Die Sage von Kassandra, der schönen und seherisch begabten Tochter des Troerkönigs Priamos, fesselt seit der Antike die Menschen. Vielfach wurde der ursprüngliche Stoff bearbeitet und ergänzt. Vermutlich übt Kassandra, aufgrund ihrer Schönheit und Weisheit sowie ihres tragischen Schicksals und Leids, eine so große Faszination aus.
In der Sage vom Trojanischen Krieg spielt Kassandra die Rolle der Warnerin. Sie kündet vergebens den Untergang der Stadt an und rät des Weiteren vergebens von der Aufnahme des hölzernen Pferdes ab. Ihre Gabe, in die Zukunft schauen zu können, erhält sie von dem Gott Apoll. Dieser verliebt sich in Kassandra und verleiht ihr, unter der Bedingung, dass sie ihm ihre Liebe schenkt, die Sehergabe. Doch nachdem sie die Gabe der Weissagung empfangen hat, verweigert sie sich Apoll und wird von ihm dadurch gestraft, dass ihre Prophezeiungen keinen Glauben finden.
Das Ende der Seherin Kassandra ist ebenfalls tragisch: obwohl sie den Untergang Trojas vorhergesehen hat, kann sie diesen nicht verhindern und wird nach dem Sieg der Griechen über die Trojaner von Agamemnon als Sklavin nach Mykenä verschleppt. In Mykenä verüben Klytämenestra und ihr Geliebter Ägisth einen Mordanschlag auf Agamemnon, bei dem auch Kassandra ums Leben kommt.
Die Sage der Kassandra ist bis heute ein Stoff geblieben, der Leser wie Autoren begeistert. Eine bedeutende Variation des Kassandra-Stoffes findet sich in Friedrich Schillers Ballade Kassandra. Diese wurde im „Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1803“ herausgegeben von Huber, Lafontaine, Pfeffel und andern (Tübingen [1802], S. 210-214), zum ersten Mal gedruckt. Danach erschien sie in dem Band „Gedichte von Friedrich Schiller. Zweyter Theil, Leipzig bey Siegfried Lebrecht Crusius 1803“.
Das Gedicht Kassandra ist auffällig, wenn man es mit anderen Werken von Schiller vergleicht. Denn Kassandra fällt ein wenig aus dem Rahmen, von dem was man sonst von Schiller gewohnt ist: der Idealist, der Anhänger der Aufklärung, der Pädagoge, der Dichter des Wahren und Schönen. In Kassandra begegnen wir einem „anderen“ Schiller.
Diesen „anderen“ Schiller möchte ich in meiner Hausarbeit, anhand des Gedichtes Kassandra, untersuchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Form und Inhalt der Ballade Kassandra
- Der „andere“ Schiller und seine Skepsis gegenüber der Aufklärung
- Biographische und politische Hintergründe des Gedichts Kassandra
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Friedrich Schillers Ballade „Kassandra“ und untersucht, ob Schiller durch dieses Werk eine Skepsis gegenüber der Aufklärung zum Ausdruck bringt. Die Arbeit beleuchtet zunächst die Form und den Inhalt der Ballade und entwickelt erste Deutungsansätze. Anschließend wird untersucht, wie sich das Werk in den biographischen, politischen und philosophischen Kontext der Zeit um 1800 einordnen lässt, um die mögliche Kritik an der Aufklärung zu ergründen.
- Die Rolle der Seherin Kassandra in der griechischen Mythologie und in Schillers Ballade
- Die Form und Struktur der Ballade „Kassandra“
- Die Darstellung von Hoffnung und Verzweiflung in der Ballade
- Die Kritik an der Aufklärung und ihre Auswirkungen auf das Individuum
- Die Bedeutung des Seherischen und die Tragik der Erkenntnis
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Sage von Kassandra und ihre Bedeutung für die Literatur vor. Sie erläutert Kassandras Rolle als Warnerin im Trojanischen Krieg und ihre tragische Geschichte. Darüber hinaus wird Schillers Ballade „Kassandra“ in den Kontext der literarischen Tradition des Kassandra-Stoffes eingebettet und die Besonderheit des Gedichts im Vergleich zu anderen Werken Schillers hervorgehoben.
Form und Inhalt der Ballade Kassandra
Dieses Kapitel analysiert die formale Struktur der Ballade und stellt ihren Inhalt dar. Es werden die Strophenanzahl, das Reimschema, das Metrum und die sprachlichen Besonderheiten des Gedichts beleuchtet. Außerdem wird die Rolle des Erzählers und die Darstellung der Figur Kassandra im Hinblick auf die Thematik des Seherischen und der Tragik des Wissens untersucht.
Der „andere“ Schiller und seine Skepsis gegenüber der Aufklärung
In diesem Kapitel wird die Frage aufgeworfen, ob Schiller in seiner Ballade „Kassandra“ eine Skepsis gegenüber der Aufklärung zum Ausdruck bringt. Es wird untersucht, wie sich das Gedicht in den biographischen, politischen und philosophischen Kontext der Zeit um 1800 einordnen lässt und welche Kritik an den Idealen der Aufklärung durch den Text möglicherweise formuliert wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen der Sehergabe, der Tragik des Wissens, der Aufklärungskritik, dem Trojanischen Krieg, der Figur der Kassandra und der literarischen Tradition des Kassandra-Stoffes. Sie analysiert Schillers Ballade „Kassandra“ im Hinblick auf ihre formale Struktur, ihren Inhalt und ihre mögliche Kritik an den Idealen der Aufklärung.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2017, Skepsis gegenüber der Aufklärung in der Ballade "Kassandra" von Friedrich Schiller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/367849