Aus einer gewissen Perspektive war die Philosophie schon immer für Denkfehler zuständig. Schliesslich hat sie mit Erkenntnis zu tun, und damit auch mit ihren Schattenseiten. Andererseits hat sie zu Theorien über die Fehlbarkeit des Denkens ein ambivalentes Verhältnis, wird doch ihr ureigenstes Werkzeug, das Denken selbst, und damit seine Ergebnisse, dadurch in Frage gestellt. Eine Sache ist es nachzuweisen, dass der Verstand fehleranfällig ist; Fehler können schliesslich jedem passieren; eine andere, im einzelnen experimentell bzw. naturwissenschaftlich aufzuzeigen, warum und wo die Fehler auftreten, und dass sie systematischer Natur sind.
Dieser Aufsatz wird im Folgenden einen kurzen und unvollständigen Abriss der Behandlung von Denkfehlern in der Geschichte der Philosophie nachziehen, vor allem in den Worten des Philosophen Gilles Deleuze. Bei seinem Denken, das sich jedem Versuch einer Einordnung bislang entziehen konnte, wird zu zeigen versucht, wie es lebenslang, angestoßen unter anderem von Nietzsche, um das Thema der Denkfehler und philosophischer Irrtümer, kreiste. Weniger soll hier das verwandte Gebiet der Sprachphilosophie, des (De-)Konstruktivismus oder allgemein der sogenannten Postmoderne behandelt werden. Diese wichtigen Beiträge zur Kritik des hergekommenen Verständnisses von Subjekt, Identität, Sprache, Wissenschaft und Geschlecht sind unersetzlich, stellen aber eher allgemeine Theorien darüber auf, warum das Denken deliriert, und beschäftigen sich nicht detailliert mit den Ergebnissen der evolutionären Psychologie.
Wir werden im Gegenzug, bei Deleuze abspringend, die Fülle des positiven Materials über Denkfehler, der ins unüberschaubare angewachsenen Listen der Psychologen, Wirtschaftler und anderer überfliegen um einige Beispiele besonders prominenter Exponenten dieser leidigen Geschichte zu explizieren. Dabei wird der Versuch einer methodologischen Kritik gewisser Richtungen der Philosophie ein hoffentlich spannendes Ergebnis in Hinblick auf die Stichhaltigkeit der gesamten Argumentation zeitigen. Im einzelnen soll der aus dem deutschen Idealismus hervorgegangene dialektische Materialismus hinsichtlich der vorher besprochene Reihe von Denkfehlern untersucht werden, so etwa dem sogenannten Story Bias und auf die nach wie vor schwellende Situation rund um die Kausalität. Abschliessend wird die Philosophie des Geistes und die Theorien zu Artifizieller Intelligenz im Lichte der Symbolic Fallacy besprochen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Vorwort
- 2. Hauptfehler
- 2.1. Der Moby Dick von Gilles Deleuze
- 2.1.1. Klassisches Bild des Denkens
- 2.1.2. Aufklärung
- 2.1.2.1. Die Psychologie Humes
- 2.1.2.1.1. Kausalität
- 2.1.2.1.2. Relationen
- 2.1.2.2. Kants Interregnum
- 2.1.2.1. Die Psychologie Humes
- 2.1.3. (Post-) Moderne
- 2.2. Evolutionäre Erkenntnistheorie
- 2.3. Status Quo
- 2.3.1. 60 Jahre Forschung später
- 2.3.1.1. Begriffe
- 2.3.1.2. Das Zwillingsgestirn
- 2.3.1.2.1. Deleuze revisited
- 2.3.1.2.2. Vergleich Körper - Geist
- 2.3.1.3. Strukturextrapolation
- 2.3.2. Liste einiger Denkfehler
- 2.3.2.1. Die Causa Kausalität
- 2.3.2.1.1. Linear vs Exponential
- 2.3.2.1.2. Die falsche Kausalität
- 2.3.2.1.3. Pattern recognition
- 2.3.2.1.4. Allgemeinbegriffe
- 2.3.2.1.5. Überschreitung
- 2.3.2.2. Das grosse Drama
- 2.3.2.2.1. Drama hoch Drei
- 2.3.2.2.2. Wissenschaft
- 2.3.2.3. Availability Bias
- 2.3.2.3.1. Momentanextrapolation
- 2.3.2.3.2. Strukturinversion
- 2.3.2.4. Die Unsichtbaren Ursachen
- 2.3.2.5. Metaphern
- 2.3.2.1. Die Causa Kausalität
- 2.3.1. 60 Jahre Forschung später
- 2.4. Status Update
- 2.4.1. Ursachen revisited
- 2.4.2. Die nächste grosse Erzählung
- 2.5. Beispiele in der Philosophie
- 2.5.1. Der Dialektische Materialismus
- 2.5.1.1. Story Bias
- 2.5.1.2. Das Drama der Dialektik
- 2.5.1.3. Die Triaden
- 2.5.1.4. Die Kausalität
- 2.5.2. Ghost in the Shell
- 2.5.1. Der Dialektische Materialismus
- 2.1. Der Moby Dick von Gilles Deleuze
- 3. Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht gängige Denkfehler und deren Auswirkungen auf philosophische und wissenschaftliche Argumentationen. Ziel ist es, häufige kognitive Verzerrungen aufzuzeigen und deren Einfluss auf die Entwicklung und Interpretation von Theorien zu beleuchten.
- Analyse von Denkfehlern in philosophischen Diskursen
- Untersuchung des Einflusses kognitiver Verzerrungen auf wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung
- Bewertung des Verhältnisses von Kausalität und Interpretation
- Kritik an vereinfachenden Erzählungen und deren Auswirkungen
- Exploration der Rolle von Metaphern und deren Gefahren
Zusammenfassung der Kapitel
2. Hauptfehler: Dieses Kapitel befasst sich umfassend mit verschiedenen Denkfehlern, die in philosophischen und wissenschaftlichen Argumentationen auftreten. Es analysiert kritisch das Werk von Gilles Deleuze und dessen Konzept des Denkens, setzt dies in Bezug zur Aufklärung und der modernen Philosophie und untersucht die evolutionäre Erkenntnistheorie als Gegenentwurf. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Kausalitätszuschreibungen, dem Availability Bias und der problematischen Verwendung von Metaphern. Das Kapitel veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele, wie diese Denkfehler zu fehlerhaften Schlussfolgerungen und verzerrten Interpretationen führen können. Es wird deutlich, wie einfach es ist, sich von scheinbar plausiblen, aber letztlich falschen Annahmen leiten zu lassen. Die Auswirkungen dieser Denkfehler auf das Verständnis philosophischer und wissenschaftlicher Theorien werden umfassend diskutiert. Der Abschnitt “Liste einiger Denkfehler” stellt eine systematische Zusammenstellung dar, die den Leser durch verschiedene Aspekte des Themas führt und die Komplexität der Thematik aufzeigt.
Schlüsselwörter
Denkfehler, Kognitive Verzerrungen, Evolutionäre Erkenntnistheorie, Kausalität, Interpretation, Philosophiegeschichte, Wissenschaftstheorie, Metapher, Deleuze, Aufklärung, Moderne, Argumentation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Denkfehler in Philosophie und Wissenschaft
Was ist der Inhalt dieser Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht gängige Denkfehler und deren Auswirkungen auf philosophische und wissenschaftliche Argumentationen. Sie analysiert kritisch verschiedene kognitive Verzerrungen und deren Einfluss auf die Entwicklung und Interpretation von Theorien. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Kausalitätszuschreibungen, dem Availability Bias und der problematischen Verwendung von Metaphern. Die Arbeit beleuchtet die Auswirkungen dieser Denkfehler auf das Verständnis philosophischer und wissenschaftlicher Theorien anhand zahlreicher Beispiele.
Welche Denkfehler werden im Detail behandelt?
Die Arbeit behandelt eine Vielzahl von Denkfehlern, einschließlich, aber nicht beschränkt auf: falsche Kausalitätszuschreibungen (z.B. lineare vs. exponentielle Kausalität, falsche Kausalität, Pattern recognition, Überschreitung von Allgemeinbegriffen), Availability Bias (mit Momentanextrapolation und Strukturinversion), die problematische Verwendung von Metaphern, sowie der Einfluss von vereinfachenden Erzählungen ("das große Drama"). Die Arbeit analysiert diese Denkfehler im Kontext philosophischer Theorien und wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung.
Welche philosophischen Ansätze werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert kritisch das Werk von Gilles Deleuze und dessen Konzept des Denkens im Kontext der Aufklärung und der modernen Philosophie. Sie setzt sich mit der evolutionären Erkenntnistheorie auseinander und untersucht Denkfehler im Dialektischen Materialismus. Der Bezug zu "Ghost in the Shell" deutet auf eine Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen im Kontext von Körper und Geist hin.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Ein Vorwort, ein Hauptteil ("Hauptfehler") und ein Nachwort. Der Hauptteil ist weiter untergliedert in Abschnitte, die verschiedene Denkfehler und deren Auswirkungen in philosophischen und wissenschaftlichen Kontexten detailliert analysieren. Diese Unterkapitel untersuchen u.a. die klassische Denktradition, Kants Philosophie, den Einfluss der Aufklärung auf die moderne Philosophie und die Rolle von Begriffen und Metaphern.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, gängige Denkfehler aufzuzeigen und deren Einfluss auf die Entwicklung und Interpretation von Theorien zu beleuchten. Sie analysiert Denkfehler in philosophischen Diskursen, untersucht den Einfluss kognitiver Verzerrungen auf die wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung, bewertet das Verhältnis von Kausalität und Interpretation und kritisiert vereinfachende Erzählungen und deren Auswirkungen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Denkfehler, Kognitive Verzerrungen, Evolutionäre Erkenntnistheorie, Kausalität, Interpretation, Philosophiegeschichte, Wissenschaftstheorie, Metapher, Deleuze, Aufklärung, Moderne, Argumentation.
Wo finde ich eine detaillierte Zusammenfassung der Kapitel?
Eine detaillierte Zusammenfassung des Hauptteils (Kapitel 2: Hauptfehler) findet sich im Abschnitt "Zusammenfassung der Kapitel". Dieser Abschnitt beschreibt den Inhalt und die Argumentationslinie des Hauptteils ausführlich.
- Citation du texte
- Janus Zudnik (Auteur), 2016, Evolutionäre Philosophie. Geschichte und Abriss einiger Denkfehler, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368388