Das 19. Jahrhundert ging mit einer Auswanderungswelle aus Deutschland einher. Das einzige Transportmittel, das in diesem Jahrhundert eine Reise nach Amerika ermöglichte, war das Schiff. So nahmen zahllose Auswanderer die wochen-, teilweise auch monatelangen Schiffsreisen auf sich, um ein neues Leben beginnen zu können. Die Zustände auf den Schiffen waren teilweise menschenunwürdig, besonders für jene Passagiere, die sich keine teuren Kajüten leisten konnten und in den Zwischendecks der Schiffe mitsegeln mussten. Schiffbruch war ein Thema mit dem Reisende früher durchaus öfters konfrontiert wurden, als ihnen lieb war.
Zu Beginn der Arbeit wird eine genauere Betrachtung des Begriffs Auswanderung vorgenommen, da diese Thematik im Mittelpunkt des Papiers steht. Direkt im Anschluss widmet sich ein Kapitel den Auswanderern selbst. Es soll geklärt werden, wer die Menschen waren, die die gefährlichen und beschwerlichen Reisen auf sich nahmen und warum sie dies taten.
Bevor sich die Arbeit schließlich einzelnen Texten zuwendet, in denen die Überfahrten von auswandernden Personen thematisiert werden, werden mehrere wissenschaftliche Konzepte vorgestellt, mit denen sich derartige migrantische Atlantiküberfahrten charakterisieren lassen. Hier wird einerseits auf das Konzept der rite de passage, zu Deutsch Übergangsriten, von ARNOLD VAN GENNEP und andererseits auf die eng damit zusammenhängende Theorie der Liminalität von VICTOR TURNER zurückgegriffen. Auch wird kurz dargelegt, was der Begriff der Schwelle bei WALTER BENJAMIN bedeutet und welche Relevanz dieser für Überfahrten von Auswanderer hat.
Im letzten und gleichzeitig zentralen Kapitel der Arbeit werden verschiedene Primärtexte, die sich mit deutschen Auswanderern beschäftigen hinsichtlich deren Überfahrten analysiert. Besonders wird darauf Acht gegeben, ob sich in den Texten Momente herauskristallisieren lassen, auf welche sich die Konzepte von van Gennep, Turner und Benjamin umlegen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die deutsche Auswanderung nach Amerika
- 1.1. Begriffsdefinition: Migration - Auswanderung - Einwanderung
- 1.2. Gründe für die Auswanderung
- 2. Die Auswanderer
- 3. Kulturwissenschaftliche Konzepte zu Übergängen und Schwellenerfahrungen
- 3.1. Die Überfahrt als Übergang nach Arnold van Gennep
- 3.2. Victor Turner und die Begriffe Liminalität und Communitas
- 3.3. Der Begriff der Schwelle bei Walter Benjamin
- 4. Die Überfahrt von Auswanderern in der deutschen Literatur
- 4.1. Friedrich Gerstäcker - Der deutschen Auswanderer Fahrten und Schicksale
- 4.1.1. Der Autor und der Roman
- 4.1.2. Relevante Szenen im Text
- 4.2. Gerd Fuchs - Die Auswanderer
- 4.2.1. Der Autor und der Roman
- 4.2.2. Relevante Stellen
- 4.3. Weitere Texte
- 4.3.1. Talvj Die Auswanderer
- 4.3.2. Johannes Gaukel - Im Zwischendeck
- 4.3.3. Robert Louis Stevenson - The Amateur Immigrant
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der deutschen Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts und analysiert die Seereise als Schwellenerfahrung in der deutschen Literatur. Die Arbeit untersucht die Beweggründe für die Auswanderung, die Bedingungen der Seereisen und die Darstellung dieser Erfahrungen in literarischen Texten.
- Die deutsche Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert
- Die Überfahrt als Schwellenerfahrung
- Kulturwissenschaftliche Konzepte zu Übergängen und Schwellenerfahrungen
- Darstellung der Seereisen in der deutschen Literatur
- Analyse literarischer Texte von Friedrich Gerstäcker, Gerd Fuchs, Talvj, Johannes Gaukel und Robert Louis Stevenson
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der deutschen Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert vor und skizziert die Thematik der Seereisen als Schwellenerfahrung. Das erste Kapitel definiert die Begriffe Migration, Auswanderung und Einwanderung und erläutert die Beweggründe für die Auswanderung nach Amerika. Im zweiten Kapitel werden die Auswanderer selbst näher beleuchtet. Das dritte Kapitel präsentiert relevante kulturwissenschaftliche Konzepte, die sich mit Übergängen und Schwellenerfahrungen befassen, wie z.B. Arnold van Genneps "Rituelle Übergangsformen", Victor Turners "Liminalität und Communitas" und Walter Benjamins "Schwellenbegriff". Das vierte Kapitel analysiert verschiedene Primärtexte, die die Seereisen von deutschen Auswanderern thematisieren, unter Berücksichtigung der zuvor vorgestellten Konzepte.
Schlüsselwörter
Auswanderung, Seereise, Schwellenerfahrung, Migration, Liminalität, Communitas, Übergangsriten, deutsche Literatur, Friedrich Gerstäcker, Gerd Fuchs, Talvj, Johannes Gaukel, Robert Louis Stevenson.
- Arbeit zitieren
- Julian Moosbrugger (Autor:in), 2017, Seereisen deutscher Auswanderer im 19. Jahrhundert. Die Überfahrt als Schwellenerfahrung in der deutschen Literatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370198