Kinder und Tod


Dossier / Travail, 2004

17 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Sterbende Kinder
2.1 Erforschung des Sterbens von Kindern
2.2 Kinder im Hospiz
2.3 Verstorbene Kinder und ihre Angehörigen

3. Trauernde Kinder
3.1 Die Phasen der Trauer
3.2 Der Tod eines Tieres
3.3 Der Tod eines Menschen

4. Eine Jungscharstunde zum Thema Trauer und Tod
4.1 Didaktische Analyse
4.2 Sachanalyse
4.3 Methodische Analyse
4.4 Rückbesinnung

5. Was Erwachsene von Kindern im Umgang mit dem Tod lernen können

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Kinder und Tod – das ist häufig noch ein tabuisiertes Thema. Die Assoziationen zum Thema Tod sind eher von Alter und Krankheit geprägt und nicht von dem Bild von jungen Menschen. Doch auch Kinder kommen in Berührung mit dem Tod. Sei es durch den Tod von Geschwistern, Eltern, Freunden oder Nachbarn, durch einen Besuch auf dem Friedhof oder durch das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit. So vielfältig die Anlässe sind, so vielfältig sind auch die Auseinandersetzungen mit dem Thema Tod.

Nichts ist so sicher wie die Tatsache, dass wir alle sterben müssen. Über diesen Satz bin ich im letzten Sommer häufig gestolpert. Wir alle wissen, dass wir eines Tages nicht mehr sind. Es kommt nur selten vor, dass dieser Satz ins Bewusstsein dringt. Aber gerade Kinder sprechen oft mit absoluter Klarheit und Wahrheit aus, was verdrängt wird. So konnte mein kleiner Bruder mit sechs Jahren ganz unbefangen fragen: Oma, wenn du stirbst, kann ich dann deinen Fernseher haben? Oma war empört und beleidigt, für den Jungen hingegen steckte keine böswillige Absicht hinter seinen Worten: Er hatte sie oft sagen hören, dass sie nun schon alt sei und nicht sicher, ob sie das nächste Weihnachtsfest noch erleben würde. Für ihn war es eine Tatsache, dass Oma irgendwann sterben müsse, und dann könne er doch darüber reden, genau so wie er über die Schwangerschaft einer Nachbarin redete.

Ich vermute, dass Kinder den Tod nicht tabuisieren. Das soll nicht heißen, dass sie etwa nicht trauern könnten. Auch der sechsjährige Junge wäre sehr traurig, wenn die Oma sterben würde. Aber was können wir Erwachsenen von den Kindern im Umgang mit dem Tod lernen? Gehen Kinder mit dem Tod anders um als wir Erwachsenen? Diesen Fragen möchte ich in der vorliegenden Arbeit auf den Grund gehen.

2. Sterbende Kinder

Kinder, die selbst dem Tode nahe sind, haben natürlich einen direkten Bezug zu diesem Thema. Frau Kübler-Ross war eine der ersten Mediziner, die sich mit sterbenden Kindern beschäftigte. Daher stelle ich sie und ihre Arbeit kurz vor. Wie sterbende Kinder mit sich selbst und ihren Angehörigen umgehen, möchte ich hier schildern. Dabei trägt auch die Hospizbewegung eine große Verantwortung dafür, dass sterbende Kinder und ihre Familien heute einen Ort haben, an dem sie aufgefangen und betreut werden. Daher möchte ich über die Hospizbewegung kurz berichten.

2.1 Erforschung des Sterbens von Kindern

Elisabeth Kübler-Ross ist eine Ärztin und Psychiaterin, die sich als eine der ersten mit dem Sterben beschäftigt hat. Sie wurde 1926 in der Schweiz geboren und wuchs dort auf, heiratete allerdings in die USA. Ihre „Interviews mit Sterbenden“, die sie 1957 in Buchform herausgab, machten sie bekannt. Sie beschreibt darin Stadien des Sterbens und gibt Nahtoderfahrungen von Menschen wieder, die klinisch tot waren, aber in das Leben zurückgeholt werden konnten. Später gab sie viele weitere Bücher zum Umgang mit Sterbenden heraus und führte auch Therapie – Workshops mit Menschen durch, die einen Trauerfall in der Familie hatten. Heute lebt sie, nach mehreren Schlaganfällen auf Pflege angewiesen, in den USA.[1]

Elisabeth Kübler-Ross kann aus ihrer Erfahrung heraus angeben, welche Prozesse Kinder im Umgang mit dem Tod und dem Sterben vollziehen.[2] Ihrer Beobachtung nach beginnen Kinder Im Alter von drei bis vier Jahren, den Tod wahrzunehmen. Sie bekommen Angst davor, nicht immer mit ihren Eltern zusammen sein zu können. Mit etwa fünf Jahren sprechen Kinder vom Tod, als sei er eine vorübergehende Erscheinung, etwa wie ein Schlaf. Sie glauben, Tote könnten wieder lebendig werden. Kübler-Ross hat zum Beispiel Geschwisterkinder beobachtet, die zu zaubern versucht haben, um die toten Geschwister wieder zum Leben zu erwecken. Mit etwa acht bis neun Jahren, meint sie, wissen Kinder dann von der Endgültigkeit des Todes. Häufig personalisieren sie den Tod etwa als Sensenmann, wie es auch in Märchen der Fall ist.

Elisabeth Kübler-Ross sagt von Kindern, die sterben, dass sie häufig vorher eine Ahnung davon haben. „Anhand spontaner Zeichnungen und anderer Äußerungen kreativer Kunst, wie Gedichten oder zunächst ‚unbedeutend’ erscheinenden Aussagen von Kindern, wird die Familie sich der verborgenen Botschaften, der symbolischen Sprache ihrer Kleinen bewusst - Botschaften, die oft erst nach ihrem Tod entschlüsselt werden.“[3] Daher rät sie auch dazu, den Kindern gegenüber ehrlich zu sein und den bevorstehenden Tod nicht zu verschweigen. Wenn der Tod den Kindern verschwiegen würde und sie trotzdem ahnen, dass sie sterben werden, so nimmt man ihnen damit die Möglichkeit, über ihren Tod zu reden. Sie müssen aber mit jemand Vertrautem über ihren bevorstehenden Tod reden, um ihre Fragen stellen zu können. Eine wichtige Frage ist natürlich, wie es nach dem Sterben weiter geht. Auch wenn die Antwort der Eltern nur heißen kann, dass niemand genau weiß, wie der Tod ist, so können Eltern und Kinder doch gemeinsam eine Vorstellung davon aufbauen.

Für sie ist das Bild des Schmetterlings wichtig. Als Jugendliche hat sie nach dem Ende des zweiten Weltkriegs freiwillig in Majdanek in Polen gearbeitet, um das zerstörte Land wieder mit aufzubauen. Im Konzentrationslager Majdanek sah sie viele Schmetterlinge an der Wand, die Kinder mit ihren Nägeln in das Holz geritzt haben. Der Schmetterling ist ein gutes Symbol für den Tod und den Übergang in einen neuen Zustand: zuerst ist er eine Raupe, die auf der Erde kriecht. Dann spinnt die Raupe sich in einen Kokon ein. Schließlich zerstört sie den Kokon und kommt heraus als ein wunderschöner Schmetterling. In einem Brief an ein krebskrankes Kind namens Dougy, der sogenannte „Dougy-letter“, schrieb Elisabeth Kübler-Ross: „Erst wenn alle Arbeit getan ist, wofür wir auf die Erde kamen, dürfen wir unseren Körper ablegen. Er umschließt die Seele, wie die Puppe den künftigen, schönen Schmetterling. Dann werden wir frei sein von Schmerzen, Angst und allem Kummer – frei sein, wie ein freier, schöner Schmetterling - und dürfen heimkehren zu Gott. Bei ihm werden wir nie mehr allein sein. Dort werden wir weiterleben, werden wachsen, tanzen, spielen und fröhlich sein. Wir werden auch zusammen sein mit allen Menschen die wir liebten. Dort sind wir von mehr Liebe umgeben, als wir uns je vorstellen können!“[4]

2.2 Kinder im Hospiz

Ein Hospiz ist ein Ort, an dem unheilbar kranke Menschen die letzte Zeit bis zu ihrem Tod verbringen können. Das Wort Hospiz leitet sich von dem lateinischen Wort Hospitium ab und bedeutet Gastfreundschaft oder Herberge.[5] Das erste Kinderhospiz in Deutschland wurde im September 1998 in Olpe/Nordrhein-Westfalen gegründet. Dort können bis zu acht chronisch kranke Kinder, die keine Heilungschancen mehr haben, aufgenommen werden. Im Hospiz haben die sterbenden Kinder medizinische, aber auch pädagogische, psychologische und seelsorgerliche Unterstützung. Im Kinderhospiz „Balthasar“ in Olpe gibt es die Möglichkeiten der Licht-, Akustik- und Aromatherapie, aber auch Ergotherapie, Verhaltens- und Musiktherapie. Auch die Familien können in diesem Hospiz mit den Kindern wohnen. Dies ist für Kinder wichtig, damit sie nicht allein gelassen werden und ihre Eltern und Geschwister wie gewohnt bei sich haben können. Für die Familie ist es eine schwere Belastung, ein sterbendes Kind zu pflegen. Im Kinderhospiz werden daher auch die Familienangehörigen psychologisch betreut. Besonders Geschwisterkinder sind häufig doppelt gestraft: neben der Trauer über ihr todkrankes Geschwister sind auch ihre Eltern häufig nicht in der Lage, sich noch um sie zu kümmern. Die Aufmerksamkeit der Eltern richtet sich oft nur noch auf das kranke Kind.

Das Kinderhospiz ist, im Unterschied zum Erwachsenenhospiz, als Kurzzeitpflegeeinrichtung konzipiert. Die Familien sollen die Möglichkeit haben, entlastet zu werden. Sterben sollen die Kinder in ihrem gewohnten Umfeld zu Hause, im Kreis ihrer Familie. So zeigen Erfahrungen aus England, in dem es seit 1982 Kinderhospize gibt, dass nur etwa 10% der Kinder im Hospiz sterben. Für diese Kinder gibt es jedoch im Kinderhospiz Balthasar einen Abschiedsraum, der von den Familien individuell gestaltet werden kann und in dem die Kinder bis zur Beerdigung aufgebahrt werden. Dort können die Familienmitglieder von dem Kind Abschied nehmen.

Während des oftmals schweren und langen Krankheitsverlaufes verlieren die Kinder häufig viele ihrer Fähigkeiten, wie zum Beispiel sprechen, sehen und gehen. Ihre Schmerzen werden mit Palliativmedizin versorgt, das ist eine schmerztherapeutische Medizin. Es wird versucht, mit so wenig Mitteln wie möglich, aber so viel wie nötig die Kinder von ihren Schmerzen zu befreien. In vielen Fällen ist jedoch eine Befreiung vom Schmerz nicht möglich, nur eine Eingrenzung des Schmerzes.

2.3 Verstorbene Kinder und ihre Angehörigen

Nach dem Tod eines Kindes ist der Schmerz besonders groß „Das Tragische daran, wenn Kinder sterben, ist, dass es eine Generation trifft, die eigentlich noch nicht sterben sollte.“[6] In dem Buch ‚Kinder sterben anders’ kommen Eltern und Geschwister zu Wort, die ein Kind oder Geschwister verloren haben. Sie schildern das Leben und Sterben der Kinder. Ihre Gemeinsamkeit liegt darin, dass sie glauben, dass ihre verstorbenen Kinder sie etwas gelehrt haben.

[...]


[1] Vgl. Gill, Derek: Elisabeth Kübler-Ross, Wie sie wurde wer sie ist, Stuttgart 1981,

[2] vgl. Kübler-Ross, Elisabeth: Kinder und Tod, Zürich 1984, S.99f

[3] Kübler-Ross, Elisabeth: Kinder und Tod, Zürich 1984, S.51

[4] Kübler-Ross, Elisabeth: Kinder und Tod, Zürich 1984, S. 233

[5] Herrmann, Uwe (Hrsg.) Kinder sterben anders, Gütersloh 1999, S. 34

[6] Herrmann, Uwe (Hrsg.) Kinder sterben anders, Gütersloh 1999, S. 36

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Kinder und Tod
Université
University of Flensburg
Cours
Leben, Sterben, Welt und Sinn
Note
1,0
Auteur
Année
2004
Pages
17
N° de catalogue
V36501
ISBN (ebook)
9783638361088
Taille d'un fichier
561 KB
Langue
allemand
Annotations
In diese Hausarbeit habe ich einen Theorieteil und einen Praxisteil mit Erfahrungen aus Gesprächen mit Kindern und der Gestaltung einer Gruppenstunde zu dem Thema Sterben und Tof aufgenommen.
Mots clés
Kinder, Leben, Sterben, Welt, Sinn
Citation du texte
Sabine Storm (Auteur), 2004, Kinder und Tod, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36501

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