Fallen die Worte Reformation und Stadt, so mag man aus Reflex zunächst Assoziationen mit Martin Luther, der Wartburg in Eisenach oder eventuell noch mit dem westfälischen Münster bekommen, welche allesamt auch ihre Berechtigung haben. Nichtsdestotrotz lässt sich besonders am Beispiel der Stadt Nürnberg aufzeigen, wie die Reformation Einfluss auf das städtische Leben des 16 Jahrhunderts genommen hat, wie sie eventuell sogar instrumentalisiert wurde, beziehungsweise wie sie es schaffte, gerade in den städtischen Zentren „Deutschlands“ schnell und erfolgreich Fuß zu fassen. Hierbei ist es besonders auffällig, dass die Stadt Nürnberg einen „besonderen“ Weg einschlägt, der im Folgenden aber noch expliziter erläutert werden soll.
Betrachtet man nun die Nürnberger Reformation, so stößt man auch hier unumgänglich auf zwei, wenigstens aber einen Namen, welcher mit der Geschichte der Nürnberger Reformation unzertrennlich erscheint. Auf der einen Seite ist dies der Ratsschreibe Lazarus Spengler, dessen Feder die Nachwelt einige eminent wichtige Dokumente zur Nürnberger Reformation zu verdanken hat und dazu gesellt sich die wohl bekannteste Persönlichkeit aus dem Kreis der reformatorischen Prediger, die in Nürnberg wirkten: Andreas Osiander. Nicht außer Acht lassen darf man bei der Frage nach der Einführung und Durchsetzung dieser Neuerungen den Nürnberger Rat als entscheidendes Organ innerhalb der Stadt.
Neben den vorherrschenden pro-reformatorischen Tendenzen innerhalb der Stadt gab es wohl auch noch weitere Beweggründe, die den Rat dazu brachten, sich von der alten Religion ab- und sich den Reformatoren zuzuwenden. Diese Gründe lassen sich insgesamt unter den Schlagwörtern „politisches Kalkül“ zusammenfassen und sollen explizit im Laufe dieser Arbeit dargestellt werden. Darüber hinaus soll geklärt werden, soweit dies möglich ist, welcher der beiden eben genannten Beweggründe für die Einführung der Reformation in Nürnberg ausschlaggebend war, bzw. inwieweit dies im Zusammenspiel jener geschehen ist. Dabei sollen auch die Rollen der beiden bereits erwähnten Nürnberger Persönlichkeiten Lazarus Spengler und Andreas Osiander betrachtet und in die Bewertung mit einbezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Einführung der Reformation in Nürnberg - politisches Kalkül oder theologische Überzeugung
- Die gesonderte Rolle des Nürnberger Rates
- Die Bedingungen in der Stadt und Unterschiede zu anderen Reichsstädten
- Wichtige Persönlichkeiten und deren Einfluss auf die Reformation in Nürnberg
- Das Wirken des Andreas Osiander in Nürnberg
- Osiander und seine Rolle im Religionsgespräch von 1525
- Der Ratsschreiber Lazarus Spengler als Vertreter der Reformation
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Einführung der Reformation in Nürnberg und untersucht, ob diese aus theologischer Überzeugung oder aus politischem Kalkül erfolgte. Dabei stehen die Rolle des Nürnberger Rates und die Bedeutung wichtiger Persönlichkeiten wie Andreas Osiander und Lazarus Spengler im Fokus.
- Die Rolle des Nürnberger Rates bei der Einführung der Reformation
- Die Bedeutung von politischem Kalkül und theologischer Überzeugung
- Der Einfluss von Andreas Osiander und Lazarus Spengler auf die Reformation in Nürnberg
- Die spezifischen Bedingungen in Nürnberg im Vergleich zu anderen Reichsstädten
- Die Frage nach der wahren Intention des Nürnberger Rates bei der Einführung der Reformation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der Reformation in Nürnberg ein und beleuchtet die Bedeutung der Stadt Nürnberg im Kontext der Reformation im 16. Jahrhundert. Außerdem werden die zentralen Figuren Andreas Osiander und Lazarus Spengler vorgestellt, die eine entscheidende Rolle bei der Einführung der Reformation spielten.
- Die Einführung der Reformation in Nürnberg - politisches Kalkül oder theologische Überzeugung: Dieses Kapitel analysiert die Rolle des Nürnberger Rates und die spezifischen Bedingungen in der Stadt, die die Einführung der Reformation beeinflussten. Es werden sowohl politische als auch theologische Motive für die Reformation in Nürnberg erörtert.
- Die gesonderte Rolle des Nürnberger Rates: Dieses Kapitel befasst sich detailliert mit der Machtstruktur des Nürnberger Rates und den verschiedenen Interessen, die den Rat bei seiner Entscheidung für die Reformation beeinflusst haben könnten. Es werden die spezifischen Herausforderungen des Rates im Spannungsfeld zwischen Kaisertreue und den Interessen der Bevölkerung beleuchtet.
- Die Bedingungen in der Stadt und Unterschiede zu anderen Reichsstädten: Dieses Kapitel untersucht die Besonderheiten der Stadt Nürnberg im Vergleich zu anderen Reichsstädten, insbesondere im Hinblick auf die Rolle des Rates bei der Einführung der Reformation. Es werden Faktoren wie die geistige Mobilität, die Rolle karitativer Einrichtungen und die „Sakralisierung aller Lebensbereiche“ betrachtet.
- Wichtige Persönlichkeiten und deren Einfluss auf die Reformation in Nürnberg: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Bedeutung von Andreas Osiander und Lazarus Spengler für die Reformation in Nürnberg. Es werden ihre individuellen Beiträge und ihre Rolle bei der Umsetzung reformatorischer Neuerungen in der Stadt analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter für diese Arbeit sind: Reformation, Nürnberg, Andreas Osiander, Lazarus Spengler, Nürnberger Rat, politisches Kalkül, theologische Überzeugung, Reichsstadt, Kaisertreue, Stadt und Kirche, geistige Mobilität, Sakralisierung aller Lebensbereiche, soziale Fragen.
- Quote paper
- Fabian Zschiesche (Author), 2010, Die Einführung der Reformation in Nürnberg. Politisches Kalkül oder theologische Überzeugung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368105