Karl V. und die Universalmonarchie. Ausdruck persönlichen Sendungsbewusstseins und politisches Programm


Dossier / Travail, 2016

16 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung und Fragestellung

2. Knappe Darstellung der Konflikte zwischen Karl V. und dem Haus Valois

3. Die Universalmonarchie
3.1. Ursprung und Theorien
3.2. Die kaiserliche Politik unter Großkanzler Gattinara
3.3. Der Kaiser und Italien

4. Schlussbetrachtungen

5. Literatur-und Quellenverzeichnis
5.1.Literaturverzeichnis
5.2.Quellenverzeichnis

1.Einleitung und Fragestellung

Unter den vielen Herrscherpersönlichkeiten, welche das frühneuzeitliche Europa prägten, ragt eine besonders heraus. Kaiser Karl V. gestaltete Europa nicht nur durch seine Regentschaft über zahlreiche Länder1, sondern auch durch seine Kriege. Diese veränderten nicht nur das politische Antlitz Europas, sie brachten auch Neuerungen in Bereichen wie dem Militär- und Finanzwesen oder der Diplomatie. Karls Herrschaft wird von vielen Historikern als Übergangsperiode zwischen Mittelalter und früher Neuzeit gesehen, ein Herrscher zwischen den „Welten“.2 In der vorliegenden Arbeit wird es um Karls erbittertste außenpolitische Konflikte gehen, die Kriege mit Frankreich. Vor allem Italien litt Jahrzehnte unter den Auseinandersetzungen, welche gleichzeitig den Beginn des habsburgisch-französischen Gegensatzes bedeuteten und die europäische Politik für Jahrhunderte bestimmen sollten. Besondere Beachtung verdient dabei die Frage, wieso es denn ausgerechnet in Italien zu solch massiven Auseinandersetzungen kam und ob Italien de rigueur für die Verwirklichung dieses Programmes war. Außerdem gilt es herauszuarbeiten, welchen Einfluss diese Idee auf das gesamte politische Programm des Kaisers hatte. Das theoretische Konstrukt der Universalmonarchie, ihre Entstehung und Definition ist dabei von entscheidender Bedeutung. Dem Rahmen der Arbeit geschuldet wird daher knapp darauf eingegangen. Vorab gibt es eine knappe Schilderung der Jahrzehnte andauernden Auseinandersetzungen zwischen Karl und dem Königreich Frankreich. Diese waren das zentrale Thema der kaiserlichen Außenpolitik. Aufgrund der Knappheit der Darstellung kann dabei auf zahlreiche Fragenkomplexe wie Karls Religions-, Dynastie- oder Osmanenpolitik nur ganz am Rande eingegangen werden.

2. Knappe Darstellung der Konflikte zwischen Karl V. und dem Haus Valois

Unmittelbar nach der Kaiserwahl Karls des V. 1521 entbrannte der Kampf um die Hegemonie in Europa zwischen den Häusern Habsburg und Valois. Die Apenninenhalbinsel sollte für die nächsten Jahrzehnte Hauptschauplatz dieses blutigen Konfliktes werden. Ursächlich dafür waren dynastisch legitimierte Ansprüche beider Seiten auf italienische, niederländisch-burgundische und nordspanische Territorien.3

Bereits während des Reichstages zu Worms eröffneten französische Truppen die Feindseligkeiten an mehreren "theatrum belli".4 Zu diesem Zeitpunkt bestand ein Bündnis zwischen Kaiser Karl V. und Papst Leo X., da man gemeinsame Kriegsziele teilte, während der englische König Heinrich VIII. sich noch alle Optionen offen hielt.5 Sowohl Franz als auch Karl hielten sich bis 1523 mit der Veröffentlichung von Kriegszielen und Kriegshandlungen zurück. Unerfüllbare Territorialforderungen seitens der Habsburger aus diesem Jahr führten zur Eskalation.6 So unterstützte Karl die Rebellion des Herzogs von Bourbon gegen das Haus Valois im Jahre 1523, letztlich aber erfolglos.7 Durch den neuen Papst Clemens VII. vermittelte Friedensverhandlungen scheiterten 1524 an der Unnachgiebigkeit Habsburgs in Bezug auf territoriale Forderungen. Beide Seiten litten unter finanziellen Engpässen, Franz I. vereinigte jedoch im Herbst des Jahres noch einmal alle personellen und finanziellen Ressourcen unter seiner persönlichen Führung. Belohnt wurde er mit der Eroberung Mailands und einem Bündnis mit dem Medicipapst.8 Seit dem Mai des Jahres 1524 belagerten französische Truppen die Stadt Pavia, welche bis Jahresende nicht eingenommen werden konnte. Ein Entsatzheer rückte im Februar 1525 an die Schanzen der Belagerer heran. Franz I., geprägt von ritterlichen und heroischen Idealen,9 bot den Kaiserlichen die Feldschlacht an- und verlor sie. Die Niederlage gipfelte in seiner Gefangennahme, ein beispielloser Triumph Karls.10

Die anschließenden Friedensverhandlungen zogen sich bis Jahresende hin. Während ein Teil des kaiserlichen Rates zu milden Forderungen riet, bestand Gattinara auf Härte gegenüber Frankreich. Zu seinen umfangreichen Forderungen, mit denen er sich bei Karl gegenüber dem Rat durchsetzen konnte, gehörte auch die Rückgabe des burgundischen Erbes gemäß älterer Verträge.11 „ Diese Conditio sine qua non, die Karl V. sich rasch zu eigen machte, sollte sich für die Zukunft als verhängnisvoll erweisen."12 Die Verhandlungen, mittlerweile war Franz in Madrid angelangt und verhandelte dort persönlich, zogen sich noch bis zum 19. Dezember 1525 hin. An diesem Tag kam man zu einer Übereinkunft, Franz I. durfte unter bestimmten Auflagen nach Paris zurückkehren, um die Vertragsinhalte zu erfüllen. Hauptpunkte waren die vollständige Rückgabe Burgunds, der Verzicht der Lehnshoheit in Flandern und im Artois, auf die italienischen Besitzungen und die Überlassung seiner beiden Söhne als Geiseln. Gattinara verweigerte öffentlich seine Zustimmung zu diesem Frieden, er entsprach nicht seinen Vorstellungen.13 Jedoch hatte Franz I. bereits im Geheimen seinen Protest notariell bezeugen lassen, "alles für null und nichtig zu erklären, was ihm während seiner Gefangenschaft gegen seine Ehre und Pflicht abgerungen worden wäre."14 Im Mai 1526 erklärte er den Vertrag öffentlich für ungültig und gründete die Liga von Cognac. Weitere Mitstreiter waren verschiedene italienische Fürsten und der Papst. Die Spanier sollten aus Neapel vertrieben werden und zur Freilassung der Geiseln am kaiserlichen Hof in Madrid gezwungen werden. Das Kriegsglück im Jahre 1526 war mit den Franzosen, durch den Untergang Ungarns15 konnte das Heilige Römische Reich keine effektive Unterstützung leisten. Schließlich kam es im Herbst aufgrund ausbleibender Soldzahlungen zur Meuterei unter deutschen Landsknechten. Diese Meuterei führte schließlich Ende Mai 1527 zum "Sacco di Roma"16, der Plünderung Roms durch kaiserliche Söldner. Anfang Juni ergab sich der Papst in der Engelsburg, die anschließenden Plünderungen dauerten eine Woche an. Dies hatte zur Folge, dass der Papst in Friedensverhandlungen mit dem Kaiser trat, sie wurden am 26. November 1527 abgeschlossen. Der Papst schied damit aus dem Kreis der Gegner Habsburgs aus.17

Währenddessen alliierten sich England und Frankreich, am 22. Januar 1528 erfolgte die offizielle Kriegserklärung beider Mächte an Karl V. Der Fokus dieses Bündnisses lag nun auf der süditalienischen Machtbasis Habsburgs, dem Königreich Neapel. Die Stadt Neapel diente den Kaiserlichen seit März 1528 als Rückzugsort vor den vorrückenden Franzosen.

Drohte die Stadt aufgrund des Versorgungsmangels rasch zu fallen, änderte sich dies mit dem Seitenwechsel der genuesischen Flotte unter Andrea Doria. Die französischen Truppen litten nun rasch unter solchem Nahrungsmangel, dass sie die Belagerung abbrechen mussten.18 Lagen die Dinge in Norditalien im Jahre 1528 noch günstig für die Armee Franz ' I., so änderte sich dies 1529 dramatisch. Am 21. Juni wurde sie bei Landriano entscheidend geschlagen, Franz ersuchte um Frieden. Karl, der seit Jahren seine Italienfahrt hinauszögerte, war seit April in Barcelona, um letzte Vorbereitungen für die Überfahrt zu treffen.19 Im am 29. Juni 1529 ratifizierten Frieden von Barcelona einigten sich Papst Clemens VII. und Kaiser Karl V. auf territoriale und kirchenpolitische Fragen. Am 5. August desselben Jahres schlossen Karl und Franz ebenfalls Frieden, die Verhandlungen wurden allerdings von Karls Tante Margarete und Franz ' Mutter Louise von Savoyen geführt. Auch als Damenfriede von Cambrai bekannt, ratifizierte der Vertrag im Wesentlichen die Inhalte des Friedens von Madrid, mit Ausnahme der Restitution Burgunds. Am 24. Februar 1530 wurde Karl V. in Bologna, nach zähen Verhandlungen mit dem Papst und der Bewältigung diverser politischer Probleme, feierlich zum Kaiser gekrönt.20

Im Februar 1533 wurde ein Defensivbündnis zwischen dem Kaiser, dem Papst und italienischen Fürsten sowie Stadtstaaten mit Ausnahme Venedigs geschlossen. Um eine Annäherung zwischen England und Frankreich zu verhindern, versuchte Karl seit dem Sommer 1534 in Verhandlungen zu einem Interessenausgleich zu gelangen. Kernforderung Franz ' I. war der Erhalt Mailands. Um Karl unter Druck zu setzen, marschierten französische Truppen 1536 in Turin ein. Papst Paul III. erklärte sich zwar nicht öffentlich gegen Franz, versuchte jedoch zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Schließlich wurde am 18. Juni 1538 der Waffenstillstand von Nizza verkündet, begrenzt auf zehn Jahre. In weiteren Absprachen wurde eine zukünftige habsburgisch- französische Kooperation hinsichtlich Religions-und Osmanenpolitik vereinbart.21

1540 wurde Philipp, der Sohn Karls, mit Mailand belehnt. 1541 kam es auf dem Fluss Po zur Ermordung des französischen Abgesandten bei der Hohen Pforte durch spanische Soldaten.22 Nachdem diplomatische Beziehungen seit diesem Vorfall abermals auf Eis lagen, eröffnete Frankreich 1542 erste Kriegshandlungen gegen die Niederlande. Nach anfänglichen Erfolgen der Franzosen kam es im Februar 1543 zu einem Geheimvertrag zwischen Karl V. und Heinrich VIII, indem wechselseitiger Beistand vereinbart wurde.23 Im Mai 1543 brach Karl schließlich aus Spanien auf, um die außenpolitischen Maßnahmen besser koordinieren zu können. Koalitionsverhandlungen mit Papst Paul III. scheiterten an dessen Forderung, Mailand für die Familie Farnese in Besitz nehmen zu können.24 1544 bewilligten die Reichsstände die Finanzierung eines Krieges gegen Frankreich, noch während des Reichstages zu Speyer feierten die Franzosen militärische Erfolge in Italien und Luxemburg. In der Allianz mit England konnte man sich nicht auf gemeinsame Kriegsziele festlegen, Heinrich VIII. favorisierte die Eroberung Boulognes, während Karl direkt auf Paris vorstoßen wollte.25 Nachdem Luxemburg im Juni den Franzosen entrissen werden konnte, stieß Karl selbst von Metz aus gen Frankreich vor. Durch die Divergenz in den Zielen der Verbündeten, Zahlungs- und Versorgungsschwierigkeiten und dem anhaltenden französischen Widerstand, ersuchten die Kriegsparteien ab September 1544 um Friedensverhandlungen. Nur 14 Tage nach Beginn der Gespräche kam es am 18. September zum Frieden von Crépy, am 19. September folgte noch ein in Meudon geschlossener Geheimvertrag. In Crépy wurden im Wesentlichen die Vertragspunkte von Madrid bestätigt, der Kaiser verzichtete nun auf Burgund. Im Geheimvertrag wurde ein gemeinsames Vorgehen gegen die Feinde des katholischen Glaubens, vor allem also Osmanen und Protestanten, schriftlich fixiert.26 Der Dauphin, Heinrich, ließ seinen Protest gegen den Vertrag notariell beglaubigen. Habsburger und Valois sollten dynastische Verbindungen eingehen, hierzu sollte der Herzog von Orléans, der zweite Sohn Franz ' I., mit Mailand oder den Niederlanden belehnt werden. Mit Papst Paul III. kam es ebenfalls zu einer Aussöhnung, für den März 1545 wurde ein Konzil in Trient ausgeschrieben. Nach dem Tod des Herzogs forderte Franz an seiner Statt die Belehnung mit Mailand. An der alten mailändischen Frage entzündete sich also bereits zum Reichstag zu Regensburg im Juni 1546 ein weiteres Mal das Feuer des Krieges. Bereits vor Ende des Reichstages am 24. Juli war allen Parteien klar, dass es erneut zu einem Konflikt kommen werde.27 Schließlich kam es zum Krieg mit dem sogenannten Schmalkaldischen Bund, den Karl 1547 siegreich beenden konnte.

[...]


1 Brandi, Karl, Kaiser Karl V. Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreiches, 7. Aufl., Frankfurt, 1979

2 So zum Beispiel Schorn-Schütte, Luise, Karl V. Kaiser zwischen Mittelalter und Neuzeit, München, 2000

3 Zur Vorgeschichte dieser Ansprüche, welche teils tief im Mittelalter wurzelten: Kohler, Alfred, Karl V. 1500- 1558. Eine Biographie, München, 2001, S. 29-47 außerdem: Heinrich Lutz, Kaiser Karl V. , Frankreich und das Reich, in: Schubert, Friedrich, Weber, Hermann, (Hgg.), Frankreich und das Reich im 16. und 17. Jahrhundert, Göttingen, 1968, vor allem S. 7-19 auch: Babel, Rainer, Deutschland und Frankreich im Zeichen der habsburgischen Universalmonarchie. 1500-1648, Darmstadt, 2005

4 Kohler, Alfred, Karl V. 1500-1558. Eine Biographie, München, 2001, S. 158

5 Kohler, Alfred, Karl V. 1500-1558. Eine Biographie, München, 2001, S. 158

6 Kohler, 2001, S. 159-164

7 Kohler, 2001, S. 169 f.

8 Kohler, 2001, S. 170

9 Vgl. die Einführung zu diesem Herrscher bei Kohler, Alfred, Franz I. (1515-1547), in: Hartmann, Peter, (Hg.), Die französischen Könige und Kaiser der Neuzeit 1498-1870, München, 1994, S.52-70

10 Kohler, 2001, 175 f. auch Brandi, Karl, Nach Pavia. Pescara und die italienischen Staaten, Sommer und Herbst 1525, in: Berichte und Studien zur Geschichte Karls V., Bd. XVII, Nachrichten von der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, phil-histor. Klasse, Neue Folge, Fachgruppe II/8, Nachrichten aus der Mittleren und Neueren Geschichte, 1939, S. 129-231

11 Kohler, 2001, S. 176

12 Kohler, 2001, S. 176

13 Kohler, 2001, S. 175-179

14 Kohler, 2001, S. 179

15 Matschke, Klaus, Das Kreuz und der Halbmond. Die Geschichte der Türkenkriege, Düsseldorf, 2004, S. 242 ff.

16 Mehr zu diesem Ereignis bei Reinhardt, Volker, Blutiger Karneval. Der Sacco di Roma 1527- eine politische Katastrophe, Darmstadt, 2009

17 Kohler, 2001, S. 180-190

18 Kohler, 2001, 191 ff.

19 Kohler, 2001, S. 194-198

20 Kohler, 2001, S. 198-208

21 Kohler, 2001, S. 247-252

22 Kohler, 255 f.

23 Kohler, 2001, S. 277-280

24 Kohler, 2001, S. 280f.

25 Kohler, 2001, S. 284 ff.

26 Kohler, 2001, S. 286-293

27 Kohler, 2001, S. 294-301

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Karl V. und die Universalmonarchie. Ausdruck persönlichen Sendungsbewusstseins und politisches Programm
Université
University of Marburg  (Geschichte und Kulturwissenschaften)
Note
1,3
Auteur
Année
2016
Pages
16
N° de catalogue
V365441
ISBN (ebook)
9783668448117
ISBN (Livre)
9783668448124
Taille d'un fichier
570 KB
Langue
allemand
Mots clés
karl, universalmonarchie, ausdruck, sendungsbewusstseins, programm
Citation du texte
Jonas Voss (Auteur), 2016, Karl V. und die Universalmonarchie. Ausdruck persönlichen Sendungsbewusstseins und politisches Programm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/365441

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