Meine Arbeit beschäftigt sich aus literaturwissenschaftlicher Perspektive damit, WARUM, WANN und WIE die Massen sich so emotional verhalten und wie dies wahrgenommen werden sollte. Diese Untersuchung geschieht vor dem Hintergrund des Romans „Berlin Feuerland: Roman eines Aufstands“ von Titus Müller. Mein Vorhaben zielt darauf, durch die Analyse des ihm zugrundeliegenden literarischen Werkes einen differenzierten Blick auf die Massenemotionen zu konkretisieren. Durch diese auf Emotionen bezogene Analyse der Massenereignisse wird auf den Beitrag der (deutschen) Literatur zum öffentlichen Bewusstsein über Massenemotionen eingegangen. Denn die Literatur interessiert sich als Medium für konkrete gesellschaftliche Probleme. In der heutigen Welt ist ihre Rolle, Reflexionen über bestimmte gesellschaftliche Probleme zu führen nicht zu unterschätzen. In Anbetracht der gegenwärtigen Aufstände ist meine Arbeit auch ein Plädoyer für eine bessere Behandlung und Wahrnehmung und ein besseres Verständnis der Dynamik von Emotionen der Volksmassen. Außerdem verfolgt die vorliegende Arbeit das Ziel, die Interaktion zwischen Emotionen der Volksmassen und denjenigen der politischen Eliten herauszuarbeiten, und wenn möglich, in Einklang zu bringen.
Der neue historische Roman von Titus Müller beschäftigt sich damit, wie die Massen sich unter gewissen soziopolitischen Umständen verhalten, wie ihre Emotionen entstehen und sich ausdrücken. Sein Roman schildert nicht nur den emotionalen Moment der Ereignisse der 1848er Jahre, wo negative Verhaltensweisen der Massen in Erscheinung treten, sondern er konzentriert sich auch auf den Prozess von ihrer Entstehung bis zu ihrer Eskalierung. „Berlin Feuerland: Roman eines Aufstands“ stellt die 1848er, anti-preußische Märzrevolution und die soziopolitischen Umstände ihrer Auslösung dar. Dabei tritt der langwierige Entstehungsprozess der Emotionen der Volksmassen bis zu deren Höhepunkt hervor. Nicht nur das von Emotionen bedingte revolutionäre Verhalten der Massen wird dargestellt, sondern auch die emotionalen Reaktionen der politischen Eliten. Diese Gegenüberstellung der Emotionen der Masse und der Mächtigen ist auch für diese Arbeit untersuchenswert.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG UND THEORETISCHE BEGRIFFSERKLÄRUNGEN
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung
- 1.2. Zielformulierung
- 1.3. Hypothese
- 1.4. Untersuchungsmethode
- 1.5. Forschungsstand
- 2. Definition von Konzepten
- 2.1. Masse
- 2.2. Zur Unklarheit des Massenbegriffs in Berlin Feuerland. Roman eines Aufstand
- 2.3. Emotion
- 2.4. Masse Emotion - Revolution
- 1. Einleitung
- II. LITERARISCHE ANALYSE
- 1. Paratextuelle Analyse
- 1.1. Autor und Werk
- 1.2. Aktualität und Historizität
- 1.3. Historischer Roman: zwischen Fakten und Fiktion
- 1.4. Struktureller Aufbau und Stil des Werkes
- 2. Inhaltliche Analyse: Entstehung und Manifestationen der Emotionen
- 2.1. Die Periode der kalten Emotionen
- 2.1.1. Soziopolitischer Hintergrund zur Entstehung der Emotionen
- 2.1.2. Hoffnungslosigkeit und Traurigkeit
- 2.1.3. Angst
- 2.1.4. Misstrauen der Masse
- 2.2. Unzufriedenheit und Frustrationen
- 2.3. Emotionale Ansteckung von außen
- 2.4. Der Zusammenschluss zur Masse: Gründung der „Kollektiveinheit“
- 2.4.1. Bedürfnis nach der Massenbildung
- 2.4.2. Mittel zur Massenbildung
- 2.5. Zorn und Wut der Volksmassen
- 2.5.1. Der Dampf im Kessel
- 2.5.2. Machtgefühl, Drohungen und Kommunikation der Herrschenden
- 2.5.3. Emotionskommunikation der Massen (Anführer)
- 2.5.4. Zornbedingte Reaktionen der Masse
- 2.1. Die Periode der kalten Emotionen
- 3. Raum und Massenemotionen
- 3.1. Der Tiergarten
- 3.2. Der Pariser Platz
- 3.3. Das Schloss
- 3.4. Die Straßen
- 4. Emotionen der Regierenden
- 4.1. „Emotionale Defizite“ der Regierenden
- 4.2. Frustrationen der Regierenden
- 4.3. Angst vor der Masse
- 4.4. Emotionen des Königs
- 5. Emotion und Ausbruch der Revolution
- 5.1. Schmerz und Rachegefühl der Aufständischen
- 5.2. Jubel: Übergangsemotion?
- 5.3. Militär und Emotion
- 5.4. Kollektive Panik
- 5.5. Gewalt der Masse
- 5.6. Trauer des Volkes und Sehnsucht nach Trost
- 6. Zusammenfassung und Intertextuelle Poetik der Emotionen
- 6.1. Zusammenfassung
- 6.2. Intertextuelle Poetik der Emotionen
- 1. Paratextuelle Analyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit setzt sich zum Ziel, die Darstellung von Massenemotionen im revolutionären Kontext anhand von Titus Müllers historischem Roman „Berlin Feuerland. Roman eines Aufstands“ zu untersuchen. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie der Autor die Emotionen der verschiedenen Akteure in der Zeit der deutschen Revolution von 1848/49 literarisch verarbeitet und welche Rolle diese für die Entwicklung der Handlung spielen.
- Die Rolle der Massenemotionen im revolutionären Prozess
- Die Bedeutung von Sprache und Kommunikation für die Steuerung von Massenemotionen
- Die literarische Darstellung von Emotionen und ihre Auswirkungen auf die Geschichte
- Die Konstruktion und Dekonstruktion von Identität in der Masse
- Die Ambivalenz der Massenemotion: zwischen Hoffnung und Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung, Zielformulierung und Hypothese der Arbeit vor. Zudem wird die Untersuchungsmethode erläutert und der aktuelle Forschungsstand zum Thema Massenemotionen in der Literatur beleuchtet. Im zweiten Kapitel werden die zentralen Begriffe „Masse“ und „Emotion“ definiert und auf ihre Relevanz im Kontext des Romans eingegangen. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung der Massenpsychologie im revolutionären Prozess.
Das dritte Kapitel widmet sich der literarischen Analyse von „Berlin Feuerland. Roman eines Aufstands“. Die paratextuelle Analyse beleuchtet Autor und Werk, Aktualität und Historizität, die Genrezugehörigkeit sowie den strukturellen Aufbau und Stil des Romans. Die inhaltliche Analyse untersucht die Entstehung und Manifestationen der Emotionen im Verlauf der Handlung. Die Analyse konzentriert sich dabei auf die Darstellung der Massenemotionen in verschiedenen Phasen des revolutionären Prozesses.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Rolle des Raums und der Darstellung von Massenemotionen in verschiedenen Orten der Handlung, wie dem Tiergarten, dem Pariser Platz, dem Schloss und den Straßen Berlins. Die Analyse beleuchtet, wie die räumliche Inszenierung den emotionalen Zustand der Figuren und die Dynamik der revolutionären Ereignisse beeinflusst.
Das fünfte Kapitel analysiert die Emotionen der Regierenden in der Zeit der Revolution. Es untersucht die Darstellung von „emotionalen Defiziten“, Frustrationen, Angst vor der Masse sowie die spezifischen Emotionen des Königs. Das sechste Kapitel beleuchtet die Emotionen der Aufständischen und die Rolle von Schmerz, Rachegefühl, Jubel, kollektiver Panik und Gewalt im Verlauf der Revolution. Die Analyse geht zudem auf die Rolle von Trauer und Sehnsucht nach Trost im Kontext der Revolution ein.
Schlüsselwörter
Massenemotionen, Revolution, Historischer Roman, Titus Müller, „Berlin Feuerland. Roman eines Aufstands“, Massenpsychologie, Emotionen in der Literatur, Raum und Emotion, Identität, Sprache, Kommunikation, Gewalt.
- Arbeit zitieren
- Amevi Akpaglo (Autor:in), 2017, Massenemotionen im revolutionären Kontext. Eine Auseinandersetzung mit "Berlin Feuerland: Roman eines Aufstands" von Titus Müller, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368485