Die Übersetzung des Romans "To Kill a Mockingbird" von Harper Lee


Seminararbeit, 2002

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Hauptteil
II.1. Der Schreibstil der Autorin
II.1.1. Metaphern und Vergleiche
II.1.2. Personifizierungen und Symbole
II.2. Die Erzählperspektive
II.2.1. Malapropismus
II.2.2. Allusionen
II.3. Sprachvarietäten
II.3.1. Black English
II.3.2. Andere Soziolekte/ Umgangssprache
II.3.3. Kindersprache/ Slang
II.4. Anredeformen
II.5. Realia
II.6. Der Titel

III. Schlusswort

IV. Literatur

I. Einleitung

Das Thema meiner Hausarbeit im Rahmen des Übersetzerseminars “Literarische Übersetzung” ist die Übersetzung des Romans To Kill a Mockingbird von Harper Lee.

Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, die deutsche Übersetzung mit dem englischen Original zu vergleichen und auf ihre Angemessenheit zu überprüfen. Ich habe daher für meine Untersuchung den übersetzungskritischen Ansatz gewählt.

Bei der Analyse der ausgesuchten Textauszüge bin ich in zwei Schritten vorgegangen.

Zunächst habe ich versucht, auf Besonderheiten des Romans und die sich daraus ergebenden Schwierigkeiten im Hinblick auf die Übersetzung aufmerksam zu machen. Anschließend habe ich die deutschen Lösungsvorschläge vor diesem Hintergrund analysiert und bewertet.

Zu den wichtigsten Aspekten, die bei der Übertragung des Buches in die Zielsprache zu beachten sind, habe ich den Schreibstil der Autorin ( Kapitel II.1. ), die Wiedergabe der Erzählperspektive ( Kapitel II.2. ) und die Verwendung von Sprachvarietäten ( Kapitel II.3. ) gezählt. Ebenso von Bedeutung schienen mir Anredeformen ( Kapitel II.4. ), Realia ( Kapitel II.5. ) und nicht zu vergessen der Titel ( Kapitel II.6. ).

Auf der Grundlage dieser einzelnen Kapitel habe ich darüber hinaus versucht, der Frage nachzugehen, wie die Übersetzerin mit der engen Einbettung des Romans an eine bestimmte Zeit und vor allem an eine bestimmte Kultur umgegangen ist. Denn sowohl die Thematik als auch die Atmosphäre sind untrennbar verbunden mit der amerikanischen Kultur, genauer gesagt der der Südstaaten. Dies durch eine Übersetzung für eine andere Kultur verständlich zu vermitteln, ohne dass an Authentizität verloren geht, war sicherlich keine leichte Aufgabe, auf jeden Fall aber eine Herausforderung.

II. Hauptteil

II.1. Der Schreibstil der Autorin

Harper Lees Schreibstil ist durch sehr unterschiedliche Merkmale gekennzeichnet. So ist einer der wichtigsten Einflüsse, der sich in ihrer Schreibweise bemerkbar macht, der sog. Realismus. Die Sprache in To Kill a Mockingbird ist klar und präzise, d.h. Menschen, Orte und Gegenstände werden detailliert und möglichst ”realistisch“ beschrieben. Die wohlorganisierte Struktur des Romans und die häufige Verwendung von Vokabular aus dem Bereich der Rechtswissenschaften verraten zudem den juristischen Hintergrund der Autorin.

Darüber hinaus zeichnet sich Harper Lees Schreibstil aber vor allem durch den Gebrauch verschiedener Stilmittel aus. Dazu zählen in erster Linie Metaphern und Vergleiche, die ihrer Art und Weise zu schreiben eine gewisse Lebendigkeit verleihen. Personifizierungen und der Einsatz von Symbolen, die besonders im Hinblick auf die Handlung von großer Bedeutung sind, sowie Malapropismus und Allusionen ( s. Kapitel 2.2. ) tragen ebenso dazu bei. Im folgenden habe ich mich daher auf die erstgenannten Stilmittel konzentriert, da diese meiner Meinung nach den größeren Einfluss auf den charakteristischen Stil der Autorin haben.

II.1.1. Vergleiche und Metaphern

Der folgende Vergleich entstammt der Charakterisierung Calpurnias, der schwarzen Köchin und Hausangestellten der Familie Fink:

“ ... ; her hand was wide as a bed slat and twice as hard.“ ( Lee, 97, S. 6 )

Die deutsche Übersetzung lautet:

“Ihre Hand war so breit wie eine Bettlatte und doppelt so hart.“ ( Lee, 2000, S. 15 )

Hierbei handelt es sich um eine wörtliche Übersetzung des Vergleichs aus der Ausgangssprache. Die Übersetzerin hat denselben Gegenstand gewählt um Calpurnias Hand, die die Strenge der Hausangestellten verrät, zu beschreiben. Dadurch wird die sprachliche Originalität der Autorin gewahrt.

In einer der Gerichtszenen wird Atticus’ Vorgehensweise bei der Befragung eines Zeugen

Durch folgende Metapher beschrieben:

„... it seemed to me that he’d gone frog sticking without a light”. ( S. 195 )

In der Übersetzung heißt es:

“... mir kam es vor, als sei er ohne Licht auf die Froschjagd gegangen.“ ( S. 285 )

Ähnlich wie bei der Übersetzung der Vergleiche wurde hier dasselbe Bild aus dem Englischen ins Deutsche übernommen, um den Eindruck, den die Erzählerin von Atticus Taktik bei der Befragung hat, wiederzugeben. Wieder ist die Strategie der Übersetzerin sinnvoll, denn auch der deutsche Leser kann sich vorstellen, dass jemand, der ohne Licht auf die Froschjagd geht, nur unzureichend für sein Vorhaben ausgerüstet ist. Der Eindruck, dass Atticus sich scheinbar nicht genügend vorbereitet hat, wird im Deutschen daher genauso deutlich. Darüber hinaus bleibt auch hier der charakteristische Stil der Autorin erhalten.

II.1.2. Personifizierungen und Symbole

Die von Harper Lee häufig verwendeten Personifizierungen haben zwei Funktionen. Zum einen unterstreichen sie die kindliche Erzählperspektive ( s. Kapitel II.2 ). Zum anderen heben sie den Symbolcharakter vieler im Buch beschriebener Gegenstände oder Orte hervor. Beispiele hierfür finden sich in der Beschreibung des benachbarten Radley Grundstücks, in der es u.a. heißt:

”The remains of a picket drunkenly guarded the front yard - …” ( S. 9 )

Die Übersetzung dieses Satzes lautet:

“Die Überreste eines betrunken schwankenden Lattenzauns schützten den verwahrlosten Vorplatz, ...“ ( S. 19 )

Die Personifizierung wird hier eindeutig aus der Ausgangssprache übernommen. Der Zustand der Betrunkenheit, der normalerweise nur mit Menschen in Verbindung gebracht wird, wird auf ein Objekt, nämlich auf den Lattenzaun bzw. auf seine Überreste übertragen. An einer anderen Stelle heißt es in der Originalversion:

“The old house was the same, droopy and sick, …” ( S. 16 )

Übersetzt wurde dies mit:

“Das alte Haus stand unverändert da, brüchig und hinfällig.” ( S. 28 )

In diesem Fall wurde im Deutschen keine Personifizierung verwendet, denn die Adjektive

”brüchig” und ”hinfällig” werden im Gegensatz zu “droopy and sick“ üblicherweise nicht im Zusammenhang mit Personen, sondern bei der Beschreibung von Gebäuden benutzt. Dies scheint daher nicht weiter ins Gewicht zu fallen, da es sich im englischen Ausgangstext ja tatsächlich um die Beschreibung eines Gebäudes bzw. eines Grundstücks handelt und nicht um die eines Menschen. Der deutsche Leser kann sich den Zustand, in dem sich das Haus befindet, also durchaus vorstellen. Dennoch geht bei dieser Übersetzung etwas verloren. Denn bei der Beschreibung des Radley Grundstücks handelt es sich ebenso um eine indirekte Charakterisierung seiner Bewohner. “The Radley house with its closed doors and shutters and austere front represents the privacy and isolation and unfriendliness of the Radley family.” ( Sims, 2000, S. 65 ) Genau das wird in der Originalversion durch die verwendete Personifizierung erzielt. In der deutschen Übersetzung hingegen geht dieser Effekt in diesem Fall verloren.

II.2. Die Erzählperspektive

Bei der Erzählperspektive handelt es sich um eine erlebnisbetonte Ich-Erzählung im Rückblick. In diesem Fall bedeutet das, dass die mittlerweile erwachsene Erzählerin Scout Finch, eine der Hauptfiguren in To Kill a Mockingbird, auf sich selbst als Kind zurückschaut, d.h. sich wieder in ihre Kindheit hineinversetzt. Im Vordergrund steht dabei eher wie sie die Geschichte erlebt und weniger was im Einzelnen geschieht. Scout schildert die Ereignisse aus ihrer damaligen Perspektive, die durch Naivität und Unschuld gekennzeichnet ist. Einerseits weiß der ( erwachsene ) Leser daher oft mehr als die Erzählerin und versteht deshalb das Verhalten der einzelnen Figuren besser. Andererseits verfügt Scout über ein besonderes Wissen, dass selbst der erwachsene Leser nicht unbedingt hat und zwar vor allem wenn er nicht aus dem Kulturkreis stammt, in dem der Roman angesiedelt ist. So lässt sie neben der Erzählung der Geschichte immer wieder ihre Kenntnisse in Form von Anspielungen sowohl über die Geschichte und Literatur der USA als auch die typische Lebens- und Denkweise der Südstaatler einfließen. Gleichzeitig

[...]

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Die Übersetzung des Romans "To Kill a Mockingbird" von Harper Lee
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Anglistik, Amerikanistik und Anglophonie)
Veranstaltung
Übersetzerseminar: "Literarische Übersetzung"
Note
2,3
Autor
Jahr
2002
Seiten
20
Katalognummer
V37036
ISBN (eBook)
9783638365000
ISBN (Buch)
9783638943321
Dateigröße
1346 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Romans, Kill, Mockingbird, Harper, Literarische
Arbeit zitieren
Diplomübersetzerin Helena Schneider (Autor:in), 2002, Die Übersetzung des Romans "To Kill a Mockingbird" von Harper Lee, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37036

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Übersetzung des Romans "To Kill a Mockingbird" von Harper Lee



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden