Die Kunst hat sich in der DDR unter ziemlich einmaligen Bedingungen entwickelt. Ab der Stunde ihrer Gründung wurde der DDR von außen ein Kunstmodell übergestülpt, wodurch die Künstler äußerst einschränkenden Forderungen gegenüber standen. In der DDR gab es entgegen vieler Vorurteile jedoch nicht nur Auftragskunst. Der in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehende Künstler Wolfgang Mattheuer hat sich prinzipiell gegen Aufträge gewehrt. Mattheuer war ein in der DDR anerkannter Künstler, dessen künstlerischen Positionen dennoch etwas offenbaren, was seine teils oppositionelle Haltung zu staatlichen Forderungen auszudrücken vermag. Mattheuers Bilder implizieren generell zwei wesentliche Bildmotive: Er malt Landschaften und Menschen. In dieser Arbeit soll die Darstellung des Menschen in seinem künstlerischen Werk im Mittelpunkt des Interesses stehen. Hierbei werden insbesondere seine Menschenbilder der 70er und 80er Jahre näher untersucht, wobei der Fokus angesichts der Fülle seines Schaffens auf seiner Malerei lliegt. Der Arbeitstitel „Menschenbilder“ wurde bewusst gewählt, da es bei Mattheuer nicht nur das eine gültige Menschenbild gibt, sondern verschiedene Facetten des Menschen präsentiert werden.
Ausgehend vom Sozialistischen Realismus soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern Mattheuer die Vorstellungen der offiziellen Kulturpolitik darüber, wie die im Sozialismus existierende Kunst auszusehen hat, unterwandert hat. An welchen Stellen offenbart sich in Mattheuers Menschenbildern jene in der Literatur häufig artikulierte, subtile Kritik am sozialistischen System? In diesem Rahmen wird die Verwendung von Mythen, Gefühlsregungen, Irritationen und Störungen in den Bilderwelten des Künstlers näher untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Spaltung der Ost- und Westkunst nach dem 2. Weltkrieg
- Entwicklung in Westdeutschland
- Hinwendung zum Sozialistischen Menschenbild in Ostdeutschland
- Formalismus-Debatte
- Über das marxistisch geprägte Menschenbild
- Sozialistischer Realismus
- Leipziger Schule als künstlerischer Kontext
- Funktion der Leipziger Schule
- Mattheuers Anspruch an die Kunstproduktion
- Mattheuers Menschenbilder
- Arbeiterbilder
- Die Ausgezeichnete
- Alter Genosse am Zaun
- Freundlicher Besuch im Braunkohlerevier
- Sisyphos
- Ausbruchs- und Panikbilder
- Ikarus
- Geh aus deinem Kasten
- Eingeschneite Aktion
- Resignation
- Das tragische Ende eines Unerkannten
- Was nun? / Schwebendes Liebespaar
- Verbindung zum Expressionismus und Neuer Sachlichkeit
- Arbeiterbilder
- Zwischen Anpassung und Zerrissenheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht das künstlerische Werk von Wolfgang Mattheuer im Kontext der DDR-Kunst. Der Fokus liegt auf der Darstellung des Menschen in Mattheuers Bildern, insbesondere in den 70er und 80er Jahren. Die Arbeit analysiert die Entwicklungen in Ost- und Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, die Entstehung des sozialistischen Menschenbildes und die Rolle der Leipziger Schule.
- Die Entwicklung der Kunst in Ost- und Westdeutschland nach 1945
- Das sozialistische Menschenbild in der DDR-Kunst
- Die Leipziger Schule als künstlerischer Kontext
- Mattheuers künstlerische Position und seine Kritik am sozialistischen System
- Die Darstellung des Menschen in Mattheuers Bildern und die Verwendung von Mythen, Gefühlsregungen und Störungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit und die Forschungsfrage vor. Kapitel 2 analysiert die Spaltung der Ost- und Westkunst nach dem Zweiten Weltkrieg, wobei die Entwicklungen in Westdeutschland und die Hinwendung zum Sozialistischen Menschenbild in Ostdeutschland im Fokus stehen. Kapitel 3 beleuchtet die Leipziger Schule als künstlerischen Kontext und beschreibt die Funktion und Zielsetzungen dieser Schule. Kapitel 4 analysiert Mattheuers Menschenbilder, wobei verschiedene Kategorien wie Arbeiterbilder, Ausbruchs- und Panikbilder, Resignation und die Verbindung zum Expressionismus und Neuer Sachlichkeit betrachtet werden. Kapitel 5 untersucht die Ambivalenz zwischen Anpassung und Zerrissenheit in Mattheuers Werk.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen DDR-Kunst, Sozialistischer Realismus, Leipziger Schule, Wolfgang Mattheuer, Menschenbilder, Mythen, Gefühlsregungen, Störungen, Anpassung, Zerrissenheit.
- Arbeit zitieren
- M.A. Katrin Moscariello (Autor:in), 2013, Wolfgang Mattheuer. Menschenbilder zwischen sozialistischer Utopie und politischer Realität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/369865