In dieser Arbeit wird die Frage in den Vordergrund gestellt, ob bei der Fusion von Sony und BMG eine Kartellpolitik geführt wurde. Zunächst werden die Begriffe Kartell und Kartellpolitik allgemein definiert. Im Anschluss sollen auf Voraussetzungen und Grundlagen der Kartellbildung und Kartellpolitik eingegangen werden und eine Untersuchung, welche Voraussetzungen die Tonträgerindustire für das Funktionieren einer Kartellpolitik bis zum Zeitpunkt der Fusionsentscheidung von Sony und BMG mitsichbringt, soll ebenfalls stattfinden.
Am 03.10.2008 erlaubte die Europäische Kommission den Zusammenschluss der „Sony Corporation of America“ und der „Bertelsmann AG“. Zwischen der Fusionsentscheidung der Labels und der endgültigen Genehmigung durch die Kommission lagen jedoch fast 4 Jahre. Grund dafür war besonders der Vorwurf einer Wettbewerbsbeschränkung auf dem Musikmarkt gegen die beiden Unternehmen. Tatsächlich sind Fusionen auf dem Musikmarkt keine Seltenheit und wurden schon immer kritisch von den Kartellbehörden untersucht, denn diese vermuten schon seit Langem koordinierte Preisabsprachen unter den sogenannten Major Labels. Von der Presse und Kritikern, wie dem Verband der unabhängigen Musiklabels, werden die Fusionen unter den Musikgiganten ebenfalls oft als Kartellentscheidungen betitelt. So lautete beispielsweise eine Schlagzeile des Deutschlandfunk: „Das Kartell der Bremser. Brüssel sagt ja zur Fusion von BMG und Sony“.
Kartelle sind solche Absprachen und Vereinbarungen zwischen mehreren selbstständig bleibenden Unternehmen. Dadurch verpflichten diese sich zu Einschränkungen im Wettbewerb. Solche Beschränkungen können unterschiedliche Formen annehmen. Am häufigsten sind Vereinbarungen eine Preisuntergrenze nicht zu unterschreiten, die Produktion innerhalb einer Höchstgrenze zu belassen oder die Vereinbarungen nehmen die Gestalt von Lieferabsprachen an. Ziel ist dabei oft die Einnahme der Mehrheit unter den Konkurrenten eines Marktgebietes, die damit verbundene Regulierung des Marktes und die Erhöhung des wirtschaftlichen Erfolgs. In der Theorie beruhen Kartelle auf rechtlich verbindlichen, oft schriftlichen, Abmachungen. In der wirtschaftlichen Praxis jedoch existieren auch sogenannte „gentleman’s agreements“. Dies sind unverbindliche Abkommen, mit denen Unternehmen die gleichen Ziele anstreben. Ob diese Abmachungen eingehalten werden, hängt jedoch von der jeweiligen Unternehmensmoral ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kartell und Kartellpolitik
- Kartell - Definition und Abgrenzungen
- Kartellpolitik - Begriff und Formen
- Der Zusammenschluss von Sony und BMG
- Marktvoraussetzungen zum Zeitpunkt der Fusionsentscheidung
- Ablauf der Fusion
- Überprüfung durch die Europäische Kommission
- Kritischer Blick auf die Kommissionsentscheidung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Frage zu klären, ob der Zusammenschluss von Sony und BMG als ein Beispiel für Kartellpolitik in der Musikindustrie betrachtet werden kann. Der Fokus liegt dabei auf der Definition und Abgrenzung von Kartellen und der Kartellpolitik, sowie auf den Voraussetzungen für die Entstehung von Kartellen in der Tonträgerindustrie. Darüber hinaus werden der Ablauf der Fusion und die Überprüfung durch die Europäische Kommission analysiert. Abschließend erfolgt eine kritische Betrachtung der Kommissionsentscheidung im Hinblick auf die zuvor definierten Kartellkriterien.
- Definition und Abgrenzung von Kartellen und Kartellpolitik
- Voraussetzungen für die Entstehung von Kartellen in der Tonträgerindustrie
- Ablauf und Überprüfung der Fusion von Sony und BMG durch die Europäische Kommission
- Kritischer Blick auf die Kommissionsentscheidung im Hinblick auf Kartellkriterien
- Mögliche Auswirkungen der Fusion auf den Wettbewerb in der Musikindustrie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt den Fall Sony/BMG als Ausgangspunkt der Arbeit vor und skizziert die Problematik der Fusion von Musiklabels im Kontext von Kartellpolitik. Sie beleuchtet die kritische Haltung von Presse und Experten gegenüber solchen Fusionen und stellt die Leitfrage der Arbeit in den Mittelpunkt: Wurde im Fall Sony/BMG tatsächlich eine Kartellpolitik betrieben?
2. Kartell und Kartellpolitik
Dieses Kapitel definiert die Begriffe Kartell und Kartellpolitik. Es werden verschiedene Formen von Kartellen, wie z.B. Preisabsprachen und Lieferabsprachen, erläutert. Darüber hinaus wird der Unterschied zwischen Kartellen und Konzernen herausgestellt.
3. Der Zusammenschluss von Sony und BMG
Dieses Kapitel beleuchtet den konkreten Fall von Sony und BMG. Es analysiert die Marktvoraussetzungen zum Zeitpunkt der Fusionsentscheidung, den Ablauf der Fusion und die Überprüfung durch die Europäische Kommission.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind: Kartell, Kartellpolitik, Wettbewerbsbeschränkung, Fusion, Musikindustrie, Tonträgerindustrie, Europäische Kommission, Marktmacht, Preisabsprachen, Lieferabsprachen, Wettbewerb, Sony, BMG.
- Quote paper
- Jacqueline Gula (Author), 2015, War die Fusion von Sony und BMG ein Beispiel für Kartellpolitik in der Musikindustrie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/368927