In rund 35 Jahren literarischer Aktivität hat Walser mehr als 2000 Prosatexte mit einem Umfang von einer halben bis zu etwa sechs Seiten geschrieben. Sie machen etwa vier Fünftel seines Gesamtwerkes aus und wurden lange literarisch unterschätzt. Die Fülle der Stellen, in denen Liebe unmittelbar oder mittelbar auftritt, lässt bereits ahnen, dass dem Motiv nicht nur quantitativ eine Bedeutung zukommen kann. Walsers Prosastücke erlauben durch ihre doppelte fragmentarische Struktur in besonderer Weise „einen mehrfachen Sinn des Ichs“ und ermöglichen dadurch Zugang zu verschiedenen, potentiell auch widersprüchlichen Liebesentwürfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Herleitung und Relevanz des Themas
- Zur Methode
- Stand der Forschung und Edition
- „Die Frage, ob er [Robert Walser] jemals eine Liebesbeziehung gehabt habe, verneint der Patient kategorisch.“ – Robert Walser: der Beziehungslose?
- „Zwischen mir und Ihnen liegt eine Welt.“ – Über den Briefwechsel mit Flora Ackeret
- „Ich küsse Ihnen [...] den Saum Ihres entzückenden Unterhöschens“ – Über den Briefwechsel mit Frieda Mermet
- „An das Mädchen im Rheinland“ – Über den Briefwechsel mit Therese Breitbach
- „Was ist Geliebtsein und Beliebtsein gegen dieses blühende holdselige Wunder: selber lieben?“ - Motivanalyse
- „[…] nur wer liebt, ist lebendig.“ – Über den Mythos der Liebe, seine Anfänge und Enden und das, was über ihn hinaus geht
- „Seine Brust kam ihm durchbohrt vor.“ - Verliebtheit
- „Liebe macht mich groß; und geliebt und begehrt sein, macht mich klein.“ - Über die Spezifika des walserschen Liebesmotivs
- „Was ein Mädchen für eine Macht hat, hätte ich nie vorher gedacht.“ - Von der „Kindlichkeit des Mannes und dem Paradoxon des Klein- und Großseins…
- „Herrlich war's, wie sie einander nun vor Liebe beinahe aßen.“ – Über das Begehren, dass sich selbst begehrt
- „Mich drängt es, eine andere kennen zu lernen, um sie auf entzückende Art zu betrügen, [...]“ – Liebhabereien und Schweinereien
- „Meiner Meinung nach kann nämlich Erotik immer noch zu ein wenig Idealität erziehen.“ - Sexualität
- „Wie mich danach verlangt, Sie anzusehen, Sie in der Nähe zu haben; [...]“ Sexuelles Verlangen und sexuelle Handlungen
- „[...] und das Ergebnis dieser reizenden Begegnung ist ein langer, heißer, wilder, süßer, herrlicher Kuss, an dessen Wonne die beiden zu sterben wünschen.“ – Der Kuss als „Medium des Unsagbaren“ und der Liebesbedürftigkeit des Menschen
- „[...] ich packte zu und griff an und erwies mich in jeder Art Reiberei als Meister.“ - Über den Geschlechtsakt
- „Vielleicht sollt‘ ich ihn lieber nie gelesen haben, bekenne mich aber gern zur Tatsache.“ - Masochismus in der Kurzprosa Robert Walsers
- „Ob’s ihr nun paßt oder nicht. Die Emporgehobene muß sich dem Untergebenen fügen.“- Die entmachtete Herrscherin als walsereskes Charakteristikum masochistisch strukturierter Liebesbeziehungen
- Fetisch
- „Ihre Schuhe sind nicht besonders wundervoll.“
- „Wenn du zum Weibe gehst, so nimm die Peitsche mit.“- Peitschen und Pelze
- „Ja, Grün ist – Leben, Grün ist Lieben.“ – Dimensionen der Liebe (Raum, Zeit, Farbe)
- „Das blühende holdselige Wunder“ – Religiosität im Liebes-Motiv
- Fazit - „Der Rest heißt Behagen. Bekanntlich schweigt ja, was glücklich ist.“
- Walsers einzigartige Perspektive auf Liebe und Beziehungsdynamiken
- Die Rolle der Selbstreflexion und des „Selber Liebens“ in Walsers Werk
- Die Ambivalenz von Liebe, Begehren und Sexualität in Walsers Prosastücken
- Die Verwendung von Motiven und literarischen Techniken zur Darstellung der Liebe
- Walsers Auseinandersetzung mit klassischen Liebeskonzepten und gesellschaftlichen Normen
- **Einleitung:** Dieses Kapitel führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Relevanz des Motivs der Liebe in Walsers Werk. Es beleuchtet die unterschiedlichen Facetten der Liebe und deren Darstellung in der Literatur.
- **„Die Frage, ob er [Robert Walser] jemals eine Liebesbeziehung gehabt habe, verneint der Patient kategorisch.“ – Robert Walser: der Beziehungslose?:** Dieses Kapitel untersucht Walsers Briefwechsel mit verschiedenen Frauen und analysiert dessen Aussagen über Liebe und Beziehungen. Es stellt die Frage, ob Walser selbst eine Vorstellung von Liebe hatte und wie er sie in seinen Briefen zum Ausdruck brachte.
- **„Was ist Geliebtsein und Beliebtsein gegen dieses blühende holdselige Wunder: selber lieben?“ - Motivanalyse:** Dieser Abschnitt beleuchtet das Motiv der Liebe in Walsers Prosastücken und erforscht seine unterschiedlichen Aspekte. Er untersucht Themen wie Verliebtheit, Begehren, Sexualität, Masochismus und die Rolle des „Selber Liebens“ in Walsers Werk.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit analysiert das Motiv der Liebe in ausgewählten Prosastücken Robert Walsers, um zu erforschen, wie Walser die Liebe und ihre verschiedenen Ausprägungen literarisch darstellt. Die Arbeit konzentriert sich insbesondere auf die komplexen und oft widersprüchlichen Aspekte von Liebe, Begehren, Sexualität und Selbstfindung in Walsers Werk. Die wichtigsten Themen der Arbeit lassen sich wie folgt zusammenfassen:Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Robert Walser, Liebe, Motiv, Motivanalyse, Prosastücke, Briefwechsel, Beziehungsdynamiken, Selbstreflexion, Begehren, Sexualität, Masochismus, "Selber Lieben", literarische Techniken, gesellschaftliche Normen, "amour passion".
Excerpt out of 128 pages
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- Katharina Terhaag (Author), 2011, Das Motiv der Liebe in Prosastücken von Robert Walser, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/370435