Die 1804 veröffentlichten Nachtwachen des Bonaventura (anonym von E.A.F. Klingemann) sind offensichtlich eine Antwort auf Johann Gottlieb Fichtes Bestimmung des Menschen, auf dessen Darstellung des verlorenen Ichs. Wie sieht dieser Ich-Verlust bei Fichte aus und inwiefern ist er mit dem Depersonalisationsphänomen vergleichbar, unter dem die Psychologie gemeinhin einen Verlust des Persönlichkeitsgefühls versteht? Um diese er-kenntnistheoretische Frage zu erörtern, wird zunächst Fichtes Schrift Die Bestimmung des Menschen hinsichtlich des Ichs und dessen Wandel analysiert. Dabei stellen das erste und zweite Buch „Zweifel“ und „Wissen“ Motive und Verlauf der Selbstentfremdung dar, während der dritte Teil „Glaube“ die Wiederfindung des Ichs beinhaltet. Anschließend sollen anhand psychologischer Forschungsliteratur Ursachen, auslösende Bedingungen, Symptome und Therapiemöglichkeiten der Depersonalisation untersucht sowie unter Bezug auf Schilderungen Betroffener empirisch belegt werden. Dann erfolgt ein Vergleich des Depersonalisationsphänomens bei Fichte und in der Psychologie, wobei Gemeinsamkeiten vor allem beim Erscheinungsbild, Unterschiede hingegen bei den Motiven und Konsequenzen des Ich-Verlusts festzustellen sind. Am Ende sollen die Untersuchungsergebnisse resümiert und die zukünftige Bedeutung des Forschungsgegenstands der Depersonalisation angeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Die Depersonalisation in Fichtes „Die Bestimmung des Menschen“
- 1.1 Das Ich im Stadium des Zweifels, 1. Buch
- 1.2 Das Ich im Stadium der Wissenssuche, 2. Buch
- 1.3 Das Ich im Stadium des Glaubens, 3. Buch
- 2. Die Depersonalisation in der psychologischen Forschung
- 2.1 Ursachen und auslösende Faktoren
- 2.2 Symptomatik
- 2.3 Therapiemöglichkeiten
- 3. Vergleich des Depersonalisationsphänomens bei Fichte und in der Psychologie
- 3.1 Motive und Ursachen
- 3.2 Erscheinungsbild
- 3.3 Konsequenzen und Heilbehandlung
- 4. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Phänomen der Depersonalisation, also des Verlustes des Persönlichkeitsgefühls, anhand von Fichtes Schrift "Die Bestimmung des Menschen" und in der psychologischen Forschung. Ziel ist es, die philosophischen und psychologischen Perspektiven auf dieses Phänomen zu vergleichen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede aufzuzeigen.
- Das Depersonalisationsphänomen in Fichtes "Die Bestimmung des Menschen"
- Das Depersonalisationsphänomen in der psychologischen Forschung
- Vergleich des Depersonalisationsphänomens bei Fichte und in der Psychologie
- Ursachen und Folgen des Depersonalisationsphänomens
- Mögliche Therapiemöglichkeiten bei Depersonalisation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt mit einem Zitat aus Klingemanns "Nachtwachen des Bonaventura" in die Thematik des verlorenen Ichs ein und stellt den Bezug zu Fichtes "Die Bestimmung des Menschen" her. Das erste Kapitel analysiert Fichtes Schrift hinsichtlich des Ichs und dessen Wandel, wobei die ersten beiden Bücher die Motive und den Verlauf der Selbstentfremdung darstellen. Das zweite Kapitel beleuchtet die Depersonalisation in der psychologischen Forschung, wobei Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten untersucht werden. Das dritte Kapitel vergleicht das Depersonalisationsphänomen bei Fichte und in der Psychologie, wobei Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Erscheinungsbild, den Motiven und Konsequenzen des Ich-Verlusts aufgezeigt werden.
Schlüsselwörter
Depersonalisation, Ich, Selbstentfremdung, Fichte, "Die Bestimmung des Menschen", Psychologie, Forschung, Ursachen, Symptome, Therapiemöglichkeiten, Vergleich, Philosophie
- Arbeit zitieren
- Sophia Gerber (Autor:in), 2004, Das verlorene Ich - Depersonalisation in Fichtes "Bestimmung des Menschen" und in der Psychologie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36830