Occupy, Arabellion oder globalisierungskritische Bewegungen – kaum ein Thema bestimmt unsere Medien- und Kulturlandschaft, unseren Alltag, unsere Gesellschaft, in den letzten Jahren so sehr, wie die sozialen und globalisierungskritischen Proteste und Bewegungen der jüngsten Vergangenheit. Außen vor und weitgehend unbeachtet von der Forschung blieben dabei bislang jedoch die Studierendenproteste von 2009, bekannt auch unter dem Namen #unibrennt-Bewegung, denen ich mich in der vorliegenden Arbeit widmen möchte. Aus ethnologisch-kulturwissenschaftlicher Perspektive möchte ich mich daher erstmals diesem Phänomen nähern, das über zwei Monate den universitären Alltag nicht nur zahlreicher Studierender auf den Kopf stellte, sondern auch meine Studienlaufbahn maßgeblich beeinflusst hat. Ich, die selbst bei den Protesten an der Universität Augsburg mit dabei war, möchte mit dieser Arbeit daher eine dichte, ethnographische Beschreibung der damaligen Besetzungen in Wien und in Augsburg vornehmen und am Beispiel dieser beiden Universitäten aufzeigen, wie der Funke des Protests von Österreich nach Deutschland überspringen und die Protestwelle sich verbreiten konnte.
Ziel dieser Arbeit soll sein, dieser Dynamik nachzugehen und die Diffusion der Protestwelle von Österreich nach Deutschland am Beispiel der beiden Schauplätze Wien und Augsburg, an denen, zeitlich versetzt, jeweils über zwei Monate lang der größte Hörsaal der Universität besetzt wurde, nachzuzeichnen und zu analysieren. Aufbauend auf dem Diffusionsmodell soll dabei der zentralen Frage nachgegangen werden, wie der Funke von Wien nach Augsburg überspringen und unter welchen Voraussetzungen die Protestwelle sich so rasch verbreiten konnte. Was war das Besondere an diesen Protesten? Wodurch zeichneten sie sich aus? Wie kam es, dass plötzlich auch in Augsburg so viele Studierende auf die Straße gingen und HS-I besetzten? Welche Motive, welche Beweggründe spielten dort für den Einzelnen eine Rolle? Wie wurde der Protest einerseits von den Akteuren selbst, andererseits von den Medien, der Universitätsleitung, den nicht protestierenden Studierenden wahrgenommen? Ausgehend von diesen Fragen soll im Laufe der Arbeit versucht werden, dem Leser ein möglichst umfassendes Bild der Proteste aufzuzeigen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Zielsetzung der Arbeit
- Aktueller Forschungsstand
- Aufbau und Methodik der Arbeit
- Mittendrin und live dabei: Zur Verortung der persönlichen Rolle während der Proteste
- Theoretischer Rahmen und Methoden zur Analyse von sozialen Bewegungen und Protestereignissen
- Aufstand, Protest, Bewegung Merkmale und Definitionen einiger Phänomene
- Protest
- Soziale Bewegung
- Protestwelle
- Studierendenproteste 2009 - Aufstand, Protest, Bewegung? Zur Klärung des Forschungsgegenstandes
- Proteste und Bewegungen - Neuer Forschungsgegenstand der ethnologischen Alltagskulturforschung?
- Methoden zur Analyse von Protestereignissen und Protestbewegungen
- Framing-Ansatz
- Collective-Identity-Ansatz
- Diffusionsmodell von McAdam und Rucht
- Aufstand, Protest, Bewegung Merkmale und Definitionen einiger Phänomene
- Empirischer Teil
- Darstellung der Forschungsmethode
- Das 'ero-epische Gespräch
- Sampling
- Vorgehen
- Auswertung der Gespräche
- Darstellung der Forschungsmethode
- Studierendenproteste von 2009 - Diffusion einer Protestwelle
- Dort wo alles begann: Studierendenproteste in Österreich am Beispiel der Universität Wien
- Vom Aufstand der Akademie der Bildenden Künste zur Hörsaalbesetzung der Universität Wien - Verlauf der Besetzung
- Struktur und Organisation der Besetzung
- Forderungen der Protestierenden
- Reaktionen
- Studierendenproteste in Deutschland am Beispiel der Universität Augsburg
- Gegen Leistungsdruck und Studiengebühren Hintergründe zum Bildungsstreik 2009 in Deutschland
- Verlauf der Besetzung
- Struktur und Organisation der Besetzung
- Forderungen der Protestierenden
- Motive und Beweggründe der Protestierenden
- Reaktionen
- Folgen und Ergebnisse
- Analyse der Diffusion zwischen Wien und Augsburg
- Feststellung von Gemeinsamkeiten
- Analyse von Diffusionswegen
- Zeitliche Abfolge unter Berücksichtigung des politischen und kulturellen Kontextes
- Conclusio
- Dort wo alles begann: Studierendenproteste in Österreich am Beispiel der Universität Wien
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit analysiert die #unibrennt-Bewegung mit Fokus auf die beiden Schauplätze Wien und Augsburg. Sie untersucht die Diffusion der Protestwelle und beleuchtet die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Organisation, den Forderungen und den Reaktionen auf die Proteste an den beiden Universitäten.
- Analyse der Diffusion der #unibrennt-Bewegung
- Vergleich der Protestformen an den Universitäten Wien und Augsburg
- Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Forderungen und Reaktionen auf die Proteste
- Einordnung der Proteste in den Kontext der damaligen politischen und kulturellen Situation
- Anwendung ethnologischer Methoden zur Analyse von sozialen Bewegungen und Protestereignissen
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Zielsetzung der Arbeit, den aktuellen Forschungsstand sowie den Aufbau und die Methodik.
Kapitel 2 stellt den theoretischen Rahmen und die Methoden zur Analyse von sozialen Bewegungen und Protestereignissen vor. Es werden die Begriffe "Protest", "Soziale Bewegung" und "Protestwelle" definiert und die Studierendenproteste von 2009 in diesen Kontext eingeordnet. Weiterhin werden verschiedene Methoden wie der Framing-Ansatz, der Collective-Identity-Ansatz und das Diffusionsmodell von McAdam und Rucht vorgestellt.
Kapitel 3 beschreibt die empirische Forschungsmethode, die in dieser Arbeit angewandt wurde. Es wird das 'ero-epische Gespräch' als Methode der Datenerhebung vorgestellt und das Vorgehen der Datenerhebung und Auswertung erläutert.
Kapitel 4 analysiert die Studierendenproteste in Wien und Augsburg, beginnend mit der Darstellung des Verlaufs, der Organisation und der Forderungen der Proteste in Wien. Danach werden die Studierendenproteste in Augsburg im Detail beschrieben und die Motive und Beweggründe der Protestierenden beleuchtet.
Kapitel 4.3 analysiert die Diffusion der Protestwelle zwischen Wien und Augsburg unter Berücksichtigung der Gemeinsamkeiten, Diffusionswege und der zeitlichen Abfolge der Proteste.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit befasst sich mit den Themen #unibrennt-Bewegung, Studierendenproteste, soziale Bewegungen, Protestformen, Diffusion, Framing, Collective Identity, Wien, Augsburg, Universität, Bildungspolitik, Leistungsdruck, Studiengebühren, Österreich, Deutschland.
- Citar trabajo
- Corinna Höckesfeld (Autor), 2014, Die #unibrennt-Bewegung. Diffusion einer Protestwelle in Wien und Augsburg, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370117