nachkriegsjahren bis zum Ende der 90er
4.2 Partizipation im digitalen Zeitalter
4.3 Symbolpartizipation

5.Fazit

6.Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Politische Partizipation ist die Legitimation unserer Demokratie. Angesichts der von Poli­tikwissenschaftlern und Medien ausgerufenen Politikverdrossenheit droht unser Regie­rungssystem allerdings zu kriseln (vgl. Ritzi et al. 2006: 6). „Wir wollen mehr Demokratie wagen“ (Brandt 1969: 2) heißt es in Willy Brandts Regierungserklärung im Jahr 1969, doch vierzig Jahre nach den Studentenbewegungen der 70er Jahre scheinen heute Pro­filbildwechsel auf Facebook und Twitter-Wortgefechte die politische Beteiligung zu domi­nieren - zumindest hat sich die politische Sphäre im Zuge der Digitalisierung auf die Onli- ne-Medien übertragen. Steht unser demokratisches System allerdings wirklich vor einer Krise, oder hat die Netzkultur auch eine neue Partizipationskultur geschaffen? Diese Fra­ge bildet den Grundstein dieser Arbeit. Ziel ist es dabei, die Begriffsgeschichte politischer Partizipation in Deutschland zu untersuchen, und dabei nicht allein ihren Bedeutungskon­text zu eruieren, sondern zudem den heutigen Stand der Partizipationskultur zu statuie­ren. Die These lautet dabei, dass der Partizipationsbegriff parallel zu den zeitgeschichtli­chen Entwicklungen semantische Modulationen erfahren hat und die moderne Digitalisie­rung einen nächsten Schritt dieser Begriffsgeschichte darstellt. Dabei ist zu überprüfen, inwieweit moderne, digitale Formen der Partizipation bereits als legitime Alternative zu konventionellen Beteiligungsformen akzeptieren werden - und inwieweit die indizierte Politikverdrossenheit mit dem digitalen Wandel der Partizipationsformen korreliert. Kapitel 2 stellt dabei zunächst die Methode der Begriffsgeschichte, nach Reinhart Koselleck, in geraffter Form vor. Anschließend präsentiert Kapitel 3 den Begriff politische Partizipation aus konventioneller Perspektive mit Bezug auf die definitorischen Merkmale von Max Kaase. Kapitel 4.1 stellt darauf aufbauend den Begriff in seiner Entwicklung parallel zum deutschen Zeitgeschehen von der Nachkriegszeit bis zum Ende der 90er Jahre vor und verdeutlicht damit die Konvergenz zwischen historischem und semantischem Kontext. 4.2 und 4.3 beleuchten die Entwicklung des Partizipationsbegriffs im digitalen Zeitalter und stellen dabei die Symbolpartizipation als modernes Phänomen der Internetkultur heraus. Das Fazit resümiert zuletzt die Ergebnisse.

2 Begriffsgeschichte

Bevor die Begriffsgeschichte der politischen Partizipation in der Bundesrepublik Deutsch­land untersucht werden kann, bedarf es zunächst der Klärung methodischer Grundlagen. Unterbau ist dabei Reinhart Kosellecks Begriffsverständnis aus Geschichtliche Grundbe­griffe, Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland. Prämisse die­ses Kapitels ist es dabei nicht, die Begriffsgeschichte in ihrer theoretischen Fülle vorzu­stellen, sondern lediglich ein Grundlagengerüst für die folgende Untersuchung des Parti­zipationsbegriffs zu liefern. Dabei findet sich besonders bei Dietrich Busse, der auf „Begründungsdefizite der Begriffsgeschichte“ (Busse 1987: 52) hinweist, Kritik an Kosel­lecks Methodik. Auch die bei Koselleck eigentümliche Beziehung zwischen Wort und Be­griff wird - da es für die nachfolgende Untersuchung unwesentlich ist - vernachlässigt.

Die erste Erwähnung des Terminus Begriffsgeschichte findet sich in Hegels Vorlesung über die Philosophie und beschreibt eine Möglichkeit, die Weltgeschichte als „reflektierte Geschichte“ zu betrachten - dieser Wortgebrauch besitzt allerdings wenig bis keine Rele­vanz für sein heutiges Verständnis (vgl. Maier 1971: 2684). Dabei untersucht die Begriffs­geschichte im heutigen Gebrauch eben solche semantischen Veränderungen: Modulatio­nen von Begriffsbedeutungen relativ zu ihrem historischen Kontext.

Die theoretische Prämisse der Begriffsgeschichte skizziert Reinhart Koselleck im Vorwort seines Historischen Lexikons damit, „dass die Geschichte sich in bestimmten Begriffen niederschlägt und überhaupt zur Geschichte wird, wie sie jeweils begriffen wird“(Koselleck 1972: XXIII). Anders ausgedrückt: Die Begriffsgeschichte untersucht die Korrelation zwi­schen einem Begriff und seinem Bedeutungsinhalt im Verlauf der historischen Überliefe­rung und versucht im Spannungsfeld beider Variablen den Begriff im Verlauf der Ge­schichte und die Geschichte am Verlauf des Begriffs zu interpretieren - um damit „die Konvergenz von Begriff und Geschichte“ (ebd: XXIII) herauszustellen. Ein historisches Begriffsverständnis eröffnet somit auch Zugang zu einer historischen Wirklichkeitserfah­rung und illustriert am Gesellschaftswandel einen Sprachwandel, ebenso wie am Sprach­wandel ein Gesellschaftswandel illustriert werden kann. Hinsichtlich der Beziehung zwi­schen diesen beiden Sphären erläutert Koselleck:

Beide, Begriffe und Wirklichkeiten, haben ihre je eigene Geschichte, die zwar aufeinander verweisen, die sich aber auf unterscheidbare Weisen ändern. Vor al­lem ändern sich Begriffe und Realität mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten, so dass mal die Begrifflichkeit der Wirklichkeit, mal die Wirklichkeit der Begriff- lichkeit vorauseilt (Koselleck 2006: 67).

Demnach indizieren historische Leitbegriffe, etwa in der Politik, nicht allein gesellschaftli­che Prozesse, sondern können aktiv zu Veränderungen beitragen (vgl. Busse 1987: 80), wobei Koselleck vor dem ,,naive[n] Zirkelschluss“ (Koselleck 1972: XXIII) warnt, von Spra­che und Historie als fester Einheit auszugehen. Solcherart Leitbegriffe, die im Wandel der Zeit auch einen Wandel ihres semantischen Potentials erfahren haben und sich nun im Konglomerat aus historischen Sinnzuschreibungen einer eindeutigen Definition entziehen, sind Gegenstand der begriffsgeschichtlichen Analyse (vgl. ebd.: XV). Methodisches Ziel ist es, die ,,‘Bedeutungshaftigkeiť“ (Busse 1987: 171) dieser „historischen Grundbegriffe“ (Koselleck 1972: XIII) im historischen Kontext herauszustellen. Anders als etwa die Ety­mologie-Forschung, die lediglich eine historische Bestandsaufnahme von Wortbedeutun­gen betreibt, sucht die Begriffsgeschichte Berührungspunkte zwischen Sprache und Wirk­lichkeit.

Prämisse der Begriffsgeschichte ist die heuristische Annahme, dass mit Beginn der Neu­zeit das Bedeutungspotential vieler Leitbegriffe hinsichtlich der Kriterien Demokratisie­rung, Verzeitlichung, Idealisierung und Politisierung eine Expansion erfahren haben (vgl. ebd.: XVIf). Diese These wird nun durch den Rückgriff auf verschiedenste Quellen - von Literatur über Zeitungen, Zeitschriften, Zitate, Tagebücher oder andere private Dokumen­te (vgl. ebd.: XXIVf) - überprüft, indem die historischen Bedeutungszusammenhänge re­konstruiert werden. Kern der Begriffsgeschichte ist daher die historisch-kritische Ausei­nandersetzung mit ihren zeitspezifischen Bedeutungspotentialen (vgl. ebd.: XX).

Die folgenden Kapitel präsentieren die Begriffsgeschichte der politischen Partizipation. These der Untersuchung ist, dass analog zum digitalen Wandel der Partizipationsbegriff einen semantischen Wandel erfahren und Einfluss auf die deutsche Partizipationskultur genommen hat. Dabei wird zunächst der konventionelle Partizipationsbegriff definiert und in seinen historischen Kontext gesetzt. Anschließend wird der Partizipationsbegriff im digi­talen Zeitalter vorgestellt. Zuletzt ermöglicht die Gegenüberstellung der konventionellen und digitalen Partizipation, Antworten auf die These zu geben.

3 Politische Partizipation

Partizipation ist in den letzten Jahren zum Modewort der Politik- und Sozialwissenschaf­ten aufgestiegen, ein Konsens über seine Definition besteht allerdings trotz oder gerade aufgrund des inflationären Gebrauchs nicht. Besonders in den 1980er und 1990er Jahren gewann der Begriff an Beliebtheit und gleichzeitig, aufgrund seiner diversen Anwen­dungsbereiche, an Beliebigkeit (vgl. Walk 2008: 17/87). Was bedeutet also politische Par­tizipation? Dieselbe Frage stellte Sidney Verba, ein Wegbereiter der Partizipationsfor­schung, bereits 1972[1], doch seine Bedeutungssuche fand auch 30 Jahre später nur ein ernüchterndes Resümee: ,,There are many definitions of political participation“ (Verba 2001, S. 9). Als eine dieser Definitionen konnte sich im deutschsprachigen Raum der An­satz von Max Kaase etablieren. Er fasst unter politische Partizipation alle Tätigkeiten, die Bürger freiwillig mit dem Ziel unternehmen, Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen des Politischen Systems zu beeinflussen. Aus dieser Begriffsbestimmung wird deutlich, daß P.[artizipation] vor allem als instrumentel­les, zielgerichtetes Handeln des einzelnen Bürgers aufgefaßt wird (Kaase 1989: 682).

Somit ergeben sich für die politische Partizipation drei grundlegende Merkmale:

a) Die Teilnahme an politischer Partizipation ist freiwillig.
b) Handlungsträger der Partizipation sind Privatpersonen.
c) Handlungsmotivation ist die Absicht, Einfluss auf Entscheidungen des politischen Systems zu nehmen (vgl. Walk 2008: 89/Lüdemann 2001: 43).

Diese Merkmalsliste ruft allerdings einige Frage auf: Stellt eine verpflichtende Wahl - wie etwa in Australien, wo Nichtwähler mit Geldstrafen belangt werden[2] - noch eine Form der politischen Partizipation dar? Können Organisationen - etwa moderne Medienunterneh­men wie Facebook - nicht politisch partizipieren? Sind Handlungen, die unbeabsichtigt politische Veränderungen erwirken, keine Form von Partizipation? Offensichtlich kann sich auch mit Kaases Definitionsversuch der Partizipationsbegriff einer theoretischen Un­schärfe nicht entziehen. Erschwerend zeigt sich eine explizite Verknüpfung von Begriff und politisch-gesellschaftlicher Realität: So führten die politischen Veränderungen Deutschlands der letzten Jahrzehnte zu einer Expansion des Partizipationsrepertoires. Waren zunächst nur institutionalisierte Beteiligungsformen mit inbegriffen, werden seither auch nicht-institutionalisierte sowie illegale Handlungen im Kontext mitverstanden (vgl. Geißel/Penrose 2003: 2ff). Mit Beginn der Digitalisierung und neuen Möglichkeiten der digitalen Partizipation rückte der Begriff in den letzen Jahren erneut in den Fokus wissen­schaftlicher Untersuchungen.

Um die Fragestellung zu untersuchen, inwieweit die digitale Wende Einfluss auf das Parti­zipationsverhalten und das Bedeutungspotential des Partizipationsbegriffes genommen hat, muss dabei zunächst das originäre Begriffsverständnis beleuchtet werden. Denn erst im historischen Vergleich lassen sich Rückschlüsse über Änderungen und Modulationen indizieren. Festzuhalten für den dieser Arbeit zugrundeliegenden Partizipationsbegriff ist allerdings seine explizit politische Motivation, um den Begriff von anderen partizipatori- schen Handlungen, etwa auf sozialer Ebene, abzugrenzen.

3.1 Partizipation und Demokratie

In der Literatur zur Partizipationsforschung ist die enge Verbindung zwischen Partizipation und Demokratie evident. So stellt Christian Lüdemann etwa fest: „Jede Demokratie beruht auf der politischen Partizipation ihrer Bürgerinnen und Bürger“ (Lüdemann 2001: 251). Daher bietet sich der Zugriff zum diffusen Partizipationsbegriff über die Entwicklung dieser politischen Regierungsform an.

Das primäre Movens menschlicher Handlung ist der Drang nach Selbstbestimmung, die zuletzt die Individualität eines Menschen auszeichnet (vgl. Gerhard 2007: 21). Das Erfah­ren der eigenen Individualität, das Ein- und Verarbeiten von Erfahrungen, Zielen, Wün­schen und Gewissen zu einem linearen Ich, schafft dabei den „Sinn für eine Konsequenz‘ (Ebd.). Dabei umfasst die Selbstbestimmung nicht allein die Suche nach der eigenen Identität, sondern die Suche nach einem geeigneten Umfeld für die Selbstverwirklichung. So sucht das „Individuum nach einer Entsprechung seiner selbst im Ganzen seiner Welt“ (Ebd.). Die Autonomie der Selbstbestimmung hat allerdings da ihre Grenzen, wo gemein­schaftliche Strukturen beginnen (vgl. ebd.: 14). Denn die Sicherung einer gemeinschaftli­chen Existenz verlangt einen Konsens über die zu treffenden Sicherungsmaßnahmen. Sobald sich dabei ein Individuum mit anderen zusammenfindet, um Notwendigkeiten für eine gemeinschaftliche Existenz im Interesse aller Beteiligten zu finden, handelt es poli­tisch (Ebd.: 22). Die Macht der politischen Gemeinschaft liegt daher im Konsens, das Fundament allerdings beim Einzelnen. Movens der politischen Handlung kann nun aller­dings nicht die Selbstbestimmung sein, sondern nur die Mitbestimmung (vgl. ebd.: 24). Hier rückt der Einzelnen hinter das Ganze zurück und erkennt sich lediglich als Teilneh­mer an einem einvernehmlichen Prozess. Das Teilnehmen, im lateinischen pars capere, bildet dabei den Wortursprung des hier zu untersuchenden Partizipationsbegriffs. Eine der ersten Erwähnungen partizipatorischer Aktivitäten findet sich bereits bei Aristoteles, der in Politik die Eigenart des Bürgers als einen „an der Regierungsgewalt Teilhabenden“ defi­niert (vgl. Fuchs 200: 251ff). Dabei ist bei Aristoteles die Partizipation nicht das Recht der Bürger, sondern eine Pflicht. Nur wer partizipiert, ist ein Bürger und nur die Bürger­Partizipation schafft ein politisches System (vgl. Gerhard 2007: 27). Dieses Bürgerver­ständnis entsprang dabei der Idee einer Herrschaftsrevolution, die erstmals im antiken Athen ihre Verwirklichung fand: der Demokratie. Namengebend für dieses Steuerungssys­tem ist der Demos, dem die politische Macht (kratos) zuteil ist. Daher ist die Partizipation zwangsläufig an die griechische polis gebunden (vgl. Kaase 1989: 683). Mit dem Nieder­gang der attischen Demokratie im Jahr 322 v.Chr. verlor auch der Partizipationsbegriff seinen Stellenwert im politischen Diskurs und gewann erst mehr als zweitausend Jahre später, mit dem Aufkommen der nächsten demokratischen Staatsordnungen, wieder an Bedeutung (vgl. Fuchs 2000: 258).

Der Aufstieg des Partizipationsbegriffs ging mit der Überzeugung einher, dass die feuda­len Regierungssysteme den Ansprüchen einer modernen Sozialgesellschaft nicht gerecht werden können. Die Revision des Demokratiegedankens versuchte, die Machtstrukturen ausgehend von einigen elitären Personenkreisen aufzusprengen und in die Hand der Gemeingesellschaft zu verlagern. Somit wurde die Teilnahme am politischen Geschehen, zuvor ein Privileg ausgewählter Volksvertreter, für alle Bürger geöffnet. Die Politisierung der Gesellschaft führte dabei auch zu einer Sozialisation der Politik (vgl. Eckert 1970: 30f). Es galt nun nicht mehr das „Primat der Außenpolitik“ (Dethy, zitiert nach Eckert 1970: 31), gemeingesellschaftliche Themen rückten in den Vordergrund politischer Dis­kurse. Damit steigerte sich auch das Interesse innerhalb der Bevölkerung, am politischen Geschehen der Demokratie teilzuhaben. Dabei ist es allerdings problematisch von der Demokratie zu sprechen, da sich hinter diesem Begriff nun, mehr als zweitausend Jahre nach dem politischen Experiment in Athen, ganz unterschiedliche Auslegungen dieser Regierungsidee verbergen. Ihre Gemeinsamkeit finden sie alle in der politischen Partizi­pation ihrer Bürger - ihre Unterschiede sind primär durch die Partizipationsmöglichkeiten markiert. Die zwei prominentesten Geistesrichtungen gründen sich dabei einerseits auf die Ideen des Nationalökonomen Joseph Schumpeter, andererseits auf die Rechtsphilo­sophie Jean-Jacques Rousseaus (vgl. Geißel/Penrose 2003: 3). Beschränkt sich das Par­tizipationsrepertoire bei Schumpeters elitärer Demokratie auf die Teilnahme an periodi­schen Wahlen, besitzt in Rousseaus klassischem Ansatz der Bürger die Möglichkeit, sich aktiv an fast allen Entscheidungsprozessen des politischen Apparates zu beteiligen (vgl. ebd.: 2). Die Debatte, welche dieser beiden konträren Theorien das präferierte Demokra­tiesystem darstellt, dauert dabei bis in die Gegenwart an.

Kritiker der klassischen Demokratietheorie erkennen hier eine Überschätzung des einzel­nen Individuums. Weder verfügen die meisten über die Fähigkeiten, rationale Entschei­dungen und Präferenzen zu formulieren, noch eventuelle Manipulation hinsichtlich ihrer Meinungsbildung zu identifizieren (vgl. Eckert 1970: 31f). Gerade angesichts des aktuel­len Problems der Opazität von Wissen steigt die Gefahr, dass sich elitäre Steuerungs­instanzen installieren, die eine Monopolstellung als Informationsvermittler einnehmen.

Dabei stellt sich die generelle Frage, ob die Idee einer kollektiven Entscheidungsfindung - angesichts der achtzig Millionen deutschen Staatsbürger - nicht einer naiven Romantisie- rung der Konsensfähigkeit des Menschen entspringt (vgl. ebd.: 32). Daher verzichtet Schumpeters elitärer Ansatz auf die unmittelbare Beteiligung der Bevölkerung an politi­schen Entscheidungen und sieht ausgewählte Volksvertreter im Zentrum des Subsystems Politik. Das Partizipationsrepertoire der Bürger erschöpft sich im periodischen Wahlgang, wobei Eliten, in Form von Parteien, um die Gunst der Wähler ringen. Politische Interventi­onsmaßnahme des Einzelnen ist der Wahltermin, bei dem das Mandat von der aktuellen an eine konkurrierende Partei weitergegeben werden kann. Sobald die Volksvertreter al­lerdings nur um die Wählergunst konkurrieren droht die Gefahr, dass der Wahlkampf tat­sächliche Probleme außer Acht lässt und populistische Ziele in den Fokus stellt - dass Wahlprogramme aus Leerstellen bestehen ohne die Absicht, politische Taten folgen zu lassen. Bald lesen sich alle Wahlprogramme gleich und anstatt Oppositionen bildet sich ein politisches Einheitsbild (vgl. ebd.: 32f). In letzter Konsequenz gründet sich die elitäre Demokratie so „nicht auf Partizipation, sondern geradezu der Apathie der Bürger“ (ebd.: 33). Das Ende der Partizipation bedeutet allerdings auch das Ende des demokratischen Systems (vgl. Westle 2000: 136). Um eine funktionierende Demokratie aufrechtzuerhal­ten ist daher die Rolle der Bürgerteilhabe von immanenter Bedeutung.

Daher kann nur ein Zwischenschnitt von repräsentativer Parteiendemokratie und unmit­telbarer Partizipation die Legitimationsgrundlage einer Demokratie darstellen (vgl. Bentele 1980: 336/Kaase 1989: 683).

3.2 Partizipationsmotivation und -formen

Die Motivation eines Individuums, politisch zu partizipieren, kann vielfältig sein (vgl. Fin­kel/Opp 2001: 73). Im Kern steht, wie bereits im vorherigen Kapitel angemerkt, die Selbstbestimmung. Dabei steigt das Verlangen nach Selbstbestimmung, je eher das Indi­viduum eine eigene Diskriminierung vermutet. Es kann entweder persönlich oder als Teil einer diskriminierten Gruppe seinen Unmut über die politische Vernachlässigung äußern. Neben Prozessen der Selbstbestimmung, die von Randgruppen gefordert werden, kön­nen sich gemeinschaftliche Gestaltungsprozesse bilden. Grundlage beider Motivationen sind dabei emanzipatorische Forderungen (vgl. Walk 2008: S. 89f). Diese Forderungen richten sich nun nicht auf Privat- sondern auf „Kollektivgüter“ (Finkel/Opp 2001: 73), also Güter, über die eine gesamte Gruppe von Personen verfügen kann. Ist ein Individuum also unzufrieden mit dem Angebot an Kollektivgütern, äußert es durch die Teilhabe an politischen Prozessen seinen Unmut (vgl. Finkel/ Opp 2001: 73). Allerdings ist die Unzu­friedenheit eine unzureichende Variable, um Partizipationsbewegungen zu erklären. So zeigten sich etwa in früheren kommunistischen Nationen - trotz des Ärgers über die politi­sche Führung - keine Protestbewegungen (vgl. ebd.: 75). Die Ursache dieses konträren Phänomens liegt in den diktatorischen Steuerungssystemen: Öffentlicher Protest hatte keinen Einfluss auf den politischen Apparat. Daher erweitert das Rational-Choice-Modell die Formel für die politische Partizipation um den Faktor der Political Efficacy:

Je größer die Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen Verhältnissen und je größer der perzipierte politische Einfluss („Political Efficacy“), desto stärker ist die politi­sche Partizipation einer Person (Lüdemann 2001: 47).

Die Variable der Political Efficacy ist dabei einerseits durch die vom politischen System ermöglichte Einflussnahme, andererseits durch die vom Individuum erwartete Einfluss­nahme bestimmt. Somit ist die Partizipation immer an das politische System und an das demokratische Verständnis einer Gesellschaft gebunden. Allerdings zeigt sich auch in modernen Gesellschaften, trotz Möglichkeiten der politischen Teilhabe und hoher perzi- pierter Einflussmöglichkeiten, eine geringe Partizipation. Amerikanische Studien zur Poli­tikverdrossenheit ihrer Bürger lieferten dabei als häufigsten Erklärungsgrund: „/ don’t have enough time“ (vgl. Fuchs 2000: 264). Daher erweitert das Ressourcen-Modell die Teilha­be an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen um persönliche Variablen wie sozialer Status, Bildungsstand, Kooperationsfähigkeiten oder Zugang zur politischen Diskussion. Dabei stellen die Zugangsmöglichkeiten, etwa über soziale Kontakte oder per Zugriff auf Kommunikationsmedien, die wichtigste Ressource dar (vgl. Schulz 2001: 195). Soziale Netzwerke fördern zudem das generelle politische Interesse, das wiederum zu einem hö­heren Partizipationsinteresse führt (vgl. Westle 2000: 138). Erst eine politische Bürgerkul­tur, die civic culture, wie Sidney Verba und Gabriel Almond sie beschreiben, führt zu einer Partizipationskultur (vgl. Schulz 2001: 197/Deth 2000: 115). Daher variiert der Partizipati­onsbegriff mit den Werten und Normen einer Gesellschaft und ist gleichzeitig ein Spiegel für Veränderungen (vgl. Ritzi et al. 2012: 4). Die Formen von Partizipationsmöglichkeiten haben sich daher parallel zu der Progression moderner Demokratien erweitert. Die mo­derne Partizipationsforschung unterscheidet dabei das Teilhaberepertoire hinsichtlich der Kriterien der Institutionalisiertheit, Legalität und Legitimität (vgl. Walk 2008: 89). Im Jahr 1997 summierte Oscar Gabriel dabei sechs Formen der Partizipation: Teilnahme an Wah­len und Abstimmungen, partei- und wahlbezogene Aktivitäten, Mitarbeit in Interessever­bänden, legaler Protest, ziviler Ungehorsam und politische Gewalt (vgl. Gabriel 1997: 390ff/ Walk 2008: 89). Dabei ist die politische Partizipation - anders als etwa die soziale Interaktion, bei der Erfolge und Misserfolge zumeist unmittelbar in Erscheinung treten - auf eine langfristige Gratifikation ausgerichtet (vgl. Eckert 1970: S. 34).

4 Begriffsgeschichte politischer Partizipation in Deutsch­land

Nachdem der Partizipationsbegriff in seinen Grundzügen vorgestellt wurde, begleitet das folgende Kapitel den Begriff durch den Wandel der letzten Jahrzehnte. Erst analog zur geschichtlichen Entwicklung offenbart sich dabei das Spektrum seines Bedeutungspoten­tials. Hier ist gerade die Eigenheit der deutschen Historie ein maßgeblicher Faktor für sei­ne sprachgeschichtliche Entwicklung. Mit Beginn der Digitalisierung zeichnet sich ein Par­tizipationsverständnis ab, dass sich konträr zu den Entwicklungen der vorherigen Jahre verhält. Ziel der Untersuchungen ist es die These zu überprüfen, inwieweit die digitale Partizipation dem konventionellen Partizipationskonzept entspricht und welche zeitge­schichtlichen Entwicklungen die Begriffsgeschichte beeinflusst haben.

4.1 Partizipation in Deutschland: Von den Nachkriegsjahren bis zum Ende der 90er

Am 23. Mai 1949 verkündete Konrad Adenauer das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und markierte damit den Beginn des demokratischen und sozialen Bundes­staats. Misst man demokratische Qualität allerdings an Partizipationsstrukturen, kann das Nachkriegsdeutschland nicht „als vollwertige Demokratie verstanden werden“ (Westle 2000: 136). Denn zumeist beschränkte sich die politische Teilhabe der Bürger auf den Wahltermin, der konträr zu einer lebendigen Partizipationskultur lediglich zum gesell­schaftlichen Ritual mutierte. Dieses Partizipationsverständnis war allerdings nicht Direkti­ve einer despotischen Elite, sondern entsprang einem gemeingesellschaftlichen Konsens. Gezeichnet vom Trauma der 30er Jahre lag das politische Interesse der Deutschen brach - wie Studien aus den 50er Jahren dokumentieren (vgl. Gabriel 2000: 35). Die elitäre Par­teiendemokratie war dabei konsequente Antwort auf die politische Ignoranz der Bevölke­rung und Schutz eines freiheitlichen Staates, der nicht wie zehn Jahre zuvor in seinen Grundstrukturen erschüttert werden sollte (vgl. ebd.: 34). Gezeichnet durch die deutsche Geschichte beschrieb der Partizipationsbegriff lediglich die eingeschränkte Teilhabe am institutionalisierten Wechsel zwischen politischen Führungseliten (Vgl. Westle 2000: 136). Nachdem die Deutschen ihre politische Vergangenheit überwunden hatten, konnte sich der Partizipationsbegriff erst in der Folgezeit von den Ketten der Weimarer Jahre befreien. Noch übermannte die Furcht vor dem Missbrauch der plebiszitären Entscheidungskraft das demokratische Potential des Begriffs.

In den 1960er Jahren erfuhr das gesellschaftliche und politische Leben in Deutschland eine Wende. Mit steigendem Wohlstand und dem einsetzenden Bildungsschub stieg das Interesse an politischen Themen und erweckte den Diskurs über den Führungsstil im jun­gen Staat (vgl. Gabriel 2000: 97). Zeitgleich durchzogen Unruhen die westlichen Demo­kratien und Forderungen nach bürgerlicher Anteilnahme am öffentlichen Geschehen er­reichten auch die deutsche Nation. Stimmen, die für den Abgesang des Parteienstaats plädierten, fanden ihre Früchte in einer beginnenden partizipatorischen Revolution (vgl. Bentele 1980: 344/ Schulz 2001: 203). Maßgeblich zur Partizipationskultur trug der Begriff der Bürgerinitiative bei, der Ende der 1960er Jahre den Partizipationsbegriff erweiterte und ihn von einem Mittel zur Machtmanipulation zum bürgerlichen Mitspracherecht trans­formierte (vgl. Zileßen 1980: 344). Mit der Studentenbewegung verlor die politische Parti­zipation ihren rituell-formalen Charakter und wurde zur aktiv-dynamischen Teilhabe am Machtgeschehen. Auf regionaler und kommunaler Ebene regten neue Gruppierungen zum Umdenken in sozial- und umweltpolitischen Positionen an - Erfolge wie die „Aktion Roter Punkt“, die Fahrkosten im Nahverkehr senken konnte, steigerten zudem das Ver­trauen in die bürgerliche Einflussnahme. Die Partizipation war nun legitime Maßnahme, um auf strukturelle Probleme hinzuweisen, und die demokratische Qualität erfuhr eine drastische Expansion - die Überwindung des Parteienstaates lag allerdings noch in weiter Ferne (vgl. Zileßen 1980: 344f).

Mit den 70er Jahren erreichte die partizipatorische Revolution ihren Höhepunkt (vgl. ebd. 1980: 343ff). Die politische Ignoranz der Nachkriegsjahre wich einer demokratischen Eu­phorie und leitete eine neue Partizipationskultur ein. Die Wahlbeteiligung 1972 stieg auf 91,1 Prozent und war Zeichen des neugewonnenen demokratischen Zeitgeistes (vgl. Gabriel 2000: 38). Die Bürgerinitiativen, vormals noch Impulse loser Gruppierungen, schlossen sich zu Bundesverbänden zusammen und etablierten sich als politisch legitime Instanzen (vgl. Zileßen 1980: 345). Mit ihnen formten sich politische Alternativen, die den Diskurs über die Strukturprobleme der elitären Demokratie anregten. Zusammen mit der Wirtschaftskrise im Jahr 1974/75 setzte so eine Reform der Sozialpolitik ein. Die Finanzie­rungsmisere erweckte dabei Zweifel an den Fähigkeiten der Elite, den Sozialstaat von oben herab hinsichtlich gemeinschaftlicher Interessen führen zu können (vgl. Roller 2000: 88). Als Alternative etablierte sich daher die Partizipation als neugewonnenes Potential der demokratischen Gesellschaft. Die Political-Action-Studie von Max Kaase und Samuel Barnes erweiterte im Jahr 1979 den Partizipationsbegriff um unkonventionelle, nicht ver­fasste Beteiligungsformen und unterstrich in ihrer empirischen Untersuchung das gestei­gerte Demokratieverständnis der Deutschen (vgl. Barnes/Kaase 1979: 38). Es schien, als wäre das deutsche Trauma endlich überwunden worden: die Bundesrepublik lag in ihrer Partizipationskultur nun nicht mehr hinter den Demokratien anderer westlicher Nationen zurück (vgl. Roth 2004: 29). Anstatt den Unmut über lokale Ärgernisse zu äußern, waren öffentliche Proteste nun primär Reaktionen auf soziale und politische Strukturen und die Antwort auf Probleme der repräsentativen Demokratie (vgl. Zileßen 1980: 344). Mit der ansteigenden Industrialisierung - und den evidenten Folgen für die Umwelt - waren dabei maßgeblich Forderungen nach einer grünen Politik die Vorreiter einer civic culture in Deutschland. Die Gründung des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. im Jahr 1972 unterstrich mit ihrem kritischen Programm zur Atomkraft die Symbiose politi­scher und gesellschaftlicher Forderungen und öffnete das Subsystem Politik für die Ge­meingesellschaft (vgl. Zileßen 1980: 348). Hinzu kam der weiter ansteigende Wohlstand der Deutschen sowie der Generationswechsel der jungen Stimmführer, die nicht mehr durch die Weimarer Jahre geprägt waren (vgl. Barnes 2000: 244). Maßgeblicher Erfolg für die Revision des Partizipationsbegriffs in den 70er Jahre war daher, dass die Politik und ihre Werteorientierung wieder für die Gesellschaft geöffnet wurde (vgl. Zileßen 1980: 348). Denn je bürgernäher die politischen Bewegungen in ihren Forderungen waren, des­to eher legitimierte sich der anfängliche Antiparlamentarismus als vorparlamentarische Partizipationskultur und fand Einzug als Ergänzung zum parlamentarischen Apparat (vgl. Alemann/Strück 1999: 30).

Die politische Bildung fand in den 80er Jahren ihren Höhepunkt und stand im Zeichen einer gesamt-westlichen Demokratiewelle: ,,A secular trend of increasing interest in poli­tics by Western publics“ (Dalton 1988: 22) erweckte neuen partizipatorischen Mut. Waren zuvor nur institutionalisierte Beteiligungsmaßnahmen im Partizipationsbegriff inbegriffen, erweiterte im Jahr 1988 Hans-Martin Uehlinger in seiner Dissertation den Bedeutungskon­text um nicht-institutionalisierte und illegale Formen. Neben der Staatsbürgerrolle, der problemspezifischen Partizipation und der parteiorientierten Partizipation wurden nun auch ziviler Ungehorsam und politische Gewalt als legitime Mittel der Anteilhabe gezählt (vgl. Roth 2004: 29). Der Wandel im Begriffsverständnis zeichnet sich dabei deutlich an den ALLBUS-Studien zur Wahlbeteiligung der Jahre 1988 und 1998 ab. Wurden im Jahr 1988 die Möglichkeiten „aus Protest nicht an Wahlen teilnehmen“, „aus Protest eine ande­re Partei wählen als die, der man nahe steht“ und „Teilnahme an einer Verkehrsblockade“ nicht zum politischen Partizipationsrepertoire gezählt, fanden sie zehn Jahre später Ein­gang in den Fragebogen (vgl. Deth 2001: 203f). Als Folge der neu etablierten Partizipati­onskultur, die alle gesellschaftlichen Bereiche durchdrang, erweiterte Max Kaase 1992 den Begriff zu jedem Handeln, das „auch innerhalb eines explizit nichtpolitisch abgegrenz­ten Umfeldes, politische Dimensionen im Sinne von politischer Bedeutsamkeit annehmen [kann]“ (Kaase 1992: 146). Ab Anfang der 90er Jahren erlebte die politische Euphorie allerdings ihre ersten Dämpfer: Mit nur 77,8 Prozent erreichte die Beteiligung im Wahljahr 1990 ihren ersten Tiefpunkt (vgl. Deutscher Bundestag 2009: 1). Gleichzeitig zeigte sich ein konstanter Abwärtstrend der Mitgliedschaften in politischen Parteien (vgl. Niedermayer 2016: 34ff). Die Wiedervereinigung hatte zudem keinen positiven Einfluss auf die Partizi­pationskultur. Ursache für den gesamtdeutschen Trend des Desinteresses an partizipato- rischen Aktivitäten war die mangelnde demokratische Sozialisierung der neuen Bundes­länder jedoch nicht (vgl. Zopf 2000: 172). Das Wort des Jahres 1992 illustrierte das Aus­maß der Krise - oder zumindest ihre mediale Aufmerksamkeit: Politikverdrossenheit (vgl. Alemann/Strück 1999: 31).

Die Politikverdrossenheit als Antagonist der civic culture führte in akademischen Kreisen zu neuen Forschungsimpulsen und entfachte erneut die Debatte um den Partizipations­begriff (vgl. Roth 2004: 29f). Die zunehmende Globalisierung wirtschaftlicher Unterneh­men, der Rückgriff auf Open-Source-Technologien und deren innovative Weiterentwick­lung sowie die steigende Verbreitung und Leistungsfähigkeit von Internetzugängen leitete kurz vor der Jahrtausendwende einen Strukturwandel in Kommunikation und Gesellschaft ein (vgl. Zerfaß/Sandhu 2008: 284). Im Fokus der Untersuchungen standen nun die tech­nologischen Entwicklungen, die in den 1990er Jahren einsetzten, und vor allem in Form des Internets die politischen Partizipationsmöglichkeiten und damit den Partizipationsbe­griff um neue Dimensionen erweiterten (vgl. Emmer et al. 2010: 89). Dabei dominierten zunächst kritische Stimmen, die die Digitalisierung als Keilschlag zwischen online und offline Politik sahen, und mit ihr den Aufbruch der grunddemokratischen Struktur. Demge­genüber indizierten Studien ab Ende der 90er Jahren in der Netznutzung ein demokrati­sches Potential (vgl. Ritzi et al. 2012: 11). So resümierten Klaus Kamps und Thomas Kron in ihrer Studie zu politischen Partizipationsmöglichkeiten neuer Medien die Aussicht, dass „die interaktiven Medien langfristig auch die politische Partizipationskultur (in Teilen) ver­ändern können“ (Kamps/Kron 1999: 259). Trotzdem blieb die „teledemocracy“ (Barber 1995: 922) ein polarisierendes Thema in der Wissenschaft: Befreit sich bei den einen das Individuum endlich von den Zwängen der Kulturindustrie, um nun aktiv mitzugestalten was vormals passiv reziptiert werden musste, stellt bei den anderen die Digitalisierung nur eine neue Form der medialen Manipulation dar, die das Individuum zwingt, sich neuen Wortführern zu unterwerfen (vgl. Schäfer 2011: 12f). Die Kontroverse über das partizipa- torische Potential der Onlinewelten wirft dabei die Frage auf, inwieweit die politische Par­tizipation im Netz noch ihrem definitorischen Merkmal der direkten Einflussnahme gerecht wird (vgl. Bräuer et al. 2008: 188).

4.2 Partizipation im digitalen Zeitalter

Ab den 2000er Jahren durchzieht die Digitalisierung die komplette deutsche Medienkultur und bricht die tradierte Rollenverteilung öffentlicher Berichterstattung auf. Die Erschlie­ßung digitaler Welten war der Abgesang auf analoge Medieninhalte und eröffnete neue Möglichkeiten der gestalterischen Anteilhabe. War das Gros der Bevölkerung vormals auf die bloße Rezeption medialer Inhalte beschränkt, erlaubte die moderne Onlinewelt ihre aktive Mitgestaltung. Zusammen mit der zunehmenden Verschmelzung von Medien, Kul­tur und Politik haben sich daher auch die Partizipationsmöglichkeiten an der gesellschaft­lichen Entscheidungsfindung maßgeblich verändert (vgl. Gaukel 2016: 43). Bestes Bei­spiel für die Politisierung der Internetkultur ist etwa der amerikanische Vorwahlkampf von Barack Obama, der seine Kampagne explizit auf eine digitale Partizipation hin ausrichtete (vgl. Witte 2008: 100). Der Sammelbegriff dieser partizipatorischen Internetkultur lautet dabei Web 2.0 und verspricht mit der Aufgabe klassischer Sender-Empfänger­Konstellationen eine kommunikative Interaktivität (vgl. Bieber/Leggewie 2004: 4). Das „Mitmach-Netz“ (Reichert 2008: 8) hat dabei das komplette gesellschaftliche Leben durchzogen und zuvor getrennte Subsysteme verknüpft, auch soziale und politische Sphären.

Legt man die theoretischen Grundlagen aus Kapitel 3.2 zugrunde, verspricht die aktuelle Entwicklung dabei eine Hochkonjunktur politischer Partizipation innerhalb unserer Gesell­schaft - immerhin sollte das Internet Faktoren wie das soziale Netzwerk, den Zugang zu Informationen und die Zeiteffizienz positiv beeinflussen. Trotzdem erreichte die Wahlbetei­ligung 2013 mit nur 71,5 Prozent den zweitschlechtesten Wert, nur unterboten von der Wahl 2009 mit 70,6 Prozent (vgl. Statistisches Bundesamt 2016: 392). Zudem verzeich­nen Gewerkschafts- und Parteienmitgliedschaften eine „dramatische Entwicklung“ (ebd.: 405) in den letzten zwanzig Jahren - im gleichen Tonus alarmieren zurzeit Newsoutlets, wie etwa ein Artikel in die Welt vom 15.02.2017: „Die Politikverdrossenheit nimmt drama­tische Formen an“ (Barthelmess 2017). Aber eine „Politikverdrossenheit“ im Sinne eines fehlenden Interesses ist aus den offiziellen Zahlen nicht zu erkennen, immerhin stellt der Datenreport des statistischen Bundesamtes aus dem Jahr 2016 fest, dass das Politikinte­resse in den Jahren von 2012 bis 2014 einen deutlichen Zuwachs verzeichnen konnte und sich auf dem Bestwert seit 1990 befindet (vgl. Statistisches Bundesamt 2016: 401). Wie lassen sich diese beiden konträren Faktoren vereinen?

Der Datenreport aus dem Jahr 2016 indiziert eine Abnahme von traditionellen, institutio­nalisierten Formen der politischen Partizipation, wie Parteienmitgliedschaften oder Wahl­beteiligungen, während nicht-institutionalisierte Formen und die Anteilhabe am politischen Geschehen im Internet zugenommen haben (Statistisches Bundesamt 2016: 406). Paral­lel dazu schlussfolgert die Studie zur politischen Aktivität im Internet von Claudi Ritzi et al., dass der digitale Wandel den politischen Alltag auf netzbasierte Medien verschoben hat, wobei allerdings das partizipatorische Potential der digitalen Medien noch umstritten ist (vgl. Ritzi et al. 2006: 13).

Als Konsequenz findet die zunehmende digitale Partizipation nur wenig Aufmerksamkeit in der aktuellen Debatte, während die sinkenden Zahlen klassischer Beteiligungsformen als Indiz einer Politikverdrossenheit erkannt werden. Hinkt der Partizipationsbegriff seiner realgesellschaftlichen Entwicklung also hinterher und vernachlässigt er in seinem Bedeu­tungskontext neue Formen der politischen Bürgerbeteiligung - oder ist die digitale Partizi­pation ein separates Phänomen, das sich von der klassischen Partizipation abgrenzt? Diese Frage ist aktueller Streitpunkt der Partizipationsforschung. Um sie zu beantworten - oder zumindest beide Seiten der Kontroverse vorzustellen - muss daher zunächst die digitale Partizipation untersucht und ihre Eigenarten eruiert werden.

4.3 Symbolpartizipation

Die digitale Resonanz auf den Anschlag auf Charlie Hebdo im Jahr 2015 manifestierte die Symbiose aus politischer und sozialer Kommunikation. Die sozialen Netzwerke - vor­nehmlich Facebook und Twitter - waren nun Plattformen eines konsensuellen Solidari­tätsbeweises mit den Opfern, die sich in Kurznachrichten oder Profilbildern äußerten (vgl. Serrao 2015). Ähnliche je-suis-Bewegungen etablierten sich in den Folgejahren und wur­den zum partizipatorischen Sprachrohr der Digital Natives, was zu einer Modulation des umgangssprachlichen Gebrauchs des Partizipationsbegriffs führte. Partizipation wird nicht mehr als ein „Gestaltungsprinzip des gesellschaftlich-politischen Raums verstanden, son­dern seit geraumer Zeit auch für die Interaktion im Social Web verwendet“ (Gaukel 2016: 43). Dieses Partizipationsverständnis negiert allerdings die konventionelle Definition nach Kaase, da die aktive Einflussnahme nicht mehr gegeben ist. Bedarf Kaases Definition also einer Revision, oder stellt die digitale Partizipation keine politische Partizipation dar? Da sich die politische Partizipation durch ihre Motivation auszeichnet erscheint es sinnvoll, den Anreiz der digitalen Partizipation zu beleuchten.

Derzeit nutzen sechsundzwanzig Millionen Deutsche die soziale Plattform Facebook, zwölf Millionen das Micro-Blog-Pendant Twitter (vgl. Allfacebook.de 2016/Zeit Online 2016). Der Erfolg beider Unternehmen gründet sich auf der zunehmenden Zentralisierung digitaler Strukturen, weg von themenspezifischen, hin zu globalen und themenunspezifi­schen Communities. Mit der Fusionierung ehemals isolierter Netzwerke erweiterte sich zudem die Reichweite des individuellen Nutzers - und damit auch der Anreiz öfter und mehr zu kommunizieren (vgl. Einspänner-Pflock et al. 2014: 7). Daher fanden auch politi­sche Themen, etwa die amerikanische Präsidentschaftswahl oder die Flüchtlingskrise, ein gewaltiges Echo im Netz (vgl. Transfeld/Werenfels 2016). Sprechen einige dieser neuen Diskussionskultur das Potential für neue partizipatorische Impulse zu (vgl. Jenkins 2006: 1), warnen andere vor dem Verfall der civic culture. Denn, so Medienwissenschaftler Mir­ko Tobias Schäfer, das originäre Movens dieser digitalen Bewegung sei nicht politisch motiviert, sondern eher sozial. Im Vordergrund stünden ein gemeinschaftliches Gruppen­gefühl und die kollaborative Mediengestaltung, die Solidaritätsbekundungen seien weni­ger politische Botschaft, als geschickt platzierte Selbstdarstellung (vgl. Schäfer 2011: 44). Ritzi et al. indizieren parallele Motivationen der digitalen Anteilnahme:

Im Internet gewinnt eine Partizipationsform große Bedeutung, die wir als Sym­bolpartizipation bezeichnen. Symbolpartizipation ist durch die Tatsache gekenn­zeichnet, dass man mit dem Akt der Beteiligung vor allem ein Zeichen setzen will, nicht jedoch davon ausgeht, dass dieses Zeichen eine konkrete Einflussnahme auf konkrete politische Entscheidungen darstellt - und damit auch keine politi­sche Partizipation im Sinne von Barnes und Kaase ist (Ritzi et al. 2006: 35).

Diese Definition rückt die digitale Partizipation damit in die Nähe des „Klicktivismus“. Die­ses Internetphänomen beschreibt Useraktivitäten, die eine seriöse Verbundenheit mit ei­ner Problematik implizieren, zuletzt aber jeglichen Ehrgeiz vermissen lassen und lediglich den kleinstmöglichen Aufwand darstellen, um trotzdem noch als Aktivist erkannt zu wer­den (Eisfeld-Reschke/Geiger 2012). Motivation ist hier die Jagd nach sozialer Aufmerk­samkeit, die sich in „Klicks“ - Facebook-Likes oder Twitter-Retweets - auf sozialen Netz­werken ausdrückt. Ist das Motiv der digitalen Partizipation also symbolisch und dient le­diglich einer passiven Mitgestaltung, die das politische Grundgerüst nur als Mittel zum sozialen Zweck benutzt, entfernt sich diese Form eindeutig von der klassischen politi­schen Partizipation. Denn das zugrundeliegende Gratifikationsmodell zeichnet sich nun nicht mehr durch ein langfristiges Engagement aus, sondern ist auf Kurzfristigkeit ausge­legt, und verhält sich damit gemäß einer sozialen Partizipation (vgl. Kapitel 3.2).

Die Symbolpartizipation droht, den Partizipationsbegriff zu verwässern und den Verfall einer demokratischen Partizipationskultur einzuleiten (vgl. Schäfer 2011: 44). Sobald die digitale Anteilnahme offline-Beteiligungen substituiert, droht dabei das demokratische Grundgerüst unseres Systems zu kippen (vgl. Voss 2014: 156). Dieses Schreckensszena­rio wird allerdings durch Studien entschärft, die Netzaktivsten auch außerhalb der digita­len Welt als politisch aktiv identifizieren konnten (Ritzi et al. 2006: 35).

Trotzdem plädierte Schäfer im Jahr 2011 dafür, den Partizipationsbegriff semantisch zu unterteilen: In implizite und explizite Partizipation. Während die explizite Partizipation da­bei den definitorischen Grundlagen Kaases entspricht, und die bewusste und aktive Ein­flussnahme auf politische Entscheidungen als Motivation hat, bezeichnet die implizite Par­tizipation all jene Aktivitäten, die zumeist auf digitalen Plattformen getätigt werden und sich auf die bloße Mitgestaltung von Medieninhalten reduzieren und nicht durch tatsächli­chen politischen Elan motiviert sind (vgl. Schäfer 2011: 48f). Somit hat sich neben der konventionellen, politischen Partizipation mit der Digitalisierung die Begriffsgeschichte um die Unterteilung in explizite und implizite Partizipation erweitert, wobei als neue Form die implizite Partizipation als soziales Phänomen der modernen Informationsgesellschaft ent­standen ist. Diese Entwicklung lässt sich durch die Verknüpfung der politischen und sozia­len Sphäre im Social Web erklären, wobei politische Aktivitäten als Katalysator für soziale Gratifikationen benutzt werden.

5 Fazit

Die Untersuchung der Begriffsgeschichte politischer Partizipation konnte herausstellen, wie sich der Bedeutungskontext parallel zur Zeitgeschichte moduliert hat. Bedingt durch das deutsche Trauma der Weimarer Jahre galten plebiszitäre Bewegungen als Gefahr für die neugewonnene Demokratie, was eine partizipatorische Kultur verhinderte. Die Über­windung der geschichtlichen Fesseln führt auch zu einem Aufblühen partizipatorischer Forderungen, die in den 70er Jahren ihren Höhepunkt fanden. Das Subsystem Politik wurde für die Öffentlichkeit geöffnet und die politisch motivierte Einflussnahme stieg an. Mit den 90er Jahren setzte eine partizipatorische Depression ein, die sich besonders hin­sichtlich konventioneller, institutionalisierter Beteiligungsformen bis in die Gegenwart durchzieht. Die Verlagerung der politischen Sphäre in digitale Welten führte durch den Vormarsch des Social Webs zur Annährung von politischer und sozialer Kommunikation - die heute auf denselben Plattformen und quasi untrennbar voneinander stattfindet. Dabei hat sich in den letzten Jahren eine digitale Partizipationsform entwickelt, die vortäuscht, politisch motiviert zu sein, allerdings soziale Gratifikation als Ziel hat. Damit entspricht diese Beteiligung nicht der konventionellen Definition nach Kaase, da sie nicht explizit politisch orientiert ist. Diese Form der digitalen Partizipation lässt sich aufgrund ihrer nichtpolitischen Motivation als Symbolpartizipation bezeichnen. Die Attribute explizit und implizit wurden in diesem Kontext gefunden, um den Partizipationsbegriff zu erweitern, und die neue Form der sozial-motivierten, politischen Partizipation von der konventionel­len politischen Partizipation abzugrenzen.

Die These der Arbeit, dass sich mit der Digitalisierung ein neues Partizipationsverständnis herausgebildet hat, konnte damit in Teilen bestätigt werden. Zwar zeigt sich mit der Sym­bolpartizipation ein neues Phänomen gesellschaftlicher Beteiligungsmöglichkeiten, diese Beteiligung entspricht allerdings nicht dem klassischen Verständnis einer politischen Par­tizipation. Kern der politischen Partizipation bleibt weiterhin der Wille zur politischen Ein­flussnahme - der bei der digitalen Anteilhabe zumeist nicht gegeben ist. Um die Pfeiler unser Demokratie aufrecht zu erhalten ist es daher notwendig, dass die Unterscheidung beider Partizipationsformen deutlicher akzentuiert wird, da die Symbolpartizipation keine Substitution tatsächlicher plebiszitärer Strukturen darstellen kann. In diesem Zusammen­hang ist das Schlagwort Politikverdrossenheit in der anhaltenden Debatte zu kritisieren, da es ein allgemeines Desinteresse oder Misstrauen an Politik impliziert - was allerdings nicht die zentrale Problematik der gegenwärtigen Partizipationskultur darstellt. Das Inte­resse an politischer Diskussion erlebt Dank des Internets eine Hochkonjunktur, nur wird es von dem Selbstdarstellertum sozialer Netzwerke überschattet. Nicht das Fehlen einer partizipatorischen Kultur ist das Problem, sondern seine Anatomie. Dabei ist auch auffäl­lig, dass eine evidente partizipatorische Diskrepanz zwischen gebildeter Oberschicht und ungebildeter Unterschicht zu beobachten ist (vgl. Ritzi et al. 2012: 34). Ob und wie das partizipatorische Selbstverständnis der Deutschen revitalisiert werden kann, muss dabei Untersuchungsgegenstand weiterer Studien der Partizipationsforschung darstellen.

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[...]


[1] Vgl. Nie, Norman H./Verba, Sidney (1972): Participation in America: Political democracy and social equality. NewYork: Harper and Row.

[2] „Voting is compulsory in Australia. Failure to vote at a federal election without a valid and sufficient reason is an offence under section 245 of the Commonwealth Electoral Act 1918” (Australian Electoral Commission 2017).

Excerpt out of 24 pages

Details

Title
Partizipation im Digitalen Zeitalter. Die Begriffsgeschichte der politischen Partizipation in der Bundesrepublik Deutschland von den Nachkriegsjahren bis zur digitalen Revolution
College
RWTH Aachen University  (Institut für Sprach- und Kommunikationswissenschaft)
Course
„Partizipation/Teilhabe“: Geschichte eines politischen Begriffs
Grade
1,0
Author
Year
2017
Pages
24
Catalog Number
V364518
ISBN (eBook)
9783668444065
ISBN (Book)
9783668444072
File size
490 KB
Language
German
Keywords
Partizipation, politische Partizipation, Begriffsgeschichte, Web 2.0, Symbolpartizipation, Bundesrepublik, Deutschland, Digitales Zeitalter, Politikverdrossenheit, Demokratie
Quote paper
Niklas Kunstleben (Author), 2017, Partizipation im Digitalen Zeitalter. Die Begriffsgeschichte der politischen Partizipation in der Bundesrepublik Deutschland von den Nachkriegsjahren bis zur digitalen Revolution, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/364518

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