Anthropologie der Musik


Dossier / Travail, 2005

21 Pages, Note: 2,0


Extrait


- Inhalt -

1 Einleitung
1.1 Leben und Werk Helmuth Plessners
1.2 Zur Einordnung des Aufsatzes

2 Der Mensch und seine Sinne

3 Von Tönen und Bildern - Ästhesiologie des Gehörs
3.1 Zum Vergleich zwischen Optik und Akustik
3.2 Gegenüberstellung der Modaleigenschaften von Ton und Bild

4 Vom Ton zur Musik - Ästhesiologie der Musik
4.1 Die Ausnahmestellung der Kunst mit Tönen
4.2 Zur Vermittlung von Motorik und Verstehen
4.3 Die Eigendynamik des musikalischen Werks

5 Literaturangaben

1 Einleitung

1.1 Leben und Werk Helmuth Plessners

Der Philosoph und Anthropologe Helmuth Plessner wurde 1892 in Wiesbaden geboren; ab 1922 studierte er Zoologie und Philosophie in Heidelberg, Berlin und Göttingen. Zu seinen bekanntesten Lehrern zählen der Biologe Hans Driesch und der Philosoph Edmund Husserl, der als Begründer der Phänomenologie gilt. 1933 ist Plessner ins türkische Exil abgewandert; danach hat er lange in den Niederlanden gearbeitet. Ab 1946 war er an der Universität Groningen als Professor für Philosophie angestellt.

Auf all seinen Stationen stand die Biologie im Fokus von Plessners philosophischer Forschung. In seinem wissenschaftlichen Hauptwerk Die Stufen des Organischen und der Mensch aus dem Jahre 1928 etwa - welches zunächst nur geringes Echo in der wissenschaftlichen Landschaft fand-, hat Plessner Philosophie und Biologie kombiniert und versucht, die wesentlichen Merkmale von unbelebter Natur, niederen und höheren Tierarten und schließlich dem Menschen als generellen Evolutionsprozess abzuhandeln. Der Mensch wird in diesem Kontext als letzte und somit höchste Stufe präsentiert.

Politisch steht die Figur Plessner heute vor allem die für Öffnung der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Rückkehr nach Deutschland, wo er wegen jüdischer Abstammung aus seinem Universitätsamt entlassen worden war, wurde zum Paradigma eines allgemeinen Aufschwungs der Wissenschaften. 1951 übernahm Plessner einen neu gegründeten Lehrstuhl für Soziologie an der Universität Göttingen.

Seine anthropologische Lehre, die hier von Interesse ist, ist motiviert und methodisch inspiriert von den sozialphilosophischen Ideen Max Horkheimers und Theodor W. Adornos (vor allem von deren Kritischer Theorie), der interpretativen Soziologie von Alfred Schütz, der Biologie Adolf Portmanns und der wissenschaftlich-spekulativen Methode Martin Heideggers. Außerdem schlagen sich immer wieder phänomenologische Praktiken und Redeweisen in seinen Betrachtungen nieder. Kurz vor seinem Tode im Jahre 1985 konnte Plessner noch die Veröffentlichung seiner Gesammelten Werke erleben.

1.2 Zur Einordnung des Aufsatzes

Der Aufsatz Zur Anthropologie der Musik ist 1951 zusammen mit einigen anderen Schriften von Helmuth Plessner verlegt worden; der Urtext liegt schon seit 1926 vor. Dieser ist in französischer Sprache geschrieben und vor seiner Übersetzung ins Deutsche um einige Veränderungen und Ergänzungen bereichert worden. Alle diese Schriften drehen sich um das Thema Sinne.

Plessner geht es in dem vorliegenden Text um die Eigenschaften desjenigen Sinnes, der für die Musik der Wichtigste ist: des Gehörsinns. Plessner will in erster Linie herausfinden, auf welcher Grundlange eine musikalische Ästhetik überhaupt möglich ist. Die Leitfrage lautetet: Was sind die grundlegenden Modaleigenschaften des Tons?

2 Der Mensch und seine Sinne

Gleich zu Beginn seines Aufsatzes weist Plessner auf den historischen Malus hin, der dem Gehörsinn zukommt. Seit den alten Griechen dominierten in der philosophischen Erkenntnistheorie die Begriffe, die mit dem Sehen zu tun hätten.[1] Sowohl im Alltag als auch in der philosophischen Praxis also genieße der Gesichtssinn ein Primat. Die Begriffe „Sein“ und „Sehen“ etwa gehörten zueinander.[2] Gleichwohl er diese Entwicklung offenbar in Frage stellt, betont Plessner, dass es nicht sein Ziel sei, ein Plädoyer für das Hören zu schreiben:

„Auch wäre es falsch, die traditionelle Vernachlässigung des Hörens in der Erkenntnistheorie [...] nunmehr mit einer Überbetonung zu beantworten und es im Hinblick auf Gedenken und Sprache, Ausdruck und Verständnis zum Vollsinn des Geistes zu machen.“[3]

Jeder menschliche Sinn habe vielmehr „[…] seinen Triumph und seine Universalität“[4]. Dies ist eigentlich eine biologische Selbstverständlichkeit: Denn wäre einer der menschlichen Sinne überflüssig, so hätte die Evolution den Menschen wohl kaum mit fünf verschiedenen Sinnen ausgestattet. Keine der gegebenen Möglichkeiten, unsere Umwelt wahrzunehmen, ist für das Überleben der Gattung Mensch entbehrlich. Außerdem betont Plessner die große Anzahl von Gemeinsamkeiten der verschiedenen Sinne. Als Beispiel werden Hör- und Vibrationsempfindungen auf dem Gebiet des Tastsinns angeführt.[5]

3 Von Tönen und Bildern - Ästhesiologie des Gehörs

3.1 Zum Vergleich zwischen Optik und Akustik

Plessner entwickelt seine Anthropologie der Musik anhand einer genauen Ausarbeitung der Modaleigenschaften des Tons. Den Zugang zum Ton wiederum findet er über den Gehörsinn. Die Eigenschaften des Hörens erarbeitet Plessner mit Hilfe eines Vergleichs mit dem Gesichtssinn. Dabei geht es ihm allerdings nicht um die Eigenschaft des Gehörs als Wahrnehmungsorgan. Plessner beschreibt einzig die Modaleigenschaften des Gehörs. Die Grundfragen sind folgende: Was ist der qualitative Unterschied zwischen Hören und Sehen? Was kann das Gehör leisten, was der Gesichtssinn nicht kann und umgekehrt? Das Kapitel 3.2 enthält den Versuch, aus dem Text elf grundlegende Modaleigenschaften heraus zu arbeiten.

Plessners Ton-Bild-Vergleiche betrachten die beiden relevanten Sinne durch alle sozialen, künstlerischen und physiologischen Aspekte hindurch; sie bezeichnen einen Grobabriss der Fundamentalunterschiede der beiden wichtigsten menschlichen Möglichkeiten, mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Die Vergleiche umfassen drei wesentliche Arten des Gegebenseins, also der anthropologischen Relevanz der beiden Sinne: Das Hören wird dem Sehen, der Ton dem Bild und schließlich die Musik der Bildenden Kunst gegenüber gestellt. Vom physiologischen Aspekt des jeweiligen Sinnes wird dabei über den Ton und das Bild in Richtung der daraus entstehenden Kunst immer weiter abstrahiert; dieser Prozess fordert natürlich immer wieder neue Vergleiche auf der nächst höheren Ebene.

3.2 Gegenüberstellung der Modaleigenschaften von Ton und Bild

Die Tabelle gliedert den Sinnesvergleich Plessners in elf Teilaspekte auf. Sie repräsentiert den Versuch, diesen vom freien Essaystil des Autors in eine klar strukturierte Form zu überführen. Jedem Vergleichspunkt ist im Anschluss eine kleine Ausführung gewidmet. Diese erfüllt zweierlei Aufgaben: Erstens die Abstraktion aus Plessners grundlegender Haltung und zweitens die Bezugnahme auf diejenigen Textstellen, an denen sich Plessner zu dem jeweils relevanten Vergleichspunkt äußert. Die global-ästhetischen Konsequenzen der Ergebnisse werden in Kap. 4 erläutert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] vgl. S. 185.

[2] vgl. ebd.

[3] S. 185.

[4] ebd.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Anthropologie der Musik
Université
Saarland University
Cours
Musikanthopologie
Note
2,0
Auteur
Année
2005
Pages
21
N° de catalogue
V36942
ISBN (ebook)
9783638364379
Taille d'un fichier
579 KB
Langue
allemand
Annotations
Die Arbeit behandelt den Text "Anthropologie der Musik" von Helmuth Plessner aus dem Jahre 1915
Mots clés
Anthropologie, Musik, Musikanthopologie
Citation du texte
Benjamin Baum (Auteur), 2005, Anthropologie der Musik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/36942

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