Niedriglohn für Geringqualifizierte - Chance oder Weg in die Armut?


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

21 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Definition Niedriglohn, Armut und Referenzeinkommen
2.1 Niedriglohn
2.2 Armut
2.3 Referenzeinkommen

3. Die neo-klassische Arbeitsmarkttheorie
3.1 Arbeitsangebot
3.2 Arbeitsnachfrage

4. Aktuelle Niedriglohnsituation in Deutschland
4.1 Lohnspreizung
4.2 Qualifikation und Niedriglohn

5. Niedriglohn, Armut und Sozialhilfe

6. Lösungsansätze zur Entlastung des Sozialsystems
6.1 „gestaffelter Zuschuss zu den Sozialversicherungsbeiträgen“ Vorschlag der Friedrich-Ebert-Stiftung
6.2 Gesetzlicher Mindestlohn
6.3 Earned Income Tax Credit

7. Chancen und Risiken des Niedriglohns

8. Fazit

Literatur

1. Einleitung

Die Diskussionen der letzten Monate um das Für und Wider der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns haben gezeigt, dass das Thema Niedriglohn, sowie die Chancen aber auch Gefahren, die er birgt, in den Köpfen der Menschen ist.

Diese Arbeit befasst sich mit einem speziellen Ausschnitt des Themas Niedriglohn, dem Niedriglohnsektor für Vollzeitbeschäftigte.

Neben den Erwartungen an einen zu schaffenden Niedriglohn- oder besser Niedrigeinkommenssektor, wird untersucht, ob es in Deutschland bereits so etwas wie einen Niedrigeinkommenssektor gibt und wenn ja, wer davon besonders stark betroffen ist.

Anschließend soll erörtert werden, ob der Bezug von Niedriglohn ein genereller Weg in die Armut ist oder ob dafür mehr Faktoren entscheidend sind, als der durch Arbeit erlangte Entgelt oder der Lohn. Dies geschieht vor dem Hintergrund der schon lange andauernden Debatte um die Belastung und Überlastung des deutschen Sozialsystems.

In einem weiteren Schritt werden Möglichkeiten vorgestellt, wie den möglicherweise erhöhten Belastungen des Sozialsystems durch Niedriglohn, Rechnung zu tragen ist. Hier werden exemplarisch drei Modelle inklusive einer kurzen Bewertung aufgeführt.

Abschließend werden die Chancen und Möglichkeiten des Niedriglohnsektors für Geringqualifizierte noch einmal aus Sicht verschiedener Autoren dargestellt und abschließend bewertet.

Auch wenn diese Arbeit sich auf den Niedriglohnsektor für Geringqualifizierte und hier auf die Möglichkeiten der Vollzeitbeschäftigung konzentriert, ist es nicht möglich, dieses Thema vollkommen isoliert zu betrachten. Die Hinzuziehung anderer Gruppen, Messungen, Arbeitsformen etc. ist somit unvermeidlich. Sie dienen jedoch jeweils nur der Verdeutlichung des eigentlichen Themas und sind nicht selber Gegenstand genauerer Analysen.

2. Definition Niedriglohn, Armut und Referenzeinkommen

2.1 Niedriglohn

Als Niedriglöhne werden inzwischen relativ einheitlich diejenigen Löhne bezeichnet, die lediglich 75 % des Referenzeinkommens oder weniger ausmachen. Die Schwelle wurde so festgelegt, da ab hier die Wahrscheinlichkeit des sozialen Ausschlusses beginnt. Sozialer Ausschluss bedeutet, dass es den Betroffenen unmöglich ist, am üblichen sozialen und kulturellen Leben teilzuhaben. (vgl. Schäfer 2000: 538 f.)

2.2 Armut

Unter 50 % des Referenzeinkommens spricht man von Armut, da ab diesem Punkt die Ausschlusswirkung besonders stark ist. Ab dieser Schwelle spricht man bei Vollerwerbstätigen auch von working poor, also Armut trotz Vollzeitarbeit. (vgl. Schäfer 2000: 539)

2.3 Referenzeinkommen

Die gebräuchlichste Form des Referenzeinkommens zur Bestimmung der einzelnen Einkommensschwellen, ist das arithmetische Mittel (Mean) aus allen Vollzeitlöhnen. (vgl. Schäfer 2000: 539). Danach betrug das Mean der Nettoeinkommen 1998 in Deutschland ca. DM 2900 pro Monat (zum Vergleich: 1973 betrug das Nettoäquivalenzeinkommen DM 981 pro Monat). Niedriglohn setzt demnach bei ca. DM 2175 p. M. ein und die Armutsgrenze befindet sich bei ca. DM 1450 netto p. M. (vgl. Bundesregierung 2001: 41)

3. Die neo-klassische Arbeitsmarkttheorie

Nach der neo-klassischen Arbeitsmarkt-Theorie findet der Ausgleich zwischen Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage ausschließlich über die Flexibilität von Löhnen statt. (vgl. Schäfers und Zapf (Hrsg.) 1998: 24)

Arbeitnehmer bieten solange ihre Arbeit an, bis der Grenznutzen einer zusätzlichen Arbeitseinheit den Grenzkosten der entgangenen Freizeit entspricht. Ähnlich verhält es sich bei den Arbeitgebern. Sie fragen solange Arbeit nach, bis der Grenznutzen einer zusätzlichen Arbeitseinheit den Grenzkosten entspricht. (vgl. Schäfers und Zapf (Hrsg.) 1998: 24.

Gerade bei den Geringqualifizierten scheint dieses Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage jedoch nicht zu stimmen. Die Summe aus Lohn- und Lohnnebenkosten liege über der zu erwartenden Produktivität dieser Arbeiter. (vgl. Klammer 2000: 482) Da die Arbeit in Deutschland zu teuer sei, lohne sich für Arbeitgeber der Einsatz gering qualifizierter Beschäftigter nicht, selbst wenn Bedarf bestehe, so die Argumente aus denen die Forderung nach der Schaffung eines Niedriglohnsektors folgt. (vgl. Klammer 2000: 482)

Die Aufgaben, die der Niedriglohnsektor erfüllen soll und die damit verbundenen Ideen zur Umsetzung müssen also wie folgt differenziert werden:

3.1 Arbeitsangebot

Gerade im Bereich der Geringqualifizierten sollen Niedriglohnjobs einen Anreiz geben, sich um Arbeit zu bemühen. Um dies zu erreichen, sind viele verschiedene Ansätze in der Diskussion. Die Ideen reichen von Kombilohnmodellen über Transferzahlung bis hin zur Verschärfung der Zumutbarkeitskriterien und Absenkung des Sozialleistungsniveaus. (vgl. Klammer 2000: 485)

3.2 Arbeitsnachfrage

Auf der anderen Seite werden Möglichkeiten angedacht, die Arbeitsnachfrage seitens der Industrie und Wirtschaft zu erhöhen und sie dazu zu bringen gerade Geringqualifizierten eine Chance auf dem Arbeitsmarkt zu geben.

In der Diskussion sind dabei vor allem Konzepte zur Subventionierung der Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen durch den Staat oder auch Bezuschussungen der Lohnkosten. Andere Überlegungen zielen eher auf eine Verbesserung der Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen, etwa durch Herabsetzung der Mehrwertsteuer oder die steuerliche Anrechenbarkeit von Haushaltshilfen. (vgl. Klammer 2000: 484)

4. Aktuelle Niedriglohnsituation in Deutschland

4.1 Lohnspreizung

Bei allen Modellen, die zur Schaffung eines Niedriglohnsektors angedacht werden, muss man sich die Frage stellen, ob es in Deutschland in den letzten Jahren nicht bereits, zumindest ansatzweise, zur Etablierung eines Niedriglohnsektors gekommen ist.

Gerade beim Niedriglohnbereich in der westdeutschen Vollzeitbeschäftigung, mit dem sich diese Arbeit beschäftigt, wird die These vertreten, die Löhne seien, gerade im Vergleich zu anderen Ländern, viel zu gering gespreizt. (vgl. Schäfer 2000: 537)

Anhand der folgenden Tabelle, lässt sich diese Auffassung jedoch widerlegen und zeigen, dass in dem untersuchten Zeitraum von 1975 bis 1995 die Lohnspreizung zugenommen hat.

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Niedriglohn für Geringqualifizierte - Chance oder Weg in die Armut?
Hochschule
Universität Münster  (Institut für Soziologie)
Veranstaltung
Bildung, Arbeit und Vergesellschaftung im Lebenslauf
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V36871
ISBN (eBook)
9783638363853
Dateigröße
1596 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Niedriglohn, Geringqualifizierte, Chance, Armut, Bildung, Arbeit, Vergesellschaftung, Lebenslauf
Arbeit zitieren
Alexander Tarvenkorn (Autor:in), 2004, Niedriglohn für Geringqualifizierte - Chance oder Weg in die Armut?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36871

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