Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Versorgungsstrukturen und Finanzierungsmodelle für Menschen mit Demenz im In-und Ausland
1 Einleitung
2 Demenz
2.1 Definition
2.2 Formen und Häufigkeit
2.2.1 Pathologie vom Alzheimer Typus
2.2.2 Pathologie vom vaskulären Typus
2.2.3 Pathologie vom gemischten Typus
2.3 Differentialdiagnostik
2.4 Symptomatik und Krankheitsverlauf einer Demenz
3 Versorgungskonzepte von Menschen mit Demenz
3.1 klassische Versorgungskonzepte
3.1.1 stationäre Einrichtung
3.1.2 ambulante Versorgung
3.2 Demenzgerechte Wohnformen
3.2.1 Wohn- und Hausgemeinschaften
3.2.2 Das Konzept der Pflegeoase
3.2.3 Demenzdörfer: Hogewey und Tönebön am See
4 Finanzierung
4.1 Finanzierungsmodelle
4.1.1 Beverige Modell - steuerfinanzierte Absicherung
4.1.2 Bismarck-Modell - die Absicherung über eine Sozialversicherung
5 Schlusswort/ Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Diese Hausarbeit soll im Themenschwerpunkt auf die Versorgungskonzepte und über die Finanzierung, der speziell an Demenz erkrankten Bewohner informieren. Dennoch steht das Krankheitsbild der Demenz ebenfalls im Fokus. Jede Demenz tritt anders in Erscheinung, denn Demenz ist nicht gleich Demenz. Es gibt verschiedene Demenztypen, aber auch Mischformen mit anderen Erkrankungen, wie beispielsweise Parkinson oder Chorea Huntigton.
Der Abbau der kognitiven Fähigkeiten ist im Alter nicht zwangsläufig pathologisch bedingt, sondern einfach dem fortschreitenden Alter geschuldet. Die Diagnostik ist deshalb nicht immer ganz einfach. Symptomatiken und die Veränderungen, die mit der Erkrankung einhergehen, sind für die Versorgung elementar wichtig. Denn solange man sich mit dem Krankheitsbild als solches nicht auseinander gesetzt hat, ist es nur schwer möglich Konzepte zu verstehen oder sogar zu entwickeln, sowie Verhaltensweisen der Kranken richtig zu interpretieren und schlussendlich fachgerecht darauf zu reagieren. Ein Dementer Mensch sollte die Wahl haben, ob er in einer stationären Einrichtung leben möchte, oder lieber in einer speziellen Dementen WG sein neues Zuhause findet. Gerade Dementen WG's oder die Demenzdörfer sind noch nicht all zu weit verbreitet, wie es aufgrund der steigenden Zahl an immer mehr Demenzkranken der Fall sein sollte.
In vielen stationären Einrichtung, die ein integratives System der Versorgung und Betreuung haben, gibt es doch - trotz einiger Vorteile, einige Problematiken, die vermieden werden könnten, wenn man Demente Menschen ihren Fähigkeiten und Defiziten entsprechend versorgen und betreuen würde. Ansätze aus anderen europäischen Staaten werden vorgestellt und zeigen, welche Konzepte oder Modelle beispielsweise teilweise übernommen werden, oder zur Inspiration anregen können. Die Nationalen Traditionen und Gegebenheiten müssen allerdings berücksichtigt und mit eingebunden werden.
Die Finanzierung des Gesundheitssystem ist für jeden Staat eines der primären Themen. Die beiden prägnanten Finanzierungsmodelle werden im Einzelnen vorgestellt und erläutert. Das Bismarck - und das Beverige - Modell, haben positive als auch negative Aspekte und sind trotz ihrer Verbreitung kritisch zu betrachten. Denn durch die Demografische Entwicklung steht gerade das Bismarck - Modell in der Kritik.
2 Demenz
2.1 Definition
„Der Begriff der „Demenz“ kommt aus dem lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt der „Geist ist weg“.Dabei bedeutet die Silbe „de“ weg und „mens“ der Geist. Damit ist das wesentliche Merkmal der Demenz vorweggenommen, nämlich der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit.“ (vgl.:URL: Bundesgesundheitsministerium 2016)
Nach ICD 10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme 10. Revision) wird die Demenz wie folgt definiert: „Demenz (F00- F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf. Dieses Syndrom kommt bei Alzheimer- Krankheit, bei zerebrovaskulären Störungen und bei anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn betreffen.“(URL.: Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information 2012)
Denn „der fortschreitende Krankheitsprozess wirkt sich zuerst auf die höheren zerebralen Funktionen aus, Beeinträchtigungen zeigen sich vor allem in der Merkfähigkeit, dem Denkund Problemlösevermögen, räumlich-konstruktiven Fähigkeiten sowie der Sprache. Nur bei wenigen demenzverursachenden Erkrankungen ist anfangs auch bzw. vorwiegend die Persönlichkeit oder Motorik betroffen. Die Betroffenen können ihren Alltag in der Regel nicht mehr alleine bewältigen und zeigen starke Einschränkungen in ihren sozialen und alltagspraktischen Fähigkeiten und Fertigkeiten.“ (vgl.: URL.: Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information 2012)
Die Demenz gehört zu den häufigsten Krankheiten im Alter. Je älter ein Mensch wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass dieser an Demenz erkrankt.
Die Demenz umschreibt einen Abbau des Gedächtnisses sowie kognitiver, emotionaler und sozialer Fähigkeiten. Bei Demenz liegt meist eine diagnostizierbare Erkrankung des Gehirns (z.B. Alzheimer-Krankheit) vor, in deren Verlauf sich die Synapsen und Nervenzellen des Hirns verändern oder zerstört werden.
Einer der deutlichsten Hinweise, dass eine Demenz vorliegt, zeigt sich darin, dass die kognitiven Fähigkeiten im Vergleich zum früheren Niveau, nachlassen. Der Abbau kann schleichend erfolgen, oder auch sehr schnell. Jedoch ist ein generelles Nachlassen des Gedächtnisses im fortgeschrittenen Alters normal. Als Faustregel liegt wahrscheinlich eher eine Demenz vor, wenn eine Person ein Nachlassen des Gedächtnisses, des Urteilsvermögens oder des Planens, zeigt.
2.2 Formen und Häufigkeit
„Es gibt viele Formen der Demenz, die meisten werden jedoch mit der Alzheimer- Krankheit gleichgesetzt. Zwar leiden die meisten tatsächlich an der Alzheimer- Krankheit nämlich 50 bis 60 %, jedoch gibt es noch viele weitere Formen der Demenz - Erkrankung.“ (vgl.: Falk 2014:14)
In „westlichen Industrieländern sind etwa zwei Drittel der Demenzformen der AlzheimerKrankheit zuzuordnen, etwa 15 bis 20 % den vaskulären Demenzen, die durch Durchblutungsstörungen des Gehirns bedingt sind. Der Rest setzt sich entweder aus Mischformen vom degenerativen-vaskulären Typ oder aus anderen Krankheitsbildern zusammen.“ (Weyerer 2005) „Neuere Forschungsergebnisse kommen zum Schluss, dass heute bei alten Menschen mit Demenzsyndrom fast immer Veränderungen vom Alzheimertyp zu finden sind und zugleich in 75% der Fälle Mikroangiopathien und in 50 % zusätzliche Hirninfarkte feststellbar sind.“(Förstl, Kleinschmidt 2011)
2.2.1 Pathologie vom Alzheimer Typus
„Die Alzheimer - Demenz wurde 1906 erstmalig von dem deutschen Nervenarzt Alois Alzheimer (1864-1915) beschrieben.“ ( Falk 2014:16) „Die Alzheimer - Krankheit unterscheidet man in zwei unterschiedliche Formen. Zum einen die Demenz, die erst nach dem 65. Lebensjahr auftritt, und zum anderen die frühe Form der Alzheimer- Demenz, die ungefair 10 % der Erkrankten vor dem 60. Lebensjahr erreicht. Ein besonders hohes Risiko an Alzheimer zu erkranken, haben die Menschen mit Down-Syndrom.“ (vgl.: Falk: 2014: 16)
Forscher haben herausgefunden, dass bei einer Alzheimer - Demenz bestimmte Gehirnregionen absterben. Die Alzheimer- Krankheit beginnt diese in lokalisierten Gedächtnisbereichen im Hirn. Die Hirnregion des Hippocampus ist besonders stark betroffen. „Der Hippocampus ist - Teil des limbischen Systems und beteiligt an Lernprozessen, an Gedächtnisleistungen und an der räumlichen Wahrnehmung. Er bestimmt welche Ereignisse und Tatsachen gespeichert werden. Es gibt einen Hippocampus pro Hemisphäre, dort fließen Informationen verschiedener sensorischer Systeme zusammen, diese werden dort verarbeitet und werden dann von dort aus an den Cortex zurückgesandt. Dadurch wird die Überführung von Gedächtnisleistungen aus dem Kurz- und Langzeitgedächtnis überführt. Wenn die Hypokampi entfernt worden sind oder zerstört sind, können diese Menschen keine neuen Erinnerungen bilden.“ (vgl.: Falk 2014: 16)
„Die Erinnerungen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert worden sind bleiben jedoch meist erhalten. Das heißt, dass der Hippocampus zwar die Erinnerungen generiert, die Gedächtnisinhalte aber werden an verschiedenen Stellen in der Großhirnrinde gespeichert.“ ( Falk 2010: 21ff)
Zusammengefasst gibt es drei Merkmale die, die Pathologie vom Alzheimer Typus auszeichnen. „Zum einen wird von einem allgemeinen Verlust an Neuronen gesprochen und daher an synaptischen Verbindungen. Zum Anderen besteht eine globale Athrophie des Gehirns, die sich als Schrumpfen des äußeren Volumens und Vergrößerung der inneren ehemals liquorgefüllten Ventrikel zeigt. Das dritte Merkmal des Alzheimer-Thypus ist die Zellstrukturdegeneration, die auf mikroskopischem Niveau sichtbar wird.“ (vgl.: Kidwood 2013: 53) Dies sind alles Erkenntnisse aus medizinischen Untersuchungen und Studien, jedoch werden immer noch diverse Vermutungen aufgestellt, warum der Abbau im Gehirn fortschreitet.
2.2.2 Pathologie vom vaskulären Typus
Der Begriff der vaskulären Demenz oder auch Pathologie vom vaskulären Typus bezeichnet gefäßbedingte Demenzen, diese stehen im Zusammenhang mit einer zerebrovaskulären Krankheit und damit einer verringerten Blutzufuhr in Bereichen des Gehirns z.b. bei allgemeinen Problemen mit dem Herz-Kreislaus-System. Einige wichtige Risikofaktoren zur Entstehung der vaskulären Demenzen sind Faktoren wie beispielsweise Hypertonie, Diabetes, Rauchen und Alkoholmissbrauch. Durch Ablagerungen kann es in größeren oder kleineren Arterien oder Kapillaren zu einem Verschluss kommen. „Die häufigere Form einer vaskulär bedingten Demenz umfasst Schäden der grauen Hirnsubstanz, jedoch gibt es auch Fälle in dem hauptsächlich die weiße Substanz betroffen ist. Diese Erkrankung, zu denen auch die als Morbus Binswanger bekannte Erkrankung gehört, erhielt die allgemeine Bezeichnung der Leukoariose.“ (Kidwood 2013: 54) „Die Multi-Infarkt-Demenz beschreibt eine Erkrankung, die durch eine Abfolge winziger Hirninfarkte sehr ähnlich ist und so eine Gefäßschädigung hervorruft, die zu einer bleibenden Schädigung umliegender Gehirnzellen führen. Die Erkrankung wird meist erst bemerkt, wenn bereits mehr als ein Drittel des Gehirns geschädigt ist, da gesunde Teile des Gehirns die Aufgabe geschädigter Teile in gewissen Grenzen übernehmen.“ (Falk 2014: 17) „Die vaskuläre Demenz deckt ein weites Spektrum ab. Am Ende stehen Erkrankungen, die sich auch als kleinere Hirninfarkte klassifizieren ließen, während der Schaden eher generalisiert ist und mit einem klinischen Bild einhergeht, das der Alzheimer-Krankheit sehr ähnlich ist.“(Kidwood 2013: 54)
2.2.3 Pathologie vom gemischten Typus
Die Pathologie vom gemischten Typus ist in den „sechziger Jahren erkannt worden, man hat erkannt, dass die Gehirne mancher an Demenz Verstorbenen sowohl Anzeichen des Alzheimer- Typus als auch pathologische Befunde der Gefäße aufwiesen.“ (vgl. Kidwood 2013: 54) Also grob verallgemeinernd zeigt das Gehirn um so wahrscheinlicher auch Anzeichen einer Gefäßpathologie, je älter die Person mit Alzheimer-Krankheit bei ihrem Tod war.
Es gibt weitere Ursachen über eine Schädigung der Hirnstruktur hinaus. Es wird unterschieden zwischen „degenerativer Schädigung beispielsweise bei der Pick`schen Krankheit, der infektiösen bei Meningitis oder bei toxischer Schädigung z.B. bei Vergiftungen durch Metalle wie Blei, Quecksilber oder Cadmium. „Der Verlust von Neuronen gilt als Ursache von schweren als auch von wiederholten kleineren Kopfverletzungen, die zur Folge einen Gehirnschaden haben.“ (vgl.: Kidwood 2013: 55) Diese beiden Demenzen wurden unterschieden zwischen kortikalen Typus, bei diesen man hauptsächlich die Pathologie der Hirnrinde vermutet, und dem subkortikalen Typus, bei diesem liegt der Schaden in den tieferen (subkortikalen) Regionen.“ (vgl.: Kidwood 2013: 55) Die häufigsten Formen der Demenzen liegen in der kortikalen Kategorie, in der subkortikalen Kategorie befinden sich Demenzen in Verbindung mit z.B. Morbus Parkinson und Chorea Huntington.
2.3 Differenzialdiagnostik
Die Erkennung einer Demenz stellt sich häufig als sehr schwierig dar, da im fortgeschrittenen Alter oft die kognitive Leistungsfähigkeit nachlässt und dadurch eine Abgrenzung zu einem oft schleichendem Beginn einer Demenz schwer feststellbar ist. „In der Intelligenzforschung unterscheidet man zwischen der fluiden Intelligenz und der kristallinen Intelligenz. In der fluiden Intelligenz kommen in erster Linie die Güte und Schnelligkeit der Informationsverarbeitung zum Ausdruck, die kristalline Intelligenz umfasst Fähigkeiten, die Erfahrungswissen, Wortschatz und Sprachverständnis voraussetzen.“(Falk 2014: 18) „Beide Komponenten zeigen im Alter einen unterschiedlichen Verlauf. Mit zunehmendem Alter werden Einbußen im Bereich der fluiden Intelligenz sichtbar, bei der kristallinen Intelligenz bleibt die Stabilität bis ins hohe Alter erhalten.“(vgl.: Falk 2014: 18) „Die Diagnose der Demenz wird durch Ausschlussverfahren gestellt.“ (Falk 2014: 18) Die verschiedenen Tests oder Untersuchungen wie z. B. der Mini- Mental-Status werden durchgeführt, um herauszufinden ob eine Demenz vorliegt und auch andere kausal behandelbare Krankheiten ausgeschlossen werden können. Außerdem kann über die üblichen Methoden der Computertomographie, dass Gehirn so aufgezeichnet werden, dass strukturelle Veränderungen wie Atrophie, kleine Infarktregionen oder das Vorliegen eines Tumors deutlich zeigen. Es gibt weitere Verfahren um eine diagnostische Genauigkeit feststellen zu können, jedoch sind diese Verfahren meist der Forschung vorbehalten, da diese sehr kostspielig sind und nicht für diagnostische Zwecke zur Verfügung stehen.
2.4 Symptomatik und Krankheitsverlauf einer Demenz
„Eine Demenz wird anhand der ICD-10 in klinische Symptome eingeordnet. Damit eine Demenzielle Störung vorliegt, müssen die Störungen mindestens sechs Monate bestehen, die in einer normalen Bewusstseinslage stattfinden. Außerdem können Störungen wie beispielsweise Gedächtniseinbußen, Abnahme von kognitiven Leistungen wie Denkvermögen, Lernfähigkeit und Sprache abnehmen, wenn zu diesen Gedächtnisbeeinträchtigungen noch eine Störung der Sprache (Aphasie) oder der motorischen Fähigkeiten (Apraxie) aber auch Gegenstände nicht wieder zu erkennen sind oder auch identifiziert werden können (Agnosie), bestehen. Des weiteren muss eine Störung der Exekutivfunktionen d.h. Planen, Organisieren oder das Einhalten einer Reihenfolge, beeinträchtigt sein. Diese Defizite erzeugen Beeinträchtigungen im sozialen und beruflichen Leben, sodass eine Verschlechterung des früheren Leistungsniveaus entsteht.“ (vgl.:Falk 2014: 18,19)
Die kognitiven Hirnleistungsstörungen und die Verhaltensstörungen bzw. Persönlichkeitsveränderungen sind die zwei Hauptgruppen, in denen sich die Symptome der Demenz unterteilen lassen.
Die Abnahme des Gedächtnisses ist eines der prägnantesten Symptome der Demenz. Zu Anfang gibt es Störungen im Bereich des Kurzzeitgedächtnis und erst im Fortschreiten der Demenz, wird das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt, die gelernten und vertrauten Inhalte gehen in den späteren Stadien vollständig verloren. Ebenfalls erleidet ein dementiell erkrankter Mensch den Verlust der eigenen Identität und der Kontinuität. Dies bedeutet, dass „das Erleben der eigenen Person als zusammenhängende kontinuierliche Einheit im Bewusstsein für die Entwicklung des eigenen Lebens und der gegenwärtigen Lebensumstände - dieses Wissen um die Kontinuität des Ich - schwindet zunehmend.“(Falk 2014: 19,20)
Auch der Verlust der Orientierung nimmt im weiteren Krankheitsverlauf zu. Zunächst ist die zeitliche und örtliche Orientierung eingeschränkt, im weiteren Verlauf nimmt die Desorientierung zur Situation und zur eigenen Person zu. Viele Demente bemerken zu Beginn der Krankheit das etwas nicht stimmt. Sie versuchen durch kleine Gedächtnisstützen die Orientierung zu behalten. Gerade in der Häuslichkeit findet man dieses oft vor. Die Dementen möchten so lange es geht die äußere Fassade aufrechterhalten. In oberflächlichen Gesprächen fallen meist kleine Ausfälle nicht auf. Je mehr die Krankheit fortschreitet, desto größer werden die Störungen in der Sprache oder im Wiedererkennen von Gegenständen, zunehmend verändert sich auch das Verhalten der Betroffen. Es treten mehr und mehr depressive Schübe auf, „die sich später in eine oberflächlich heiter getönte Grundstimmung verändern können. Die Kranken flüchten in Leerformeln und Redensarten, sie offenbaren eine innere und äußere Unruhe und Ratlosigkeit oder sie erscheinen eher stumpf und apathisch. Auch Verfolgungsgedanken sind ein häufiges Symptom einer Demenz. Die Kranken fühlen sich bestohlen und beschuldigen Begleitpersonen, in einigen Fällen werden die Kranken auch unzugänglich durch Aggressionsausbrüche.“(Falk 2014: 20) Des weiteren sind Störungen im Antrieb und in der Motivation vermindert. Entweder sitzen Demente teilnahmslos im Sessel oder sie haben eine motorische Unruhe und Wandern ziellos umher. Deshalb werden speziell stationäre Einrichtungen in denen Demente wohnen so gebaut, dass diese immer einen Rundgang machen können, um den Bewegungsdrang zu befriedigen. Bei den Nichtkognitiven Störungen, oder auch als Verhaltensstörungen bezeichnet, die im Zusammenhang mit der Demenz auftreten können, gehören Depressionen wie Wertlosigkeit, allgemeine Verschlechterung der Stimmung, Suizidgedanken und verschiedene somatische Symptome oder auch körperliche Funktionsstörungen zu den Begleiterscheinungen. Zu weiteren Verhaltensstörungen gehören der Wahn, wo ein „fehlerhaftes, aus krankhafter Ursache entstehendes irriges Urteil, bzw. eine zum gegebenen Zeitpunkt nicht korrigierbare Überzeugung von unmittelbarer Gewissheit, die mit der Wirklichkeit und mit den Überzeugungen anderer nicht übereinstimmt“ (Falk 2014: 21), aber auch die Halluzinationen. Bei diesem „ wird durch eine Trugwahrnehmung ohne äußeren Sinnesreiz, jedoch als real gehalten.“(vgl.: Falk 2014: 21) Außerdem gehören „Aggressionen, die sich zum einen als tätliche aber auch als verbale Aggression zeigen können zu Verhaltensstörungen von Dementen. Die Kranken leiden unter Ruhelosigkeit und exzessive motorische Aktivität, begleitet von Angst. Diese kann sich durch Nachlaufen, ziellosem Umherwandern oder auch im Durchführen von gleichen Abläufen zeigen. Bei anderen Kranken hingegen, zeigt sich ein apathisches Verhalten, die Dementen ziehen sich zurück, zeigen kein Interesse und es fehlt die Motivation.“ ( vgl.: Falk 2014: 21)
Die Verständigung mit Dementen stellt sich als schwierig dar, vor allem im fortgeschrittenem Stadium. „Das mangelnde Verständnis von Körpersprache, Mimik und Gestik in unterschiedlichen Situationen der Kranken sind häufig die Ursache.“ (Falk 2014: 21)
Deshalb kann man gerade in stationären Einrichtungen feststellen, dass sich die Dementen Heimbewohner zusammenschließen.
3 Versorgungskonzepte von Menschen mit Demenz
3.1 klassische Versorgungskonzepte
Unter den klassischen Versorgungskonzepten für Pflegebedürftige, sei es mit oder ohne psychische Erkrankungen, gehören die stationären Einrichtungen und die ambulanten Pflegedienste. Aus diesen klassischen Versorgungskonzepten haben sich gerade mit zunehmender Demenzentwicklung mehr und mehr neue Konzeptmodelle gebildet, die denen mit psychischen Erkrankungen gerecht werden. Durch die Begutachtung des Medizinischen Dienstes (MDK) wird für den Pflegebedürftigen eine Pflegestufe festgelegt, welche sich aus dem Hilfebedarf des Pflegebedürftigen errechnet. Die Pflegestufe wird in drei Stufen eingeteilt, von Pflegestufe eins mit weniger Hilfebedarf bis zur Pflegestufe drei mit dem höchsten Pflegebedarf. Anhand dieser Pflegestufen wird dann der Beitrag der Pflegekasse ermittelt. Der Personalschlüssel in den stationären Einrichtungen wird ebenfalls anhand der Pflegestufe des jeweiligen Bereiches hochgerechnet. Jedoch wird sich ab kommenden Jahr die Einteilung der drei Pflegestufen auf fünf Pflegegrade ändern. Diese Veränderung soll gerade den an Demenz erkrankten Menschen zu gute kommen.
3.1.1 stationäre Einrichtung
Die Versorgung von Menschen mit Demenz kann in der stationären Einrichtung bei zunehmend fortschreitender Erkrankung wesentlich optimaler sein als in der häuslichen Versorgung. „Dennoch gibt es für den Betroffenen als auch für die Angehörigen ein großes Problem, denn die Angehörigen werten die Heimeinweisung meist wie ein persönliches Versagen. Die Kranken selbst empfinden diesen Schritt als Abschiebung oder als Endstation im eigenen Leben.“ (vgl.: Popp 1999: 37) „Hier fehlt die psychologische Begleitung der Angehörigen und im Heim oftmals der notwendige Zeitaufwand, der zur Eingewöhnung des neuen Heimbewohners notwendig ist.“ (Popp 1999: 37) In den heutigen stationären Einrichtungen kommt meist das integrative Konzept zur Anwendung, wo Demente und nicht Demente zusammenleben. Dies soll vor allem für die Dementen Bewohnern ein Vorteil sein, da sie von den Mitbewohnern aktiviert werden. Jedoch wird das nicht von allen Heimbewohnern so gesehen, sie fühlen sich belästigt und auch Angehörige sprechen sich häufig gegen diese Form aus.
In vielen Pflegeheimen - gerade in älteren, sind die baulichen Voraussetzungen nicht optimal in Hinsicht auf die Erkrankung einer Demenz. Es ist wichtig, dass die Dementen Bewohner ihrem Bewegungsdrang nachkommen können, deshalb werden die neueren stationären Einrichtungen so gebaut, dass die verwirrten Menschen im Kreis laufen können. Ebenfalls ist die Unterbringung in einem Einzelzimmer von Vorteil, so dass sich Mitbewohner nicht gestört fühlen und es zu Unstimmigkeiten kommt.
[...]