Ich werde die in Morgenthaus und Waltz Werk herangezogenen Beispiele aus der Geschichte, deren Ausdeutungen und daraus abgeleiteten Empfehlungen und Prognosen ebenso vernachlässigen, wie das zugrundeliegende Theorieverständnis. Der Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich der Theorieaussagen. Der Neorealismus Waltz baut auf das Begriffsinstrumentarium des Realismus Morgenthaus auf, verwirft und verändert jedoch entscheidende inhaltliche Aspekte. Mit meiner zentralen Fragestellung danach, was ‚neu‘ ist am Neorealismus ziele ich auf diese Unterschiede ab. Ich frage im einzelnen danach, welches Menschenbild Morgenthau und Waltz entwerfen, wie das internationale System beschaffen ist und welche Akteure agieren; welche Ziele sie verfolgen und welche Beziehungen sich zwischen Ihnen entwickeln. Da ich dabei, wie oben bereits erwähnt, nur die Aussagen über die Beschaffenheit der internationalen Gesellschaft heranziehe, bietet sich ein Vergleich geradezu an. Dem voran stelle ich Gründe für Waltz, den Realismus weiterzuentwickeln sowie die Gemeinsamkeiten beider Theorien. Darauf folgt die Gegenüberstellung der Unterschiede. Ausgehend vom Menschenbild und den in den Theorien dargelegten Eigenschaften des internationalen Umfeldes und seiner Akteure, komme ich zu den Zielen der Staaten. Die Anschauungen zum Mächtegleichgewicht und die Wahrscheinlichkeiten für Kooperationen und Kriege werde ich ebenfalls gegenüberstellen. Der Neorealismus Waltz , der den Beinammen ‚Struktureller Realismus‘ führt, beinhaltet zudem eine systemische Komponente, die ihn vom Morgen-thauschen Realismus unterscheidet. Den Abschluß des Vergleichs stellt eine Zusammenfassung der Neuerungen im Neorealismus dar. Ein Klärung zentraler Begriffe erübrigt sich hier, da dies den Inhalt der Arbeit darstellt. Bezüglich der Materiallage läßt dich sagen, daß ich bereits bei der Beschaffung der Primär-literatur auf Schwierigkeiten stieß. Waltz Theory of International Politics wird nicht mehr verlegt. Für den Rahmen der Arbeit habe ich oben genannte Einführungswerke zumeist neueren Datums herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Neo-Realismus
- Der Einfluß der epistomologischen Kontroverse
- Die Kritik am Realismus Morgenthaus
- Die Gemeinsamkeiten der Theorien
- Annahmen über den Menschen
- Das Streben zu Herrschen
- Der egoistische Nutzenmaximierer
- Der Mensch: alt vs. Neu
- Die Internationale Gesellschaft und ihre Akteure
- Die Mannigfaltigkeit der Nationen
- Die Staaten als like units
- Die Staaten: einander gleich oder ungleich?
- Das nationale Interesse
- Interesse an Macht
- Interesse an Sicherheit
- Macht oder Sicherheit ?
- Die Theorie vom Gleichgewicht der Mächte
- Gleichgewicht für den Machterhalt
- Gleichgewicht für den Selbsterhalt
- Macht- oder Selbsterhalt?
- Kooperation und Konflikte
- Kooperation für die Macht
- Verzicht auf Kooperation für die Sicherheit
- Kooperation: Machtmittel oder Sicherheitsgefahr?
- Der Systemfaktor bei Waltz
- Das System und seine Einheiten
- Die Struktur des Systems
- Der Einfluß der Struktur
- Die Neuerungen
- Analogie zur Mikrotheorie
- Sicherheit statt Macht
- Der strukturelle Realismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Neorealismus von Kenneth N. Waltz und setzt ihn in Bezug zum Realismus von Hans J. Morgenthau. Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Theorien herauszuarbeiten und zu zeigen, was am Neorealismus neu ist.
- Die epistemologische Kontroverse und ihr Einfluss auf die Theoriebildung
- Die unterschiedlichen Menschenbilder von Morgenthau und Waltz
- Das Konzept der anarchischen internationalen Gesellschaft
- Die Ziele der Staaten: Macht vs. Sicherheit
- Die Rolle des Gleichgewichts der Mächte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der realistischen Schule in der Theorie der internationalen Beziehungen dar. Sie beleuchtet die Entstehung des Realismus als Antwort auf die idealistischen Ansätze und die Bedeutung des Neorealismus als Weiterentwicklung. Der Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich der Theorien von Morgenthau und Waltz, wobei die Unterschiede hervorgehoben werden.
Der erste Abschnitt befasst sich mit dem Neorealismus von Waltz, der in seinem Werk „Theory of International Politics“ eine überarbeitete Theorie der internationalen Beziehungen anstrebt. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der epistemologischen Kontroverse in den Sozialwissenschaften und zeigt, wie Waltz versucht, die Mängel der bestehenden Theorien zu beheben. Der Abschnitt behandelt auch Waltz’ Kritik am Realismus von Morgenthau und die Gemeinsamkeiten beider Theorien.
Der zweite Abschnitt widmet sich den Annahmen über den Menschen in beiden Theorien. Es werden die unterschiedlichen Auffassungen über das Streben nach Macht, den egoistischen Nutzenmaximierer und die Rolle des Menschen im internationalen System beleuchtet.
Der dritte Abschnitt erörtert die internationale Gesellschaft und ihre Akteure. Es werden die Unterschiede in der Sichtweise auf die Mannigfaltigkeit der Nationen, die Staaten als „like units“ und die Frage der Gleichheit oder Ungleichheit der Staaten zwischen Morgenthau und Waltz dargestellt.
Der vierte Abschnitt fokussiert auf das nationale Interesse und unterscheidet dabei zwischen dem Interesse an Macht und dem Interesse an Sicherheit. Es werden die unterschiedlichen Auffassungen von Morgenthau und Waltz in Bezug auf die Prioritäten der Staaten und den möglichen Konflikt zwischen Macht und Sicherheit behandelt.
Der fünfte Abschnitt beleuchtet die Theorie vom Gleichgewicht der Mächte und wie diese im Kontext der beiden Theorien verstanden wird. Es werden die unterschiedlichen Ansichten zum Gleichgewicht für den Machterhalt und den Selbsterhalt sowie die Rolle des Gleichgewichts in der internationalen Politik diskutiert.
Der sechste Abschnitt beschäftigt sich mit Kooperation und Konflikten. Es werden die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Möglichkeiten und Grenzen der Kooperation zwischen Staaten im Kontext von Macht und Sicherheit dargestellt. Die Bedeutung der Sicherheitsbedrohungen und die Möglichkeit von Konflikten im anarchischen internationalen System werden beleuchtet.
Der siebte Abschnitt untersucht den Systemfaktor bei Waltz. Er stellt das Konzept des internationalen Systems und seiner Einheiten dar und beleuchtet die Bedeutung der Struktur des Systems für das Verhalten der Staaten.
Schlüsselwörter
Realismus, Neorealismus, Internationale Beziehungen, Hans J. Morgenthau, Kenneth N. Waltz, Macht, Sicherheit, Gleichgewicht der Mächte, Kooperation, Konflikte, Anarchismus, Systemfaktor, Struktureller Realismus.
- Arbeit zitieren
- Sarah Weier (Autor:in), 2002, Was ist 'neu' am Neorealismus? Ein Vergleich der Theorien Morgenthaus und Waltz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36746